Meinen Michl halt ich fest: Heimat-Heidi 9 – Heimatroman
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»Schau mal, bei so einem Sauwetter kommen doch tatsächlich zwei Touristen vom Geierstein herunter.« Die Berger-Heidi stand am Fenster der Küche und sah hinaus. Es war Ende August, sonst die trockenste Zeit im Oberallgäu, doch in jenem Jahr bestätigten sich die katastrophalen Wetterprognosen insofern, daß auch im Sommer längere Regenperioden immer nur von einzelnen Sonnentagen unterbrochen wurden. »Manche interessiert das Wetter halt net«, erwiderte ihre Schwiegermutter Luise. »Die sind nur heilfroh, aus der Stadt heraus zu sein und nehmen dafür alles in Kauf. Auch ein Wetter wie dieses.« »Das da sind offensichtlich Großvater und Enkelin, jedenfalls dem Alter nach«, sagte Heidi. Luise wischte sich die Hände ab und stellte sich neben ihre Schwiegertochter. Sie sah ebenfalls den herankommenden Touristen entgegen. Plötzlich stutzte sie. »Du«, murmelte sie, »irgendwoher kenn' ich die.« »Du meinst, sie waren schon mal hier?« Heidi zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich jedenfalls net an sie erinnern.« Luise schüttelte den Kopf. »Nein nein, es waren keine Gäst'. Ich kenn die beiden woanders her.«
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Rezensionen für Meinen Michl halt ich fest
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Buchvorschau
Meinen Michl halt ich fest - Stefanie Valentin
Heimat-Heidi
– 9–
Meinen Michl halt ich fest
Starke Gefühle auf der Alm
Stefanie Valentin
»Schau mal, bei so einem Sauwetter kommen doch tatsächlich zwei Touristen vom Geierstein herunter.« Die Berger-Heidi stand am Fenster der Küche und sah hinaus.
Es war Ende August, sonst die trockenste Zeit im Oberallgäu, doch in jenem Jahr bestätigten sich die katastrophalen Wetterprognosen insofern, daß auch im Sommer längere Regenperioden immer nur von einzelnen Sonnentagen unterbrochen wurden.
»Manche interessiert das Wetter halt net«, erwiderte ihre Schwiegermutter Luise. »Die sind nur heilfroh, aus der Stadt heraus zu sein und nehmen dafür alles in Kauf. Auch ein Wetter wie dieses.«
»Das da sind offensichtlich Großvater und Enkelin, jedenfalls dem Alter nach«, sagte Heidi.
Luise wischte sich die Hände ab und stellte sich neben ihre Schwiegertochter. Sie sah ebenfalls den herankommenden Touristen entgegen. Plötzlich stutzte sie.
»Du«, murmelte sie, »irgendwoher kenn’ ich die.«
»Du meinst, sie waren schon mal hier?« Heidi zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich jedenfalls net an sie erinnern.«
Luise schüttelte den Kopf. »Nein nein, es waren keine Gäst’. Ich kenn die beiden woanders her.«
»Wenn es keine Gäst’ sind«, erwiderte Heidi, »dann müßten es Einheimische sein. Und die würd’ ich auch kennen. Du mußt dich irren.«
»Ich irr’ mich net«, murmelte Luise, »ich kenn’ sie. Das heißt, das Madel kenn’ ich auch net. Aber ihn, ihn kenn’ ich ganz bestimmt, ich hab’ ihn schon irgendwo gesehen.«
Heidi lächelte. »Vielleicht ein verflossener Liebhaber von dir? Wer weiß, vielleicht hat er sich an dich erinnert und möcht’ schauen, wie es dir geht.«
Im gleichen Augenblick wurde Luise blaß. So blaß hatte Heidi ihre Schwiegermutter noch nicht gesehen.
»Was ist denn?« fragte sie. »Dir ist ja alles Blut aus dem Gesicht gewichen.«
»Mar’ und Josef…« Luise Bergers Stimme klang ganz anders als sonst.
»Was ist denn?« Heidi starrte ihre Schwiegermutter betroffen an, deren Gesicht langsam wieder stärker durchblutet war.
»Weißt du wer das ist?« fragte die. »Also das rätst du nicht. Bei allem was recht ist. Niemals hätt’ ich damit gerechnet, den Hans noch mal wiederzusehen.«
»Von wem redest du?« fragte Heidi.
»Na, von ihm…!« Luise zeigte nach draußen. Noch wenige Meter, dann würden der ältere Herr und das junge Mädchen den Bergerhof erreicht haben.
»Du kennst ihn wirklich?« Heidi schien daran gezweifelt zu haben.
Ihre Schwiegermutter nickte. »Ja, ich kenne ihn. Hans Burger heißt er. Er ist vor… oje, das ist lange her, vor vierzig Jahren etwa, ausgewandert. Und zwar in die USA. Anfangs hat er noch geschrieben, doch irgendwann kam dann keine Post mehr.«
Heidi sah ihre Schwiegermutter einen Augenblick lang nachdenklich an.
