Du kannst dich auf mich verlassen, Vati: Sophienlust Extra 47 – Familienroman
Von Gert Rothberg
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Über dieses E-Book
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
Der kleine Henrik von Schoenecker sah seinen Vater triumphierend an. »Was habe ich gesagt, Vati? Mutti überringelt uns beide doch.« »Na, na, Henrik, was ist denn das wieder für ein Ausdruck?« Alexander von Schoenecker gab seinem Sohn einen Klaps. »Ein solcher Ausdruck mag angebracht sein, wenn Heidi oder einer deiner Freunde dich wieder einmal hereingelegt hat, aber …« »Mutti hat uns auch hereingelegt, Vati.« Henrik machte ein trotziges Gesicht. »Wenn wir nach Sophienlust zurückkommen, werde ich Frau Dr. Frey sagen, wie Mutti das macht. Frau Dr. Frey wollte, dass Mutti sich eine ganze Woche lang erholt. Jetzt sind wir zwei Tage in Blankenberghe, und schon will sie nach England fahren. Und du machst immer alles mit, Vati.« Alexander von Schoenecker lachte amüsiert. »So weit kommt es noch, dass du mir vorwirfst, ich sei ein Pantoffelheld.« »Manchmal schon, Vati. Wenn ich etwas von dir will, tust du es nicht so schnell. Aber wenn Mutti etwas will, tust du es sofort.« »Ja, deiner Mutti kann man eben so leicht keinen Wunsch abschlagen.«
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Buchvorschau
Du kannst dich auf mich verlassen, Vati - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 47 –
Du kannst dich auf mich verlassen, Vati
Ein großes Abenteuer für Henrik!
Gert Rothberg
Der kleine Henrik von Schoenecker sah seinen Vater triumphierend an.
»Was habe ich gesagt, Vati? Mutti überringelt uns beide doch.«
»Na, na, Henrik, was ist denn das wieder für ein Ausdruck?« Alexander von Schoenecker gab seinem Sohn einen Klaps. »Ein solcher Ausdruck mag angebracht sein, wenn Heidi oder einer deiner Freunde dich wieder einmal hereingelegt hat, aber …«
»Mutti hat uns auch hereingelegt, Vati.« Henrik machte ein trotziges Gesicht. »Wenn wir nach Sophienlust zurückkommen, werde ich Frau Dr. Frey sagen, wie Mutti das macht. Frau Dr. Frey wollte, dass Mutti sich eine ganze Woche lang erholt. Jetzt sind wir zwei Tage in Blankenberghe, und schon will sie nach England fahren. Und du machst immer alles mit, Vati.«
Alexander von Schoenecker lachte amüsiert. »So weit kommt es noch, dass du mir vorwirfst, ich sei ein Pantoffelheld.«
»Manchmal schon, Vati. Wenn ich etwas von dir will, tust du es nicht so schnell. Aber wenn Mutti etwas will, tust du es sofort.«
»Ja, deiner Mutti kann man eben so leicht keinen Wunsch abschlagen.« Alexander von Schoenecker legte den Arm um die Schultern seiner Frau. »Und manchmal sind ihre Wünsche vernünftiger als deine, Henrik. Ich glaube, es wird ihr viel Auftrieb geben, mal zwei Tage durch London zu bummeln und alte Erinnerungen aufzufrischen. Sie kommt so selten von Sophienlust weg.«
Henrik sah nicht so aus, als würde er sich von seinem Vater umstimmen lassen. »Frau Dr. Frey hat aber gesagt, Mutti braucht Seeluft. Drei Wochen lang. Aus den drei Wochen habt ihr nur eine Woche gemacht, und jetzt wollt ihr nur zwei Tage in Blankenberghe bleiben. Wozu sind wir dann hierher in dieses belgische Seebad geflogen?«
»Damit wir näher bei Ostende sind. Von dort fährt nämlich das Fährschiff nach England.« Denise von Schoenecker lachte und drückte ihren Jüngsten an sich. »Ich glaube, Henrik, du hast doch recht. Ich habe dich überringelt.«
»Ist das wahr, Mutti?« Henrik sah sie beleidigt an.
