Die Fremde und der Holzknecht: Heimat-Heidi 34 – Heimatroman
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»Du, Heidi…?« »Ja?« »Die junge Frau, die gestern abend gekommen ist…?« »Was ist mit ihr?« »Kennst du sie?« Die Bergerhof-Heidi schüttelte den Kopf. »Nein, warum? Sollt' ich sie kennen?« Luise zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie hat mich eben nur ausführlich nach dem Weißbachtal gefragt.« »Nach dem Weißbachtal, was gibt's denn da zu fragen?« »Wer da alles zu Haus' ist.« »Aha«, Heidi nickte, »dann wird sie da jemand kennen und besuchen wollen.« »Das kann sein«, antwortete ihre Schwiegermutter. Heidi war mit Luises Sohn Peter verheiratet gewesen, bis der vor annähernd zehn Jahren im Wald beim Holzschlägern tödlich verunglückt war. Seitdem war Heidi die Chefin des Bergerhofs, was Luise ohne je ein Wort dagegen gesagt zu haben, mühelos akzeptiert hatte. Heidi hatte die Chefin jedoch nie herausgekehrt, im Gegenteil, sie verstand sich mit Luise ausgezeichnet, vielleicht auch deswegen, weil sie sich die Aufgabenbereiche teilten: Luise war vor allem für die Küche zuständig, Heidi für den Rest.
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Rezensionen für Die Fremde und der Holzknecht
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Buchvorschau
Die Fremde und der Holzknecht - Stefanie Valentin
Heimat-Heidi
– 34 –
Die Fremde und der Holzknecht
Kann Sie die Schatten der Vergangenheit überwinden?
Stefanie Valentin
»Du, Heidi…?«
»Ja?«
»Die junge Frau, die gestern abend gekommen ist…?«
»Was ist mit ihr?«
»Kennst du sie?«
Die Bergerhof-Heidi schüttelte den Kopf. »Nein, warum? Sollt’ ich sie kennen?«
Luise zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie hat mich eben nur ausführlich nach dem Weißbachtal gefragt.«
»Nach dem Weißbachtal, was gibt’s denn da zu fragen?«
»Wer da alles zu Haus’ ist.«
»Aha«, Heidi nickte, »dann wird sie da jemand kennen und besuchen wollen.«
»Das kann sein«, antwortete ihre Schwiegermutter.
Heidi war mit Luises Sohn Peter verheiratet gewesen, bis der vor annähernd zehn Jahren im Wald beim Holzschlägern tödlich verunglückt war. Seitdem war Heidi die Chefin des Bergerhofs, was Luise ohne je ein Wort dagegen gesagt zu haben, mühelos akzeptiert hatte.
Heidi hatte die Chefin jedoch nie herausgekehrt, im Gegenteil, sie verstand sich mit Luise ausgezeichnet, vielleicht auch deswegen, weil sie sich die Aufgabenbereiche teilten: Luise war vor allem für die Küche zuständig, Heidi für den Rest.
»Sie hat dann noch nach dem Anna-Marterl gefragt«, fügte Luise hinzu.
»Nach dem Anna-Marterl?« Heidis Stimme klang erstaunt. »Was will denn ein so junges Madel beim Anna-Marterl? Da gehen doch sonst nur alte Frauen hin. Und dann sind s’ auch noch von da.«
»Vielleicht ist sie ja von da«, erwiderte Luise.
Heidi schüttelte den Kopf. »Dann würden wir sie kennen, oder sie würd’ zumindest unseren Dialekt sprechen.«
»Das ist wahr«, erwiderte Luise, »wer damit großgeworden ist, der kann ihn net verleugnen.«
»Bliebe also die Frage, was eine junge Frau, eigentlich ist’s ja noch ein Madel, alleine hier bei uns will…!«
»Vor allem im Zusammenhang mit dem Anna-Marterl im Weißbachtal…!«
Heidi zuckte mit den Schultern. »Ich kann uns da net weiterhelfen. Vielleicht fragst sie ja mal. Wie heißt sie noch mal?«
»Sie ist eine geborene Roginger«, antwortete Luise. »Ich bin extra noch mal nachschauen gegangen.«
»Roginger…!« Heidi wiederholte den Namen langsam, dann schüttelte sie den Kopf. »Also, von hier ist der Name net. Jedenfalls net ursprünglich, zugezogen vielleicht.«
»In der Anmeldung steht, daß sie Gregorius heißt«, ergänzte Luise das, was sie vorher gesagt hatte.
»Gregorius«, murmelte Heidi, »Gregorius gibt’s in Vorderstein und in Oberstdorf, soviel ich weiß.«
»Roginger gab’s in Vorderstein«, entgegnete Luise, »die letzten sind schon vor Jahren weggezogen.«
»Ob sie mit denen was zu tun hat?« Heidi sah ihre Schwiegermutter fragend an.
Die zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Jedenfalls hat sie net nach ihnen, sondern nach dem Anna-Marterl gefragt.«
»Also, da seh’ ich keinen Zusammenhang«, sagte Heidi.
»Höchstens ihren Vornamen«, erwiderte Luise.
»Wieso?«
»Na, mit zweitem Vornamen heißt sie Anna«, antwortete Luise. »Christiane, Anna Gregoruis, geborene Roginger.«
Heidi überlegte noch einen Moment, dann zuckte sie mit den Schultern.
