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Gaslicht 16: Der Rattenmann
Gaslicht 16: Der Rattenmann
Gaslicht 16: Der Rattenmann
eBook102 Seiten1 Stunde

Gaslicht 16: Der Rattenmann

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Über dieses E-Book

In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!

»Hallo!« rief ich zu dem Fenster empor. Die rotglühenden Augen waren noch immer da. Ihre Position hatte sich auch nicht verändert, als ich das Amulett hervorgeholt hatte. Sie verschwanden nur dann und wann für einen flüchtigen Moment, wenn der Unheimliche einen Lidschlag tat. Auch jetzt erhielt ich keine Reaktion. Ich schwenkte das silberne Amulett hin und her und rief: »Ich habe hier etwas, das Ihnen gehört!« Die rotglühenden Augen verengten sich. Und dann schob sich ein Schatten über die Fensterbrüstung. Mir stockte der Atem. Eine Gänsehaut jagte mir den Rücken hinunter. Die Gestalt, die sich da aus dem Fenster lehnte, erinnerte nur entfernt an einen Menschen. Borstige Haare bedeckten den Kopf und auch das Gesicht, das merkwürdig langgezogen aussah und in dem die roten Augen glühten. Die Gestalt gab schrille Pfeiflaute von sich, die durchzogen waren von Quieken und Zischen. Versuchte das unheimliche Wesen etwa, sich mir mitzuteilen?


Kühler Wind drang durch die leeren Fensterhöhlen in den großen Saal der alten Burg. Die Böen trugen den Geruch des Meeres und das Rauschen der Brandung mit sich. Von Zeit zu Zeit donnerte eine mächtige Welle unten gegen die Steilwand der Küste und ließ das Fundament der alten Burg erzittern, die sich oben auf dem Felsen düster und unheimlich erhob.


Obwohl John Tremore hart arbeitete und ihm der Schweiß den Körper hinabrann, überkam ihn doch immer wieder ein eigenartiges Frösteln. Er hielt dann unwillkürlich in seiner Arbeit inne und schaute sich unbehaglich in dem großen düsteren Saal um.


Die Wände des Raumes bestanden aus verschiedenförmigen
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum14. Juli 2016
ISBN9783740905736
Gaslicht 16: Der Rattenmann

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    Buchvorschau

    Gaslicht 16 - Ira Korona

    Gaslicht

    – 16 –

    Der Rattenmann

    Ira Korona

    »Hallo!« rief ich zu dem Fenster empor. Die rotglühenden Augen waren noch immer da. Ihre Position hatte sich auch nicht verändert, als ich das Amulett hervorgeholt hatte. Sie verschwanden nur dann und wann für einen flüchtigen Moment, wenn der Unheimliche einen Lidschlag tat. Auch jetzt erhielt ich keine Reaktion. Ich schwenkte das silberne Amulett hin und her und rief: »Ich habe hier etwas, das Ihnen gehört!« Die rotglühenden Augen verengten sich. Und dann schob sich ein Schatten über die Fensterbrüstung. Mir stockte der Atem. Eine Gänsehaut jagte mir den Rücken hinunter. Die Gestalt, die sich da aus dem Fenster lehnte, erinnerte nur entfernt an einen Menschen. Borstige Haare bedeckten den Kopf und auch das Gesicht, das merkwürdig langgezogen aussah und in dem die roten Augen glühten. Die Gestalt gab schrille Pfeiflaute von sich, die durchzogen waren von Quieken und Zischen. Versuchte das unheimliche Wesen etwa, sich mir mitzuteilen?

    Kühler Wind drang durch die leeren Fensterhöhlen in den großen Saal der alten Burg. Die Böen trugen den Geruch des Meeres und das Rauschen der Brandung mit sich. Von Zeit zu Zeit donnerte eine mächtige Welle unten gegen die Steilwand der Küste und ließ das Fundament der alten Burg erzittern, die sich oben auf dem Felsen düster und unheimlich erhob.

    Obwohl John Tremore hart arbeitete und ihm der Schweiß den Körper hinabrann, überkam ihn doch immer wieder ein eigenartiges Frösteln. Er hielt dann unwillkürlich in seiner Arbeit inne und schaute sich unbehaglich in dem großen düsteren Saal um.

    Die Wände des Raumes bestanden aus verschiedenförmigen Steinen. Manche waren nur so groß wie John Tremores Faust. Andere hatten den Umfang eines Findlings. Die unterschiedlichen Steine bildeten kunstvolle Muster und abstrakte Mosaike. Mit den Jahrzehnten, die das Castle unbewohnt gewesen war, hatte sich Moos in den Ritzen angesammelt. Bunte Flechten überzogen die glatten, kalten Steine.

    »Was hast du?« fragte Andrea Point, die zusammen mit John in dem Saal arbeitete, als ihr Kollege wieder schaudernd in seiner Arbeit innehielt. Andrea war eine stämmige junge Frau, deren üppige Formen sich unter dem blauen schmuddeligen Overall überdeutlich abzeichneten. Ihr dunkles Haar war kurz wie Igelstacheln und stand auch genau so vom Kopf ab. Ihr Gesicht wirkte grobschlächtig, doch die blauen Augen blickten sanft und kindlich drein. Nun aber hatte Andrea ihre Brauen völlig zusammengezogen, was ihren Blick düster und ein wenig grimmig erscheinen ließ.

    John Tremore zuckte unbehaglich mit den massigen Schultern. »Weiß auch nicht«, brummte er. »Irgendwie ist mir diese Burg nicht geheuer. Es wird schon seinen Grund gehabt haben, warum sie so lange unbewohnt war…«

    »Glaubst du etwa, es könnte hier spuken?« erkundigte sich Andrea spöttisch.

