Alois lädt zum Familienfest: Toni der Hüttenwirt Extra 105 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Zenzi und Tassilo waren Frühaufsteher. Wie jeden Morgen, wenn alle im Schloss noch schliefen, trafen sie sich zu einer Tasse Kaffee in der großen Schlossküche. Zenzi war an diesem Morgen noch früher als sonst. Der Kaffee war schon fertig, als Tassilo kam. »Guten Morgen, Zenzi!«, sagte er. Dabei legte er liebevoll den Arm um ihre Schultern. Zenzi war kleiner als er und sah zu ihm hinauf. »Guten Morgen, Bub!«, antwortete sie liebevoll. Tassilo war ihr Bub, seit sie als junges Madl ins Schloss geholt wurde, um sein Kindermädchen zu sein. Dass es sich bei Tassilo um ihren jüngeren Cousin handelte, war ihr damals nicht bekannt. Das erfuhr sie erst, als Tassilos Großvater starb. Jahrzehnte behielt sie dieses Geheimnis für sich. Seit dies bekannt war, wurde ihr Verhältnis noch inniger. Er verwöhnte seine wesentlich ältere Cousine, wo er nur konnte. Das war jetzt leichter für ihn als zuvor. Für Tassilo war Zenzi das heimliche Familienoberhaupt, was sie eigentlich für ihn schon immer gewesen war. Aber er bestand jetzt darauf, dass sie – als seine Cousine – sich dem adligen Leben anpasste. Zenzi fügte sich, soweit sie damit einverstanden war, denn sie wollte Tassilo nicht vor den Kopf stoßen.
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Buchvorschau
Alois lädt zum Familienfest - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 105 –
Alois lädt zum Familienfest
Unveröffentlichter Roman
Friederike von Buchner
Zenzi und Tassilo waren Frühaufsteher. Wie jeden Morgen, wenn alle im Schloss noch schliefen, trafen sie sich zu einer Tasse Kaffee in der großen Schlossküche.
Zenzi war an diesem Morgen noch früher als sonst. Der Kaffee war schon fertig, als Tassilo kam.
»Guten Morgen, Zenzi!«, sagte er. Dabei legte er liebevoll den Arm um ihre Schultern.
Zenzi war kleiner als er und sah zu ihm hinauf. »Guten Morgen, Bub!«, antwortete sie liebevoll.
Tassilo war ihr Bub, seit sie als junges Madl ins Schloss geholt wurde, um sein Kindermädchen zu sein. Dass es sich bei Tassilo um ihren jüngeren Cousin handelte, war ihr damals nicht bekannt. Das erfuhr sie erst, als Tassilos Großvater starb. Jahrzehnte behielt sie dieses Geheimnis für sich. Seit dies bekannt war, wurde ihr Verhältnis noch inniger. Er verwöhnte seine wesentlich ältere Cousine, wo er nur konnte. Das war jetzt leichter für ihn als zuvor. Für Tassilo war Zenzi das heimliche Familienoberhaupt, was sie eigentlich für ihn schon immer gewesen war. Aber er bestand jetzt darauf, dass sie – als seine Cousine – sich dem adligen Leben anpasste.
Zenzi fügte sich, soweit sie damit einverstanden war, denn sie wollte Tassilo nicht vor den Kopf stoßen. Aber sie behielt Gewohnheiten bei, die sie sich nicht nehmen ließ.
»Wie war es gestern in München?«, fragte sie.
»Ach, im Studio ist alles gut gelaufen. Ich war mit den Studioaufnahmen des Streichtrios schon früh fertig. Wir gingen anschließend alle zusammen in einen Biergarten. Danach fuhr ich zurück und war so gegen Mitternacht hier. Hast du mich nicht kommen gehört? Du hörst sonst doch alles.«
Zenzi schmunzelte. »Klar habe ich dich kommen gehört. Geschlafen habe ich noch nicht. Ich musste nämlich über zwei Dinge nachdenken. Im Bett war ich auch nicht, sondern saß im Wintergarten und blätterte in den Tapetenbüchern, die Hansi gebracht hatte. Dabei musste ich an ein Versprechen denken, das ich ihm gegeben hatte. Ach, das kannst du noch gar nicht wissen. Der Hansi hat sich nämlich verliebt. Aber es ist etwas kompliziert. Nein, das trifft es nicht, ›kompliziert‹ ist untertrieben. Wie auch immer, es würde mir schon gefallen, wenn die beiden zusammenkämen. Aber die Chancen sind gering. Vielleicht hole ich mir Rat auf der Berghütte. Toni ist ja Experte, wenn es um verdrehte Liebesgeschichten geht.«
»So schlimm?«
»Schlimmer, Tassilo!«, antwortete Zenzi. »Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich das Madl direkt ansprechen. Aber das scheint mir zu riskant. Jedes andere Madl könnte ich fragen, ob es bemerkt habe, dass sich Hansi in es verliebt habe. Aber bei ihr geht das nicht.«
Tassilo hob die Hand. »Langsam, Zenzi, du sprichst in Rätseln, oder mein Kaffee hat mich noch nicht so aufgemuntert, dass ich dir folgen kann. Der Bursche, das ist Hansi, also Johann Bergmoser, der Malermeister und Dekorateur. Richtig?«
Zenzi nickte.
