Klein Axel verliert sein Herz: Sophienlust Extra 94 – Familienroman
Von Gert Rothberg
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Über dieses E-Book
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
»Wach auf, du Schlafmütze!« Henrik von Schoenecker stand vor dem Bett seines Halbbruders. Doch Nick reagierte nicht. »Schlafmütze«, wiederholte Henrik und zog dem Älteren die Decke weg. »Bist du verrückt!« Nick, der eigentlich Dominik hieß und mehr als fünf Jahre älter war als Henrik, richtete sich auf. Er wollte nach seiner Bettdecke greifen, doch Henrik hielt sie fest. »Wie spät ist es?« Henrik schaute auf den Wecker. »Gleich halb acht!« »Und da weckst du mich, ich glaube, du tickst nicht richtig.« Nick eroberte seine Decke zurück, kroch darunter und schloss die Augen. Doch irgendwie, halb unbewusst, hatte er das Gefühl, dass Henrik ihm keine Ruhe lassen würde. Nick sollte recht behalten. Henrik riss das Fenster auf und berichtete, was er sah. Nick hielt sich die Ohren zu. Nicht mal in den Ferien kann man ausschlafen, dachte er wütend. Und je wütender er wurde, umso mehr verflog seine Müdigkeit. Schließlich setzte er sich auf.
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Buchvorschau
Klein Axel verliert sein Herz - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 94 –
Klein Axel verliert sein Herz
Unveröffentlichter Roman
Gert Rothberg
»Wach auf, du Schlafmütze!«
Henrik von Schoenecker stand vor dem Bett seines Halbbruders.
Doch Nick reagierte nicht.
»Schlafmütze«, wiederholte Henrik und zog dem Älteren die Decke weg.
»Bist du verrückt!« Nick, der eigentlich Dominik hieß und mehr als fünf Jahre älter war als Henrik, richtete sich auf. Er wollte nach seiner Bettdecke greifen, doch Henrik hielt sie fest.
»Wie spät ist es?«
Henrik schaute auf den Wecker. »Gleich halb acht!«
»Und da weckst du mich, ich glaube, du tickst nicht richtig.« Nick eroberte seine Decke zurück, kroch darunter und schloss die Augen. Doch irgendwie, halb unbewusst, hatte er das Gefühl, dass Henrik ihm keine Ruhe lassen würde.
Nick sollte recht behalten. Henrik riss das Fenster auf und berichtete, was er sah.
Nick hielt sich die Ohren zu. Nicht mal in den Ferien kann man ausschlafen, dachte er wütend. Und je wütender er wurde, umso mehr verflog seine Müdigkeit.
Schließlich setzte er sich auf. »Kannst du nicht wenigstens dann einmal länger schlafen, wenn wir im Urlaub sind?«
»Ich kann nicht mehr schlafen«, verteidigte sich Henrik.
»Dann bleib im Bett liegen und sei ruhig.«
»Das ist zu langweilig.« Henrik schaute wieder zum Fenster hinaus. »Da gehen schon welche zum Frühstück.«
»Ich frühstücke erst um zehn«, murmelte Nick und griff nach einem Buch.
»Du bist der langweiligste Bruder, den man sich vorstellen kann«, schimpfte Henrik. Er trat zu der Tür, die ins Nebenzimmer führte, und lauschte. Alles war still. Also schliefen die Eltern auch noch.
»Ich verstehe gar nicht, dass man so lange schlafen kann«, maulte Henrik.
»Schließlich sind wir in den Urlaub gefahren, um uns zu erholen. Du bist schon ein komischer Kauz.«
»Ich bin kein Kauz«, verwehrte sich Henrik. Er beugte sich weit aus dem Fenster und winkte jemand zu. »Wenn du aufstehen sollst, dann kommst du nicht aus dem Bett«, fuhr Nick fort. »Und jetzt, wo du schlafen kannst, da willst du nicht.«
»Ich mag nicht aufstehen, wenn ich in die Schule gehen muss. Wer geht schon gern in die Schule?«
»Ich«, sagte Nick.
»Schwindler«, konterte Henrik. Dann verkündete er, er werde jetzt ins Bad gehen.
»Mach das. Dann habe ich endlich meine Ruhe.« Nick vertiefte sich wieder in sein Buch.
Nach zehn Minuten kam Henrik zurück und begann sich anzuziehen. »Was machen wir heute?«
»Keine Ahnung. Vielleicht eine Bergwanderung. Hier im Zillertal kann man sehr schön wandern.« Nick klappte sein Buch zu.
Na endlich, dachte Henrik. »Wieso heißt dieses Tal eigentlich Zillertal?«
»Keine Ahnung.« Nick zuckte mit den Schultern.
»Denke nach«, befahl Henrik. »Du weißt doch sonst immer alles.«
Nick gähnte laut und trat zum Fenster. »Das ist doch ganz einfach. Der Fluss, der hier durchfließt, heißt Ziller. Daher hat das Tal seinen Namen bekommen.« Er beugte sich aus dem Fenster. »Schön ist es hier. Besonders bei Sonnenschein.«
Henrik nickte. »Es war schon eine tolle Idee, die Osterferien hier zu verbringen.«
»Ja. Mutti hatte diese Idee.« Nick streckte sich. Schade, dass unser Zimmer keinen Balkon hat, dachte er.
Henrik hatte sein Ohr an die Tür zum Nebenzimmer gelegt. »Ich glaube, die schlafen immer noch.«
»Klar. Alle vernünftigen Leute schlafen im Urlaub länger.«
»Nicht alle«, widersprach Henrik ihm. »Schau hinaus! Axel geht mit seinem Vater schon zum Frühstück hinüber.«
Alle, die in dem Nebengebäude wohnten, mussten zu den Mahlzeiten in das Haupthaus des Hotels gehen. Zu diesen Gästen gehörte auch die Familie von Schoenecker.
