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Hemmungslos und ohne Reue
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eBook247 Seiten3 Stunden

Hemmungslos und ohne Reue

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Über dieses E-Book

Minimal bekleidet und inmitten von Sexspielzeug wird sie von einem Fremden überrascht - Charlotte, die eigentlich grundsolide und vernünftig ist! Aber vielleicht kann sie jetzt endlich ihre geheimen Wünsche ausleben? Schließlich sieht sie den anonymen Traumtypen nie wieder … Sie genießt die explosive Erotik zwischen ihnen - und schickt ihn dann weg. Doch schon am nächsten Tag gibt es ein böses Erwachen: Charlottes geheimnisvoller One-Night-Stand ist ihr neuer Boss Alexander Bronson!

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum6. Feb. 2020
ISBN9783745751789
Hemmungslos und ohne Reue
Autor

Nicola Marsh

USA-Today-Bestsellerautorin Nicola Marsh hat weltweit mehr als sieben Millionen Romane verkauft und diverse Preise wie den Romantic Times Reviewer’s Choice Award gewonnen. Für Erwachsene schreibt sie aufregende Liebesromane, für Jugendliche spannende Geistergeschichten. In ihrer Freizeit liebt die frühere Physiotherapeutin gutes Essen, sich um ihre kleinen Helden zu kümmern und es sich mit einem guten Buch gemütlich zu machen.

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    Buchvorschau

    Hemmungslos und ohne Reue - Nicola Marsh

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2020 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    © 2018 by Nicola Marsh

    Originaltitel: „Play Thing"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: DARE

    Published by arrangement with

    HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./SARL

    Übersetzung: Melanie Koster

    Coverabbildung: shutterstock_sakkmesterke

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN E-Book 9783745751789

    www.harpercollins.de

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    WIDMUNG

    Für die starken, selbstbestimmten Frauen, nach deren Vorbild ich meine Heldinnen entwerfe.

    Macht euch klar, was ihr wollt, und holt es euch. Seid unerschrocken.

    Seid mutig. Seid euch selbst treu.

    1. KAPITEL

    Charlotte wartete, bis ihr geradewegs der Hölle entsprungener Boss auflegte, bevor sie das Telefon in die Halterung knallte und die Zunge herausstreckte. Kindisch, aber es fühlte sich gut an.

    Wütend funkelte sie das Telefon an und wünschte, es würde sich in Luft auflösen, damit sie nie wieder mit ihm sprechen musste. Als würde das helfen. Ihr Postfach quoll nämlich ebenfalls förmlich über vor E-Mails von Mr. Alexander Bronson, Arschloch erster Güte.

    Der Typ war anstrengend, arrogant und ganz klar nur zu dem Zweck auf die Erde gekommen, um sie zu quälen.

    Und wie zur Bekräftigung dessen verkündete ein heller Ton den Eingang einer neuen E-Mail mit einer Betreffzeile, bei der sich ihr der Magen umdrehte: Noch was.

    Seufzend öffnete sie die E-Mail. Und ihr stockte der Atem.

    Ganz vergessen, Charlie: Ich treffe morgen im Büro in Sydney ein, um meine Ideen zur Personalumstrukturierung weiter auszuarbeiten. Ich freue mich schon, Sie persönlich kennenzulernen.

    Kein Abschiedsgruß. Hatte er nicht nötig. Überlegene Wesen aus höheren Sphären standen weit über bloßen Sterblichen.

    Alexander Bronson, hier, höchstpersönlich, schon morgen. Um sie zu foltern. Zu schikanieren. Zu piesacken.

    Charlie. Niemand nannte sie so. Sie hasste es. Das hatte sie ihm auch gesagt. Woraufhin er sie nur noch so nannte. Kein höfliches Ms. Baxter. Nichts da! Der Geschäftsführer zahlloser Finanzfirmen in ganz Australien, das Wunderkind, das angeschlagene Unternehmen wieder auf Kurs brachte, besaß diese gewisse Ungezwungenheit, mit der er spielend leicht Freunde fand und großen Einfluss auf kleine Steuerberaterinnen wie Charlotte hatte.

    Der Oberclou: So anspruchsvoll der neue Interims-Manager auch war und so sehr er auch Perfektion erwartete, so bewunderte sie ihn doch für seine Arbeitsmoral. Sie respektierte ihn dafür, denn mit harter Arbeit konnte sie sich identifizieren. Die war alles, woraus ihr eigenes glanzloses Leben bestand. Und darum ärgerte es sie umso mehr, dass sich ein kleiner Teil von ihr auf ihre täglichen Telefonate und seine teuflischen Neckereien freute.

