Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Hautnah und immer näher
Hautnah und immer näher
Hautnah und immer näher
eBook243 Seiten3 Stunden

Hautnah und immer näher

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Es ist der verrückteste Tag in Harpers Leben: Die aufstrebende Bankerin lässt sich nach einer fiesen Trennung ihr erster Tattoo stechen, und dann macht ihr auch noch der gefährlich gut aussehende Tattookünstler und Biker Vik ein unanständiges Angebot. Soll sie es annehmen und mit ihm schlafen? Einfach so? Vik ist jedenfalls höllisch anziehend. Als Harper sich traut, eröffnen sich ihr faszinierend neue erotische Welten, und sie gerät in einen Strudel der Emotionen. Doch um keinen Preis darf sie Vik zu nahe kommen, zu viel für ihn empfinden - denn er liebt die Freiheit und fühlt sich nur in seinem finsteren Bikerclub zuhause …

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum6. Dez. 2018
ISBN9783955769512
Hautnah und immer näher

Ähnlich wie Hautnah und immer näher

Titel in dieser Serie (56)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Erotik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Hautnah und immer näher

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Hautnah und immer näher - Rainer Nolden

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2018 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    © 2018 by Anne Marsh

    Originaltitel: „Inked"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: BLAZE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./SARL

    Übersetzung: Rainer Nolden

    Coverabbildung: GettyImages_zegers06

    ISBN E-Book 9783955769512

    www.harpercollins.de

    Werden Sie Fan von MIRA Taschenbuch auf Facebook!

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    WIDMUNG

    Für Jimmy, den Kuchen-Experten

    Die besten Männer sind zweifellos die,

    die für ihre Frauen backen, ihnen Cupcakes mitbringen

    und auch sonst – nicht nur im Schlafzimmer – auf sie achten.

    Vielen Dank, Jungs!

    1. KAPITEL

    Vik

    Noch ehe ich ihre samtweiche, schimmernde Haut berühre, verspüre ich bereits den dringenden Wunsch, ihr den Po zu versohlen und mein Brandzeichen auf ihr zu hinterlassen. Ich will sie besitzen. Ich will diesen herzförmigen Hintern berühren und ihre süßen, dunklen Geheimnisse erkunden. Es spielt keine Rolle, dass sie einen züchtigen weißen Baumwollslip trägt, der zwar viel verdeckt, aber einen Mann umso eher auf den Gedanken bringt, aus einem anständigen Mädchen ein unanständiges zu machen. Sie hat das Höschen ein wenig nach unten geschoben, damit ich Platz zum Arbeiten habe. Sehr aufmerksam, nicht wahr? Ich kann den Blick nicht von der Tätowierungsliege abwenden, auf der sie sich ausgestreckt hat, um darauf zu warten, dass ihr Körper von mir verschönert wird. Ich bin der Erste, der das bei ihr machen darf; alles, was mein begieriges Auge wahrnimmt, ist unberührte, jungfräuliche Haut.

    Und ich habe schon befürchtet, der Abend würde langweilig werden.

    Mein Tattoostudio „Ink Me" liegt an einer verkehrsreichen und auch ein bisschen schmuddeligen Straße im Osten von Las Vegas. Hier arbeite ich immer, wenn ich mich nicht um meinen Motorradclub kümmere. Die meisten Leute, die zu mir kommen, entscheiden sich aus einer Laune heraus für ein Tattoo. Durch das große Schaufenster meines Ladens können Passanten und Spaziergänger ungehindert beobachten, wen ich gerade behandele. Vielleicht ist es meiner neuesten Kundin egal, dass die Fußgänger Stielaugen machen. Vielleicht törnt sie das sogar an. Ich würde das nie verurteilen. Schließlich liest sich meine eigene Liste von unanständigen Vergnügungen wie eine Enzyklopädie der Laster. Ich werde mich dafür weder entschuldigen noch rechtfertigen. Ich weiß, was ich mag, und ich sorge dafür, dass ich es bekomme. Ich bin ein Genussmensch und kein verdammter Heiliger, und diese hübsche Schnitte zu behandeln, ist das dringend benötigte Sahnehäubchen auf einem ziemlich misslungenen Sonntag.

