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Gaslicht 14: Im Schatten des Mondes
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Gaslicht 14: Im Schatten des Mondes
eBook106 Seiten1 Stunde

Gaslicht 14: Im Schatten des Mondes

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Über dieses E-Book

In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert!

In dem Salon war es angenehm warm. Im offenen Kamin brannte ein Feuer. Kerzen warfen Licht und Schatten auf dunkelgetäfelte Wände. Ein antiker Teppich bedeckte die breiten Dielen des Fußbodens. Auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers stand eine große Schale aus schwarzem glänzendem Onyx, in der Rosenblätter schwammen. Das Wasser war mit Essenzen aus Myrrthe und Zimt gemischt. Sanuhe öffnete eine Tür und dann noch eine. Er spielte den Gastgeber. »Komm, Kleopatra, sieh es dir an«, forderte er Mary auf. Sie folgte ihm. »Ein Schlafzimmer.« »Das Kleid über dem Bett ist für dich. Es ist aus Wolle. Du wirst es brauchen. Ich will nicht, daß du dich erkältest.« »Warum diese Fürsorge für eine Gefangene?« spottete sie. Er sah sie lange an mit seinen toten grauen Augen. »Ich will, daß du lebst, wenn ich mit dir in den Tod gehe«, antwortete er.


Es war heiß in der Künstlergarderobe. Der gußeiserne Ofen glühte.


Schminke rann wie eine große, schmutzige Träne über Marys Gesicht. Sie wandte sich an Paul. »Was ist nur los mit mir heute abend? Ich schwitze so sehr, daß mir das ganze Make-up runterläuft. Gleichzeitig ist mir eisig kalt.«


Paul setzte sich einen Lorbeerkranz auf den Kopf und machte danach die Tür auf, um kühlere Luft reinzulassen. »Es ist die alte Geschichte, liebste Mary. Du hast wahrscheinlich wieder einmal Lampenfieber.«


»Nein, dieses Mal hat das nichts mit Lampenfieber zu tun. Ich habe Angst.«


»Die vergeht, sobald du auf der Bühne stehst.«


»Du verstehst mich nicht, Paul. Das ist keine Angst vor dem Auftritt. Ich
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum1. Juli 2016
ISBN9783740905224
Gaslicht 14: Im Schatten des Mondes

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    Buchvorschau

    Gaslicht 14 - Mia Arrow

    Gaslicht

    – 14 –

    Im Schatten des Mondes

    Mia Arrow

    In dem Salon war es angenehm warm. Im offenen Kamin brannte ein Feuer. Kerzen warfen Licht und Schatten auf dunkelgetäfelte Wände. Ein antiker Teppich bedeckte die breiten Dielen des Fußbodens. Auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers stand eine große Schale aus schwarzem glänzendem Onyx, in der Rosenblätter schwammen. Das Wasser war mit Essenzen aus Myrrthe und Zimt gemischt. Sanuhe öffnete eine Tür und dann noch eine. Er spielte den Gastgeber. »Komm, Kleopatra, sieh es dir an«, forderte er Mary auf. Sie folgte ihm. »Ein Schlafzimmer.« »Das Kleid über dem Bett ist für dich. Es ist aus Wolle. Du wirst es brauchen. Ich will nicht, daß du dich erkältest.« »Warum diese Fürsorge für eine Gefangene?« spottete sie. Er sah sie lange an mit seinen toten grauen Augen. »Ich will, daß du lebst, wenn ich mit dir in den Tod gehe«, antwortete er.

    Es war heiß in der Künstlergarderobe. Der gußeiserne Ofen glühte.

    Schminke rann wie eine große, schmutzige Träne über Marys Gesicht. Sie wandte sich an Paul. »Was ist nur los mit mir heute abend? Ich schwitze so sehr, daß mir das ganze Make-up runterläuft. Gleichzeitig ist mir eisig kalt.«

    Paul setzte sich einen Lorbeerkranz auf den Kopf und machte danach die Tür auf, um kühlere Luft reinzulassen. »Es ist die alte Geschichte, liebste Mary. Du hast wahrscheinlich wieder einmal Lampenfieber.«

    »Nein, dieses Mal hat das nichts mit Lampenfieber zu tun. Ich habe Angst.«

    »Die vergeht, sobald du auf der Bühne stehst.«

    »Du verstehst mich nicht, Paul. Das ist keine Angst vor dem Auftritt. Ich habe das Gefühl, als sei ich von einer Gefahr umgeben. Als wollte jemand etwas Dunkles über mich stülpen.«

    Paul lachte. »Seit wann siehst du Gespenster?«

    »Ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist.«

    »Denk einfach nicht mehr daran. Bald ist es soweit. Hörst du das Publikum?«

    Mary nickte. »Dem Lärm nach zu urteilen scheinen eine Menge Leute ins Theater gekommen zu sein.«

    Paul strahlte. »Du siehst, meine Methode hat gewirkt. Und du hast gemeint, so etwas kann man nicht machen.«

    »Kann man auch nicht.«

    »Der Erfolg heiligt in diesem Fall die Mittel. Ohne Publicity ist man als Schauspieler verloren.«

    Mary mußte zugeben, daß ihr Mann recht hatte. Seit drei Jahren, seit ihrer Hochzeit, tingelten sie und Paul gemeinsam von Bühne zu Bühne. Ständig waren sie unterwegs. Von Südengland nach Schottland, durch Wales und Cornwall.

    Sie traten in Dörfern und kleinen Städten auf. Mal war ihr Theater eine Scheune. Wenn sie Pech hatten, tropfte der Regen durch das Dach. Wenn sie Glück hatten, stellte man ihnen eine Bühne zur Verfügung.