    »Es spukt doch fast in jedem Schloß«, rechtfertigte sich John. Es war nicht einfach, der stämmigen Frau zu imponieren. Andrea war sehr selbstsicher und schien unnahbar zu sein – und genau das faszinierte John an ihr. Die beiden arbeiteten jetzt schon über ein Jahr in der Baufirma, die sich auf das Restaurieren alter Gebäude spezialisiert hatte. John hatte Andrea in dieser Zeit schätzen gelernt und mußte sich sogar eingestehen, daß er sich in die etwas derb aussehende Frau verliebt hatte.

    Aber es war eine knifflige Aufgabe, Andrea zu erobern. John hatte erlebt, wie es einem Kollegen ergangen war, der sich erdreistet hatte, Andrea auf unmißverständliche Weise anzubaggern. Sie hatte seinen unverfrorenen, plumpen Annäherungsversuch kurzerhand mit einer schallenden Ohrfeige quittiert. Die Wange des Mannes war eine Woche lang geschwollen gewesen und hatte sich lila verfärbt.

    Seitdem hatte nie wieder jemand versucht, Andrea, die die einzige Frau in dem Bauunternehmen war, zu belästigen.

    John sah Andrea verschämt von der Seite an. Bei anderen Frauen war er längst nicht so zurückhaltend. Aber Andrea war etwas Besonderes – das schüchterte ihn irgendwie ein.

    »Du hast doch sicher schon von Spukerscheinungen in alten Burgen und Schlössern gehört«, erkundigte sich John.

    »Na klar«, erwiderte Andrea schnippisch. »Aber das sind doch bloß Schauergeschichten, die die Burgherren damals erfanden, um Widersacher und Angreifer fernzuhalten. Welcher Ritter erobert schon gerne eine Burg, wenn er weiß, daß eine weiße Frau oder ein anderer Geist ihm dann in seiner neuen Behausung das Leben zur Hölle machen wird? Heute haben diese Geistergeschichten natürlich eine ganz andere Funktion. Sie sollen Touristen anlocken. Wahrscheinlich wird auch um diesen alten Kasten hier eine Legende ranken. Und mich würde nicht wundern, wenn Mr. Darton, der diese Burg gekauft hat, sich diese Geschichte zunutze machen wird. Soviel ich weiß, ist Mr. Darton Börsenspekulant. Er könnte durchblicken lassen, daß die Geister in dieser Burg ihm Tips über den Börsenverlauf geben. Dann würde sein Kundenstamm rasch anwachsen.«

    Andrea lachte laut auf, ein Laut, der sich schaurig in dem Saal brach und sich dann irgendwo in den labyrinthischen Korridoren des Gemäuers verlor.

    Wie klug Andrea doch ist, dachte John ehrfürchtig. Aber ihre Worte hatten ihn dennoch nicht beruhigt. Irgend etwas Bedrohliches schlummerte hinter den wuchtigen Mauern dieser Burg – davon war John fest überzeugt.

    »Trotzdem«, brummte er. »Ich kriege hier ständig eine Gänsehaut.«

    »Das liegt wahrscheinlich daran, daß du heute nicht richtig ranklotzt«, stichelte Andrea. »Ständig hältst du in der Arbeit inne. Kein Wunder, daß dir nicht richtig warm wird.«

    Andrea grinste schief und schüttelte den Kopf. Sie stieß die Brechstange in eine Fuge des morschen Holzfußbodens und hebelte das andere Ende der Stange dann nach unten. Die von Holzwürmern zerfressene Bohle ächzte und knackte vernehmlich. Staub wirbelte auf. Plötzlich löste sich das Dielenbrett splitternd aus seiner Verankerung.

    Andrea packte das zerbrochene Brett und warf es auf den großen Haufen aus Bauschutt und Brettern, der sich neben dem Eingang des Saales auftürmte.

    Doch als sie sich wieder dem Dielenboden zuwandte, erstarrte sie und stieß einen leisen spitzen Schrei aus.

    »Was hast du?« erkundigte sich John und trat besorgt auf seine Kollegin zu.

    »Da… da unten hat sich eben etwas bewegt«, stammelte Andrea, die auf einmal ganz bleich im Gesicht geworden war.

    Mit dem Arm deutete sie nach unten auf den Boden. Unter den Dielenbrettern befand sich nichts als nackter, roh behauener Fels. Die beiden hatten bereits die Hälfte der morschen Dielenbretter entfernt, die später durch neue ersetzt werden sollten, so daß der Saalboden nun zur einen Hälfte aus schwarzem Felsgestein, zur anderen aus morschem Holzfußboden bestand.

    John starrte zu der Stelle hinab, auf die Andrea gedeutet hatte. Das Dielenbrett, das Andrea entfernt hatte, hatte ein klaffendes Loch im Fundament freigelegt. Die nachtschwarze Öffnung war noch von Staubwolken verhangen. Trotzdem glaubte John zu erkennen, daß das Loch sehr tief war. Modriger, fauliger Geruch schlug ihm daraus entgegen.

    John kniff die Augen zusammen und starrte angestrengt in das nachtschwarze Loch. »Außer Dunkelheit ist nichts zu sehen«, bemerkte er nachdenklich.

    »Da war aber etwas in dem Loch«, beharrte Andrea. »Ich… ich habe ein Paar rotglühende Augen gesehen.«

    John registrierte vergnügt, daß seine unnahbare Kollegin sich dichter an seine Seite schob, so daß sich

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