    Die Leute bewegen sich gern in Gesellschaft, wenn sie sich sündigen Ausschweifungen hingeben. Auch die Besitzerin dieses jungfräulichen Arsches hat eine Begleiterin dabei, und die scheint eine ausgesprochen kompetente Gesellschaft zu sein. Das knappe schwarze Cocktailkleid, die Schuhe mit den endlos hohen Absätzen und das enge rote Lederhalsband lassen darauf schließen, dass man mit ihr eine Menge Spaß haben kann. Die Frisur – halblange, geglättete Haare, die sich wie ein Vorhang an den Kopf schmiegen – verrät eine gewisse Eleganz, die hier im rauen Ostteil von Las Vegas eher selten anzutreffen ist. Jemand, der ein Auge für die Verpackung hat, wird den Inhalt umso mehr zu schätzen wissen. Wahrscheinlich lässt sie sich die Bikinizone waxen oder trägt sogar den Hollywood Cut und hat eins dieser Piercings in der Klitoris, mit denen meine Zunge so gerne spielt. Normalerweise wäre Blondie genau das Geschenk, das ich nur zu gern auspacken würde, um sie anschließend an dem engen Lederhalsband durchs Zimmer zu führen, aber der fantastische Hintern auf meiner Liege übertrumpft heute Abend alle anderen Attraktionen.

    „Na, Mädels, was kann ich denn für euch tun?" Ich nicke der Blondine zu. Der Duft von Erdbeerdaiquiri schießt mir in die Nase. Ich hoffe bloß, dass die Frau, die sich vor mir ausgestreckt hat, nüchterner ist. Es ist nicht gut, jemandem ein Tattoo zu stechen, der mehr Alkohol als Blut in den Adern hat.

    „Harper möchte ein Tattoo", verkündet Blondie.

    Was für ein Name ist das denn?! Harper! Er klingt verklemmt und sehr sauber, viel zu sauber für das verlockende Paar Beine, das sie mir auf meiner Liege präsentiert. Obwohl: Zu der Kleidung passt der Name irgendwie. Die weiße Baumwollbluse, die sie am Rücken hochgeschoben hat, passt zu dem weißen „Rühr-mich-bloß-nicht-an"-Slip … Und ihr Rock, den sie aufgeknöpft und dessen Reißverschluss sie heruntergezogen hat, damit ich besseren Zugang habe, ist wie gemacht für vornehme geschäftliche Meetings. Wenn du so viele Frauen flachgelegt hast wie ich, dann kennt man sich ganz gut mit Mode aus. Dolce & Gabbana sind verdammt teure Klamotten. Dass sie nicht minderjährig ist, ist allerdings ein Pluspunkt. Solange sie ihre Brötchen nicht als Anwältin oder Richterin verdient, passt es schon.

    Oder eben nicht. Dann hat das Mädel halt Pech gehabt.

    Die weiße Bluse, das ebenso schneeweiße Höschen und der Business-Rock sind zweifellos Requisiten aus dem Kleiderschrank eines braven Mädchens. Aber ihre Schuhe sind der Wahnsinn. Absolut sexy. Schwarzes, durchbrochenes Wildleder, aus dem niedliche Zehen hervorlugen. Vor meinem geistigen Auge stelle ich mir ihre gefesselten Füße vor und überlege, dass ich auch für den restlichen Körper ein paar Stricke verwende, um ihr zu zeigen, wie prickelnd es sich anfühlen kann, wenn man ein bisschen pervers ist.

    Eine Frau, die sich von Kopf bis Fuß für den Erfolg zu kleiden versteht und einen Mann um den Verstand zu bringen weiß, wenn sie ihm ihre Füße hinstreckt, muss man einfach bewundern. Sie hat verdammt lange Beine – und die Absätze machen sie weitere zehn Zentimeter größer. Ich bin ziemlich groß, aber sie reicht mir problemlos bis zur Schulter. Außerdem ist sie nicht zu dünn, Gott sei Dank. Ordentlich ausgestattet überall dort, wo eine Frau ordentlich ausgestattet sein muss – nicht so ein empfindliches Blümchen, das beim ersten Stoß zusammenknickt.

    „Fang bei ihrem Po an und arbeite dich nach oben vor", befiehlt Blondie.

    Mit Vergnügen.

    So habe ich das mein ganzes Leben lang gemacht. Hatte eine ziemlich krasse Jugend mit meinem alten Herrn. Der fuhr Motorrad in einem Club in der Nachbarschaft und verschaffte mir ein Dutzend Patenonkel, die mir den Rücken freigehalten und mir ordentlich den Kopf gewaschen haben, wann immer ich es brauchte. Das erste Bier mit zwölf, die erste Frau mit fünfzehn, der erste Roller mit sechzehn. Da ich nicht der Hellste war, habe ich die Schule nur mit Ach und Krach geschafft. Das Leben auf der Straße und die willigen Muschis haben mir viel zu viel Spaß gemacht, als dass ich mir viele Gedanken über meine Zukunft gemacht hätte.