    Wie armselig war das denn bitte? Ihr tägliches Highlight bestand darin, mit ihrem anmaßenden Boss zu reden, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, sie auf die Palme zu bringen.

    Ihr Handy klingelte. Sie sah aufs Display und rang mit sich, ob sie den Anruf annehmen sollte. Sie liebte ihre Tante Dee über alles, aber heute konnte sie sich nicht mit irgendwelchen absonderlichen Bitten herumschlagen. Sie musste sich auf die drohende Begegnung mit dem charmanten Mr. Bronson morgen vorbereiten.

    Doch der Gutmensch in ihr – verflucht sei er! – konnte nicht anders, also griff sie nach dem Handy und rammte den Finger auf den Annehmen-Button.

    „Hey, Tante Dee, ich bin bei der Arbeit und kann nicht lange reden …"

    „Mein liebes Mädchen, ich weiß doch, dass du bei der Arbeit bist. Ihre Tante klang außer Atem, als wäre sie eine Treppe hinaufgerannt. Unwahrscheinlich, denn für sie war jegliche körperliche Betätigung Teufelswerk. „Aber ich brauche deine Hilfe, und es ist dringend.

    Augenblicklich fühlte Charlotte sich schuldig, überhaupt daran gedacht zu haben, ihre Tante zu ignorieren. Dee hatte sie großgezogen, während ihre exzentrischen Eltern keine Lust auf ein Kind gehabt und es vorgezogen hatten, die Welt zu bereisen und entlegenen Dörfern Entwicklungshilfe zu leisten. Dee bat nur selten um Gefallen; wenn sie also nun Hilfe brauchte, war die Sache vielleicht wirklich ernst.

    „Klar, was immer du brauchst. Ist alles in Ordnung?"

    Dee holte hörbar Luft. „Nicht wirklich. Meine Freundin Queenie ist böse gestürzt und hat sich die Hüfte gebrochen. Sie lebt allein und hat niemanden, der ihre Tiere versorgt, darum muss ich jetzt nach Byron Bay fahren. Aber der Eigentümer des Gebäudes, in dem ich die Waren für mein Geschäft aufbewahre, will es heute inspizieren, und ich muss den angemieteten Lagerraum ausräumen."

    Charlotte stöhnte innerlich auf. Als ob dieser Tag noch schlimmer werden könnte. Die fragwürdigen „Waren" für den unanständigen Onlineshop ihrer Tante zu sortieren, gehörte nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Tante Dee hatte sie schon mehr als einmal eingespannt, um Bestellungen zu verpacken, und Charlotte wurde ganz rot, wenn sie nur an einige der Apparate dachte, mit denen die Menschen ihr Sexleben aufpeppten.

    „Soll ich alles einpacken und zu Hause zwischenlagern?"

    Dee seufzte erleichtert. „Würdest du das tun, Schätzchen? Dann könnte ich schon heute statt morgen erst zu Queenie fahren, und sie braucht mich wirklich."

    Das Kind in Charlotte hätte am liebsten „Ich brauche dich" gerufen, aber das war egoistisch und stimmte auch nicht. Sie hatte schon früh gelernt, sich nur auf sich selbst zu verlassen. Sie schätzte ihre Unabhängigkeit, trug sie wie ein Ehrenabzeichen. Doch seit ihre beiden besten Freundinnen Abby und Mak vor noch nicht allzu langer Zeit tolle Männer gefunden hatten, fragte Charlotte sich manchmal, ob sie ihr Singledasein tatsächlich mochte oder ob sie sich das einfach nur einredete.

    Sie schüttelte die melancholischen Gedanken ab und sagte: „Überlass ruhig alles mir."

    „Du rettest mir das Leben, Charlotte. Dee machte ein Kussgeräusch. „Ich weiß noch nicht genau, wie lange ich weg sein werde, vielleicht ein paar Wochen. Ich sag dir Bescheid.

    „Okay …", doch Dee hatte schon aufgelegt, und Charlotte musste nun dem Unvermeidbaren ins Auge blicken: einem langen Nachmittag, an dem sie Vibratoren, Nippelklemmen und essbare Unterwäsche einpacken musste.

    Na, prima.

    2. KAPITEL

    Alexander Bronson war schon seit einem Jahr nicht mehr in Sydney gewesen, und als er über die Harbour Bridge fuhr, konnte er nicht umhin, einen Blick auf das Opernhaus zu seiner Linken zu werfen und sich an seinen ersten Besuch dort zu erinnern. Als er sich zum ersten Mal von den Fesseln seiner Vergangenheit befreit gefühlt hatte.

