Der Schokoladenboy: Sophienlust Bestseller 83 – Familienroman
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Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
»Mutti, Mutti, dort kommt Sascha!« Nick rief es Denise von Schoenecker zu, die eben den Wagen besteigen und hinüber nach Sophienlust fahren wollte. Tatsächlich rollte der etwas abenteuerliche Kleinwagen, den Denises Stiefsohn sich neuerdings zugelegt hatte, durch die Allee von Gut Schoeneich. Es war Samstag. Doch Sascha, der in Heidelberg studierte, war für das Wochenende nicht angemeldet gewesen. Im Gegenteil, noch vor wenigen Tagen hatte er geschrieben, dass er bis über beide Ohren in Arbeit stecke. »Eine Dame hat er mitgebracht«, fügte Nick mit gesenkter Stimme hinzu, denn nun war das Auto seines großen Bruders schon in Hörweite. »Tag, Mutti!« Sascha sprang aus dem Wagen und umarmte seine geliebte Mutti. Denise fühlte beglückt, welche innige Zuneigung sie mit Sascha, wie auch mit Andrea, den beiden Kindern aus der ersten Ehe ihres Mannes, verband. Sie dachte in diesem Augenblick aber auch daran, dass Alexander ihren lang aufgeschossenen Dominik ebenfalls wie einen leiblichen Sohn liebte, ihren Nick, der seinen wirklichen Vater niemals kennengelernt hatte, da dieser noch vor seiner Geburt gestorben war. Tatsächlich entstammte der überaus glücklichen Ehe des Paares nur ein einziges Kind, der kleine Henrik, verwöhnter Liebling der Eltern und der größeren Geschwister. »Wen hast du mitgebracht, Sascha? Wie kommt es, dass du so plötzlich hier aufkreuzt?«, fragte Denise nun lächelnd. Sascha ging zum Wagen und ließ das hübsche blonde Mädchen mit dem halblangen seidigen Haar aussteigen. »Darf ich dir Jella Englert vorstellen, Mutti?«, sagte er. Denise reichte dem Mädchen die Hand.
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Buchvorschau
Der Schokoladenboy - Patricia Vandenberg
Sophienlust Bestseller
– 83 –
Der Schokoladenboy
Patricia Vandenberg
»Mutti, Mutti, dort kommt Sascha!« Nick rief es Denise von Schoenecker zu, die eben den Wagen besteigen und hinüber nach Sophienlust fahren wollte. Tatsächlich rollte der etwas abenteuerliche Kleinwagen, den Denises Stiefsohn sich neuerdings zugelegt hatte, durch die Allee von Gut Schoeneich. Es war Samstag. Doch Sascha, der in Heidelberg studierte, war für das Wochenende nicht angemeldet gewesen. Im Gegenteil, noch vor wenigen Tagen hatte er geschrieben, dass er bis über beide Ohren in Arbeit stecke.
»Eine Dame hat er mitgebracht«, fügte Nick mit gesenkter Stimme hinzu, denn nun war das Auto seines großen Bruders schon in Hörweite.
»Tag, Mutti!« Sascha sprang aus dem Wagen und umarmte seine geliebte Mutti.
Denise fühlte beglückt, welche innige Zuneigung sie mit Sascha, wie auch mit Andrea, den beiden Kindern aus der ersten Ehe ihres Mannes, verband. Sie dachte in diesem Augenblick aber auch daran, dass Alexander ihren lang aufgeschossenen Dominik ebenfalls wie einen leiblichen Sohn liebte, ihren Nick, der seinen wirklichen Vater niemals kennengelernt hatte, da dieser noch vor seiner Geburt gestorben war.
Tatsächlich entstammte der überaus glücklichen Ehe des Paares nur ein einziges Kind, der kleine Henrik, verwöhnter Liebling der Eltern und der größeren Geschwister.
»Wen hast du mitgebracht, Sascha? Wie kommt es, dass du so plötzlich hier aufkreuzt?«, fragte Denise nun lächelnd.
Sascha ging zum Wagen und ließ das hübsche blonde Mädchen mit dem halblangen seidigen Haar aussteigen. »Darf ich dir Jella Englert vorstellen, Mutti?«, sagte er.
Denise reichte dem Mädchen die Hand. »Herzlich willkommen, Frau Englert. Die Freunde unserer Kinder sind auch unsere Freunde. Ich bin allerdings gerade im Begriff, nach Sophienlust zu fahren, weil zwei Kinder krank geworden sind. Falls Sie mit Sascha hier auf Schoeneich bleiben wollen, sehen wir uns zum Essen. Aber wenn Sie mich begleiten möchten, so sind Sie herzlich willkommen.«
»Ich würde mir das berühmte Kinderheim sehr gern ansehen, gnädige Frau«, antwortete Jella. »Sascha hat mich mitgenommen, um es mir zu zeigen.«
Denise war über das Interesse an Sophienlust ein wenig verwundert. Aber sie stellte keine Fragen.
