Der Mord an der Jungfrau
Von Heinrich Lautensack und Maurice Barrès
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Buchvorschau
Der Mord an der Jungfrau - Heinrich Lautensack
The Project Gutenberg EBook of Der Mord an der Jungfrau, by Maurice Barrès
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Title: Der Mord an der Jungfrau
Author: Maurice Barrès
Translator: Heinrich Lautensack
Release Date: July 22, 2012 [EBook #40294]
Language: German
*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER MORD AN DER JUNGFRAU ***
Produced by Jens Sadowski
MAURICE BARRÈS
DER MORD AN DER
JUNGFRAU
1913
KURT WOLFF VERLAG • LEIPZIG
Dies Buch wurde
gedruckt im August 1913 als zehnter
Band der Bücherei »Der jüngste Tag« bei
Poeschel & Trepte in Leipzig
Berechtigte Übersetzung von H. Lautensack
COPYRIGHT BY KURT WOLFF VERLAG, LEIPZIG 1913
Immerzu traurig, Amaryllis! sollten dich die jungen Herrn im Stich gelassen haben, deine Blüten welk, deine Wohlgerüche ausgehaucht sein? Ließ Atys, das göttliche Kind, von dir mit seinen eitlen Liebkosungen? Amaryllis, wünsch dir was, einen Gott oder ein Kleinod, wünsch dir alles, außer Liebe, die kann ich hinfort nicht mehr; — obendrein, was vermöchte nicht ein Lächeln von einer, die Aphrodite zärtlich liebt?«
So sprach Lucius gelinde mit Amaryllis, der sehr jungen Kurtisane mit den Goldaugen und dem goldenen Haar; und ihr Barkschiff gleitet dazu auf dem blauen Kanal hin, und die Seerosen rauschen.
Von den schlafenden Bäumen wacht unbewegt das Spiegelbild auf der Oberfläche des tiefen Wassers. Das Ufer wartet prunkend auf mit seinen wollüstigen Landhäusern, seinen Pomeranzenhainen und seiner großen Stille. Zwischen dem grünen Gezweig leuchtet zuweilen der gelb gewordene Marmor einer Gottfigur auf, und das unveränderliche Verhalten dieser manchen Götter scheint wie eine Geringschätzung der veränderlichen, schillernden Reden der leichtblütigen Orientalin und ihres skeptischen Freunds. Weit, weit und in der Wärme blaßrosenfarben verfließend ist es nur die Linie der Berge, der Hort der Einsiedlerischen und der wilden Tiere, die ein wenig diesen Himmelstraum verstört. Und nun ist man schon dem Gestade sehr nah, an dem die Stadt wollüstig hingelagert ist, von den Lippen der Wellen und der Winde geschmeichelt, die Stadt, die die Arme über das Meer ausstreckt und das ganze All herbeizurufen scheint, herbei ans Duft ausströmende und fieberhaft durchwühlte Bett, der Agonie einer Welt zu Hilfe und zu der Geburt neuer Jahrhunderte.
Mit einer müden, überdrüßigen Grazie ruht sich Amaryllis auf weißen Seidenpolstern aus. Der schwere Mantel aus Blattsilber — als ob er verwundend eindränge auf den nachgebenden Mädchenleib. Die runden blaugeäderten Arme liegen wie eine Krone um