    Sydney besaß eine einzigartige Atmosphäre, ganz anders als die klaustrophobischen Verhältnisse im Hinterland von New South Wales, wo er aufgewachsen war. In dieser Stadt hatte er studiert, seine Karriere gestartet und den Grundstein dafür gelegt, dass er nie so enden würde wie sein Vater.

    Er war auf dem Weg zu seinem vorübergehenden Zuhause, einem Boutiquehotel im Central Business District. Doch zuerst musste er sich noch die letzte Immobilie für heute ansehen, ein Lagerhaus in den schicken Randbezirken im Osten. Er war heute schon in Manly, Mosman und Balmoral Beach gewesen und hatte sichergestellt, dass mit seinen Investitionen alles reibungslos verlief. Dieses letzte Lagerhaus musste schnellstmöglich geräumt werden, weil morgen ein neuer Pächter einziehen wollte, und sein Verwalter hatte ihn über irgendeine Verzögerung unterrichtet.

    Er konnte Inkompetenz nicht ausstehen. Er mochte Ordnung in allen Bereichen des Lebens. Und genau deswegen würde er diese Komplikation noch heute klären und sich morgen als Interims-Manager der Neustrukturierung von The Number Makers widmen.

    Ein schräger Name für ein Steuerbüro. Wenn er allerdings bedachte, was für ein Chaos der ursprüngliche Eigentümer in der Firma angerichtet hatte, überraschte es ihn nicht. Gott sei Dank gab es Mitarbeiter wie Charlotte Baxter. Nicht selbst vor Ort zu arbeiten, war bisweilen ziemlich schwierig, aber Charlotte hatte ihm vieles einfacher gemacht als erwartet. Er bewunderte sie für ihre Arbeitsmoral, die Art und Weise, wie sie ihn hinterfragte und Lösungen vorschlug, auf die er nie gekommen wäre.

    Und es gefiel ihm auch, wie sie das Schlimmste in ihm hervorbrachte.

    Sie klang so überaus steif und korrekt, so verdammt missbilligend, dass er nicht anders konnte, als sie zu reizen.

    Eigentlich sollte er keine Mutmaßungen anstellen, aber er kannte ihren Typ. Konservative Kleidung. Konservative Ansichten. Konservatives Leben. Wahrscheinlich hatte sie einen ebenso spießigen Ehemann, wohlerzogene Kinder und verbrachte ihre Mittagspausen mit Stricken. Wobei das allerdings nicht zu ihrem Familienstand als Single passte, der ihm aufgefallen war, als er sich die Personalakte seiner vielversprechenden Angestellten genauer angesehen hatte.

    Er hatte sie bei ihrem ersten Telefonat absichtlich Charlie genannt, und sie hatte ihn umgehend zurechtgewiesen – woraufhin er nicht mehr von diesem Spitznamen abgewichen war. Denn ihre Zurechtweisungen und scharfen Antworten hatten so einen unterschwelligen Hauch von Verspieltheit, als würde sie sich gern einmal richtig gehenlassen, wüsste aber nicht, wie.

    Er war zwar nicht der Mann, der ihr dabei helfen würde, doch wenn er sich sein Arbeitsumfeld etwas angenehmer gestalten konnte, warum nicht? Er hatte daheim lange genug in einer verdrießlichen, erstickenden Atmosphäre gelebt, dass er seither keine Mühe scheute, in allen Bereichen seines Lebens für das genaue Gegenteil zu sorgen.

    Oh ja, er freute sich darauf, die Frau zu treffen, die ihm den Einzug in die Firma geebnet hatte. Er hatte große Pläne für sie. Managementpläne. Denn The Number Makers musste wieder zu einem rentablen Unternehmen gemacht werden, und dazu brauchte er qualifizierte Mitarbeiter. Mitarbeiter wie seine introvertierte Charlie.

    Er konnte es kaum erwarten, sie kennenzulernen.

    3. KAPITEL

    Charlotte betrat den angemieteten Raum ihrer Tante in dem riesigen Lagerhaus und wünschte sich augenblicklich, sie hätte Nein gesagt.

    Sie war zwar nicht prüde, aber so unmittelbar vor Augen geführt zu bekommen, wie viel Spaß andere Menschen in ihrem Sexleben hatten, gab ihr immer das Gefühl, irgendwie unzulänglich zu sein.

    Der Onlineshop ihrer Tante, Dee’s Delights, machte ein Bombengeschäft mit allerlei Sexzubehör. Von Dildos bis zu Kondomen, von Liebeskugeln bis Fetischkleidung hatte ihre Tante alles im Angebot. Und dem verschwenderischen Lebensstil ihrer Tante nach zu urteilen, besaß sie viele treue Kunden.

