Vati darf sich nicht scheiden lassen: Sophienlust Bestseller 70 – Familienroman
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Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
»Donnerwetter, das ist vielleicht ein Schlitten«, rief Dominik bewundernd, als ein amerikanischer Straßenkreuzer vor Sophienlust hielt. »Möchtest du nicht lieber etwas bessere Ausdrücke gebrauchen?«, ermahnte ihn seine Mutter. »Das war doch nicht so schlimm!«, verteidigte Dominik sich. »In der Schule sagen sie noch ganz andere Dinge. Was kommt denn da für ein feiner …« Den folgenden Ausdruck verschluckte er lieber, um seine Mutti nicht zu verärgern. »Du hast dir einen ziemlich rauen Ton angewöhnt, Nick«, tadelte Denise von Schoenecker. »Benimm dich anständig! Wir bekommen neue Gäste.« Die neuen Gäste, die Dominik voller Skepsis betrachtete, waren ein sehr elegant gekleideter, blendend aussehender Mann, ein bildhübsches, etwa siebenjähriges Mädchen und ein kleiner Junge, der aber mit seinen langen lockigen Haaren auch fast wie ein Mädchen aussah. Dominik war empört, dass er nicht besser informiert worden war und dass seine Mutter ihm nun obendrein auch keine Gelegenheit gab, bei der Begrüßung dabei zu sein. Nun musste er sich noch gedulden, denn die Kinder verschwanden mit seiner Mutti und dem Fremden im Haus. »Na, was haben wir diesmal für Zuwachs?«, erkundigte sich Sascha von Schoenecker mit unerwartetem Interesse bei Dominik. Der supermoderne Wagen schien auch ihm zu imponieren. Da Dominik nichts zu berichten wusste, widmeten sich die beiden einer eingehenden Inspektion des »tollen Schlittens«.
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Buchvorschau
Vati darf sich nicht scheiden lassen - Patricia Vandenberg
Sophienlust Bestseller
– 70 –
Vati darf sich nicht scheiden lassen
Patricia Vandenberg
»Donnerwetter, das ist vielleicht ein Schlitten«, rief Dominik bewundernd, als ein amerikanischer Straßenkreuzer vor Sophienlust hielt.
»Möchtest du nicht lieber etwas bessere Ausdrücke gebrauchen?«, ermahnte ihn seine Mutter.
»Das war doch nicht so schlimm!«, verteidigte Dominik sich. »In der Schule sagen sie noch ganz andere Dinge. Was kommt denn da für ein feiner …« Den folgenden Ausdruck verschluckte er lieber, um seine Mutti nicht zu verärgern.
»Du hast dir einen ziemlich rauen Ton angewöhnt, Nick«, tadelte Denise von Schoenecker. »Benimm dich anständig! Wir bekommen neue Gäste.«
Die neuen Gäste, die Dominik voller Skepsis betrachtete, waren ein sehr elegant gekleideter, blendend aussehender Mann, ein bildhübsches, etwa siebenjähriges Mädchen und ein kleiner Junge, der aber mit seinen langen lockigen Haaren auch fast wie ein Mädchen aussah.
Dominik war empört, dass er nicht besser informiert worden war und dass seine Mutter ihm nun obendrein auch keine Gelegenheit gab, bei der Begrüßung dabei zu sein. Nun musste er sich noch gedulden, denn die Kinder verschwanden mit seiner Mutti und dem Fremden im Haus.
»Na, was haben wir diesmal für Zuwachs?«, erkundigte sich Sascha von Schoenecker mit unerwartetem Interesse bei Dominik. Der supermoderne Wagen schien auch ihm zu imponieren.
Da Dominik nichts zu berichten wusste, widmeten sich die beiden einer eingehenden Inspektion des »tollen Schlittens«.
»Das ist ’ne Wucht, der hat sogar ’nen Fernseher«, bemerkte Sascha bewundernd.
»Das ist doch Blödsinn«, meinte Nick. »Wenn man Auto fährt, kann man doch nicht fernsehen.«
»Ein Autotelefon hat er auch«, fuhr Sascha fort.
»Das wird ein Angeber sein«, brummte Nick. »Na, da können wir uns auf was gefasst machen. Verwöhnte Kröten mag ich gar nicht.«
»Kinder sind keine Kröten«, korrigierte ihn Sascha.
