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75. der herzensdieb
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eBook181 Seiten2 Stunden

75. der herzensdieb

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Über dieses E-Book

Lady Roydson, deren deutlich älterer Mann seit Jahren im Koma liegt, lebt ein zügelloses Leben, immer dicht gefolgt vom verruchten Lord Sheringham. Beide weilen am Hof des Prinzregenten in Wales und gehören seinem Kreis von Vertrauten an, als Lady Roysdon eines Nachts von einem Straβenräuber ihrer Juwelen entledigt wird. Als der Räuber sich die Freiheit nimmt, ihr auβerdem noch einen Kuβ zu rauben, spürt sie, wie die Rastlosigkeit der vergangenen Jahre plötzlich von ihr abfällt. Wer ist der Straβenräuber, der sich ihres Herzens bemächtigt hat und wie wird es den beiden gelingen, dem gefährlichen Lord Sheringham zu entrinnen?
SpracheDeutsch
HerausgeberM-Y Books
Erscheinungsdatum14. Feb. 2016
ISBN9781788670227
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    Buchvorschau

    75. der herzensdieb - Barbara Cartland

    Inhaltsverzeichnis

    1.

    Von den vielen Kerzen in den riesigen Leuchtern strömte eine fast unerträgliche Hitze aus, der schwere Duft der unzähligen Blumen hatte etwas Erstickendes. Zwei Menschen lösten sich aus der glänzenden Menge der Tanzenden und schlenderten durch die weiten Korridore des prächtigen Hauses, das Lord Marshall, einem engen Freund des Prinzen von Wales, gehörte.

    „Wohin führen Sie mich, D’Arcy?" fragte die Dame, als die Musik und das Geräusch, das die vielen Füße auf dem Parkett verursachten, hinter ihnen zurückblieb.

    „An einen ruhigen Ort, an dem ich ungestört mit Ihnen reden kann."

    Die Dame ließ ein Lachen hören, das bar jeden Humors war, so melodisch es auch klang.

    „Um Himmels willen, nicht schon wieder, wehrte sie ab, „dazu bin ich heute abend wirklich nicht aufgelegt.

    Ohne auf ihre Worte einzugehen, öffnete der Mann die Tür zu einem leeren Salon, der nur von zwei Leuchtern rechts und links auf dem Kaminsims erhellt wurde.

    Die Dame sah sich neugierig um.

    „Wie reizend, hier bin ich noch nie gewesen", stellte sie fest.

    „Das Zimmer ist Marshalls Heiligtum, zu dem nur seine vertrautesten Freunde Zutritt haben."

    „Zu denen Sie sich selbstverständlich rechnen."

    „Er ist ein langweiliger Bursche, aber ich kenne ihn schon seit vielen Jahren."

    Die Vorhänge waren zurückgezogen, die Abendbrise, die durch die offenen Fenster hereinwehte, genügte jedoch kaum, um die Kerzen zum Flackern zu bringen. Die Dame fächelte sich mit einem handbemalten Fächer langsam und rhythmisch Luft zu.

    Der Mann vermochte den Blick nicht von ihr zu wenden.

    „So schön wie heute habe ich Sie noch nie gesehen, Galatea", bemerkte er schließlich.

    Sie nahm das Kompliment gelangweilt zur Kenntnis. Ohne Zweifel war Lady Galatea Roysdon eine außergewöhnlich schöne Frau. Das dunkle Haar - nach der neuesten Pariser Mode frisiert, umrahmte ein vollkommen ebenmäßiges Gesicht. Am auffallendsten aber wirkten ihre großen, tiefgrünen Augen mit den kleinen goldenen Flecken darin. Sie erinnerten an einen klaren Bach, auf dessen Oberfläche die Sonnenstrahlen tanzten.

    Es waren sehr ausdrucksvolle Augen, mit denen sie den vor ihr stehenden Mann mißbilligend betrachtete.

    „Nun, D’Arcy, was gibt es?" erkundigte sie sich.

    Die einfache Frage genügte, um ihn in Wut zu bringen.

    „Verdammt, fluchte er, „Sie wissen sehr genau, was ich Ihnen sagen will.

    „Und Sie kennen meine Antwort, warum also etwas wiederholen, was zu einem ermüdenden Refrain geworden ist."

    „Mehr bedeute ich Ihnen nicht?"

    Er blickte sie mit glühenden Augen an. Höchst elegant gekleidet, wirkte er in seiner Art kaum weniger attraktiv als seine Begleiterin. Wer immer Lady Roysdon und den Grafen von Sheringham im Ballsaal zusammen tanzen sah, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die beiden sowohl äußerlich wie auch dem Ruf nach ausgezeichnet zueinander paßten.