    Meinem alten Herrn ging das mächtig gegen den Strich, aber das Recht, mich deswegen zusammenzuscheißen, verlor er an dem Tag, als ich achtzehn wurde und im örtlichen Rekrutierungsbüro meine Unterschrift unter die Bewerbung zur Marine setzte. Ein paar Jahre auf hoher See haben aus mir einen anderen Menschen gemacht. Na ja, fast einen anderen. Ich war zwar nicht zum Berufssoldaten geboren, aber die Zeit mit Onkel Sams Knaben hat mich einiges gelehrt: Disziplin, Training, die Lust am Tätowieren und die Fähigkeit, einen draufzumachen, sobald wir Landgang hatten.

    Mein Motto lautete: Das Leben ist eine Party. Ich habe mich durch ein Dutzend verschiedene Häfen gesoffen und gevögelt und in jedem meine Duftmarke hinterlassen.

    Und das Schönste: Die Party hat nie aufgehört.

    Als ich mit einundzwanzig Jahren nach Hause kam, haben mein alter Herr und ich ein Bier getrunken und unbeholfenen Small Talk gemacht. Mein Dad war keineswegs kleiner oder älter geworden – aber er erschien mir einfach nicht mehr so groß. Ich weiß nicht, woher ich meine Gene habe, aber meine Kumpels vom Hard Riders Motorclub nennen mich den „Wikinger" – aus mehr als einem Grund. Ich kämpfe nicht nur wie ein Berserker; ich sehe auch aus wie einer. Mein hübsches Gesicht ist nur die Verpackung auf einem tödlichen Paket. Mädels, ich habe euch gewarnt!

    Die Schönheit auf meiner Liege rutscht ungeduldig hin und her. „Können wir mal anfangen?"

    Mein Blick wandert zum Kopf der Süßen. Ich sollte nicht dauernd auf ihren Arsch starren. Sie hat dunkles glänzendes Haar – so dunkel, dass es fast schwarz ist. Im Nacken hat sie es zu einem langen glatten Pferdeschwanz gebunden. Ich habe das Gefühl, sie hat mich durchschaut und kennt inzwischen alle meine Fantasien. Wenn wir alleine wären, würde ich die langen weichen Haare um meine Faust wickeln, während ich sie von hinten bumse.

    Ich brauche schmutzigen und wilden Sex. Nett und sanft stehen nicht in meinem Wörterbuch.

    „Dann erzähl mir mal erst, was du möchtest. Ich weiß nicht, ob die Lady am Empfang das auf die Reihe gekriegt hat." Gia ist süß, aber mit dem Organisieren hat sie es nicht so. Eigentlich müsste ich sie feuern, aber das würde bedeuten, dass ich mich um eine Neue für vorn im Laden kümmern muss. Außerdem hat sie ein strahlendes Lächeln und mich noch nie verarscht. Und es wäre auch nicht leicht für sie, einen neuen Job zu finden, denn sie hat einen zweijährigen Sohn und muss ziemlich viel für die Ganztags-Kita bezahlen.

    „Ein Tattoo." Ungeduldig trommelt sie mit ihren Fingernägeln, die genauso lackiert sind wie die Fußnägel, als wäre sie die Königin von Saba. Eigentlich sollte ich ihren Befehlston abtörnend finden, aber ich mache mir nichts vor. Ich vögle alles, was mich anlächelt. Ich bin nämlich nicht gern allein. Nur Verpflichtungen oder Affären, die zu lange dauern, mag ich gar nicht gern.

    „Tätowier mich genau hier." Sie nimmt den Arm nach hinten und deutet auf eine Stelle oberhalb ihrer niedlichen Arschbacken.

    Ich greife nach dem Musterbuch auf meinem Rolltisch. „Willst du irgendwas Bestimmtes? Gibt es irgendeinen besonderen Anlass?"

    Ich frage sie, damit sie weiterredet. Frauen wie sie, die wie aus dem Ei gepellt sind und sich hier im Osten der Stadt eine Prise Unterschichtenleben reinziehen, wollen gewöhnlich einen Regenbogen oder Blumen. Sie mögen harmlose, winzige Tattoos und nichts in Lebensgröße. Manchmal möchten sie den Namen ihres Lovers oder Freundes in die Haut gestochen haben. Tote und Verflossene sind ebenfalls beliebt. Entweder feiert man die Lebenden auf Teufel komm raus oder betrauert ihren Verlust. Ich habe kein Problem damit, einer Frau ihren Besitzanspruch auf den Arsch zu stechen. Ganz und gar nicht. Problematisch wird es erst, wenn sie eine Woche oder einen Monat später wieder auftaucht und von mir verlangt, „etwas Nettes" über das Tattoo zu stechen. Sex ist nicht nett, wenn man ihn mit echter Liebe verwechselt, und echte Liebe ist so selten wie ein Einhorn, das es mit einem Dodo treibt.