»Heute meckert aber auch jeder an mir herum. Wenn ich mich dauernd so vornehm ausdrücke, dann habe ich in der Schule einen schweren Stand. Dort gucken sie einen sowieso schräg an, wenn man ›von‹ heißt.«
»Das bildest du dir bloß ein, weil du das Gymnasium nicht magst«, erklärte Sascha nachsichtig. Es war Dominiks großer Kummer, dass er nun, seit einem Monat, nicht mehr in die Dorfschule gehen durfte, in der alle seine Freunde zurückgeblieben waren. Aber alles Sträuben hatte nichts genutzt. Diesmal hatte sogar Denise von Schoenecker ihrem Sohn eine gehörige Standpauke gehalten.
»Wirklich vornehme Leute geben nicht an«, fuhr Dominik brummend fort. »Du wirst schon noch sehen, dass diese hier doch wieder eine Extrawurst gebraten haben wollen.«
»Warten wir es ab«, erwiderte Sascha. »Du, der scheint vom Film zu sein. Da liegt ein Drehbuch.«
»Woher kennst du denn so was?«, fragte Dominik interessiert.
»Wir haben einen in der Klasse, der schon ein Drehbuch geschrieben hat.«
Dominik riss Mund und Augen auf. »Ein Junge? Wie kommt der denn dazu?«
»Er ist eben ein Genie«, meinte Sascha. »So was gibt’s auch.«
Dominiks Gedanken irrten wieder ab. »Na, wenn der vom Film ist oder vom Theater, dann werden die Kinder schön spinnen. Da wird Frau Rennert ihre Freude haben. Aber vielleicht weiß sie schon mehr. Ich werde sie fragen.«
*
Währenddessen widmete sich Denise von Schoenecker den Neuankömmlingen. Sie war leicht irritiert, denn Victor Vasanus, der bekannte Filmregisseur, sah tatsächlich wie ein Herzensbrecher aus. Ihre Schwiegermutter, Irene von Wellentin, die über alle gesellschaftlichen Ereignisse stets bestens informiert war, hatte neulich davon gesprochen, dass man ihm eine Affäre mit dem Filmstar Nina Morero andichtete. Denise hatte keine Vorurteile fassen wollen, nachdem er sie in einem sehr höflichen Schreiben darum gebeten hatte, seine beiden Kinder für einige Monate in Sophienlust aufzunehmen, da seine Frau sich in einem Sanatorium auskurieren müsse.
Was war nun Wahrheit? Was war Klatsch? Denise neigte zum ersten Mal dazu, dem Klatsch einige Wahrheit beizumessen.
Die Kinder waren allerdings reizend. Ganz brav saßen sie auf ihren Stühlen und lauschten der sonoren Stimme ihres Vaters. Daniela und Patrick hießen sie und waren sieben und drei Jahre alt. Der kleine Patrick warf Denise ab und zu einen schüchternen Blick zu, während Daniela ihren Blick trotzig zu Boden gesenkt hielt.
»Ich möchte lieber zu Mutti«, sagte sie in eine Pause hinein. »Wenn du schon so lange wegbleibst, Vati, verstehe ich nicht, warum wir nicht zusammen sein dürfen.«
»Weil Mutti krank ist«, erklärte Victor Vasanus sanft. »Sei vernünftig, Dani! Wir wollen doch, dass sie ganz gesund wird.«
»Sie wird nicht gesund, wenn du fort bist. Sie macht sich Sorgen«, beharrte Daniela. »Ich mag die Morero auch nicht«, fügte sie eingensinnig hinzu.
Ihrem Vater stieg die Röte in die Stirn. Denise aber horchte auf. Sogar die Kleine schien schon zu wissen, dass da etwas nicht in Ordnung war. Denises Voreingenommenheit gegen Victor Vasanus vertiefte sich.
»Es wird euch hier bestimmt gefallen«, sagte sie zu den Kindern. »Mögt ihr Ponies und Hunde?«
»Ich mag Ponies und mag auch Hunde«, versicherte Patrick.
»Einen Papagei haben wir auch und viele andere Tiere«, fuhr Denise fort.
»Dann hätte ich Sissi doch mitnehmen können«, begehrte Daniela plötzlich auf.
»Wer ist Sissi?«, fragte Denise.
»Meine Schildkröte.«
»Natürlich hättest du sie mitbringen können«, erklärte Denise freundlich.
»Ich werde sie dir bringen lassen, wenn Frau von Schoenecker einverstanden ist«, sagte Victor Vasanus rasch.
»Mutti hätte nie zugelassen, dass ich mich von ihr trenne. Ich habe sie ja auch von ihr geschenkt bekommen. Vati sagt«, berichtete das kleine Mädchen, »dass man mit Tieren, die keinen Laut von sich geben, nicht reden könnte. Ich kann aber mit Sissi reden.«
Victor Vasanus warf Denise einen verzweifelten Blick zu, doch deren Sympathie galt Daniela.