»Wir haben ein Anliegen, Mutti«, ergänzte Sascha. »Doch darüber sprechen wir später, wenn es dir recht ist. Glaubst du, dass wir drüben ein ordentliches Frühstück kriegen? Wir sind nämlich um fünf Uhr losgefahren.«
»Magda macht euch bestimmt etwas zu essen. Also, fahren wir los! Ich sorge mich ein bisschen.«
Eilig stiegen Sascha und die Besucherin in Denises Wagen ein.
»Darf ich mit?«, fragte Nick, den wieder einmal die Neugier plagte. Er hätte zu gern gewusst, was Sascha und Jella Englert auf dem Herzen hatten. Wenn es um Sophienlust ging, handelte es sich nach seinen Erfahrungen um ein Kind, das Hilfe brauchte. Da er aber durch das Vermächtnis seiner Urgroßmutter Sophie von Wellentin der Erbe des schönen Besitzes Sophienlust war, der jetzt noch von seiner Mutter für ihn verwaltet wurde, fühlte er sich in gewisser Weise für alles, was in Sophienlust geschah, mitverantwortlich. Deshalb kletterte er rasch in den Wagen, als seine Mutter zustimmend genickt hatte.
»Wer ist denn krank?«, fragte Sascha, während Jella Englert die Umgebung interessiert musterte. Sie war ein Stadtkind und kam sich auf dem Boden von Gut Schoeneich wie verzaubert vor. Nur undeutlich drangen die Worte, die im Wagen gewechselt wurden, an ihr Ohr.
»Pünktchen und Malu«, antwortete Denise. »Dr. Wolfram ist sich nicht ganz klar darüber, ob es eine Magenverstimmung ist oder eine Art Grippe. Malu soll ganz teilnahmslos im Bett liegen, und das ist nun wirklich nicht ihre Art«
»Stimmt«, antwortete Sascha. »Malu ist immer guter Dinge.«
»Pünktchen sowieso«, ergänzte Nick. »Darf ich sie gleich besuchen?«
»Ich will erst mit Dr. Wolfram sprechen. Wenn er nicht ganz sicher ist, dass es nicht ansteckend ist, möchte ich nicht, dass du Pünktchen besuchst, Nick.«
»Als ob ich mich anstecken würde«, wiederholte Nick. »Pünktchen ist bestimmt traurig, wenn ich nicht zu ihr komme.«
Damit hatte Nick allerdings recht. Pünktchen war Nicks besondere Freundin. Er hatte sie vor Jahren selbst nach Sophienlust gebracht und fühlte sich seither für dieses Kind, das seinen seltsamen Namen den lustigen Sommersprossen auf Wangen und Nase verdankte, persönlich verantwortlich. Pünktchen, sie hieß eigentlich Angelina Domin, hatte ihrerseits Nick ihr ganzes Herz geschenkt.
»Warten wir ab, was der Doktor sagt«, entschied Denise. »Er wollte vorsichtshalber noch ein paar andere Kinder untersuchen.«
»Vielleicht müssen wir mal wieder ein Lazarett aufmachen«, lachte Nick unbekümmert. »Weißt du noch, wie es war, als so viele Kinder Mumps hatten?«
»Na, so lustig fand ich das nicht«, wandte Denise ein.
Als das Herrenhaus von Sophienlust auftauchte, stieß Jella Englert einen Ruf des Entzückens und der Überraschung aus.
»Nicht wahr, es ist schön?«, fragte Nick voller Stolz. »Es gehört mir.«
»Ja, dein Bruder hat mir davon erzählt.« Jella fand den hübschen Jungen amüsant.
»Wollen Sie vielleicht Ihr Kind zu uns bringen?«, erkundigte sich Nick nun geradezu.
Jella Englert wurde dunkelrot. »Aber nein, ich habe überhaupt kein Kind, Nick«, widersprach sie hastig. »Aber so ganz danebengeraten hast du trotzdem nicht. Es ist eine recht seltsame Geschichte, und Sascha ist deswegen sogar mitten im Semester mit mir hierhergefahren.«
Denise wandte kurz den Kopf. »Mein Sohn Dominik ist manchmal ziemlich neugierig, Frau Englert. Wir unterhalten uns nachher über Ihr Anliegen. Ich möchte nur zuerst mit Dr. Wolfram sprechen, der nicht allzu lange auf sich warten lassen kann. Sascha wird dafür sorgen, dass Sie ein ordentliches Frühstück bekommen.«
Jella errötete ein zweites Mal. »Es macht nichts, wenn Nick nachher zuhört, gnädige Frau. Ein Geheimnis gibt es bei unserer Geschichte nicht, höchstens ein Problem.«
»Mutti löst alle Probleme«, behauptete Nick und strahlte Jella zum Dank dafür, dass er der Unterredung beiwohnen durfte, an.
