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Ein rabenschwarzer Tag
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eBook243 Seiten3 Stunden

Ein rabenschwarzer Tag

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Über dieses E-Book

Großkaufman Schwarzer wird leblos in seinem Pool aufgefunden. Kommissar Degenhardt nimmt die Ermittlungen auf: Selbstmord oder Mord? Die Sopranistin erleidet während des Konzerts einen Herzinfarkt und stirbt an den Folgen einer Überdosis. Zwei getrennte Verbrechen führen zur selben Quelle. - Arnulf Meyer-Piening betrachtet die hanseatische Kaufmannswelt, die er aus eigener Erfahrung kennt, mit einfühlsamer und kritischer Distanz. Spannend bis zur letzten Zeile.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum23. Juni 2016
ISBN9783741827648
Ein rabenschwarzer Tag

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    Buchvorschau

    Ein rabenschwarzer Tag - Arnulf Meyer-Piening

    Arnulf Meyer-Piening

    Ein rabenschwarzer Tag

    Roman

    Imprint

    Ein rabenschwarzer Tag

    Arnulf Meyer-Piening

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    Copyright: © 2015 Arnulf Meyer-Piening

    ISBN 978-3-7418-2764-8

    E-Book-Konvertierung: Sabine Abels | www.e-book-erstellung.de

    Inhalt

    Begegnung am Abend

    Der Tote im Swimmingpool

    Einbruch im Hotel

    Der unheilvolle Konzertabend

    Die Verstoßene im goldenen Käfig

    Der Musenfreund

    Die zwielichtige Sekretärin

    Bewegende Trauerfeier

    Blick in den Abgrund

    Auf Spurensuche

    Wertpapiere ohne Wert

    Das Haus der Versprechungen

    Dubiose Freunde

    Das Wasser steht bis zum Hals

    Der Drahtzieher

    Der Deal

    Prüfung und Beteiligung

    Dubioser Zeuge

    Presse-Rummel

    Das alte Bauernhaus

    Der dramatische Untergang

    Ausflüge zum Meer

    Begegnung am Abend

    Wie eine Königin rauschte Frau Wohlgemuth in ihrem schwarzen Satinkleid die mit rotem Teppich belegten Stufen hinunter, ehrerbietig gegrüßt von vielen Konzertbesuchern, die ins Foyer des Konzertsaals drängten, um ihre Garderobe zu holen und noch eines der wenigen Taxis zu erwischen, denn es hatte zu regnen begonnen. Huldvoll erwiderte sie die Grüße mit freundlicher Gelassenheit, ohne dabei jedoch kalt oder gar abweisend zu sein. Vielmehr schien sie die Lobbezeugungen durchaus zu genießen.

    Unten am Fuße der breit ausladenden Treppe wurde sie von einem Herrn im dunklen Anzug erwartet. Während er auf sie wartete hatte er sich überlegt, wie er das Gespräch eröffnen sollte: Meine Gnädigste, Sie waren wundervoll, oder hinreißend, oder grandios! Würde sie ihm die Hand zum Handkuss reichen, sollte er ihr einfach seine Hand zum Gruß reichen oder sollte er, wie es heute gang und gäbe ist, sie mit einem freundschaftlichen Kuss auf die Wange begrüßen? Die Sache schien nicht so einfach zu sein, weil er in der „Glocke" kein Unbekannter war und als oberster Kriminalbeamter seiner Stadt auf seine Reputation achten musste. In der alten Hansestadt Bremen, vor allem in den konservativen Kreisen der Philharmonie, war er durchaus eine Respektsperson.

    Sie aber war nicht von hier, hatte nur aushilfsweise die Sopran-Partie für die erkrankte Sopranistin übernommen. Unschlüssig wartete er auf ihre Begrüßung. Nichts dergleichen geschah, sie blickte ihn nur erstaunt an, als er ihr ein paar Stufen entgegenkam. Er war durchaus nicht der klassische Typ des germanischen Helden. Kein Regisseur hätte ihm die Rolle des Siegfried angeboten, ganz abgesehen von der Tatsache, dass er nicht singen konnte. Eher wäre er für die Rolle des belgischen Kommissars Hercule Poirot in Betracht gezogen worden, mit dem er sich in gewisser Weise zu identifizieren schien, denn er bewunderte den legendären Ermittler der Kriminalliteratur. Das ging so weit, dass er sich sogar einen Schnauzbart wachsen ließ.

