Unter Verdacht: Heimat-Heidi 39 – Heimatroman
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Luise kam in die Küche, ging zum Tisch, stellte eine schwere Einkaufstasche darauf ab, setzte sich dann auf die Bank und atmete tief durch. »Kruzitürken, das darf doch gar net wahr sein«, sagte sie leise, aber mit empört klingender Stimme vor sich hin. Heidi war gerade hinter ihr in die Küche gekommen und hatte die letzten Worte noch mitbekommen. »Was ist denn los?« fragte sie, während sie Kaffeewasser aufsetzte und zwei Kaffeetassen auf den Tisch stellte. »Was los ist?« erwiderte ihre Schwiegermutter, »es ist schon wieder eingebrochen worden, und diesmal noch näher bei uns.« »Mar' und Josef«, murmelte die Bergerhof-Heidi, »wo denn?« »Drüben beim Greiner«, antwortete Luise, »und zwar gestern abend, als alle bei der Mess' in Vorderstein waren. Nur die alte Traudl ist daheimgewesen, aber die hat nix gehört. Die ist nämlich so taub, daß gleich neben ihr was explodieren kann und sie bekommt es net mit.« »Herrschaftszeiten, beim Greiner«, murmelte Heidi, »das ist wirklich ganz in der Näh'. Was haben s' denn gestohlen?« »Das wissen s' noch net genau«, antwortete Luise. »Wieso net?«
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Buchvorschau
Unter Verdacht - Stefanie Valentin
Heimat-Heidi
– 39 –
Unter Verdacht
Stefanie Valentin
Luise kam in die Küche, ging zum Tisch, stellte eine schwere Einkaufstasche darauf ab, setzte sich dann auf die Bank und atmete tief durch.
»Kruzitürken, das darf doch gar net wahr sein«, sagte sie leise, aber mit empört klingender Stimme vor sich hin.
Heidi war gerade hinter ihr in die Küche gekommen und hatte die letzten Worte noch mitbekommen.
»Was ist denn los?« fragte sie, während sie Kaffeewasser aufsetzte und zwei Kaffeetassen auf den Tisch stellte.
»Was los ist?« erwiderte ihre Schwiegermutter, »es ist schon wieder eingebrochen worden, und diesmal noch näher bei uns.«
»Mar’ und Josef«, murmelte die Bergerhof-Heidi, »wo denn?«
»Drüben beim Greiner«, antwortete Luise, »und zwar gestern abend, als alle bei der Mess’ in Vorderstein waren. Nur die alte Traudl ist daheimgewesen, aber die hat nix gehört. Die ist nämlich so taub, daß gleich neben ihr was explodieren kann und sie bekommt es net mit.«
»Herrschaftszeiten, beim Greiner«, murmelte Heidi, »das ist wirklich ganz in der Näh’. Was haben s’ denn gestohlen?«
»Das wissen s’ noch net genau«, antwortete Luise.
»Wieso net?«
»Weil sie alle unter Schock stehen und net wissen, wo vorn und hinten ist. Die Einbrecher müssen auch noch wie die Wilden dort gehaust haben, jedenfalls muß der Schaden beträchtlich sein.«
Heidi hatte inzwischen Kaffee aufgegossen und goß Luise eine Tasse ein.
»Magst auch eine Semmel?« fragte sie dann. »Es ist zwar schon ein bisserl spät für eine Brotzeit, aber net zu spät.«
Luise nickte. »Eine Semmel kannst mir herrichten, ob ich heut’ zum Mittagessen komm’, weiß ich nämlich net.«
»Wieso? Was ist denn?« Heidi sah ihre Schwiegermutter fragend an.
»Die Lena hat vorhin angerufen«, antwortete die, »daß sie heut’ net kommen kann, weil sie einen Arzttermin hat und die Moni hat eh Urlaub.«
Lena und Moni waren die beiden Küchenmädchen des Bergerhofs und da an jenem Tag beide nicht da waren, würde Luise wohl alleine sein.
»Wir sind zwar belegt, aber sonst sind zum Glück noch net so viel Urlauber da«, sagte Heidi, während sie Luise zwei Semmeln aufschnitt, belegte und ihr auf einem Brettchen hinstellte.
Die Seniorchefin des Bergerhofs stand inzwischen am Herd und zeigte mit einer Kopfbewegung aus dem Fenster.
»Da kommt der Vorderegger-Franz«, sagte sie, »wie’s aussieht, weiß auch er schon von dem Einbruch beim Greiner, jedenfalls schaut er grimmig drein.«
Kurz darauf betrat der bedeutendste Fremdenverkehrswirt der Gegend die Küche des Bergerhofs.
