Und plötzlich war er Graf: Fürstenkrone 132 – Adelsroman
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Diabetes.« Arno Graf von Betigheim starrte seinen Freund und Arzt, Dr. Armin von Stein, fassungslos an. Er hatte ihn zu einem routinemäßigen Check-up aufgesucht, in dessen Verlauf er einige Kleinigkeiten, die ihm aufgefallen waren, zur Sprache bringen wollte. Keine echten Beschwerden, nur lächerliche Bagatellen wie häufiges Kribbeln in Händen und Füßen, übermäßiger Durst und Nachlassen des Sehvermögens. Er hatte wirklich nur nebenbei danach fragen wollen, denn für gewöhnlich sahen sie sich wesentlich häufiger als Freunde beim Schachspiel denn als Arzt und Patient. Mäßiges Essen, mäßiger Sport und einmal im Jahr eine Generaluntersuchung waren eigentlich in seinen Augen ausreichende Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge. Und nun das! »Tja, mein Lieber, du wirst ab heute wohl etwas sorgfältiger auf dich achten müssen als bisher. Aber keine Panik, der Fortschritt der medizinischen Wissenschaft auf diesem Gebiet ermöglicht dem Diabetiker ein weitgehend uneingeschränktes Leben.« Es folgte ein ausführlicher Vortrag über das Charakteristikum dieser Erkrankung, dem Graf Arno allerdings nur benommen folgen konnte, da er deren Bedeutung für sein Leben noch nicht in sein Bewußtsein gelassen hatte. Wie denn auch, schließlich hatte er es gerade erst erfahren. Er war zeit seines Lebens wirklich immer von recht stabiler Gesundheit gewesen. Natürlich war ihm bewußt, daß die meisten Organe um die Lebensmitte die ersten Schwachstellen aufwiesen, aber tief innen war er bis jetzt davon überzeugt, daß das bei ihm anders war. »Dein Blutzucker muß schon eine ganze Weile munter um die zweihundert getanzt haben. Und dir ist nichts aufgefallen? Wie zum Beispiel Müdigkeit, Abgeschlagenheit, häufiges Trinkbedürfnis?« Er blickte seinen Freund erwartungsvoll an, der aber nur dumpf den Kopf schüttelte. »Na, wie auch immer, wir werden das schon noch in den Griff bekommen«, meinte er ganz zuversichtlich und sah Arno, dessen abweisender Gesichtsausdruck ihm nicht gefiel, gleichzeitig etwas besorgt an.
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Rezensionen für Und plötzlich war er Graf
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Buchvorschau
Und plötzlich war er Graf - Sybille von Sydow
Fürstenkrone
– 132–
Und plötzlich war er Graf
Ein junger Student und eine neue Lebensperspektive ...
Sybille von Sydow
»Diabetes.«
Arno Graf von Betigheim starrte seinen Freund und Arzt, Dr. Armin von Stein, fassungslos an. Er hatte ihn zu einem routinemäßigen Check-up aufgesucht, in dessen Verlauf er einige Kleinigkeiten, die ihm aufgefallen waren, zur Sprache bringen wollte. Keine echten Beschwerden, nur lächerliche Bagatellen wie häufiges Kribbeln in Händen und Füßen, übermäßiger Durst und Nachlassen des Sehvermögens. Er hatte wirklich nur nebenbei danach fragen wollen, denn für gewöhnlich sahen sie sich wesentlich häufiger als Freunde beim Schachspiel denn als Arzt und Patient. Mäßiges Essen, mäßiger Sport und einmal im Jahr eine Generaluntersuchung waren eigentlich in seinen Augen ausreichende Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge. Und nun das!
»Tja, mein Lieber, du wirst ab heute wohl etwas sorgfältiger auf dich achten müssen als bisher. Aber keine Panik, der Fortschritt der medizinischen Wissenschaft auf diesem Gebiet ermöglicht dem Diabetiker ein weitgehend uneingeschränktes Leben.« Es folgte ein ausführlicher Vortrag über das Charakteristikum dieser Erkrankung, dem Graf Arno allerdings nur benommen folgen konnte, da er deren Bedeutung für sein Leben noch nicht in sein Bewußtsein gelassen hatte. Wie denn auch, schließlich hatte er es gerade erst erfahren.
