Ist das noch meine Heimat?: Heimat-Heidi 69 – Heimatroman
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Martin Schallner betrat den Bergerhof, ging durch alle Gastzimmer und sah sich um, als suche er wen. Als er die letzte Gaststube verlassen hatte, blieb er im Bereich der Theke nachdenklich stehen. Heidi sah den gutaussehenden, jungen Burschen aufmerksam an und fragte dann: »Kann ich Ihnen...?« Dann stutzte sie und murmelte: »Martin...? Bist du net Martin Schallner?« Der junge Bursche lächelte, ging auf Heidi zu und küßte sie auf beide Wangen. »Entschuldige«, sagte er, »aber ich hatt' mir vorgenommen, daß ich dem ersten Madel, das mich hier in der Heimat erkennt und mit Namen anspricht, ein Busserl geb'.« Heidi lachte. »Also, Madel bin ich schon lang' keines mehr, aber ich freu' mich trotzdem über das Busserl. Seit wann bist denn du wieder zurück?« »Eben grad' bin ich gekommen«, antwortete Martin. »Ich hab' wen gesucht, der mich nach Haus' fährt, hab' aber keinen gesehen, der in Frage kommen würd'.« »Wie bist du denn gekommen?«, wollte Heidi wissen. »Ab New York mit dem Flieger bis München, von dort mit der Bahn bis Oberstdorf, dann mit dem Bus bis unten zur Haltestell' und dann zu Fuß her zu euch.« Martin lachte. »Alles ist gleich wie früher.« »Hat dich denn niemand abgeholt?«
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Buchvorschau
Ist das noch meine Heimat? - Stefanie Valentin
Heimat-Heidi
– 69 –
Ist das noch meine Heimat?
Martin kennt kaum noch etwas wieder …
Stefanie Valentin
Martin Schallner betrat den Bergerhof, ging durch alle Gastzimmer und sah sich um, als suche er wen. Als er die letzte Gaststube verlassen hatte, blieb er im Bereich der Theke nachdenklich stehen.
Heidi sah den gutaussehenden, jungen Burschen aufmerksam an und fragte dann: »Kann ich Ihnen...?« Dann stutzte sie und murmelte: »Martin...? Bist du net Martin Schallner?«
Der junge Bursche lächelte, ging auf Heidi zu und küßte sie auf beide Wangen.
»Entschuldige«, sagte er, »aber ich hatt’ mir vorgenommen, daß ich dem ersten Madel, das mich hier in der Heimat erkennt und mit Namen anspricht, ein Busserl geb’.«
Heidi lachte. »Also, Madel bin ich schon lang’ keines mehr, aber ich freu’ mich trotzdem über das Busserl. Seit wann bist denn du wieder zurück?«
»Eben grad’ bin ich gekommen«, antwortete Martin. »Ich hab’ wen gesucht, der mich nach Haus’ fährt, hab’ aber keinen gesehen, der in Frage kommen würd’.«
»Wie bist du denn gekommen?«, wollte Heidi wissen.
»Ab New York mit dem Flieger bis München, von dort mit der Bahn bis Oberstdorf, dann mit dem Bus bis unten zur Haltestell’ und dann zu Fuß her zu euch.« Martin lachte. »Alles ist gleich wie früher.«
»Hat dich denn niemand abgeholt?« fragte Heidi.
Martin schüttelte den Kopf. »Nein, sie wissen auch nicht, daß ich heut’ nach Haus’ komm’. Es soll eine Überraschung sein.«
»Die wird’s gewiß werden«, erwiderte Heidi, »wenn du möchtest, dann fahr’ ich dich nach Haus’.«
»Dank’ schön, aber ich hab’ mein Gepäck noch drunten in Oberstdorf, und da müßt’ ich zuerst hin«, erklärte Martin. »Ich werd’ schon wen finden und wenn’s ein Taxi ist.«
»Wart mal«, erwiderte Heidi, »die Luise wollt’ gleich nach Oberstdorf. Sie muß auf der Behörde nur eine Unterschrift leisten, dann kommt sie wieder herauf. Sie wird dich sicher mit hinunter und dann wieder mit herauf nehmen.«
»Das wär’ natürlich super«, sagte Martin. »Ist sie immer noch Küchenchefin?«
Heidi lachte. »Das ist sie immer noch und daran wird sich so rasch auch nix ändern. Wart bitte einen Moment, ich sag’ ihr eben Bescheid, daß sie wen mitnehmen soll. Ich sag’ ihr aber net wen.«
Als Luise in den Bereich der Theke kam, stutzte sie einen Moment, dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
»So langsam kehren alle verlorenen Söhne wieder heim«, sagte sie, »vor einer Woch’ ist der Toni aus dem Dernertal nach drei Jahren wieder heimgekehrt und jetzt du. Grüß dich, Martin. Wie ist’s dir denn ergangen?«
Der fesche junge Bursche lachte. »Mir geht’s blendend. Ich hab’ meinen Magister in der Tasche und will jetzt sehen, daß ich eine Anstellung bekomm’.«
»In was hast denn deinen Magister?« fragte Heidi.