    Paul war sehr begabt und hatte viel Fantasie. Er schrieb die Stücke selbst. Die Personen, die darin vorkamen, entnahm er der Geschichte.

    An diesem Abend stand Pauls Version von ›Kleopatra und Cäsar‹ auf dem Programm. Es handelte von der Leidenschaft zwischen der ägyptischen Königin und dem edlen Römer und spielte am Hof der Kleopatra in Alexandrien.

    Wilde Spukgestalten der Hölle, bösartige Wesen, Furien und Rachegöttinnen sowie ein Diener, der vor nichts zurückschreckt, traten ebenfalls auf.

    Mary und Paul hatten das Stück schon an verschiedenen Orten Englands aufgeführt, ohne daß es ihnen viel eingebracht hätte. Seit längerem lebten sie nur noch von der Hand in den Mund. Von dem Geld, das Paul von seinem wohlhabenden Vater geerbt hatte, war kein Penny mehr übrig.

    Einfallsreich, wie Paul war, hatte er sich etwas ausgedacht, um die Leute ins Theater zu treiben. Er hatte dem Vertreter der örtlichen Presse erzählt, daß er in einem früheren Leben tatsächlich der römische Imperator Cäsar und Mary tatsächlich die ägyptische Kleopatra gewesen seien.

    Das war dann auch ganz ohne ironischen Kommentar gedruckt worden. Als würde es sich um eine Tatsache handeln. »Cäsar und Kleopatra, die großen Liebenden des Altertums, sind wieder auferstanden«, hatte in der Lokalpresse gestanden. Und es hatte gewirkt. Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung waren fast alle Karten ausverkauft gewesen.

    Der Lärm aus dem Zuschauerraum wurde lauter und lauter. Brüllendes Lachen war zu hören. Einige junge Leute verlangten in Sprechchören, daß das Stück endlich begann. Jemand stieß auf einer Trompete eine Art Fanfarenstoß aus.

    »Bist du so weit, Mary?«

    »Ja.«

    »Oh, Mary, wie dein Gesicht glänzt.«

    Mary warf einen Blick in den Spiegel. »So kann ich unmöglich auf die Bühne. Ich muß mich neu schminken, Paul.«

    »Dafür ist jetzt keine Zeit mehr.«

    Mary betupfte hastig ihr Gesicht mit einem Papiertuch. Danach strich sie bronzene Schminke über die Stelle, wo Schweißtropfen auf ihrem Gesicht Spuren hinterlassen hatte. Ihre schönen Lippen waren so rot, als wären sie lackiert. Um die Augen herum schimmerte es gold- und silberfarben.

    »Geht es so?« fragte sie ihren Mann.

    »Na klar.« Paul strich Mary das blonde Haar zurück und setzte ihr die schwarze Perücke auf den Kopf. Sie besaß jetzt den dunklen Teint, die schwarzen Haare und die lichtumrandeten Augen der Königin vom Nil.

    Paul küßte sie auf die Schulter. »Ich liebe dich, Mary.«

    »Ich dich auch, Paul.«

    Die Freude und das Glück strahlten ihm aus dem Auge. Er hatte einen stattlichen Körper, das Gesicht war edel gerundet und die Haltung voller Majestät. Kein Mann eignete sich besser für die Rolle des Julius Cäsar als er.

    Freude an seinem Beruf war der Grundzug seines Lebens. Er war mutig, hochherzig und edel. Wo er hinkam, hellten sich die Gesichter auf. Die Menschen liebten ihn, und er liebte sie.

    Als Cäsar trug Paul eine silbrig schimmernde Rüstung aus Leichtmetall, die ihn bis zu den Hüften umhüllte und über und über mit roten, blauen und gelben Steinen besetzt war, die wie echte Edelsteine blitzten.

    Mary trug unter einem schilfgrünen glattfließenden Gewand aus leichter Gaze einen naturfarbenen Body. Eine Kette aus Saphieren in Form einer geschuppten Schlange wand sich von ihrem Hals bis zum Arm.

    »Kleopatra, die ägyptische Königin, die schwarze Dame«, sagte Paul. Nicht nur in dem Stück, auch in der Wirklichkeit fühlte er sich Mary leidenschaftlich verbunden. Er küßte sie noch einmal vorsichtig am Hals, an einer Stelle, wo sie nicht geschminkt war.

    In diesem Moment dröhnte ein Faustschlag gegen die Tür, die durch den starken Luftzug, der über den Künstlergang fegte, wieder zugefallen war.

    Mary fuhr erschrocken zusammen. Ihr dröhnten von dem brutalen Schlag die Ohren. Paul machte die Tür auf. Vor ihnen stand der Bühnenmeister, der in ihrem Ensemble Dekorateur, Zimmermann und Techniker in einer Person war. Nur als Schauspieler war er nicht zu gebrauchen.

    »Was ist los mit euch? Wo bleibt ihr denn nur? Ihr seid gleich dran«, schimpfte er.

    »Immer mit der Ruhe«, antwortete Paul. Er nahm Marys Hand und führte sie zum Bühnengang. Dort war es eisig kalt. Aus anderen Türen kamen braunhäutige ägyptische Sklavinnen in grellen Flattergewändern, spärlich bekleidete Eunuchen, Gaukler und Zeichendeuter. Alle froren. Trotzdem waren Gelächter und frivole Scherze zu hören.

    Mary zitterte nicht nur vor Kälte, sondern besonders vor einer ihr selbst unerklärlichen Angst. Sie spürte noch deutlicher als in der Garderobe, daß etwas Dunkles, Bedrohliches in der Luft lag. Tod und Verderben. Nicht als Bühnenspiel, sondern greifbar nahe.

    Als sie eine schmale Eisentreppe hinuntergegangen waren, die bis zur hinteren Bühne führte,

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