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Das versperrte Paradies: Kriminalroman
Das versperrte Paradies: Kriminalroman
Das versperrte Paradies: Kriminalroman
eBook146 Seiten1 Stunde

Das versperrte Paradies: Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Ein Mann fällt bei einem Konzert im Freien von einem Turm.
Ein Paragleiter stürzt ab, weil das Steuerungsseil reißt.
Ein Polizist stürzt von der Reichsbrücke in Wien in die eiskalte Donau.
Alles nur Unfälle? Oder steckt vielleicht doch eine Mordserie dahinter?

Farid, einem afghanischen Dolmetscher bei der deutschen Bundeswehr, verspricht ein Oberst, ihn nach Deutschland mitzunehmen, wenn die Truppe abzieht. Das Versprechen wird jedoch nicht eingelöst.
Farid beginnt nun eine abenteuerliche Reise nach Deutschland, sein Paradies.
Die Polizei verhaftet ihn und schiebt ihn nach Österreich ab, von wo er eingereist ist. Dort kann er wieder fliehen und landet in einem Weinbergsbetrieb als polnischer Erntehelfer. Die Besitzerin heiratet ihn unter größten Schwierigkeiten. Trotzdem schieben ihn die österreichischen Behörden nach Kabul ab, wo ihn die Taliban umbringen.

Und was hat nun diese Geschichte mit den eingangs erwähntren drei Toten zu tun?
SpracheDeutsch
HerausgeberMedimont
Erscheinungsdatum22. Mai 2024
ISBN9783911172554
Das versperrte Paradies: Kriminalroman
Autor

Gerhard Appelshäuser

Gerhard Appelshäuser, dessen Lebensmittelpunkt in Wien liegt, wurde durch diese facettenreiche Stadt zum Schreiben inspiriert. Viele Reisen, erworbene Erfahrungen und seine Neugier sind die Stützen seiner Fantasie. Mit Kurzgeschichten begann sein schriftstellerischer Weg. Inzwischen verfasst er auch Romane und Erzählungen. Bislang wurden sieben Kriminalromane und ein Roman aus seiner Feder veröffentlicht: • Der Tote auf Bahn 4 • Der Maler der zwei Mal starb • Auch der Tod arbeitet im Weinberg • Tod in der Puszta“, • Das versperrte Paradies • Als der Renoir aus dem Rahmen fiel • Mord beim letzten Akkord • Das Geheimnis der Mozartova Nr. 4

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    Buchvorschau

    Das versperrte Paradies - Gerhard Appelshäuser

    Teil I

    Grafenegg

    im August 2016

    Es war einer dieser heißen Sonntage, an denen es die meisten Menschen ins Wasser treibt. Nur kühles Nass versprach Linderung von der Hitze. Dorthin, oder genauer gesagt, zum familienbekannten Baggersee wollte auch der Oberst Stranzl, wenn er schon einmal ein ungestörtes Wochenende verbringen konnte. Es gab keinen unaufgeklärten Mord im LKA in St. Pölten. Er freute sich schon auf einen geruhsamen Nachmittag, auf ein abkühlendes Bad für die Haut, auf ein frisch gezapftes Bier von Emma, der Pächterin der kleinen Imbissbude, auf den Genuss für die Seele im Schatten seines Lieblingsbaums und auf die Fleischlaberl seiner Frau Elvira. Davon hatte der Toni Stranzl den ganzen Samstag geträumt, bis seine Elvira vom Besuch ihrer Freundin zurückkam.

    »Weißt du, wo wir morgen hingehen?«, fragte sie ihren Toni.

    Und der antwortete: »Na klar, zum Baggersee, bei dieser Affenhitze.«

    »Falsch«, erwiderte seine Frau, »wir gehen zum Nachmittagskonzert nach Grafenegg!«

    Stranzl wusste, wie schwer es war, für diese Veranstaltungen Karten zu bekommen und wie unmöglich es war, welche von jetzt auf gleich zu kaufen. Deshalb sagte er leichtfertig: »Aber nur, wenn du wen findest, der dir die Karten schenkt.«

    Sie grinste ihn an, griff in ihre Tasche und wedelte mit zwei Karten vor seinen Augen. Er starrte sie mit offenem Mund an und nach einigen Sekunden stammelte er: »Wo hast du die Karten her?«

    Triumphierend, denn sie wusste, wie ungern ihr Mann in Konzerte ging, erwiderte sie: »Von deinem Freund Fritz.«

    Fritz Gschwendtner, sein Kollege und Freund konnte sich am Montag auf eine gehörige Abreibung freuen. Seiner Elvira hinter seinem Rücken Karten für Grafenegg zu besorgen, wo er doch wusste, wie er Konzerte hasste, das war eindeutig Verrat!

    Sein Gesicht lief rot an, aber seine Frau beruhigte ihn.

