Katrin, die Katzenmutter: Sophienlust Extra 40 – Familienroman
Von Gert Rothberg
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Über dieses E-Book
In der Reihe Sophienlust Extra werden die schönsten Romane dieser wundervollen Erfolgsserie veröffentlicht. Warmherzig, zu Tränen rührend erzählt von der großen Schriftstellerin Patricia Vandenberg.
Die Augen des großen fünfzehnjährigen Jungen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Unwillkürlich beugte er den Oberkörper ein wenig vor. Barri, der gutmütige, braun-weiße Bernhardiner, zerrte ungeduldig an der Leine und winselte leise. »Das gibt es doch nicht!«, stieß Dominik, der überall nur Nick genannt wurde, empört hervor. Mit zwei langen Schritten war er bei der Buche am Waldrand und kauerte sich ins feuchte Gras. Barri, der dicht neben Nick geblieben war, senkte seinen dicken Kopf und hechelte aufgeregt. »Das ist ein Kätzchen! Irgendein Schuft hat es an diesen Baum gebunden!« Nick fasste nach dem halb verhungerten Tier, das schlaff und kraftlos in den Stricken hing. Es konnte nicht mehr schreien. Sein Kopf fiel zur Seite. Dabei war in seinen weit aufgerissenen Augen entsetzliche Qual zu lesen. Wie lange mochte das Kätzchen schon so hilflos in dieser peinigenden Lage ausgeharrt haben? Sicher hatte es lange vor Angst, Hunger und Durst geschrien. Doch niemand hatte diesen Hilferuf gehört. Denn nur selten kam hier jemand vorbei. Die groben Stricke hatten das Fell des jungen Kätzchens abgescheuert. Sie hatten sich tief in die Haut gegraben und schmerzende Wunden verursacht. Jetzt war das kleine Tier erschöpft und apathisch.
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Sophienlust Extra
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Rezensionen für Katrin, die Katzenmutter
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Buchvorschau
Katrin, die Katzenmutter - Gert Rothberg
Sophienlust Extra
– 40 –
Katrin, die Katzenmutter
Nach vielen Sorgen wird doch noch alles gut …
Gert Rothberg
Die Augen des großen fünfzehnjährigen Jungen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Unwillkürlich beugte er den Oberkörper ein wenig vor.
Barri, der gutmütige, braun-weiße Bernhardiner, zerrte ungeduldig an der Leine und winselte leise.
»Das gibt es doch nicht!«, stieß Dominik, der überall nur Nick genannt wurde, empört hervor. Mit zwei langen Schritten war er bei der Buche am Waldrand und kauerte sich ins feuchte Gras.
Barri, der dicht neben Nick geblieben war, senkte seinen dicken Kopf und hechelte aufgeregt.
»Das ist ein Kätzchen! Irgendein Schuft hat es an diesen Baum gebunden!« Nick fasste nach dem halb verhungerten Tier, das schlaff und kraftlos in den Stricken hing. Es konnte nicht mehr schreien. Sein Kopf fiel zur Seite. Dabei war in seinen weit aufgerissenen Augen entsetzliche Qual zu lesen.
Wie lange mochte das Kätzchen schon so hilflos in dieser peinigenden Lage ausgeharrt haben? Sicher hatte es lange vor Angst, Hunger und Durst geschrien. Doch niemand hatte diesen Hilferuf gehört. Denn nur selten kam hier jemand vorbei.
Die groben Stricke hatten das Fell des jungen Kätzchens abgescheuert. Sie hatten sich tief in die Haut gegraben und schmerzende Wunden verursacht.
Jetzt war das kleine Tier erschöpft und apathisch. Es hatte nicht einmal mehr die Kraft, das Köpfchen zu heben, um Nick anzusehen. Es zeigte auch keinerlei Angst vor dem großen Hund, der es beschnupperte.
Hilfsbereit wollte Barri das Kätzchen ablecken. Doch Nick drängte ihn rasch zur Seite. »Lass das! Das Kleine fürchtet sich doch!«
Barri, der kluge Bernhardiner, schien den Einwand seines jungen Herrn zu verstehen. Rücksichtsvoll hielt er sich ein wenig abseits. Doch er verfolgte aufmerksam jede Handbewegung von Nick.
»Gut, dass ich immer ein Messer bei mir habe«, murmelte Nick und dachte flüchtig daran, dass seine Mutti manchmal schimpfte, weil das schwere Ding alle Taschen durchscheuerte.
Sekunden später war das kleine Kätzchen befreit. Matt und kraftlos fiel es zu Boden. Es atmete kaum noch.
»Hoffentlich sind wir nicht zu spät gekommen.« Nick nahm das abgemagerte Tier vorsichtig hoch. Liebevoll streichelte er das schmutzige struppige Fell.