    „Dieser Idiot", zwitschert Blondie.

    Na toll. Heute Abend feiern wir also einen Tod und den Deppen, der seine Chance endgültig in den Wind geschossen hat.

    Ich lasse mich auf meinen rollbaren Stuhl fallen und schiebe mich näher heran. Während Blondie riecht, als sei sie in ein Fass mit Erdbeerdaiquiri gefallen, muss ich meine Nase fast bis an die Schulter meiner Kundin bringen, ehe ich etwas von ihr erschnuppere. Ein flüchtiger, zurückhaltender Duft, mit dem sich die Mädels aus den Nachtclubs schon in der Parfümerie einsprühen, weil sie sich eine ganze Flasche davon niemals leisten können. Die Haut meiner Schönen riecht nach Vanille und Kokosnuss – eine unwiderstehliche Aufforderung, sie zum Nachtisch zu vernaschen.

    Auf meinem Stuhl sitze ich hinter ihr und erhasche einen Blick auf ihr Gesicht, das sich im Schaufenster spiegelt. Wie zufällig berühre ich ihre Schulter mit meiner, als ich ihr die Hand gebe. „Vik. Schön, dich kennenzulernen, Harper."

    Meine Hände sind groß, rau und rissig. Auf die Knöchel habe ich kyrillische Buchstaben tätowiert, sodass kaum weiße Haut zu sehen ist. Ich bin hier geboren, aber mein alter Herr ist als Zwanzigjähriger aus Russland rübergekommen. Er hat eine Menge Mist gebaut, bevor er Mitglied im Motorradclub geworden ist. Außerdem hat er mich mit ein paar einschlägigen Typen bekanntgemacht, nachdem ich mein Gastspiel bei der Navy beendet hatte. Bekanntschaften, die bei mir Spuren hinterlassen haben.

    „Kannst du ein bisschen konkreter werden? Was genau möchtest du denn?"

    „Keine Blumen und keine Herzen, antwortet sie entschlossen. „Bloß nicht so einen Mist. Heute war ein schlimmer Tag.

    „Dann erzähl Doktor Vik doch mal alles", schnurre ich.

    „Ich bin von der Arbeit nach Hause gekommen, antwortet sie. „Hört sich nicht besonders aufregend an, nicht wahr? Hab meine Schuhe ausgezogen, mir etwas zu essen aufgewärmt, bin in die Wanne gestiegen und hinterher ins Bett gefallen.

    Fast unmerklich verschleift sie ein paar Konsonanten. Sie ist also auch nicht ganz nüchtern. Im Geiste ergänze ich die Lücken in ihrem Bericht. Eine andere Frau in ihrem Bett, ein „Wir müssen reden"-Moment, ein Streit … Entweder etwas davon oder eben alles zusammengenommen. Die Schönheit macht nicht gerade einen wehmütigen Eindruck. Andererseits sieht sie auch nicht aus wie eine Frau, die sich normalerweise tätowieren lässt.

    Ich fische nach dem schmalen Edding in meiner Gesäßtasche und ziehe die Kappe ab.

    „Er hat mich rausgeschmissen."

    Er. Der Idiot. Ihr Ex.

    „Scheißkerl", kommentiere ich mitfühlend und schiebe ihr den Pferdeschwanz über die Schulter.

    „Das kannst du laut sagen", pflichtet sie mir bei. „Er hat meine Sachen von einem Umzugsdienst einpacken und in die Garage stellen lassen. Ich konnte nicht mal bestimmen, welche Teile aus unserem Leben ich behalten kann. Er hat nur auf die Sachen gezeigt, die wildfremde Typen dann in Kisten verpackt haben. Und er hat meine Katze behalten."

    „Ich könnte ihm einen Besuch abstatten und ihn in den Arsch treten. Sozusagen eine kleine Revanche für dich."

    Ein schiefes Lächeln huscht über ihre Lippen. „Hört sich gut an. Da könnte ich glatt in Versuchung geraten."

    „Das Angebot steht. Als ich mit der Hand über ihre Haut streichle, zuckt sie zusammen. „Es gehört zu meinem Job, dich zu berühren. Und dein Job ist es, mir zu sagen, was du willst.

    Im Bett, außerhalb des Betts, stehend an der Wand – ich tue, was sie mir befiehlt.