»Nein, Henrik. Der Gedanke, nach England zu fahren, ist mir erst hier gekommen. Nun sei nicht mehr so unleidlich. Freust du dich denn nicht, London kennenzulernen?«
»Nein.« Henrik verzog das Gesicht. »Ich werde doch wieder seekrank, Mutti. Ich mag nicht auf das Schiff. Ich will hierbleiben.« Er bückte sich und streichelte einen Bernhardiner, der auf dem Teppich lag. »Gustav möchte auch, dass ich nicht schon wieder fortgehe. Wir sind so gute Freunde geworden.«
»Obwohl du dich zuerst über seinen Namen so entrüstet hast, Henrik?« Alexander von Schoenecker sah auf die Uhr. »Wenn wir noch einen Spaziergang machen wollen, müssen wir aufbrechen.«
Henrik hob sich plötzlich auf die Zehenspitzen, schielte zur Tür und tuschelte dann: »Mutti, ich weiß jetzt, wieso der Bernhardiner Gustav heißt. Yvonne hat es mir verraten. Sie sagt, Madame Laurent hat einmal einen Mann gehabt, der sie heiraten wollte. Aber dann ist er einfach nicht wiedergekommen. Und da hat sie eben ihren Bernhardiner Gustav genannt. So hieß nämlich der Mann.«
Denise seufzte. »Du hast dich also schon wieder mit dem Hausmädchen angefreundet und fragst es aus. Manchmal bist du eine richtige Klatschtante, Henrik.«
Henriks Augen blitzten. »O Mutti, Hausmädchen wissen immer interessante Dinge. Und alle mögen mich. Yvonne ist sehr lieb. Sie sagt, sie würde auch auf mich aufpassen, wenn ich nicht mit nach England fahre.«
Alexander von Schoenecker blieb an der Tür stehen. »Ach so, du hast schon vorgebaut?«
Henrik warf die Lippen auf. »Ich wusste doch, dass ihr euch von mir nichts ausreden lassen würdet.« Jetzt streckte er die Arme aus und legte sie um den Hals seiner Mutter. »Bitte, Mutti, lass mich hier in der Pension. Ich habe ja auch gar nichts dagegen, dass du mit Vati nach London fährst. Schau, für dich ist es sicher schöner, wenn nur Vati bei dir ist. Er bleibt in London ganz bestimmt vor allen Modegeschäften mit dir stehen. Ich würde dich dann doch nur ärgern, weil mich nur die Spielzeugläden interessieren.«
Denise brach in helles Lachen aus. »Von wem hast du nur diese Diplomatie gelernt, Henrik? Du bist einfach nicht zu schlagen. Aber sag mal, würdest du wirklich diese drei Tage hier in der Pension Albertine bleiben, während Vati und ich den Abstecher nach London machen?«
»Klar, Mutti, ich bin doch schon alt genug und kenne mich hier bereits aus. Es sind ja auch noch einige nette Kinder in der Pension, und Yvonne und Madame Laurent passen bestimmt auf mich auf, damit du dir keine Sorgen um mich zu machen brauchst. Außerdem habe ich ja auch noch Gustav. Du siehst doch, dass er nur bei mir sein will.« Henrik hatte immer schneller und immer eifriger gesprochen.
Denise sah ihren Mann fragend an. Er wich ihr aus und sagte: »Gehen wir erst ans Meer. Diese Entscheidung hat ja noch Zeit.«
»Kommst du mit, Henrik?« fragte Denise.
»Nein. Ich gehe mit Yvonne einkaufen. Ich habe ihr versprochen, ihr beim Tragen zu helfen. Gustav kommt auch mit. Er hat ja seinen Korb für das Waschpulver. Den muss er tragen.«
Alexander von Schoenecker rief zurück: »Das ist sehr vorsorglich. Wenn er den Korb mit der Wurst bekäme, könnte das gefährlich werden.«
Obwohl Henrik jetzt lieber seinen geliebten Gustav verteidigt hätte, hielt er Denise noch fest. »Mutti, rede Vati zu, damit ich hierbleiben darf. Er macht doch immer, was du willst.«
»Mal sehen, ob das auch heute so ist. Also, bis später, Henrik.« Denise folgte ihrem Mann.