»Man ist seines Lebens nimmer sicher«, sagte er anstatt einer Begrüßung. »Habts schon gehört, daß beim Greiner und beim Moosbacher eingebrochen worden ist?«
Heidi erschrak. »Beim Moosbacher auch?«
Der Vorderegger nickte. »Gestern abend beim Greiner und heut’ in der Nacht beim Moosbacher.«
»Das darf net wahr sein«, murmelte Luise, »wo soll das denn noch hinführen? Wie oft ist in den letzten Wochen hier in der Gegend eingebrochen worden? Es geht inzwischen nimmer auf die Kuhhaut.«
»Siebzehn mal«, antwortete der Vorderegger-Franz, »und das waren nur die Einbrüche in der unmittelbaren Umgebung. Außerdem sagt die Polizei, bei
den Einbrüchen wär’ immer dieselbe Methode angewandt worden.«
»Was heißt das denn?«
»Daß man annimmt, daß es bei den eben genannten Einbrüchen immer dieselben Täter gewesen sind«, antwortete Franz Vorderegger, »sie hinterlassen sozusagen eine typische Handschrift. Das hat nichts zu tun mit Fingerabdrücken, sondern beschreibt die Methode, mit der die Täter vorgehen.«
»Du scheinst dich ja mit der Materie befaßt zu haben«, erwiderte Luise.
»Mein Neffe ist doch bei der Kripo in Oberstdorf, der hat es mir auseinandergelegt.« Dann zeigte der Vorderegger auf Luises Semmeln, die immer noch auf dem Brettchen lagen. »Kann ich die essen, oder gehören die wem?«
»Iß sie ruhig«, antwortete Luise, »ich werd’ später was anderes zu mir nehmen. Im Moment hab’ ich eh keinen Appetit.«
»Magst auch einen Kaffee?« Heidi sah den Baldinger Wirt fragend an.
Der nickte. »Gern.« Dann grinste er. »Bei euch werd’ ich meistens verwöhnt. Net immer, aber doch fast immer.«
»Willst dich net langsam mal revanchieren?« fragte Luise. »Du redest allweil davon, daß du die Heidi und mich zum Essen in eines deiner sogenannten Nobelrestaurants einladen willst. Bisher sind’s lediglich Lippenbekenntnisse gewesen.«
»Es hat nie richtig gepaßt«, antwortete der Vorderegger-Franz.
»Dummes Gered’«, erwiderte Luise. »Bei den Semmeln hätt’ ich ja auch sagen können, daß die Umständ’ net passen.«
»Das ist ja wohl was anderes…!« Der Voreregger hatte bereits eine Semmel verspeist, die andere nahm er jetzt und biß hinein.
»Wieso ist das was anderes?« wollte Luise wissen.
»Ein Abendessen im ›Edelweiß‹ und eine Semmel hier oben, das ist doch wohl net zu vergleichen…!«
Luise lachte kurz auf. »Da hast recht, aber net so wie du denkst.«
»Wie meinst du das?«
»Daß unsere Gäst’ da bei uns lieber eine Semmel essen, als bei dir drunten in den Urlauberabfertigungsburgen ein Menü, das wer weiß was für einen Namen trägt.«
Franz Vorderegger aß seine Semmel zu Ende, dann trank er den Kaffee aus, den Heidi ihm hingestellt hatte, zu guter Letzt stand er auf.
»Da ich offensichtlich heut’ da net sonderlich gelitten bin, werd’ ich mich wieder verabschieden«, sagte er. Im Türrahmen blieb er noch mal stehen. »Und denkt dran, irgendwer geht nachts um und steigt in die Häuser ein. Vielleicht schafft ihr euch ja doch ein Mannsbild an, das ein bisserl auf euch aufpaßt.«
»Paß du auf, daß bei dir keiner einsteigt«, erwiderte Luise, »bei dir ist mehr zu holen als bei uns.«
Da kam die Gerti aus einer der Gaststuben, drängte sich am Vorderegger vorbei in die Küche, sah Heidi und Luise an und fragte: »Wißt ihr schon das Neueste?«
Die Seniorchefin des Bergerhofs nickte. »Ja, beim Greiner und beim Moosbacher ist eingebrochen worden.«
Gerti war die langjährige Bedienung des Bergerhofs und hier wie zu Hause. Sie winkte ab und sagte: »Das sind doch alte Kamellen.«
»Was gibt’s denn dann zu berichten?«
»Man hat den Einbrecher gefaßt«, antwortete Gerti.
»Was…?« Auch der Vorderegger drängte nun wieder in die Küche.
»Ja, in Fischen haben s’ ihn geschnappt«, antwortete Gerti.
»Wann?«
»Vor zwei Stund’ etwa.«
»Ist denn sicher, daß es der Richtige ist?«
Gerti nickte. »Ja, man ist absolut sicher.«
»Und warum?«
»Der Spitzbub hat versucht, bei einem Tandler einiges von dem loszuwerden, was er gestern beim Greiner und heut’ nacht beim Moosbacher hat mitgehen lassen.«
»Da schau her«, erwiderte der Vorderegger-Franz, dann lächelte er. »Darauf geb’ ich einen aus. Also, ihr beiden Bergerhoferinnen. Wenn es genehm ist, dann kommts am kommenden Dienstag hinunter nach Balding. Ich lad’ euch zu