»Nun mach dich schon fertig, damit wir endlich frühstücken können«, drängte Henrik. »Ich habe Hunger.«
»Dann geh schon voraus«, schlug Nick vor.
Aber das wollte Henrik auch nicht. »Ich warte auf dich, aber beeile dich ein bisschen.«
»Du wirst schon nicht gleich verhungern.« Nick öffnete die Tür, um ins Bad zu gehen.
Als er zurückkam, hörte er Stimmen im Nebenzimmer.
»Mutti und Vati sind endlich wach«, verkündete Henrik. »Ich habe ihnen schon gesagt, dass wir vorausgehen.«
Nick stieß die nur angelehnte Tür ganz auf. »Guten Morgen!«
»Guten Morgen«, antwortete Alexander von Schoenecker. Er stand im Schlafanzug vor dem Fenster und machte Freiübungen.
Denise lag noch im Bett. »Wer von euch ist denn so früh aufgestanden?«, fragte sie.
»Wer schon? Henrik natürlich. Im Urlaub ist er einfach eine Nervensäge. Da hat man ab sieben Uhr keine Ruhe mehr.«
Die Mutter unterdrückte ein Schmunzeln. Dann schlug sie die Decke zurück und stieg aus dem Bett.
»Wir gehen schon rüber und frühstücken«, sagte Nick. »Bis später.«
Der Frühstücksraum war bereits etwa zur Hälfte besetzt.
»Da kannst du mal sehen, wie viele im Urlaub früh aufstehen«, triumphierte Henrik. Dann ging er zu einem Tisch, an dem ein dreijähriger Junge mit seinem Vater saß.
»Guten Morgen, Herr Busch«, grüßte Henrik. »Morgen, Axel.« Er setzte sich neben den Jungen, der sofort Platz machte. »Seid ihr schon fertig?«
Axel nickte. »Aber ich warte auf dich, wenn du willst.«
Die beiden Kinder hatten sich angefreundet.
»Gut, dann können wir hinterher zusammen spielen. Oder fahrt ihr weg?«
»Heute nicht«, antwortete Ferry Busch. Er war neununddreißig und verwitwet.
»Jetzt hole ich mir erst mal was zu essen«, sagte Henrik und stand auf.
Auf der anderen Seite des großen Raumes war ein Frühstücksbuffet aufgebaut. Henrik nahm sich einen Teller und begann ihn zu füllen. Mit einem gekochten Ei, zwei Scheiben Wurst, Käse, Brötchen, Butter.
Nick wartete am Ende des Buffets auf seinen Bruder.
»Kannst du mal ein Yoghurt für mich mitnehmen?«, bat Henrik. »Und ein Glas Orangensaft.«
Nick verzog das Gesicht. »Ich bin doch nicht dein privater Oberkellner. Ein Yoghurt nehme ich noch mit, aber mehr nicht. So viel kannst du sowieso nicht essen.«
»Hast du eine Ahnung!« Henrik hätte am liebsten noch mehr mitgenommen. Etwas von dem gebratenen Speck zum Beispiel. Und Rühreier natürlich, aber es passte einfach nichts mehr auf seinen Teller.
»Nun komm schon zum Tisch«, drängte Nick. »Es ist unfein, seinen Teller so zu beladen.«
»Wenn ich aber nun viel Hunger habe?«
»Dann gehst du ein zweites Mal zum Buffet und holst dir noch etwas«, klärte Nick seinen kleinen Halbbruder auf.
»Meinetwegen.« Henrik setzte sich und begann hungrig zu essen.
Axel Busch kam vom Nebentisch herüber. Sein Vater war schon gegangen. »Darf ich mich zu euch setzen?«
»Klar.« Nick zog einen Stuhl zurück. Er mochte den schüchternen Dreijährigen, der froh war, in Henrik einen Spielgefährten gefunden zu haben.
»Was macht dein Vati heute?«, fragte Henrik.
»Er geht zum Drachenfliegen«, antwortete der kleine Axel. Er hatte weißblondes Haar und blaue Augen.
»Das müssen wir beobachten«, rief Henrik.
Nick pflichtete ihm bei. Auch er war begeistert von diesem Sport und wollte das Drachenfliegen sogar selbst probieren. Seine Mutter war aber dagegen.
»Hat Mutti jetzt eigentlich erlaubt, dass du mal fliegst?«, fragte Henrik seinen Bruder.
Nick schüttelte den Kopf. »Bis jetzt noch nicht. Sie hält das für zu gefährlich.« Nick schaute zum Fenster hinaus. Er stellte es sich wunderbar vor, in so einem Drachen hoch über den Bergen zu fliegen. Eigentlich verstehe ich gar nicht, was daran so gefährlich sein soll, dachte er. Henrik stand auf. Er hatte seinen Teller leer gegessen und holte sich eine zweite Portion. »Soll ich dir was mitbringen, Nick?«
»Ja, ein Brötchen und ein Stück Butter.«
Als Henrik zurückkam, betraten gerade Denise und Alexander von Schoenecker den Frühstückssaal.
»Guten Morgen, Axel.« Denise strich dem Dreijährigen übers Haar, was der Junge mit einem dankbaren Lächeln quittierte. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben. Das hatte ihm der Vater gesagt, aber Axel verstand es noch nicht so ganz.
»Geht dein Vati heute wieder zum Drachenfliegen?«, fragte Alexander von Schoenecker.
Axel