»Wir müssen es ins Tierheim bringen!«
Barri verstand sofort.
Folgsam setzte er sich in Bewegung.
*
Als Nick und sein vierbeiniger Freund das langgestreckte Gebäude des Tierheims erreichten, wurden sie freudig vom Dackel Waldi und der Dogge Severin begrüßt. Die beiden Hunde bellten so laut, dass Andrea, die junge Frau des Tierarztes Dr. von Lehn, lachend den Kopf aus dem Fenster streckte. »Hab mir schon gedacht, dass du es bist!«, rief sie Nick fröhlich zu. »Komm herein, wir haben Apfelstrudel!«
Zwischen Andrea und ihrem Stiefbruder hatte von jeher ein sehr herzliches Verhältnis geherrscht. Es hatte sich noch vertieft, als Andrea geheiratet hatte. Nick kam gern und oft zu dem Ehepaar von Lehn. Natürlich hatte es ihm auch das Tierheim angetan, welches das tüchtige junge Paar aufgebaut hatte. Kranke und gequälte Tiere aller Art fanden dort liebevolle Aufnahme, Pflege und oft auch das Gnadenbrot.
Normalerweise hielt Nick sehr viel von Andreas Apfelstrudel. Doch jetzt überhörte er die Einladung zum Kuchenschmaus. »Ich muss zu Hans-Joachim«, brüllte er aufgeregt.
»Er hat Sprechstunde«, gab Andrea ungerührt zurück. Sie kannte Nicks überschäumendes Temperament und wusste, dass ihn oft schon Kleinigkeiten in helle Aufregung versetzen konnten. Wohlwollend lächelte sie Nick zu. Mit seinen blauschwarzen Locken, den dunklen Augen und der großen, schlanken Figur war Nick ein ausgesprochen hübscher Junge. Auch sein offenes, freundliches Wesen bezauberte jeden. Im ganzen Umkreis gab es mit Sicherheit keinen, der Nick nicht mochte.
Trotzdem blieb der künftige Erbe von Sophienlust bescheiden und stets hilfsbereit. Noch fand er an kindlichen Spielen mehr Freude als an Pop und Beat. Er liebte die Natur und vor allen Dingen Tiere und Kinder.
»Schau doch, was ich habe …« Mit einer Kopfbewegung wies Nick auf das kleine Tier, das regungslos in seinem Arm lag.
Barri hob winselnd seinen schönen Kopf, als wollte er Nicks Worte bestätigen.
Die tierliebende junge Frau mit dem langen dunklen Haar eilte Nick entgegen. Sie trug eine lange Hose und eine farblich passende, modisch weite Bluse darüber. Wie ein sehr junges Mädchen sah sie darin aus. Keiner, der es nicht wusste, hätte geahnt, dass sie in Kürze ihr erstes Baby erwartete.
»Wo hast du denn das arme Kätzchen her?« Andreas helle, strahlende Augen verdunkelten sich beim Anblick des elenden Geschöpfes. Das Lächeln um ihre vollen roten Lippen verschwand.
»Hans-Joachim muss ihm helfen«, jammerte Nick und machte ein ratloses, verzweifeltes Gesicht. »Glaubst du, er kann es?«, fragte er zerknirscht. Nick war alt genug, um zu wissen, dass man auch von einem Arzt keine Wunder erwarten durfte.
»Lebt es überhaupt noch?« Zwei steile Falten erschienen auf Andreas noch kindlich wirkender, reiner Stirn. Hastig überlegte sie: Hans-Joachim hat im Moment Gräfin Rechberg, eine sehr schwierige alte Dame, mit ihrem Königspudel zu Besuch. Die Gräfin würde jede Störung bestimmt sehr übelnehmen.
»Ich weiß nicht«, antwortete Nick kläglich. Bekümmert schaute er auf das regungslose Körperchen.
Mit behutsamem Griff nahm Andrea dem Jungen das Tier ab. Es fühlte sich kalt und merkwürdig schlaff an. Aber das kleine Herz schlug noch. Leise, kaum wahrnehmbar.
»Hans-Joachim hat wenig Zeit. Vielleicht können wir ihm helfen.«
»Wir?« Erstaunt folgte Nick seiner Schwester in die Küche. Er schaute zu, wie Andrea Milch aufsetzte und eine weiche Wolldecke wärmte. Vorsichtig wickelte sie das halb verhungerte Katzenkind in die Decke ein, nahm es danach in den Arm und versuchte, ihm einige Tropfen lauwarme Milch einzuflößen. Doch das Kätzchen schluckte nicht. Kraftlos ließ es den Kopf zur Seite hängen.
Mitleidig versuchte es Andrea immer wieder.