    „Irgendwas zur Feier des Tages, dass ich ihn los bin – wenn auch nicht zu meinen Bedingungen", verlangt sie.

    „Wie viel hast du heute denn schon getrunken, Sweetheart?"

    Sie zieht die Augenbrauen zusammen und streckt ihre Finger aus. An ihrem Handgelenk baumelt ein Armband, ein hübsches kleines Spielzeug mit einem Herzen und einem Schlüssel daran. Ein Geschenk von dem Mistkerl, oder hat sie es sich selbst gekauft? „Vier. Nein – fünf Drinks."

    „Vertraust du mir?"

    „Ganz und gar nicht, erwidert sie. Sie ist also genauso clever, wie sie aussieht. „Sag mir, an was du denkst.

    „An einen Feuervogel." Ich fahre mit dem Edding über ihre Haut und zeichne das Bild, das mir vorschwebt. Vielleicht weiß sie eine russische Märchenfigur auf ihrer Haut nicht zu schätzen, aber ich sollte sie nicht unterschätzen. Sie weiß, was sie will. Kräftige schwarze, orangefarbene und rote Linien scheinen genau das Richtige zu sein für ihren Rücken, unter dessen Haut sich ihre Muskeln abzeichnen.

    „Du redest nicht viel, Vik." Sie schließt die Augen und atmet lange aus.

    „Schlaf mir bloß nicht ein."

    Sie schüttelt den Kopf. „Dann langweile mich nicht."

    „Kleines Miststück, sage ich humorvoll. „Der Feuervogel ist ein Dieb und schwer zu fangen. Er wäre fast erwischt worden, als er die Äpfel des Königs gestohlen hat, weil der König seinen Söhnen befohlen hatte, jeden zu fangen, der sein Land betritt. Ivan bekommt ihn zu fassen, aber alles, was er festhalten kann, ist eine Feder. Der Rest des Vogels entwischt ihm, und Ivan verbringt den Rest seines Lebens damit, ihn zu jagen.

    „Das ist die ganze Geschichte?" Gähnend vergräbt sie das Gesicht im Leder.

    „Ich tätowiere nur einen Teil davon, okay?"

    „Okay."

    Ich spüre den vertrauten Adrenalinstoß, während ich fortfahre, den Vogel auf ihre untere Rückenpartie zu skizzieren. Er hat die Flügel ausgebreitet, um in die Freiheit zu fliegen. Der nach unten gebogene Schwanz, lockend und flirtend, ist ein spöttischer Gruß an den Mann, den er im Obstgarten des Königs zurücklässt. Das ist meine Haut, mein Stück Leinwand, das ich tätowiere, mir aneigne und ihr zurückgebe, wenn ich darauf die Geschichte erzählt habe, die wir miteinander geteilt haben. In diesem Moment gehört sie mir voll und ganz. Sie entspannt sich unter meiner Berührung. Meine rissigen Finger fahren vorsichtig über ihre Haut, bereiten sie vor.

    Ich pfeife auf die Regel, Abstand vom Kunden zu halten. Ich beuge mich ganz nahe an ihr Ohr und flüstere ihr zu: „Jetzt wird’s ganz schön wehtun."

    2. KAPITEL

    Harper

    Vik erinnert sich nicht an mich.

    Der heißeste Typ, den ich jemals angefasst habe – und Gott sei Dank habe ich ihn angefasst –, stellt sich vor, als wäre ich eine Fremde. Als hätte er mich niemals geküsst, nie seinen Schwanz in mich hineingeschoben, mich nie dazu gebracht, Millionen Sterne zu sehen, weil er sich so verdammt gut in mir anfühlte. Ein Klassentreffen, eine Kiste Bier und eine ausschweifende Party haben offenbar dafür gesorgt, dass er all das vergessen hat.

    Selbst durch die Gummihandschuhe, die er trägt, spüre ich seine Stärke und die Hitze, die mich versengt. Seine leichte Berührung hat etwas seltsam Verführerisches. Vielleicht bin ich aber auch einsamer, als ich dachte, wenn ich schon die bloße Berührung seiner Finger auf meiner Haut als etwas Tröstliches empfinde. Ich bezahle ihn für diesen Kontakt, und ich bin viel betrunkener, als man in einem Tattoostudio sein sollte.

    Dieser Tag – dieser Abend – ist ein Tag für Premieren.

    Das blonde Haar fällt ihm ins Gesicht, während er summend die Nadel über meinen Rücken führt. Die erste Berührung ist ein Stich, heftig und ungeschützt, der sich zu etwas Intensiverem, Dunklerem entwickelt. Ich presse mich tiefer auf die Liege, um diesem schmerzhaften Brennen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1