Er war zeit seines Lebens wirklich immer von recht stabiler Gesundheit gewesen. Natürlich war ihm bewußt, daß die meisten Organe um die Lebensmitte die ersten Schwachstellen aufwiesen, aber tief innen war er bis jetzt davon überzeugt, daß das bei ihm anders war.
»Dein Blutzucker muß schon eine ganze Weile munter um die zweihundert getanzt haben. Und dir ist nichts aufgefallen? Wie zum Beispiel Müdigkeit, Abgeschlagenheit, häufiges Trinkbedürfnis?« Er blickte seinen Freund erwartungsvoll an, der aber nur dumpf den Kopf schüttelte.
»Na, wie auch immer, wir werden das schon noch in den Griff bekommen«, meinte er ganz zuversichtlich und sah Arno, dessen abweisender Gesichtsausdruck ihm nicht gefiel, gleichzeitig etwas besorgt an.
Als Arno einige Zeit später die Praxis verließ, ausgestattet mit einem Blutzuckermeßgerät und zahlreichen Verhaltensmaßregeln, an die er sich würde gewöhnen müssen, war er immer noch wie vor den Kopf gestoßen. Armin hatte keinen Zweifel daran gelassen, daß es sich um eine sehr ernste Erkrankung handelte, die sein Leben zwar nicht beenden, aber doch geringfügig ändern würde. Er hatte ganz plötzlich das sichere Gefühl, als wäre ihm erst jetzt, was seinen Körper betraf, die Unbekümmertheit der Jugend genommen worden.
*
Im roten Salon von Schloß Betigheim verbreitete das Geräusch der Stricknadeln, die Wally klickend aneinander schlug, während sie eine blaue Strickweste mit Zopfmuster der Vollendung zuführte, eine Atmosphäre trauter Häuslichkeit. Gräfin Maja von Betigheim saß mit hochgezogenen Beinen tief in ihren Lieblingssessel gekuschelt und verfolgte aufmerksam eine Reportage über die Urwälder am Amazonas, wobei ihre knochigen Finger unermüdlich den weichen Bauch der graugetigerten Katze kraulten, die sich mit ihr die breite Sitzfläche des Sessels teilte. Das Schnurren der Katze und das Klappern der Stricknadeln schienen zusammenzugehören. Kein Fremder, der diese beiden Frauen so entspannt zusammensitzen sah, hätte sie für Herrin und Bedienstete gehalten. Wally nahm schon so lange aktiv am Leben der gräflichen Familie teil, daß sie den Status einer Angestellten bereits vor Jahren überwunden hatte und zum Familienmitglied avanciert war. Nur die Verteilung der Pflichten ließ die ursprüngliche Rollenverteilung noch heute erkennen, und ebenso eisern hielt Wally an der althergebrachten Anrede fest. Alle anderen Vertrautheiten hatte sie im Laufe der Jahre dankbar zugelassen. Sie gehörte so lange und so unauflöslich zu dieser Gemeinschaft von Mutter und Sohn, daß sie sich inzwischen keinen anderen Platz mehr auf dieser Welt denken konnte, an dem sie hätte leben wollen.
Damals, als sie hierher gekommen war, war das anders gewesen. Ihr Leben schien ihr klar vorgezeichnet zu sein, und sie hatte feste Vorstellungen davon. Sie war mit einem jungen Mann verlobt, einem Kraftfahrzeugmechanik er, der, wenn er seinen Dienst an Volk und Vaterland hinter sich hatte, im Norden eine Reparaturwerkstatt für Automobile eröffnen wollte. Wally hatte vor, bei diesem Unternehmen Haushalt und Buchhaltung zu übernehmen. Sie war gelernte Hauswirtschafterin und fühlte sich dem gewachsen. Außerdem hatte sie immer nach Herausforderungen gesucht. Gerade als sie sich nach einer Übungstätigkeit für die Zeit seines Dienstes bei der Wehrmacht umsah, wurde ihr die Stellung einer Hauswirtschafterin im Haushalt des Grafen von Betigheim angeboten. Es schien ihr die ideale Aufgabe zur Überbrückung bis zur Verwirklichung ihrer eigenen Pläne zu sein. Also nahm sie an und fühlte sich vom ersten Tage an im Schloß wohl.
