Du bedeutest mit doch alles!: Fürstenkrone 269 – Adelsroman
Von Christina Clasen
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Prinzessin Felicitas' Blick war traurig auf die Zimmerdecke des einstmals so herrlichen Besuchersalons gerichtet. Hier hatten ihre Eltern, das Fürstenpaar von Maringen, Gäste empfangen und gelegentlich zu einem Bridgeabend eingeladen. Doch nun wies der Stuck unübersehbare Schäden auf, und der Putz bröckelte von der Decke. Die wertvollen alten Möbelstücke waren bereits vor Jahren abgedeckt worden, so daß der Salon unpersönlich und fremd wirkte. »Ja, da wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, als demnächst einen Stuckateur zu beauftragen, Durchlaucht«, bemerkte Gustav, der Hausmeister, mit gerunzelter Stirn. »Sonst fällt wirklich noch die ganze Decke runter.« Einen Verwalter gab es schon lange nicht mehr auf Schloß Maringen, von dem früheren Personal waren lediglich der ehemalige Gärtner Gustav und seine Frau Hermine geblieben, die für Ordnung in den wenigen noch benutzten Räumen des Schlosses sorgte und auch für die Prinzessin kochte. »Wenn das so einfach wäre.« Felicitas, die von allen nur liebevoll Fee genannt wurde, seufzte tief. »Sie wissen doch, daß mein Gehalt gerade reicht, um den Unterhalt für Schloß Maringen aufzubringen. Für Reparaturen bleibt da leider nichts übrig.« Achselzuckend und mit bedauernder Miene schloß Gustav die Tür des Salons wieder. »Schade um das alte Bauwerk, aber da läßt sich dann wohl nichts machen.« Gedankenverloren blickte Fee dem alten Mann nach, wie er mit gebeugtem Rücken den langen Gang hinunterhumpelte, um in den Räumen des Erdgeschosses nach dem Rechten zu sehen. Das tat er jeden Tag mit der gleichen Willenskraft, obwohl er unter Rheuma litt. Die Prinzessin war dankbar, daß er und Hermine geblieben waren, obwohl sie nun viel weniger verdienten als damals. »Damals…«, sagte Fee leise, und ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre schön geschwungenen Lippen. Sie hatte eine wunderschöne Kindheit genossen, und als einziges Kind des Fürstenpaares war sie nach Strich und Faden verwöhnt worden.
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Buchvorschau
Du bedeutest mit doch alles! - Christina Clasen
Fürstenkrone
– 269 –
Du bedeutest mit doch alles!
Unveröffentlichter Roman
Christina Clasen
Prinzessin Felicitas’ Blick war traurig auf die Zimmerdecke des einstmals so herrlichen Besuchersalons gerichtet. Hier hatten ihre Eltern, das Fürstenpaar von Maringen, Gäste empfangen und gelegentlich zu einem Bridgeabend eingeladen.
Doch nun wies der Stuck unübersehbare Schäden auf, und der Putz bröckelte von der Decke. Die wertvollen alten Möbelstücke waren bereits vor Jahren abgedeckt worden, so daß der Salon unpersönlich und fremd wirkte.
»Ja, da wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, als demnächst einen Stuckateur zu beauftragen, Durchlaucht«, bemerkte Gustav, der Hausmeister, mit gerunzelter Stirn. »Sonst fällt wirklich noch die ganze Decke runter.«
Einen Verwalter gab es schon lange nicht mehr auf Schloß Maringen, von dem früheren Personal waren lediglich der ehemalige Gärtner Gustav und seine Frau Hermine geblieben, die für Ordnung in den wenigen noch benutzten Räumen des Schlosses sorgte und auch für die Prinzessin kochte.
»Wenn das so einfach wäre.« Felicitas, die von allen nur liebevoll Fee genannt wurde, seufzte tief. »Sie wissen doch, daß mein Gehalt gerade reicht, um den Unterhalt für Schloß Maringen aufzubringen. Für Reparaturen bleibt da leider nichts übrig.«
Achselzuckend und mit bedauernder Miene schloß Gustav die Tür des Salons wieder.
»Schade um das alte Bauwerk, aber da läßt sich dann wohl nichts machen.«
Gedankenverloren blickte Fee dem alten Mann nach, wie er mit gebeugtem Rücken den langen Gang hinunterhumpelte, um in den Räumen des Erdgeschosses nach dem Rechten zu sehen. Das tat er jeden Tag mit der gleichen Willenskraft, obwohl er unter Rheuma litt.
Die Prinzessin war dankbar, daß er und Hermine geblieben waren, obwohl sie nun viel weniger verdienten als damals.
»Damals…«, sagte Fee leise, und ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre schön geschwungenen Lippen. Sie hatte eine wunderschöne Kindheit genossen, und als einziges Kind des Fürstenpaares war sie nach Strich und Faden verwöhnt worden.
Während Fee langsam die breite Tür zum Festsaal passierte, dachte sie an die Bälle, die ihre Eltern einst gegeben hatte. Als Kind hatte sie manchmal einen heimlichen Blick auf die festlich gekleideten Ballgäste werfen dürfen und die Damen in ihren atemberaubend schönen Kleidern beneidet.
Sie erinnerte sich sogar noch an die Musik, die ein eigens engagiertes Orchester gespielt hatte: Meistens waren es Walzer gewesen, zu denen getanzt wurde.
Doch diese Zeit war längst vergangen. Vergessen waren die prachtvollen Bälle, das hochqualifizierte Personal und der Fuhrpark, der aus mehreren Limousinen, Mittelklasse- und Sportwagen bestanden hatte.