    Dee hatte ihr von dem Shop erzählt, als Charlotte achtzehn geworden war. Ursprünglich war sie peinlich berührt gewesen, dass ihre Tante überhaupt wusste, was ein Cockring war, und hatte seitdem geflissentlich alles ignoriert, was mit dem Metier ihrer Tante zu tun hatte. Jetzt, im reifen Alter von fünfundzwanzig und ohne je einen richtigen Freund gehabt zu haben, fragte Charlotte sich, ob das Universum ihr damit, dass sie sich heute mit all diesem Zeug auseinandersetzen musste, zu vermitteln versuchte, endlich mal lockerer zu werden.

    Zum Glück steckten die meisten richtig schlüpfrigen Artikel noch in Schachteln, sodass sie nur wenige Vibratoren, Handschellen und Dessous einpacken musste. Sie hatte für sechs Uhr am Abend einen Kurier bestellt, also blieben ihr drei Stunden, um die Kartons zu befüllen und zuzukleben.

    Als sie grinsend ein paar fuchsiafarbene Plüschhandschellen hochhielt, erhaschte sie einen Blick auf einen Ganzkörperspiegel an der Innenseite einer leicht geöffneten Schranktür. Vermutlich ein Überbleibsel des letzten Mieters. Sie konnte – und wollte! – sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie ihre Tante irgendwelche dieser Artikel anprobierte. Doch kaum schoss ihr die Vorstellung, die Sachen anzuprobieren, durch den Kopf, ließ sie sich auch schon nicht mehr abschütteln.

    Charlottes Blick fiel auf die Dessous. Ein türkisfarbenes, spitzenbesetztes Hemdkleidchen. Ein violettes, rückenfreies Babydoll. Ein Lackkorsett. Ein pinkfarbener Bodystocking. Ein tiefschwarzes Kunstlederbustier mit passendem Tanga.

    Hitze schoss ihr in die Wangen, als sie Letzteres nahm und hochhielt. Würde sich ihr spießiges Leben verändern, wenn sie solche Dinge trüge? Zwar würde niemand sie zu sehen bekommen, aber vielleicht würden sie ihr mehr Selbstvertrauen geben und sie etwas lockerer machen. Und genau danach sehnte sie sich mit jeder einsamen Faser ihres Körpers.

    Ihre Mitbewohnerin Mak hatte sich letzte Woche mit ihrem umwerfenden Freund Hudson nach New York verabschiedet, und Charlotte war nun noch einsamer als je zuvor. Sie hatte nur selten Verabredungen, ging nicht in Clubs und las lieber, als per E-Mail oder Textnachricht zu flirten. Bei den seltenen Gelegenheiten, in denen sie sich doch einmal in die Datingwelt hinauswagte, zog es sie immer zu langweiligen Typen wie … sie selbst. Denn letztendlich war das die Art von Mann, mit dem sie sich eine Ehe, Kinder und das Leben vorstellen konnte, das sie selbst nie gehabt hatte – beständig und glücklich, mit einem Haus zum darin alt werden und ihrer eigenen Familie.

    Das Haus hatte sie schon gefunden, den Mann leider noch nicht.

    Bevor sie ihre verrückte Idee wieder verwerfen konnte, zog sie sich rasch das Gummiband aus dem Pferdeschwanz und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. Sie nahm die Brille ab, streifte sich die flachen Pumps von den Füßen, knöpfte ihre weiße Bluse auf und öffnete den Reißverschluss ihres grauen Bleistiftrocks. Die Luft im Lagerhaus war kühl, und sie bekam eine Gänsehaut, als sie sich aus ihrer zweckmäßigen Baumwollunterwäsche schälte. Vielleicht kam ihre Gänsehaut aber auch eher von der Erregung, den Tanga anzuziehen und sich in das Bustier mit dem abnehmbaren Spitzenkragen zu schlängeln.

    Als sie den letzten Haken geschlossen hatte, atmete sie tief ein und ging hinüber zum Schrank. Zog die Tür ein Stück weiter auf. Riskierte einen Blick in den Spiegel. Und schnappte nach Luft.

    Ihr Spiegelbild schockierte sie nicht annähernd so sehr wie der Anblick eines großen, umwerfend gut aussehenden Mannes im Anzug, der sie mit unübersehbarem Gefallen anstarrte.

    „Wer zum Teufel sind Sie, und was machen Sie hier?" Charlotte wirbelte herum, wobei sie sich mit den Händen bedeckte, obwohl sie ja eigentlich gar nicht nackt war.