»Ich weiß jetzt net, wie ich fragen soll«, sagte sie, »aber ist das der Hans, mit dem du… ich mein’…«
»Ja«, bestätigte Luise, »es ist der Hans, mit dem ich mal befreundet gewesen bin.«
»Herrschaftseiten«, murmelte Heidi. »Das ist ja eine Sach’. Und jetzt kommt er einfach so daher? Das kann einen ganz schön aushebeln, oder?«
»Na, ja«, Luise atmete tief durch, »aushebeln tut’s mich net grad’, aber es berührt mich auf eine ganz seltsame Art.«
Die beiden Bergwanderer waren inzwischen vorne im Bergerhof verschwunden.
»Willst du hingehen?« fragte Heidi. »Oder soll besser ich den ersten Kontakt aufnehmen? Dann hättest ein bisserl Zeit, dich vorzubereiten.«
Luise schüttelte den Kopf. »Ich muß mich net vorbereiten. Ich hab’ plötzlich das Gefühl, als wenn ich den Hans gestern erst verabschiedet hätt’. Wieso das so ist, weiß ich net. Ich hab’ früher oft an ihn denken müssen, aber jetzt schon länger nimmer. Doch plötzlich ist’s, als wenn er nie weggewesen wär’.«
»Oje«, Heidi lächelte, »schau ihn dir mal aus der Nähe an, dann wirst schon sehen, daß er net der gleiche geblieben ist, der er mal war.«
»Ich geh’ erst mal hinauf, mich ein bisserl herrichten«, sagte Luise. »Als Küchenweiberl muß mich der Hans ja net grad’ wiedersehen.«
Heidi lächelte. »Ist schon recht. Ich versteh’ was du meinst.«
Daraufhin verschwand Luise aus der Küche und als sie die Treppe hinaufging, murmelte sie vor sich hin: »Gar nix verstehst du. Du kannst es gar net verstehen. Denn niemand außer mir weiß, wie nah ich dem Hans mal gestanden bin.«
*
»Die Luise ist mir näher gestanden als jeder andere Mensch«, erklärte am gleichen Morgen Hans Burger am Frühstückstisch seiner Nichte. »Aber sie hat es nicht gewußt. Ich nehme das jedenfalls an. Ich war derart verliebt in sie, daß ich alles Mögliche getan hätte, um sie zu bekommen. Aber leider«, er zuckte mit den Schultern, »es hat nicht sollen sein.«
»Hast du nicht mal gesagt, sie sei verheiratet gewesen?« Katrin sah ihren Onkel fragend an.
Hans Burger nickte. »Ja, das war sie.«
»Und du hast sie trotzdem geliebt?« fragte Katrin. Daran, wie sie ihren Onkel ansah, erkannte man, daß sie ihn sehr mochte. »Geht denn so was?«
»Oje, Kind.« Hans Burger lächelte. »Du kannst fragen. Sicher geht so was. Du meinst sicher, ob so was erlaubt war?«
Katrin nickte. »Das trifft den Sachverhalt.«
»Natürlich war es nicht erlaubt«, erklärte ihr Onkel daraufhin. »Wir haben es auch geheim gehalten, jedenfalls soweit es eben noch ging. Die Luise und ich, wir haben uns wirklich nichts vorzuwerfen. Jedenfalls nichts, dessen wir uns hätten schämen müssen.«
»Das heißt, ihr habt nie… ich meine, ihr habt bei allem was ihr getan habt respektiert, daß die Luise verheiratet war.«
Hans Burger nickte. »So ist es. Wenn ich mir was vorzuwerfen habe, dann nur, daß ich aufgegeben habe. Ich hätte um Luise oder meine Liebe kämpfen müssen, das weiß ich heute. Damals kam ich mir sogar edel vor, als ich aufgegeben und schließlich die Auswanderung in die Staaten vorangetrieben habe.«
»Dann war Luise deine einzige große Liebe?« Katrin sah ihren Onkel ungläubig an.
Die beiden saßen noch am Frühstückstisch. Sie bewohnten ein ausgesprochen schönes Appartement im besten Hotel Franz Vordereggers in Balding; hatten vom Balkon des Wohnraums eine phantastische Aussicht auf die Allgäuer Berge und fühlten sich rundherum wohl.
Das Appartement hatte außerdem zwei Schlafräume, zwei Bäder und eine Eßbar, so daß man sich das Frühstück auch im Appartement servieren lassen konnte, was sie bisher jedoch nicht getan hatten. Sie frühstückten in einem der dafür vorgesehenen Speiseräume, wie auch an jenem Tag.
»Ja, sie war meine ganz große Liebe«, antwortete Hans Burger.
»Hast du deswegen nie geheiratet?«
Burger nickte. »So ist es. Wenn ich eine Frau kennenlernte, dann dachte ich sofort an Luise und dem Vergleich hat nicht eine standgehalten.«
Katrin war ein sehr hübsches Mädchen, dreiundzwanzig Jahre alt und die Tochter von Hans Burgers Nichte Monika. Im Grund genommen war Katrin also seine Großnichte.
Katrins Eltern lebten, wie Hans Burger früher auch, in der Nähe von Kempten. Katrin hatte nach dem Abitur ein Sportstudium begonnen und war vor einem Jahr auf Einladung ihres Onkels in die USA gereist, um dort ihr Studium fortzusetzen.
Das eingeplante Jahr war rasend schnell vorübergegangen und Katrin wollte in München weiterstudieren. Wochenlang hatte sie versucht, ihren Onkel zu überreden, mit nach Deutschland zu kommen, doch der hatte immer abgelehnt.
Bis er, wenige Tage vor