    Je näher sie kam, desto unsicherer fühlte er sich, denn sie hatte ziemlich üppige Formen, was ihm von seinem entfernten Sitzplatz auf einer der hinteren Reihen Rang-Mitte nicht so aufgefallen war. Jetzt aber empfand er das beachtliche Dekolletee für eine Sängerin in einem Requiem etwas unpassend, vielleicht einen Tick zu aufreizend. In einer anderen Rolle, beispielsweise als Walküre, hätte er es als angemessen gefunden. Dennoch musste er gestehen, dass das, was er nun aus der Nähe zu sehen bekam, ihm durchaus gefiel.

    - Guten Abend, sagte sie ganz schlicht. Ich glaube, ich habe Sie kürzlich in der Abendschau gesehen.

    - Schon möglich, sagte er und freute sich über diesen unkomplizierten Einstieg in das Gespräch.

    - Ich erinnere mich an das Interview. Sie sind Chef der Kriminalpolizei. Habe ich etwas verbrochen?

    - Nein, ganz im Gegenteil. Ich wollte Ihnen nur für diesen wundervollen Abend danken.

    - Es freut mich, wenn es Ihnen gefallen hat.

    - Ja, sehr sogar. Es passiert mir als alten Fahrensmann nicht häufig, dass mich Musik so stark berührt. Ich würde gerne noch etwas mit Ihnen plaudern. Darf ich Sie zu einem Glas Wein im Ratskeller einladen oder Sie zu Ihrem Hotel begleiten?

    - Sehr gerne. Ich bin ja nicht von hier wie Sie wissen, da nehme ich Ihr Angebot gerne an, zumal Sie Kriminalinspektor sind. Da befinde ich mich in guter Obhut.

    Er half ihr in ihren Mantel, sie gingen zur Straße, verharrten noch etwas im Eingang, denn es hatte zu nieseln begonnen.

    - Wo wohnen Sie?

    - Ich wohne Radisson Blu Hotel in der Böttcherstraße.

    - Das Hotel liegt nur ein paar Schritte entfernt von hier. Ich kann Sie begleiten, wenn Sie wollen.

    - Sehr gerne, aber vielleicht trinken wir vorher noch ein Glas Wein miteinander. Nach dem Konzert habe ich immer eine trockene Kehle und das dringende Bedürfnis, ein Glas Wein zu trinken, ich stamme nämlich aus einer alten Winzerfamilie. Meine Eltern sind auch heute noch Weingärtner.

    - Das trifft sich gut. Dann schlage ich vor, wir gehen in den Schütting. In den Kellerräumen des ehrwürdigen Hauses der Bremer Kaufmannschaft gibt es einen gediegenen Club, in dem ich seit vielen Jahren Mitglied bin. Dort werden Sie zu dieser späten Stunde noch ein paar Honoratioren der Stadt treffen, was für Sie eines Tages von Vorteil sein könnte. Ich weiß ja nicht, welche Zukunftspläne Sie haben, und ob Sie bei uns in Bremen bleiben wollen.

    - Das hängt davon ab, ob ich hier weitere Engagements erhalte.

    - Dann kann es ja nicht schaden, wenn Sie die Herren kennenlernen. Wer weiß, vielleicht können die etwas für Sie tun.

    Er hatte den Schirm aufgespannt, denn der Regen hatte zugenommen. Sie hakte sich bei ihm ein. Es gefiel ihm, denn schon seit längerer Zeit hatte er das Gefühl der Nähe zu einer attraktiven Frau vermisst. Arm in Arm gingen sie die paar Schritte über den Marktplatz, grüßten den steinernen Roland vor dem alten Rathaus und überquerten den zu dieser späten Stunde fast menschenleeren Platz.

    Die Domuhr schlug zehn, als sie den Schütting erreichten. Sie stiegen die paar Stufen hinunter und betraten die gediegenen Clubräume des „ Club zu Bremen". Ein paar bequeme Sessel standen locker gruppiert um kleine Tische, jeweils beleuchtet von einer massiven Stehlampe aus Messing mit echtem Schweinslederschirm. Aber um diese Zeit saßen dort nur wenige Gäste und lasen Zeitung oder Magazine. Es herrschte gedämpfte Stille in dem Gewölbe, wo der Teppich jedes störende Geräusch verschluckte.

    Kommissar Degenhardt und seine Begleiterin warfen nur einen flüchtigen Blick auf die Bilder an den Wänden und gingen in den Nebenraum mit Tischen zum Essen eingedeckt. Sie wurden vom Kellner begrüßt.