Das gräfliche Paar war noch nicht lange verheiratet und die junge Maja bereits schwanger. Da die Schwangerschaft sich komplizierter gestaltete und sie sehr mitnahm, war sie froh, viele Verantwortlichkeiten des Haushaltes in Wallys Hände legen zu können, die diese freudig annahm und erfüllte. Aus den ursprünglich von Wally veranschlagten Monaten im gräflichen Haushalt wurden durch die Umstände des Krieges Jahre. Jahre, in denen die junge Gräfin zwei Fehlgeburten und eine Totgeburt erlitt und Wallys Verlobter nichts mehr von sich hören ließ. Später erfuhr sie über seine Mutter, daß er offiziell als ›in den Wirren des Krieges verschollen‹ galt. Sie hoffte noch eine lange Weile, begrub dann ihre Pläne endgültig und war froh, eine so gute Stellung zu haben, mit der sie sich mehr und mehr identifizierte.
Da Maja zäh und entschlossen war, gelang es ihr schließlich doch noch, einen gesunden Sohn und Erben zur Welt zu bringen. Arno. Er blieb ihr einziges Kind. Um Arnos Wohl und Werdegang bemühten sich Maja und Wally in gleichem Maße übertrieben, während der Vater sich aus den Angelegenheiten um das Kind weitgehend heraushielt. Nicht etwa aus Desinteresse, sondern erstens, weil das zu dieser Zeit so üblich war, und zweitens, weil das Wesen, das die beiden Frauen um den kleinen Stammhalter machten, an seinen Nerven zerrte. An Liebe für seinen Sohn mangelte es ihm nicht. Zuerst traten Maja und Wally als Konkurrentinnen an, wobei die Mutter am längeren Hebel saß, aber auch Wally aus ihrer untergeordneten Position zu manch raffiniertem Schachzug fähig war. Später wuchsen sie erstaunlicherweise in ihrer Sorge und Liebe um das Kind zu einem festen, unerschütterlichen Schutzwall zusammen, der für Arno einen sicheren Hort vor der Welt bildete. Einer Welt, die ihm keineswegs feindlich gesinnt war, denn schließlich gehörte er bereits durch seine Geburt einem privilegierten Stand an. Er war ein ruhiges, verständiges Kind, das die Bedeutung, die es im Leben der es umgebenden Personen einnahm, als selbstverständlich hinnahm. Die Zeit seiner Grundschuljahre verbrachte er auf Drängen seiner Mutter mit einem Hauslehrer im Schloß. Für die folgenden Jahre setzte sich jedoch sein Vater durch, und er besuchte ein renommiertes Internat, wo er auch das erste Mal in engen Kontakt mit Gleichaltrigen kam, womit er erstaunlicherweise keine Probleme hatte und was er sehr genoß. Hier schloß er auch Freundschaften, die ein Leben lang halten sollten.
Von dem Tag an, an dem Arno im Internat lebte, war beiden Frauen, Herrin und Bediensteter, der Hauptinhalt ihres Lebens genommen worden. Zumindest was die tägliche Beschäftigung und Sorge betraf. Doch ihre gemeinsame Zuneigung zu Arno hatte sich auch auf die jeweils andere ausgedehnt, und aus dem Arbeitsverhältnis hatte sich im Laufe der Jahre eine feste Freundschaft entwickelt, die auf tiefem Vertrauen wurzelte. Maja konnte sich in allen Belangen ihres Lebens stets auf Wally verlassen, alles mit ihr besprechen und sich auf ihr meist weises Urteil berufen. Wally war praktisch für alle Bereiche des gräflichen Lebens zuständig. Sie war Wirtschafterin, Sekretärin und Vertraute. Sie war der unermüdlich aktive Teil des Hauses, und nur sehr weitreichende, wichtige Entscheidungen wurden vom Graf oder der Gräfin persönlich gefällt. Alles andere lag in Wallys Händen.