    Ihre Handtasche und ihr Handy lagen auf dem Tisch mit all den Kartons, zu weit weg, um gegebenenfalls den Notruf wählen zu können.

    Verdammt, wieso war sie bloß so dämlich gewesen? Sie hätte sich ja auch in ihrer Wohnung, wo sie die Kartons lagern wollte, anziehen – oder besser gesagt, ausziehen – können, statt hier, wo einfach so jeder x-beliebige Perverse hereinschlendern konnte.

    „Ich könnte Sie dasselbe fragen", erwiderte der attraktive Fremde, trat in den Raum und schloss die Tür.

    Oh-oh.

    In heiße Dessous gekleidet in einem leeren Lagerhaus mit einem Mann allein zu sein, so attraktiv er auch sein mochte, war nicht gut. Eigentlich war sie doch vernünftiger. Aber nachdem sie erkannt hatte, dass ihr Leben so leer war, dass sie sich tatsächlich auf den täglichen verbalen Schlagabtausch mit ihrem nervtötenden Boss freute, war sie jetzt zu impulsiv gewesen.

    Sie hatte sich einfach nur mal einen Augenblick lang gehenlassen wollen. Spüren wollen, wie sich andere Frauen fühlten, die solche Dessous trugen. Sie hatte nicht mit Publikum bei ihrem dummen Anfall von Wagemut gerechnet.

    „Raus hier", schrie sie und schob sich seitwärts in Richtung ihrer Kleidung, während ihr vor Angst das Herz bis zum Hals schlug.

    „Mir gehört dieser Raum, also vergessen Sie’s. Sein neugieriger Blick fiel auf den Tisch, auf dem die losen Vibratoren und Dessous lagen. „Sie andererseits sollten mir lieber mal erklären, was Sie hier tun und wieso sich meine Lagerhalle in einen Sexshop verwandelt hat.

    Irgendetwas an seinem herablassenden Tonfall kam ihr vage bekannt vor, und sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er kein Klient sein mochte, für den sie die Steuererklärung gemacht hatte.

    „Machen Sie sich nicht lächerlich, das ist kein Sexshop. Meine Tante hatte diesen Lagerraum für ihren Onlineshop gemietet – von Ihnen, wie es aussieht – und mich gebeten, alles einzupacken, damit morgen für den neuen Mieter alles leer ist. Sie zeigte auf die Artikel und bemerkte zu spät, dass sie sich dabei entblößt hatte, denn sein Blick strahlte noch mehr Interesse aus. „Wenn Sie mich also in Ruhe lassen, bin ich in ein paar Stunden hier raus.

    „Na, was für ein braves kleines Helferlein", sagte er gedehnt, während er sie langsam und gemächlich von unten bis oben mit einem Blick musterte, bei dem ihr die Brustwarzen hart wurden.

    Die Reaktion ihres Körpers erschrak sie. So hatte sie noch nie zuvor auf einen Mann reagiert, geschweige denn auf einen Fremden. Gelesen hatte sie davon, in den Liebesromanen, die sie stapelweise verschlang: die schüchterne Frau, die sich augenblicklich zu dem souveränen Mann hingezogen fühlt. Sie hatte von einem solchen Verführungsspiel fantasiert, jedoch in dem Wissen, dass es ihr selbst niemals widerfahren konnte. Nicht umsonst zählten diese Romane zum Genre Fiktion.

    Und doch stand sie hier vor einem Mann, den sie nicht kannte, und ließ sich von ihm mit den Augen verschlingen. Und genoss es. Als sein Blick ihre Augen erreichte, wurden ihr bei dem, was sie darin sah, die Knie weich. Verlangen. Leidenschaft. Lust. Die Art von Lust, die sie noch nie zuvor in den Augen eines Mannes gesehen hatte, der sie angeblickt hatte.

    „Nennen Sie jedes Outfit anzuprobieren etwa helfen?"

    Sein offenkundiges Verlangen brachte sie durcheinander, und als er selbstgefällig lächelte wie ein Mann, der genau wusste, welche Wirkung er auf sie hatte, beschloss sie aus dem Impuls heraus, ihn dafür büßen zu lassen. Sie mochte ja unerfahren und naiv sein, wenn es um ein Kräftemessen mit einem Mann ging, aber das hieß noch lange nicht, dass er einfach so mit ihr spielen konnte.

    „Meine alten Corsagen und Bustiers sind verschlissen, und da dachte ich mir, ich gönne mir ein paar neue." Ihre Wangen wurden ganz heiß bei der unverhohlenen

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