    - Herr Kommissar, wo möchten Sie sitzen?

    - Degenhardt wählte einen Platz in der Nähe der Skatrunde und erkundigte er sich bei seiner Begleiterin, ob ihr der Tisch recht sei.

    - Ja, alles prima, sagte sie. Entscheiden Sie, denn Sie sind hier zuhause.

    - Na, gut. Bevor wir uns setzen, würde ich Sie gerne mit den Herren der Skatrunde bekannt machen, vielleicht können Sie eines Tages den Rat unserer Honoratioren gebrauchen.

    - Schaden kann’s ja nicht.

    Sie gingen zu dem Tisch, an dem die Herren so in ihr Spiel vertieft waren, dass sie die neu angekommenen Gäste nicht wahrgenommen hatten.

    - Der Kommissar grüßte: Guten Abend die Herren, nur ungern störe ich Ihr Spiel, aber ich möchte Sie mit Frau Wohlgemuth bekannt machen, die heute dankenswerter Weise die Sopranpartie im Deutschen Requiem übernommen hat.

    Die Herren hatten ihr Spiel unterbrochen und sich von ihren Stühlen erhoben. Der Reihe nach reichte die Sängerin jedem die Hand zum Handkuss. Die Herren berührten sie kaum merklich und nur zart angedeutet mit den Lippen. Von alter Schule, eben.

    - Sehr erfreut, sagte Herr Schwarzer. Waren Sie mit Ihrem Debut in unserer Hansestadt zufrieden?

    - Ich habe die Atmosphäre in dem schönen Konzertsaal sehr genossen. Orchester und Dirigent harmonierten gut miteinander. Ein hervorragender Klangkörper. Das Publikum war sehr freundlich zu mir. Nach der Vorstellung wusste ich kaum wohin mit den vielen Blumen.

    - Wenn ich als Zuhörer hier mal mit meinem unmaßgeblichen Urteil einspringen darf, sagte Degenhardt: Frau Wohlgemuth war einfach hinreißend. Hätte es sich nicht um ein Requiem gehandelt, dann hätten die Begeisterungsstürme sicher auch jetzt noch kein Ende gefunden.

    - Sie übertreiben, Herr Kommissar, sagte sie mit bezauberndem Lächeln, so dass die Herren glaubten, die Sonne sei aufgegangen. Insgeheim fragten sie sich, welche Beziehung zwischen dem Kommissar und der strahlenden Schönheit an seiner Seite bestünde, obwohl niemand behaupten konnte, dass er ein typischer Frauenheld war. Wie dem auch sei, in jedem Fall empfanden sie die Nähe dieser Frau durchaus als angenehm, zumal sie die einzige Frau in dem Raum war.

    - Dann freuen wir uns umso mehr auf den morgigen Abend, da werden Sie uns unter Ihren Verehrern finden, sagte Herr Schwarzer, der offenbar der Wortführer in der Gruppe war.

    - Dann werde ich mir noch mehr Mühe geben, um sie zufriedenzustellen, aber jetzt will ich Sie nicht länger von ihrem Spiel abhalten.

    Damit zogen sie sich zurück, nahmen an ihrem Tisch Platz und bestellten eine Flasche Graacher Himmelreich.

    - Diesen Wein trinke ich besonders gern, sagte sie, der stammt nämlich aus meiner Heimat.

    - Ach, Sie stammen von der Mosel? Schon der Name des Weines passt zu Ihnen, beeilte sich Degenhardt zu sagen, und war froh, dass er zufällig den richtigen Wein gewählt hatte.

    Der Kellner Johann brachte den Wein, entkorkte die Flasche, roch vorsichtig an dem Korken, goss einen kleinen Schluck in das Römerglas und ließ den Kommissar probieren. Dieser ließ den Wein nach Kennerart leicht im Glas kreisen, roch daran, nickte: In Ordnung!

    - Möchten Sie etwas essen?

    - Nein, vielen Dank. Wir möchten nur den Abend mit einem Glas Wein ausklingen lassen.

    - Sehr wohl. Wünsche einen angenehmen Abend.

    Die beiden Gäste blickten sich in die Augen, ließen die Gläser klingen und fühlten sich wohl.

    - Ich hoffe, Sie sind mit der Wahl dieses Raumes einverstanden. Ich bin hier im Club schon seit vielen Jahren Mitglied.

    - Es ist hier sehr gemütlich, sagte sie.