»Und wer ist das Madl?«
»Die Jana ist es, Jana Wasner, die ich als Lehrerin und meine rechte Hand für das Institut gewonnen habe. Ich befürchte, dass sie davonläuft, wenn ich etwas sage. Du kennst Janas Lebensgeschichte. Ihr Ehemann kam bei einem Unfall ums Leben. Da waren sie noch nicht lange verheiratet. Sie brach völlig zusammen und war viele Jahre in Behandlung. Jana ist wortkarg und verschlossen. Sie lebt sehr zurückgezogen.«
Tassilo nippte an seinem Kaffee. »Ich hatte den Eindruck, du verstehst dich gut mit ihr. Sagtest du nicht, sie hätte sich dir gegenüber etwas geöffnet?«
»Das hat sie auch. Gestern kam sie zur Villa von Lohe. Wir besprachen die Ausbildungs- und Stundenpläne, die sie erstellt hatte, und sprachen über die Anschaffungen, die zu machen sind. Es war ein sehr schönes Gespräch. Wir verstanden uns prächtig. Dabei ging es wenig um persönliche Dinge. Aber sie bat mich darum, auf ihre Unterstützung als Aufsichtsperson hier im Schloss zu verzichten. Es handele sich dabei zwar nur um wenige Stunden, aber sie würde sich gern auf ihre Arbeit im Institut beschränken oder, anders ausgedrückt, sich gern nur dieser Aufgabe widmen. Ich zeigte dafür natürlich Verständnis, und ihr fiel ein Stein vom Herzen. Im Grunde habe ich damit gerechnet und bin sogar erfreut darüber. Sie hat als Hauswirtschaftsmeisterin und Köchin Lehrbefugnis und ist für das geplante Institut ein Glücksgriff. Außerdem tut ihr dieses neue Aufgabenfeld gut. Davon bin ich überzeugt. Dann kommt sie nämlich unter Menschen. Sie muss mit ihnen reden, sie muss unterrichten. Sie kann sich nicht hinter einer unsichtbaren Mauer verstecken. Und was das Geschäftliche angeht, ist sie sehr gewissenhaft und sparsam. Heute Abend würde ich dir gern ihre Aufzeichnungen und Kalkulationen zeigen, wenn du Zeit hast.«
»Ich habe immer Zeit für dich, Zenzi«, antwortete Tassilo. »Allerdings gestehe ich dir, dass ich froh bin, wenn das Institut läuft und du nicht mehr so beschäftigt bist. Du hast kaum noch Zeit, dass wir vierhändig Klavier spielen können. Das vermisse ich sehr.«
»Und warum hast du das nicht früher gesagt, du dummer Bub? Du hast recht, wir haben unser Morgenritual, den ersten Kaffee zusammen zu trinken, nicht aufgegeben. Wir sollten wirklich nicht das abendliche Klavier spielen vernachlässigen, Tassilo. Ich vermisse es auch.«
Sie sahen sich an und lächelten.
»Du meinst, Jana Wasner neigt dazu, einer neuen Liebe aus dem Weg zu gehen?«, kam Tassilo wieder auf Jana zu sprechen.
»So sieht es aus, nach dem zu urteilen, was mir Hansi erzählt hat. Sie lief weg, als er gestern zur Villa kam. Sie machte sich aus dem Staub, als sei der Teufel vom Höllentor persönlich hinter ihr her. Auf der Baustelle muss sich auch so einiges abgespielt haben. Jana wurde bei dem harmlosesten Kompliment sehr ungehalten. Jana ist ein fesches Madl. Da kann ich schon verstehen, dass die Handwerker mal einen Spruch loslassen oder ihr hinterher pfeifen. Sie haben sich alle eine tüchtige Abfuhr geholt.«
»Dann ist sie wohl über den Tod ihres Mannes noch nicht hinweg.«
Zenzi seufzte. »Tassilo, es gibt Frauen, die denken, dass sie sich nie mehr verlieben dürften.«
»Du meinst, Jana könnte zu dieser Sorte gehören?«, fragte Tassilo.
Zenzi zuckte mit dem Schultern. »Möglich ist es schon. Aber so weit hat sie mir ihr Herz noch nicht geöffnet. Hansi ist ein ehrlicher, fleißiger Bursche. Er ist kein Hallodri und ist keiner, der den Madln hinterher pfeift und jede anspricht. Es hat ihn wirklich gepackt. Die Tapeten waren auf einmal Nebensache. Stelle dir vor, er bot mir an, alles kostenlos zu machen, wenn ich ihm helfe, Jana zu erobern!«
»Dann muss es ihm ernst sein«, sagte Tassilo. »Wohnt er noch bei seiner Mutter?«
»Nein, er hat eine winzige Wohnung über seinem Geschäft in Kirchwalden. Dort lebt er während der Woche. Es ist ein Mittelding zwischen Büro, Kochnische und Schlafstätte, hat er mir erzählt. Nur am Wochenende ist er zu Besuch bei seiner Mutter in Waldkogel. Er sagte, warum sollte er sich eine größere Wohnung suchen – nur für sich allein? Auf der anderen Seite deutete er an, dass die Nähe zu seiner Mutter es schwierig mache mit den Madln. Sicher meint sie es gut. Sie will halt, dass ihr Bub sich endlich verheiratet. Deshalb redet sie ihm ständig gut zu. Das nervt ihn. Er will allein seine Wahl treffen. Er will das Madl gründlich kennenlernen, ohne dass seine Mutter etwas davon mitbekommt und sich einmischt. Wie gesagt, sie meint es gut. Sie ist eine herzensgute Frau. Aber einen Schritt nach dem anderen! Zuerst sollten sich Hansi und Jana näherkommen. Dann sehen wir weiter. Das ist schon ein hartes Stück Arbeit, kann ich dir sagen.«
»Das ist einzusehen«, stimmte Tassilo zu. »Hm …, da kommt mir