Alles im Bild: Viktor von Trutzens erster Fall
Von Marion L. Becker
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Alles im Bild - Marion L. Becker
Marion L. Becker
Alles im Bild
Viktor von Trutzens erster Fall
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VerlagslogoInhaltsverzeichnis
Titel
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Impressum
Alles im Bild
„Noch ein wenig höher. Nein, nicht rechts, links. Ja, so ist es gut!"
Viktor trat zufrieden einen Schritt zurück und betrachtete das Ergebnis seiner Anweisungen. Gutmütig hielt der dickbauchige Hauswart mit rotgefrorenen Wangen das glänzende Messingschild an der Position und wartete geduldig auf die Anweisung, dass er es endlich anschrauben durfte. Mittlerweile hatte sich eine kleine Ansammlung von rotznasigen Gassenjungen zusammengerottet, die feixend den Anweisungen folgten und den aufgeregten jungen Mann imitierten und nachäfften indem sie dem Hauswart weitere Ansagen zuriefen.
„Nene, Paule, mach hinne, so wird das nüschte."
„Pass doch uff, du machst Tappen uff dit Schild. Musste jleich widda polieren!"
Johlend schlugen sie die Hände auf die Schenkel was den jungen Mann sichtlich nervös machte. Lediglich „Paule, den Hauswart, interessierte das alles nicht. Er murmelte nur leise zwischen den Zähnen, in denen eine kleine Pfeife hing: „Saubande.
Endlich hing das Schild. Unter dem Gekicher der Straßenkinder wischte der Hauswart noch einmal mit seiner blauen Schürze über das Metall und trat dann zur Seite.
Auskunftsbureau Viktor von Trutzen
Amerikanischer Standard garantiert!
Viktor stellte sich vor das Schild, steckte die kalten Hände in die Jackentaschen und las zufrieden. Endlich. Das kleine Büro am Spittelmarkt war sein ganzer Stolz und seine ganze Hoffnung.
„So, das müsste halten, Herr von Trutzen." Der Hauswart kratzte sich am Hinterkopf und wischte erwartungsvoll die Hände an der Schürze ab.
Viktor schaute auf das Schild und lachte. „Na hoffentlich. Danke schön. Das macht sich trefflich."
Der Hauswart nickte und rieb erneut die Hände an den Seitennähten seiner Hose.
Viktor begriff. Mit klammen Händen kramte er in seinen Taschen und ertastete endlich einige harte Münzen zwischen dem zerrissenen Innenfutter. Ein kurzer Blick in die hohle Hand, dann reichte er dem Hauswart eine davon.
„Danke nochmals. Habe gerade nicht mehr bei mir … bei Gelegenheit."
Der etwas abschätzige Blick des Mannes ließ ihn verschämt verstummen. Vermutlich hielt der Hauswart ihn nun für einen Geizkragen. Wenn der wüsste, dass Viktor ihm eben seine letzten Münzen gegeben hatte, mit denen er eigentlich eine Frühstücksschrippe kaufen wollte. Wie im Protest grummelte auch gleich sein Magen. Denn Tatsache war: Viktor war pleite. Die Miete des kleinen Büros, das Schild, die Möblierung sowie einige anderen kleineren Anschaffungen hatten den letzten Sparpfennig aufgefressen. Ohne seine goldene Uhr wäre all das nicht möglich gewesen. Einst hatte er sie vom Vater zur Konfirmation erhalten, nun lag sie im Pfandhaus, vermutlich auf immer verloren. Aber er bereute es nicht. Alles auf eine Karte. An ein Scheitern durfte er nicht denken. Wenn es nur um ihn ginge, dann würde er sich keine Sorgen machen. Er könnte sich schon durchschlagen. Aber Ria und die Mutter, für die beiden wäre es eine Katastrophe. Viktor schüttelte sich kurz. Es musste einfach klappen.
Der Hauswart ging zurück in das Haus, die Gassenkinder zerstreuten sich und auch Viktor begab sich wieder in sein neues, noch eiskaltes Büro. Kohlen konnte er sich vorerst keine leisten. Hoffentlich wurden die Tage bald ein wenig wärmer, so dass er zumindest die Kunden empfangen konnte, ohne dass sie festfroren. Wenn denn Kunden kamen.
Und sie kamen. Langsamer als erhofft, doch sie kamen. Nichts Aufregendes, aber das hatte Viktor auch nicht erwartet. Das war in New York nicht anders gewesen. Auch dort waren es zumeist