    - Wenn Sie wollen, werde ich Ihnen die Herren am Skattisch vorstellen.

    - Gern.

    - Ich weiß nicht, wie weit Sie mit den Regeln des Skatspiels vertraut sind.

    - Eigentlich kenne ich das Spiel nur vom Hörensagen. In meiner Familie wurden keine Karten gespielt.

    - Ich habe nicht die Absicht, Sie in die Feinheiten des Skatspiels einzuweihen. Es ist ein geselliges Spiel, das eigentlich nur von der Atmosphäre lebt, aber es fordert Konzentration und Kombinationsvermögen. Und es macht großen Spaß. Sie sollten es selbst mal probieren, nur aus den eigenen Fehlern kann man lernen, und dann braucht man schon ein paar Jahre, um es richtig zu beherrschen.

    - Dazu wird es wohl nie kommen, denn mein Beruf lässt mir wenig Zeit für privates Vergnügen, aber ich schaue gern zu.

    - Also fangen wir mal mit dem Herrn an, der eben die Karten gegeben hat und sich nun entspannt zurücklehnt. Der ist bei dieser Runde der sogenannte Kiebitz, der bei diesem Spiel nur zuschaut (und gelegentlich den anderen in die Karten schaut), denn es gibt bei jedem Spiel nur drei Spieler. Wenn sie aber zu viert sind, dann spielt einer nicht mit und gibt die Karten. Beim nächsten Spiel folgt der nächste und so fort reihum.

    - Das geht immer so weiter?

    - Ja bis zum Ende des Skatabends, der sich über mehrere Stunden erstrecken kann. Also der Reihe nach im Uhrzeigersinn:

    Hermann Schwarzer, Getreide Großhandel

    Klaus Nienhoff, Vorstand der Neptun-Werft

    Hinrich Roggmann, Teilhaber der Blume-Bank

    Anton Schulze, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater.

    - Ich weiß nicht, ob ich mir alle Namen so schnell merken kann. Die Herren sind ziemlich einheitlich gekleidet mit Anzug, weißem Hemd und Schlips. Sehr konservativ. Fast alle rauchen Zigarren, nur einer Zigaretten, fast alle trinken Wein, nur einer trinkt Bier. Kein großer Unterschied zwischen ihnen. Keine auffälligen Merkmale, die ich mir merken könnte. Nur der Herr mit dem dichten schwarzen Haar, der jetzt nicht mitspielt, überragt alle um einen Kopf.

    - Das ist Herr Schwarzer. Die anderen Herren nenne ich Ihnen später, wenn Sie wollen.

    - Diesen Namen werde ich mir wegen seiner schwarzen Haare leicht merken können, denn ich baue mir gerne eine Eselsbrücke. Aber ich werde die Herren morgen wahrscheinlich nicht mit Namen ansprechen können, wenn ich sie im Konzert treffe. Es ist mir immer so peinlich, wenn mich die Menschen mit meinem vollen Namen ansprechen und ich ihre Namen nicht weiß.

    - Das kann ich gut verstehen. Manchmal geht es mir auch so. Aber wenn Ihnen in der Runde jemand besonders auffällt und interessant vorkommt, dann fragen Sie mich. Aber vielleicht schauen Sie erst mal dem Spiel zu. Lassen Sie die Atmosphäre auf sich wirken. Sie werden merken, das Spiel wird sehr ernst genommen, und doch frotzeln sich die Herren gegenseitig. In dieser Runde nimmt keiner jemandem etwas übel. Sie kennen sich seit vielen Jahren.

    Die Herren hatten ihr Spiel wieder aufgenommen.

    - Klaus, du gibst, sagte Anton und reichte ihm die Karten.

    Klaus mischte lang und sorgfältig, denn er wollte, dass das Kartenglück nicht beeinträchtigt wird oder ihn jemand der Manipulation bezichtigte.

    - Neulich in Köln soll sich mal einer tot gemischt haben, sagte Anton.

    - Hab ich auch gehört.

    Mit großer Entschlossenheit knallte er die Karten vor seinem rechten Nachbarn auf den Tisch. Vorschriftsmäßig hob dieser die obersten paar Karten ab. Klaus verteilte sie auf die Spieler: Drei, vier drei und zum Schluss der Skat.

    Nach reiflicher Prüfung hatte jeder Spieler seine Karten nach Farben geordnet und auf ihren Spielwert geprüft.