»In Anglistik«, antwortete Martin, »Sport und in Biologie. Meine Bewerbungen für die verschiedenen Schuldienste liegen dem Ministerium schon vor. Aber wenn ich vorläufig noch ein bissel frei hätt’, würd’ ich mich gar nicht beschweren.«
»Wie lang’ bist jetzt nimmer zu Haus’ gewesen?« wollte Luise wissen.
»Sechs Jahr’«, antwortete Martin. »Geplant war’s zwar anders, aber dann ist’s halt so gekommen. Ich hab’ allerdings oft telefoniert und die Mizzi ist ja auch zweimal bei mir gewesen.«
»Dann laß uns fahren, Bub«, sagte Luise, »daß du nach Haus’ kommst. Und sie wissen echt net, daß du kommst?«
»Wenn mich niemand im Flieger, der Bahn oder dem Bus erkannt hat und nach Haus gerannt ist, um es ihnen zu sagen, wird es eine Überraschung für sie sein«, antwortete Martin gut gelaunt.
»Für dich wird’s aber auch eine Überraschung sein«, erwiderte Luise.
»Wieso? Was will sich denn bei uns auf dem Hof schon großartig verändert haben?« Martin sah die Seniorchefin des Bergerhofs neugierig an.
»Wenn man sechs Jahr’ weg gewesen ist«, antwortete die, »dann hat sich überall was geändert. Auch bei dir zu Haus’...!«
*
Der Schallner-Louis saß auf der Bank neben der Haustür und sah Luises Käfer-Cabrio auf den Hof fahren. Das überraschte ihn so sehr, daß er gar nicht darauf achtete, daß wer neben ihr saß, also wußte er auch nicht, wer dies war.
Erst als nicht nur Luise, sondern noch ein großer Bursch ausstieg, registrierte er dies, aber auch jetzt brachte er es nicht mit seinem Enkel Martin in Verbindung.
Erst als der vor ihm stand und ihn anlächelte, wurde ihm bewußt, was passiert war.
»Bub?« fragte er vorsichtig, während er sich eine Hand über die Augen hielt, weil er gegen die Sonne schauen mußte. »Bub, bist du’s wirklich?«
Martin ging vor der Bank in die Hocke, weil sein Großvater Louis gut anderthalb Köpfe kleiner war als er und weil er seinem Großvater geradewegs in die Augen schauen wollte.
»Ja, ich bin’s«, sagte er, »ich bin zurück und ich hab’ nimmer vor, da wieder weg zu gehen.«
Erst da entspannten sich des Alten Gesichtszüge und ein gelöstes Lächeln legte sich um seine Mundwinkel und Augen.
»Hat der Herrgott meine Gebete doch erhört«, erwiderte der alte Louis leise. »Kruzitürken...! Dann stand er derart behende auf, wie man es ihm nicht zugetraut hätte und ging auf Luise zu, die immer noch bei ihrem Wagen wartete.
»Und?« fragte die, »bist froh, daß er wieder da ist?«
»Froh ist gar kein Ausdruck«, antwortete der Alte, »hast... hast du ihm was gesagt?«
Luise schüttelte den Kopf. »Kein Ton.«
»Aha«, murmelte der alte
Louis, »das werd’ dann ich tun müssen.«
»Was hat die Luise mir nicht gesagt?« Ein wenig irritiert sah Martin seinen Großvater an.
»Daß es Veränderungen bei uns auf dem Hof gegeben hat«, antwortete der.
»Veränderungen?« fragte Martin stirnrunzelnd, »was denn für Veränderungen?«
»Das ist mit wenigen Worten net gesagt«, antwortete sein Großvater.
»Dann sag’s mir mit mehr Worten«, forderte Martin.
»Also, als erstes ist deine Schwester nimmer auf dem Hof«, erwiderte der alte Louis.
»Die Mizzi ist nimmer auf dem Hof?« fragte Martin. »Wieso net? Hat sie etwa geheiratet? Mir hat sie nie geschrieben, daß sie einen festen Freund hatte.«
»Sie hat net geheiratet«, antwortete der alte Lois.
»Und warum ist sie dann weg? Wollt’ sie unbedingt selbstständig sein?«
Da schüttelte der Schallner-Louis den Kopf. »Nein, nein, Bub, die Mizzi wär’ supergern dageblieben. Aber sie hat’s nimmer ausgehalten.«
»Was heißt das?« Martin sah seinen Großvater aufmerksam an.
»Daß inzwischen dein Cousin Edi hier eingezogen ist und das Kommando übernommen hat«, antwortete der.
»Der Edi?« Erstaunter hätte Martin nicht dreinschauen können, »was hat der Edi denn hier zu suchen?«
Da lachte sein Großvater. »Das kannst ihn ja mal fragen.«
»Und?« wollte Martin wissen. »Kennst du die Antwort?«
Da lachte sein Großvater erneut. »Was er mir geantwortet hat, kann ich dir sagen, was er dir antwortet, das weiß ich net.«
»Was hat er dir denn geantwortet?«
»Daß