Henrik hockte sich zu dem Bernhardiner. »Ich glaube, das wird klappen, Gustav. Komm jetzt, wir müssen einkaufen gehen.«
Der Bernhardiner erhob sich. Er war ein besonders großes und schönes Tier. Sein rotweißes dickhaariges Fell war sehr gepflegt und glänzte wie Seide.
Henrik streichelte ihn. »Dich möchte ich mit nach Sophienlust nehmen dürfen. Oder zu Andrea ins Tierheim. Aber wir haben ja schon einen Bernhardiner, und Madame Laurent gäbe dich auch nicht her. Dafür wollen wir hier ganz dicke Freunde sein, Gustav.«
Der Bernhardiner bellte laut und übermütig. Diese Zustimmung machte den kleinen Henrik glücklich.
*
Am nächsten Morgen stand Henrik zusammen mit Gustav vor einem Taxi am Eingang der Pension Albertine. Der Junge verabschiedete sich von seinen Eltern. Sie hatten seinen Wunsch, ihn in der Pension zu lassen, während sie für drei Tage nach London fuhren, erfüllt.
Denise kurbelte das Fenster des Taxis herunter und beugte sich heraus. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, ergriff Henrik das Wort. »Du brauchst mir nicht noch einmal zu sagen, was ich nicht machen darf, Mutti. Ich weiß doch schon alles.«
»Wenn du es weißt, heißt das bei dir noch lange nicht, dass du dich auch danach richten wirst. Bitte, Henrik, geh nicht allein ins Meer baden und …«
Alexander von Schoenecker legte die Hand beschwichtigend auf den Arm seiner Frau. »Also, Henrik ist wirklich kein Baby mehr, Denise. Du bist doch immer so stolz darauf, dass wir unsere Kinder zur Selbstständigkeit erzogen haben. Natürlich wird Henrik alles befolgen, was wir ihm ans Herz gelegt haben.«
Henriks Augen glänzten, so sehr freute ihn das Vertrauen seines Vaters. »Ja, Vati, ihr könnt euch auf mich verlassen.« Noch ehe sich das Taxi in Bewegung setzte, winkte Henrik schon. Dabei flüsterte er dem Bernhardiner zu: »Mensch, sind die langweilig.« Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Wir wollen doch an den Fischweiher.«
Wenige Minuten später war das Taxi verschwunden. Henrik rief in den Flur der Pension: »Yvonne, ich laufe mit Gustav zum Fischweiher.«
»Haben das deine Eltern auch erlaubt?« fragte ein hübsches dunkelhaariges Mädchen im reinsten Flämisch. Aber Henrik verstand das schon recht gut. Und was er nicht verstand, erriet er. In diesem Fall war das nicht schwer. In den nächsten drei Tagen würde er sicher häufig gefragt werden: »Haben das deine Eltern auch erlaubt?«
»Ja, Yvonne.«
»Sei aber zum Mittagessen bestimmt hier, Henrik.«
Der Junge hob stolz seine Hand. »Ich habe ja eine Armbanduhr, Yvonne.«
»Dann ist es gut, Henrik.«
Das fand der Junge auch. Er lief mit Gustav hinaus ins Grüne. Der Fischweiher war ziemlich weit von dem Seebad Blankenberghe entfernt, aber dort gefiel es ihm am besten. Es gab viele Verstecke zwischen Gestrüpp und hinter Steinhaufen. Das war wichtig, denn ihm und Gustav machte es besonderen Spaß, Verstecken zu spielen. Vor lauter Eifer war Gustav dabei am Tag zuvor in den Fischweiher geplumpst und hatte dann fürchterlich gebellt über dieses Missgeschick.
»Schade, dass wir nicht angeln dürfen, Gustav«, redete Henrik jetzt auf den Bernhardiner ein. »Ich kann das nämlich. Ich habe es von meinem Bruder Nick gelernt. Früher durfte ich immer nur den Köder auf den Angelhaken stecken, aber das war mir zu dumm. So klein bin ich ja nun auch nicht mehr, dass ich nicht schon selbst angeln könnte.«
Gustav wurde das Zuhören zu langweilig. Er rannte jetzt voraus und bellte ermunternd. Als Henrik ihm aber nachrannte, schien