    - Ich höre, sagte Anton und blickte seinen Mitspieler in die Augen, als ob nun das Unerhörte zur Sprache käme.

    - 18, 20, 2, 3, 4, 7, 30, sagte er.

    - Weg sagte Hinrich.

    - Wer bietet mehr?

    - Passe!

    Die Herren sogen noch einmal genüsslich an ihren Zigarren und bliesen den Rauch zur Decke. Herrmann beobachtete seine Mitspieler aufmerksam, als wolle er ihre Gedanken lesen, aber sie blickten ohne sichtbare Regung auf ihr Spiel. Er nahm noch einen Schluck Wein, um seine Sinne zu beflügeln oder sich zu entspannen und den Abend unter Freunden zu genießen.

    Klaus gewann sein Spiel haushoch.

    - Das Spiel hätte meine Oma auch gewonnen, sagte Hinrich.

    - Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln.

    - Und das musst gerade du sagen.

    Hermann notierte das Ergebnis.

    Beim nächsten Spiel war er mit von der Partie und erhielt das Spiel bei 23.

    - Wie heißt denn dein schlechtes Spiel?, fragte Hinrich.

    - Null, sagte er mit Überzeugung. Die Schauspielkunst war ihm nicht fremd.

    - Contra, sagte Anton in der Annahme, dass Hermann sein Spiel verlieren würde, und die Minus-Punkte doppelt zählten, was auch geschah.

    - Ein kluger Bauherr baut zuerst den Keller, sagte er mit gleichmütigem Gesichtsausdruck. Gut Spiel kommt wieder!

    Weitere Spiele folgten in kurzer Zeit. Schließlich verlor Hermann noch weitere Spiele und addierte Gewinne und Verluste für jeden Spieler, machte einen dicken Strich unter die Rechnung, wobei er theatralisch sein überdimensionales Lineal bemühte. Zum Schluss stellte er den Spielstand zusammen und erhob sich.

    - Meine Freunde, für heute muss ich mich leider von euch verabschieden, denn ich habe noch eine Verabredung, bei der ich nicht zu spät kommen darf. Johann soll alles auf meine Rechnung setzen. Damit verließ den Raum durch den Hintereingang.

    Als die Skat-Brüder unter sich waren, begannen sie mit etwas gedämpfter Stimme das Resümee des Abends zu ziehen. Was sie allerdings nicht wussten oder beachteten, war, dass man am Nebentisch über eine Schallbrücke im Gewölbe fast jedes Wort mithören konnte.

    - Was Hermann wohl so eilig nach Hause drängt?, erkundigte sich Klaus. Seine Frau kann’s wohl nicht sein, die soll ihn nämlich vor einiger Zeit verlassen haben. Sie wohnt jetzt allein in seinem Sommerhaus in Worpswede.

    - Ach, deshalb habe ich sie schon so lange nicht mehr im Konzert gesehen.

    - Er scheint jetzt mit seiner Sekretärin enger verbandelt zu sein. Sie ist oft an seiner Seite zu sehen.

    - Das kann man ja auch verstehen, sie ist wirklich sehr attraktiv und seine Alte ist ein rechter Besen. Ich wundere mich, dass er sie so lange ertragen hat. Ich hätte sie schon viel früher verlassen. Es ist ja nicht nur, dass sie in den letzten Jahren so unmäßig auseinander gegangen ist, es ist viel mehr, dass sie so indiskret ist. Oft ist es mir richtig peinlich, wenn man hört, was sie so alles an Interna aus seinem beruflichen Umfeld ausplaudert.

    - Ich glaube, auch wir sollten jetzt gehen, sagte Frau Wohlgemuth, die alles mitgehört hatte. Kommissar Degenhardt bat um die Rechnung, zahlte und sie verließen das Lokal, ebenfalls durch den Hintereingang, denn der vordere Eingang war zu dieser späten Stunde bereits geschlossen.

    - Es ist jetzt kurz nach elf, sagte er. Ich bringe Sie noch die paar Schritte zu Ihrem Hotel, das hier gleich um die Ecke liegt. Sie hakte sich vertraulich bei ihm unter und sie gingen durch die Böttcherstraße. Am Hotel-Empfang verabschiedete er sich von ihr und wünschte ihr für den morgigen Konzertabend viel Erfolg.

    - Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.

    - Das würde mich freuen. Wie wäre es wenn wir uns Samstag zu einem Stadtbummel träfen?

    - Sehr gern.

    - Wenn Sie Lust haben, dann

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