Nick stand mit trotzig zusammengepressten Lippen dabei. Tief bohrten sich seine Fäuste in die Hosentaschen. »Wenn ich nur wüsste, wer das getan hat«, brummte er schließlich wütend. »Ich habe mich umgesehen, aber es war natürlich weit und breit niemand zu sehen. Das arme Tier war vielleicht schon seit zwei oder drei Tagen an den Baum gebunden …«
»Ein gewissenloser Tierquäler.« Andrea streichelte sanft und behutsam das schwache Tier. Es hatte die Augen fest geschlossen und schien nichts mehr wahrzunehmen.
»Wer kann nur so herzlos sein? Andrea, wer?« Nicks Zorn steigerte sich, je schwächer das Kätzchen wurde. Seine dunklen Augen blitzten gefährlich auf.
»Ich weiß es nicht«, seufzte Andrea. Sie legte das kleine Tier in ein Körbchen, das vom Hausmädchen Betti rasch herbeigeholt und mit weichen Kissen ausgestattet worden war.
Barri, der sich ebenfalls ins Haus gedrängt hatte, kam auf seinen dicken Pfoten neugierig näher. Sehr behutsam beugte er sich über das kranke Tier und begann es vorsichtig zu lecken.
Nick wollte den Bernhardiner wegziehen, aber Andrea nahm ihn in Schutz. »Lass ihn nur. Er tut unserem Schützling nicht weh. Im Gegenteil. Er ersetzt in diesem Fall die Mutter.«
Ein wenig skeptisch schaute Nick auf den riesigen Hund und das winzige Kätzchen. Nein, ein Mutter-Kind-Verhältnis konnte zwischen diesen beiden ganz bestimmt nicht entstehen. Trotzdem musste Nick Barri bestätigen, dass er sehr zurückhaltend und vorsichtig war. Er schien zu spüren, wie schwach und hilflos das Katzenkind war.
»Du, eben hat es ein bisschen die Augen aufgemacht …« Nick war schon wieder ganz aufgeregt. Er stieß Andrea kameradschaftlich in die Seite, wie er es früher so oft getan hatte. Dabei vergaß er ganz, dass er sich vorgenommen hatte, auf Andreas Zustand Rücksicht zu nehmen. Es imponierte ihm nämlich mächtig, dass er bald Onkel werden sollte.
»Siehst du, Barri kann ihm eher das Gefühl von Geborgenheit vermitteln als wir.« Erstaunt sah jetzt auch Andrea, dass sich das gequälte kleine Tier bewegte. Es streckte die mageren Füßchen aus und nahm eine natürlichere Haltung ein.
»Barri, guter Hund!« Nick klopfte seinem vierbeinigen Freund anerkennend das zottige Fell. »Ohne ihn«, wandte er sich an Andrea, »hätte ich das arme Kätzchen nicht gefunden. Barri muss es gerochen haben.«
Andrea hatte inzwischen ein kleines Reagenzglas gesäubert und mit einem winzigen Schnuller versehen. Sie füllte lauwarme Milch hinein, kniete neben dem Katzenkörbchen nieder und versuchte, den Gummisauger in das Mäulchen des Tieres zu bekommen. Es war nicht einfach. Erstaunlich fest presste das kleine Tier die Zähnchen zusammen.
Doch auch jetzt half Barri. Er leckte mit seiner rauen, kräftigen Zunge unbeirrbar das struppige Fell des Tieres. Sanft und beruhigend war diese Berührung für das verängstigte Kätzchen.
Schließlich öffnete es freiwillig das Mäulchen. Andrea schob den Sauger hinein und ließ einige Tropfen Milch heraussickern. Sie wurden nicht geschluckt, sondern liefen rechts und links des Mäulchens wieder heraus. Geduldig wiederholte die junge Frau die Prozedur immer wieder.
Barri schien jetzt in seine Mutterrolle hineinzuwachsen. Er wurde immer eifriger. Manchmal stieß er jaulende Laute aus. So, als wollte er das schwache, zerschundene Tier auffordern, doch seine Milch zu trinken.
Es dauerte lange, bis das Katzenkind endlich zum ersten Mal schluckte. Andrea und Nick hielten den Atem an. Beide beschäftigte derselbe Gedanke: Würde das Kleine durchkommen? Würde es noch genügend Kraft haben, weiterzuleben?
Ganz schwach, kaum merklich, begann das Kätzchen schließlich zu saugen.
»Es trinkt«, flüsterte Nick. Ihm wurde ganz heiß vor lauter Freude. »Es trinkt!«, wiederholte er gleich darauf ein wenig lauter. Jubel war in seiner dunklen Bubenstimme. »Andrea, das hast du großartig gemacht! Eine bessere Tierarztfrau als dich gibt es bestimmt nirgends! Hans-Joachim wird staunen!« Und plötzlich beugte