Dr. Wolfram erwartete Denise schon. Er war inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass Malu und Pünktchen irgendetwas gegessen haben mussten, was ihnen nicht bekommen sei. Da beide Mädchen am Tag zuvor in der Kreisstadt gewesen waren und Eis sowie Pommes frites gegessen hatten, lag hier wahrscheinlich die Wurzel des Übels.
Nick rannte sogleich davon, um Pünktchen zu besuchen, als er erfuhr, dass die Krankheit nach des Arztes Meinung nicht ansteckend sei. Er hielt sich allerdings nur zwei Minuten bei Pünktchen auf, um das Gespräch zwischen Sascha, Frau Englert und seiner Mutter nicht zu verpassen. Pünktchen nahm ihm noch rasch das Versprechen ab, ihr hinterher genau Bericht zu erstatten.
Endlich fuhr Dr. Wolfram ab, und Denise geleitete Jella Englert ins Biedermeierzimmer. Sascha und Nick folgten.
»Jella ist Sekretärin von Rechtsanwalt Sauer in Heidelberg«, begann Sascha, als sie alle auf den zierlichen Sesseln Platz genommen hatten. »Wir kennen uns schon ziemlich lange aus dem Tennisclub.«
Denise lächelte abwartend. Sie wusste aus Erfahrung, dass es manchmal einer umständlichen Einleitung bedurfte, ehe jemand das sagte, was er eigentlich auf dem Herzen hatte. Sie legte sich dabei die Frage vor, was die Geschichte wohl mit Sascha zu tun haben könne. Auch wunderte sie sich, dass der Name Jella Englert bisher niemals von ihrem Ältesten erwähnt worden war. Aber so langsam musste sie sich wohl daran gewöhnen, dass ihre Kinder ein eigenes Leben führten.
»Vielleicht darf ich Ihnen die Sache erklären, gnädige Frau«, schaltete sich nun Jella ein. »Herr Sauer braucht dringend einen Heimplatz für ein verwaistes Kind. Es ist eine recht tragische Geschichte. Ein deutscher Ingenieur namens Friedrich Hofmann ist mit seiner jungen Frau in Ghana in Westafrika tödlich verunglückt. Zurück blieb ein fünfjähriger Junge namens Gerald. Friedrich Hofmann hatte in Deutschland einen Bruder, den er für den Fall, dass ihm etwas zustoßen sollte, testamentarisch als Vormund und Vermögensverwalter für seinen Sohn eingesetzt. Doch der Kontakt zwischen den Brüdern Hofmann war offenbar schon seit längerer Zeit abgerissen. Jedenfalls scheint der in Afrika tödlich verunglückte Vater des kleinen Gerald nicht erfahren zu haben, dass sein Bruder längst gestorben war.«
»Du meine Güte«, rief Nick mitleidig aus. »Da sitzt der kleine Gerald ganz allein in Afrika und hat keine Menschenseele, die sich um ihn kümmert.«
Jella nickte. »Es ist sogar noch komplizierter. Der dort mit der Regelung des Nachlasses betraute Anwalt hat an Herrn Sauer geschrieben, ihm alle Unterlagen geschickt und ihn außerdem informiert, dass der Junge bereits übermorgen, am Montag, in Frankfurt ankommen wird. Der Anwalt in Afrika war natürlich überzeugt, dass der Onkel seinen kleinen Neffen sofort persönlich in Empfang nehmen würde. Herr Sauer ist selbst unverheiratet und ziemlich entsetzt, dass er plötzlich die Verantwortung für einen fünfjährigen Jungen hat. Akten, Wertsachen und dergleichen kann man in einen Tresor einschließen. Aber einen kleinen Jungen kann man selbstverständlich nicht wegschließen, sondern muss ihn betreuen. Als Herr Sauer mir die Papiere gab, fiel mir sofort Sascha ein, der schon so oft von Sophienlust erzählt hat.« Jella hielt nun inne.
»Das Problem wäre also, ob du
den kleinen Gerald aufnehmen willst, Mutti«, beendete Sascha Jellas Bericht.
»Klar nehmen wir ihn«, mischte sich Nick entschlossen ein. »Er hat niemanden sonst. Vielleicht kriegen wir damit endlich wieder einmal ein Kind, das bei uns bleibt.«
»Andere