»Man kann mit jedem Tier reden«, bemerkte Denise. »Aber mit Habakuk kannst du dich sogar richtig unterhalten. Das ist unser Papagei«, fügte sie erklärend hinzu.
»Darf ich ihn gleich kennenlernen?«, fragte Daniela.
»Ich auch Habakuk kennenlernen«, mischte sich Patrick wieder ein.
»Ich muss mich verabschieden«, sagte Victor Vasanus heiser. »Wir fliegen noch heute Abend nach Spanien.«
»Du wolltest mir Sissi schicken«, erinnerte ihn Daniela.
»Ja, das werde ich veranlassen«, versprach er. »Dani?« Er beugte sich zu dem Kind hinab, aber Daniela wich vor ihm zurück. Ihre tränenerfüllten Augen richteten sich zornig auf ihn.
»Wenn du Mutti Kummer machst, mag ich dich nicht mehr«, stieß sie hervor.
»Vati macht Mutti keinen Kummer«, behauptete Patrick und klammerte sich an seinen Vater.
»Dani ist sehr empfindsam«, erklärte Victor Vasanus leise Denise von Schoenecker. »Man hat ihr allerhand zugeflüstert.« Es sollte wohl eine Entschuldigung sein.
»Kinder haben manchmal einen Instinkt, der Dinge erahnt, von denen Erwachsene sich gar keine Vorstellung machen«, erwiderte Denise. Es klang wie eine Mahnung.
»Ich möchte jetzt Habakuk kennenlernen«, bat Daniela noch einmal. Als ihr Vater ihr einen Kuss geben wollte, wandte sie trotzig ihr Gesicht ab.
Es schien Denise, als wäre der Mann sehr betroffen. Seine dunklen Augen hatten einen schwermütigen und kummervollen Ausdruck. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein. Um ihre Vorurteile zu rechtfertigen, sagte sie sich, dass Filmleute ohnehin meist Theater spielen. Jedenfalls beschäftigte sie sich, als sie die beiden Kinder zum Wintergarten führte, sehr intensiv damit, was Anja Vasanus, die Frau des Regisseurs, wohl für ein Mensch war.
*
Endlich war für Dominik der große Augenblick gekommen. Da Frau Rennert ihm auch nichts hatte sagen können oder wollen, konnte er es kaum noch erwarten, dass seine Mutter die beiden Kinder einführte.
Dass sie zuerst den Weg in den Wintergarten einschlugen, war nichts Seltenes. Habakuk hatte schon manches Kind über den Abschiedsschmerz hinweggetröstet.
An diesem Tag schien er in Bestform zu sein, denn er krächzte sogleich ein Begrüßungslied.
»Trarirallala, Trarirallala, Kasper ist da«, sang er.
Patrick klatschte begeistert in die Hände. »Er ist süß«, meinte er.
»Papageien sind nicht süß«, belehrte ihn seine Schwester. »Sie übertragen sogar Krankheiten.«
»Der aber nicht«, mischte Dominik sich empört ein. »Er ist kerngesund.«
»Wer bist du denn?«, fragte Daniela.
»Das ist mein Sohn«, antwortete Denise rasch, da sie fürchtete, dass Dominik eine unfreundliche Antwort geben würde.
»Ach so«, meinte Daniela, während Patrick andächtig zu dem großen Jungen emporblickte. »Dann gehört der Papagei ihm.«
»Nick, du Schlingel, kommst du wohl? Wirst du lieb sein!«, kreischte Habakuk.
»Ich bin ja lieb, mein Guter«, versicherte Dominik. »Aber das Mädchen mag dich nicht.«
»Mag dich nicht. Hinaus!«, krächzte Habakuk.
»Ich will ja gar nicht hierbleiben«, antwortete Daniela trotzig. »Außerdem kann ich mich mit meiner Sissi viel besser unterhalten. Die ist nicht so laut.«
Dominik war viel zu neugierig, als dass er nun den Beleidigten gespielt hätte. »Wer ist Sissi?«, fragte er.
»Danielas Schildkröte«, antwortete Denise.
»Eine Schildkröte?«, wunderte sich Dominik. »Was redet man denn mit einer Schildkröte?«
»Du kannst das vielleicht nicht«, spottete Daniela herablassend, wobei ihre dunklen Augen Blitze sprühten, »aber ich kann es!«
»Dani kann es«, echote Patrick. »Dani ist klug.«
Dominik warf seiner Mutter einen Blick zu, der Bände sprach. Als Daniela näher an das Vogelbauer heranging, um Habakuk eingehend zu betrachten, raunte er seiner Mutter zu: »Die