»Ich weiß net mehr«, sagte sie, »und ich hab’ auch keine Zeit, mich momentan länger damit zu befassen. Wenn du weißt, was es mit dem Madel auf sich hat, dann kannst es mir ja sagen.«
»Also, einfach so ein Madel ist diese Christiane bestimmt net«, murmelte Luise vor sich hin. »Sie macht auf mich den Eindruck, als wenn sie aus gutem Haus wär’.«
»Und sie hat net gesagt, was sie hier will…?«
Luise schüttelte den Kopf. »Keinen Ton. Wir haben aber auch net intensiv miteinander geredet.«
»Ich bin eigentlich davon ausgegangen«, erwiderte Heidi, »daß sie da Urlaub machen will, immerhin hat sie drei Wochen gebucht. Solang’ bucht man nur, wenn man Urlaub machen will. Oder man will wen besuchen…«
Luise überlegte kurz, dann nickte sie. »Oder man will wen besuchen. Aber dann ist’s kein normaler Besuch. Der dauert nämlich keine drei Wochen. Der ist in drei oder vier Tagen zu End’.«
»Das ist auch wahr«, sagte Heidi. »Und du hast auch recht damit, daß sie eine sehr aparte Person ist.«
»Ja«, stimmte Luise sofort zu, »das ist sie. Sie ist sogar noch mehr als apart. Sie hat was, was weiß ich noch net genau, aber ich hab’ was gespürt, als ich mit ihr geredet hab’.«
»Na ja«, erwiderte Heidi, »wir werden es sicher bald wissen. Jedenfalls muß ich jetzt was tun, sonst komm’ ich ins Hintertreffen.«
»Ist schon recht«, Luise nickte, »ich muß mich auch sputen, sonst gibt’s kein Mittagessen.«
*
Christiane Anna Gregoruis war fünfundzwanzig Jahre alt, die Enkelin von Ludwig und Hanna Roginger, und die Tochter von Werner und Marianne Roginger.
Christiane Anna war verheiratet gewesen mit Ralf Gregorius, mit dem sie vorher ein Jahr befreundet gewesen war, der da aber schon unheilbar an Krebs erkrankt war und den sie geheiratet hatte, als er sie, Christiane sah noch heute seine fiebrigen Augen, darum gebeten hatte.
Ralf die Hochzeit zuzusagen, und ihn tatsächlich zu heiraten, war für Christiane kein unüberwindbares Problem gewesen, ganz im Gegenteil, vor allem, da sie wußte, daß sie Ralf damit glücklich machen würde.
Ralf starb eine Woche später in Christianes Armen und sie sah an seinem Blick, daß er sie zumindest sehr gerne gehabt hatte, ob er zu dem Zeitpunkt noch in der Lage gewesen war, Liebe zu empfinden, wußte sie nicht.
Sie hatte Ralf nicht geliebt, aber sie hatte ihn gerne gehabt und respektiert, was letztendlich den Ausschlag gegeben hatte, ihn zu heiraten.
Zwei Wochen nach seiner Beisetzung, da erst hatte sie den einen oder anderen seiner Familie gesehen, bekam sie Post eines Oberstdorfer Notars, der sie zur Testamentseröffnung ihres Mannes bestellte.
Christiane hatte nicht gewußt, daß Ralf irgendwas zu vererben gehabt hatte. Sie hatte ihn in München kennengelernt, wo sie zusammen studiert hatten. Ralf war dreißig gewesen und hatte im letzten Semester Betriebswirtschaft studiert, und sie war zweiundzwanzig gewesen und hatte gerade die ersten Semester ihres Psychologiestudiums hinter sich gebracht.
Christiane hatte sich mehr oder weniger zufällig im Bergerhof eingemietet, weil er außerhalb der Urlauberzentren des Oberallgäu gelegen war, und der Prospekt ihn ihr als erstklassig und für Individualurlaub bestens geeignet anpries.
Es war später Vormittag und Christiane hatte eine der beiden Bergerhof-Wirtinnen nach dem Weißbachtal und dem Anna-Marterl gefragt. Von dem Marterl und eben jenem Tal hatte Ralf oft erzählt. Dort hatte er einige Jahre, die schönsten, wie er immer wieder betont hatte, seiner Kindheit verbracht und in Oberstdorf, da hatte seine Familie hauptsächlich gewohnt, war sie für den nächsten Vormittag zum Notar bestellt.
Christiane konnte sich unter dem Anna-Marterl nichts vorstellen, deshalb sprach sie die Jüngere der beiden Bergerhof-Wirtinnen darauf an.
»Guten Morgen.« Heidi grüßte Christiane sehr freundlich.
Es war kurz nach sieben in der Früh, als die schon am Frühstückstisch saß.
»Sind S’ jeden Morgen so zeitig unterwegs?« wollte Heidi wissen.
Christiane schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, nein, heute ist mal eine Ausnahme. Ich schlaf’ zwar nicht bis in die Puppen, aber ich bin auch keine ausgesprochene Frühaufsteherin.«
»Meine Schwiegermutter hat gesagt, daß Sie nach dem Weißbachtal und dem Anna-Marterl gefragt haben.«
Christiane nickte. »Ja, da will ich heut’ vormittag