    »Der Fritz hat mir die Karten nicht hinter deinem Rücken besorgt. Die Karten waren für ihn und seine Frau gedacht. Aber der Fritz liegt mit einer Sommergrippe im Bett und da hat mir seine Frau die Karten geschenkt, damit sie nicht verfallen.«

    Stranzl beruhigte sich langsam wieder, einigermaßen.

    »Du weißt doch, wie wenig ich mit der Klassik in Grafenegg anfangen kann. Kannst du nicht wen anderen mitnehmen?«

    »Es gibt keine Klassik, es ist ein Konzert mit Melodien von amerikanischen Musicals, viel Swing und Boogie. Rogers und Hammerstein, genau dein Fall.«

    Das stimmte ihn nun doch wieder milder, obwohl er lieber am Baggersee gelegen hätte.

    Und so fand sich das Ehepaar Stranzl gegen halb drei Uhr am Nachmittag vor dem Schlosspark in Grafenegg ein. Schon von Weitem sahen sie den Wolkenturm, jene Freilichtarena, in der die Sommerkonzerte bei schönem Wetter stattfinden. Der Parkplatz war fast leer. Hinter der Parkmauer steuerte Stranzl sofort auf den Bierausschank zu, der sich mitten in einer Baumgruppe befand. Seine Elvira suchte einen ruhigen Tisch unter einer großen Buche aus und der Toni kam mit zwei Krügeln Bier in der einen und einem Pappteller mit Fleischlaberl in der anderen Hand zurück. Genüsslich verzehrten sie beides und dann fragte Stranzl seine Frau, was sie denn jetzt mit der Zeit bis 18:00 Uhr, dem Beginn des Konzerts, anfangen sollten. Aber Elvira wusste Rat. Um 16:00 Uhr beginne das Prelude, eine Art Vorkonzert im Schlosshof. Das sei immer sehr interessant, hatte ihr Karin Gschwendtner erzählt.

    Es war fast halb vier, als sie im Schlosshof zwei schattige Plätze fanden. Stranzl war schon öfter dienstlich in Grafenegg gewesen, aber so richtig Zeit, sich das kleine Schloss, das aus verschiedenen Baustilen bestand, anzusehen, hatte er nicht gefunden. Das holte er jetzt nach. Vor ihm ragte der mächtige, das Schloss dominierende, Turm in die Höhe. Oben, kurz unterhalb des Daches, waren auf jeder Seite Erkertürmchen mit je einem Fenster in die Ecken gemauert. Sie ragten über die Außenwände des Turms und Stranzl dachte, wenn da einer aus dem Fenster fällt, schlägt er unten auf und ist tot. Den Kriminalisten konnte er auch in seiner Freizeit schwerlich unterdrücken.

    Inzwischen hatten auf der Bühne vor ihnen auf einer riesigen Couch vier Musiker in Kostümen der Zwanziger Jahre Platz genommen.

    »Was ist das?«, fragte Stranzl seine Frau.

    »Das sind die Couchies, eine Berliner Gruppe. Die spielen Sachen aus den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts.«

    Fast alle Plätze im Innenhof waren jetzt besetzt. Stranzl hatte gar nicht bemerkt, wie sich der Hof füllte, so sehr hatte er seiner Frau zugehört, als sie ihm das Schloss erklärte. Das, was er zu hören bekam, gefiel ihm. Vielleicht verläuft der Nachmittag doch interessanter als am Baggersee.

    Mitten im Lied vom Grünen Kaktus, nahm Stranzl einen Schatten wahr, der sich oben vom Turm löste. Ehe er registrieren konnte, was das war, ertönte ein markerschütternder Schrei. Ein Körper schlug erst auf der Balustrade des Balkons oberhalb der Bühne auf und verschwand dann mit einem dumpfen Aufprall hinter den Kulissen.

    Die Musiker hörten abrupt zu spielen auf und sahen sich um. Stranzl schoss von seinem Sitz hoch, zwängte sich unhöflich an den Beinen der neben ihm sitzenden Zuhörer vorbei und rannte hinter die Bühne.

    Ein Mann in einem karierten Kurzarmhemd und einer schwarzen Hose lag am Boden. Einer der Bühnenarbeiter, die sich offensichtlich hinter der Bühne aufgehalten hatten, war über den Mann gebeugt.

    Stranzl rief im zu: »Nicht anfassen, ich bin von der Polizei.«

    Der Arbeiter schaute ihn aus der Hocke heraus an und sagte: »Da ist sowieso nichts mehr zu machen, der ist tot.«

    Jetzt sah auch Stranzl die Blutlache, die sich unter dem Kopf des Toten langsam ausbreitete. Er griff zu seinem Handy und wollte die uniformierten Kollegen und die Rettung verständigen, stoppte aber mitten in seinem Tun, als er zwei Sanitäter und einen Revierinspektor am anderen Ende der Bühne auf sich zukommen sah.