Als Fee neunzehn Jahre alt war, bekam sie in ihrem Schweizer Internat überraschend die Nachricht, daß ihr Vater, Fürst Konstantin, einen Herzanfall erlitten habe. Sofort war Fee nach Hause gefahren, doch sie war zu spät gekommen. Der Fürst war wenige Stunden zuvor gestorben, ohne daß seine Tochter von ihm Abschied nehmen konnte.
Nicht nur die Prinzessin, sondern auch Fürstin Edith waren untröstlich gewesen, hatten versucht, sich in dieser schweren Zeit gegenseitig zu stützen. Edith hatte ihren Mann aus Liebe geheiratet, und vor Kummer über seinen Tod wurde auch sie bald krank.
Hinzu kamen die ersten finanziellen Schwierigkeiten.
Konstantin hatte zwar Frau und Tochter all seine Besitztümer vermacht, doch die bestanden bei näherer Betrachtung nur aus dem Familienbesitz und einigen brachliegenden Feldern.
Die Fürstin hatte sich nie um diese Dinge gekümmert, und als ihr der damalige Verwalter erklärte, daß kaum noch Bargeld vorhanden war, hatte Edith lediglich emotionslos abgewinkt. Nun, wo ihr Konstantin nicht mehr war, schien ihr alles egal zu sein.
Felicitas sah dem Verlauf der Dinge allerdings weniger gelassen zu. Sie hatte mittlerweile ein Studium begonnen und verbrachte so viel Zeit, wie sie erübrigen konnte, bei ihrer Mutter auf Schloß Maringen.
Schließlich konnte die Prinzessin Edith überreden, sich von einigen Autos und dem Ackerland zu trennen, um wenigstens die größten Löcher stopfen zu können. Trotzdem wurden die Schulden immer höher, und irgendwann gab es nichts mehr zu verkaufen. Sogar der kostbare Familienschmuck, den Felicitas eigentlich erben und einmal auf ihrer Hochzeit tragen sollte, wurde versteigert.
Inzwischen war es über zwei Jahre her, daß auch Fürstin Edith von Maringen das Zeitliche gesegnet hatte, und Fees Erbe bestand nur noch aus dem Schloß, das von Jahr zu Jahr mehr verfiel.
Am Sterbebett hatte Felicitas ihrer Mutter versprochen, niemals zuzulassen, daß auch noch der uralte Familiensitz unter den Hammer kam. Und so lebte die Prinzessin nun allein mit Gustav und Hermine in einigen der hohen Räume, die meisten der Salons und Zimmer waren abgeschlossen, damit Hermine nicht noch mehr Arbeit hatte.
Einen der kleinen Salons im Erdgeschoß benutzte Fee noch – es war der Lieblingssalon der Fürstin gewesen. In diesem Zimmer erinnerte nichts an den maroden Gesamtzustand des Schlosses, liebevoll hatte die Prinzessin hier all die Dinge zusammengetragen, die Edith zu Lebzeiten gern benutzt hatte.
Das silberne Teeservice stand nun in einer der barocken Glasvitrinen, ebenso wie die Figürchen aus feinem Porzellan, die Fürst Konstantin seiner Frau von seinen Reisen mitgebracht hatte.
Ohne recht zu wissen aus welchem Grund, betrat Felicitas den Salon und trat hinüber zu dem Kamin aus weißem Marmor, auf dessen Sims neben Fotografien der Familie zwei schwere Kerzenleuchter aus Messing ihren Platz gefunden hatten.
»Es tut mir so leid«, flüsterte Fee und nahm das Hochzeitsfoto ihrer Eltern auf. »Ich würde so gern Schloß Maringen behalten, aber ich fürchte, es wird nicht mehr lange dauern, bis mir kein Stein mehr davon gehört.«
Nur zögernd stellte die Prinzessin das Bild zurück auf den Sims, fast hatte es den Anschein, daß das Fürstenpaar ihr aufmunternd zulächelte.
Konstantin war höchst erfreut gewesen, als seine Tochter ihm seinerzeit erzählt hatte, daß sie nach der Internatszeit ein Studium beginnen wollte, während Edith überhaupt nichts davon gehalten hatte. Ihrer Meinung nach gehörte es sich für eine Prinzessin nicht zu arbeiten, statt dessen hatte sie ganz andere Pläne mit Fee.
Schon seit der Jugendzeit konnte sich die bildschöne Felicitas vor Verehrern kaum retten, und es würde ein Kinderspiel sein, einen ebenbürtigen jungen Mann zu finden, den Felicitas heiraten sollte.
Sie mußte bei diesem Gedanken unwillkürlich lächeln. Nein, auch in diesen Tagen dachte sie nicht ans Heiraten, sondern war froh, ihr Biologiestudium erfolgreich abgeschlossen zu haben. Mit ihren guten Noten war es ihr nicht schwergefallen, rasch eine Arbeit zu finden, und sie arbeitete gern in dem großen Forschungslabor.
Der Verdienst war für Durchschnittsbürger erstaunlich hoch, doch wenn man davon Wartung, Strom und Nebenkosten für ein riesiges Schloß und zudem die Gehälter für das Hausmeisterehepaar zu zahlen hatte, reichte das Geld nicht vorne und nicht hinten.
»Ach, Sie sind ja schon hier.« Hermine betrat mit einem Tablett den Salon, an dessen Kamin die Prinzessin noch immer gedankenverloren gelehnt stand. »Hat Gustav Ihnen die neuesten Schäden gezeigt?«
Fee nickte bekümmert. »Ja, es wird immer schlimmer mit dem Verfall. Aber woher soll ich das Geld für eine Sanierung nehmen?«
Hermine deckte den kleinen runden Tisch aus feinem Rosenholz. Die Teestunde war ein Relikt aus besseren Zeiten, und die Haushälterin ließ es sich nicht nehmen, täglich den