    Ein Sanitäter hatte mit einem geübten Griff Zeige- und Mittelfinger einer Hand auf die Halsschlagader des Mannes gelegt. Ein kaum wahrnehmbares Kopfschütteln zu seinem Kollegen. Der andere Sanitäter hatte inzwischen das Hemd des Mannes geöffnet und suchte mit einem Stethoskop nach Herztönen, gab es aber sehr schnell wieder auf und sagte: »Wahrscheinlich Exitus.«

    Stranzl zeigte dem uniformierten Kollegen seinen Ausweis und der salutierte vor ihm. Komisch, aber vorschriftsmäßig.

    »Gehn S‘ an den Eingang zum Hof und fragen Sie die Leute, ob wer was gesehen hat, bevor alle davon rennen. Ich hole telefonisch Verstärkung.«

    Inzwischen hatten sich mindestens zehn Leute um den Toten versammelt. »Ist einer von Ihnen Arzt?« Alle schüttelten den Kopf. »Wer hat ihn fallen sehen?« Es meldeten sich zwei Damen. »O.k. Sie bleiben da, und der Rest verschwindet von hier.«

    »Wir auch?«, wollten die Sanitäter wissen.

    »Nein, Sie bleiben natürlich, aber informieren Sie Ihre Einsatzzentrale.«

    Stranzl hatte jede Menge Arbeit, die Gaffer vom Ort des Geschehens zu verscheuchen. Es kamen immer mehr. Er hatte weder Zeit, nach Papieren beim Toten zu suchen, noch seine Frau zu informieren.

    Während er bemüht war, gleichzeitig den Ort des Geschehens im Auge zu behalten, gelang es ihm endlich, sein Handy aus der Gesäßtasche zu fischen und die einprogrammierte Nummer des Journaldienstes beim LKA zu drücken. Mit kurzen Halbsätzen informierte er den Kollegen, und als er gerade darum bitten wollte, ein paar Streifenwagen zu schicken, sah er zwei uniformierte Polizisten um die Ecke der Bühne biegen.

    »Sperren S‘ den Unfallort ab und bringen Sie die Leute von hier weg.«

    Dann drehte er sich zu den beiden Damen um, die etwas gesehen haben wollten. Aber es war nur noch eine da.

    »Ich bin der Oberst Stranzl vom LKA in St. Pölten. Bitte, was haben Sie gesehen?«

    »Es ging alles so schnell!«, sagte sie.

    »Das kann ich mir vorstellen. Ganz ruhig. Was genau haben Sie gesehen?«

    »Meine Nachbarin hat mich angestoßen und nach oben gezeigt«, fing die Dame, eine etwas korpulente Siebzigerin, an zu erzählen, »dann sah ich ihn schon fallen.«

    »Wo ist ihre Nachbarin jetzt?«, wollte Stranzl wissen.

    »Weg.«

    »Wie, weg?«

    »Naja bis vor zehn Minuten stand sie noch neben mir und plötzlich war sie weg.«

    »Gut, wie heißt Ihre Nachbarin?«

    »Das weiß ich nicht, ich kenne die Dame nicht.«

    »Sie ist doch ihre Nachbarin.«

    »Nein, nicht meine richtige Nachbarin, sie saß halt neben mir, zufällig.«

    Jetzt kapierte Stranzl. Sie meinte ihre Sitznachbarin. »Und was haben Sie jetzt genau gesehen?«

    »Als ich hochsah, fiel er gerade aus dem Fenster des Erkers, dort«, und sie zeigte auf den linken Erker des Turms.

    »Haben Sie dort noch jemand gesehen?«

    »Nicht genau, ich hab gerade noch jemand zurücktreten gesehen, glaub ich.«

    »Ja, haben Sie oder glauben Sie?«

    »Meine Nachbarin hat mich gefragt, ob ich den Schatten oben im Fenster auch gesehen hätte. Dort seien zwei gewesen, und der eine liegt jetzt hier herunten.«

    Die Dame begann zu schluchzen. Stranzl wollte sie nicht verwirren, denn wenn dort noch jemand war, dann war es vielleicht doch kein Unfall, sondern ein Verbrechen. Deshalb insistierte er so behutsam, wie er konnte.

    »Also, habe ich Sie richtig verstanden: Eine Person ist heruntergefallen und die andere ist vom Fenster weggetreten, als Sie dem Finger ihrer Nachbarin folgten.«

    »Also, ich hab keinen gesehen, nur einen Schatten.«

    »Stimmt, denn Sie haben ja auch erst einen Augenblick später als ihre Nachbarin hinaufgeschaut.« Wieder nickte die Dame.

    »Jetzt geben Sie bitte Ihre Personalien dem netten jungen Inspektor dort drüben, und wenn Sie etwas zur Beruhigung brauchen, dann wenden Sie sich an den Sanitäter dort hinten.«

    Während er mit der Dame sprach, bemerkte er seine eigene Frau,

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