    Nur zeigte sich auf Lady Roysdons schönem Gesicht kein Zeichen des wilden Lebens, das sie zum Gesprächsthema der Stadt gemacht hatte, während die ausschweifenden Jahre begannen, ihre Spuren bei dem Grafen zu hinterlassen. Unter seinen Augen bildeten sich leichte Tränensäcke, und die Blässe seiner Wangen zeugte von vielen späten Nächten am Spieltisch oder anderswo.

    Während er rastlos im Zimmer herumlief, zerrte er mit den Fingern nervös an den Aufschlägen seiner tadellos sitzenden Jacke.

    „So können wir nicht weitermachen", brach es aus ihm heraus.

    „Warum nicht?"

    „Weil ich Sie begehre und mich nicht länger am Gängelband halten lasse."

    „Das zu entscheiden, ist meine Sache", erwiderte sie so gleichgültig, als ob die Unterhaltung sie höchlichst langweilte.

    Da ihm nicht entging, daß genau das der Fall war, setzte der Graf sich neben sie auf das Sofa und begann eindringlich auf sie einzusprechen.

    „Ich kann es nicht länger ertragen, daß Sie nur mit mir spielen, Galatea. Als ich Sie heute abend mit dem Prinzen lachen und scherzen sah, war ich nahe daran, die Beherrschung zu verlieren."

    Ohne ihn zu beachten, starrte sie mit leeren Augen auf die gegenüberliegende Wand, an der ein ziemlich schlechtes Ölbild hing, das einen erlegten Hirsch zeigte.

    „Ich habe Sie schon vor der Abfahrt nach Brighton darauf aufmerksam gemacht, daß Ihnen gar nichts anderes übrig bleibt, als sich von mir lieben zu lassen."

    „Und wenn ich das nicht tue?"

    Sie schien ihn auszulachen.

    „Dann bringe ich Sie um", fuhr er sie an.

    „Mein lieber D’Arcy, was soll dieser theatralische Ton? wollte sie wissen. „Sie haben nicht den leisesten Wunsch, mich umzubringen. Ihr einziges Bestreben ist, mich zu Ihrer Geliebten zu machen.

    „Ich will Sie heiraten, sobald diese halbe Leiche, die Sie Ihren Gatten nennen, nicht mehr lebt."

    „Er ist mein Gatte."

    „Wie können Sie einem Mann die Treue bewahren, der weder sehen noch hören kann und nichts Menschliches mehr an sich hat, wenn man davon absieht, daß er noch atmet."

    „Und solange George atmet, bin ich seine Frau."

     „Das haben Sie schon tausendmal beteuert, wenn auch nicht sehr überzeugend."

    „Warum finden Sie sich nicht damit ab, daß ich nicht beabsichtige, Ihre Geliebte zu werden?"

    „Wie lange muß ich denn noch warten? fragte der Graf verzweifelt. Als sie nicht antwortete, fuhr er fort. „Wenn Roysdon kein reicher Mann wäre, wäre er längst tot. Diese berechnenden Ärzte erhalten ihn nur am Leben, um sich die Taschen füllen zu können. Wann war es doch noch, als er seinen Schlaganfall erlitt?

    „Vor fünf Jahren."

    „Unmittelbar nach Ihrer Hochzeit."

    „Allerdings."

    „Konnte er Ihnen in der kurzen Zeit denn etwas über die Liebe beibringen?"

     Lady Roysdon schwieg, so daß er weitersprach.

    „Erlauben Sie mir, Ihr Lehrer zu sein, meine Allerschönste. Lassen Sie sich von mir in die Entzückungen einweihen, die nicht nur wir sterblichen Männer und Frauen erleben, sondern die Götter selbst genießen."

    Lady Roysdon stieß ein kleines Lachen aus.

    „Jetzt werden Sie sogar poetisch, D’Arcy. Demnächst schreiben Sie Oden auf meine Augenbrauen wie dieser lästige junge Mann, den wir vor ein paar Wochen getroffen haben. An seinen Namen kann ich mich nicht mehr erinnern."

    „Ich hege nicht den Wunsch, Gedichte auf Sie zu schreiben, erklärte der Graf, „sondern ich will Sie in den Armen halten und küssen, in dem Bewußtsein, daß Sie mir gehören.

    Lady Roysdon gab sich keine Mühe, ein Gähnen zu verbergen.

     „Ich gehöre niemanden außer George, und da er mich nicht benötigt, höchstens noch mir selbst."

    Sie erhob sich lässig.

     „Kommen Sie, D’Arcy, ich möchte nach Hause fahren."

    Nachdem der Graf ihrem Beispiel gefolgt war, baute er sich vor ihr auf, einen entschlossenen Ausdruck im Gesicht. Sie ahnte seine Absicht und stellte daher ruhig fest.

     „Wenn Sie mich anrühren, sehen Sie mich nie wieder, das schwöre ich Ihnen."

    „Sie können mich nicht behandeln, wie Sie das gewöhnlich mit Ihren Anbetern tun."

    „Ich kann und will, entgegnete sie scharf, „also benehmen Sie sich.

    „Sie machen mich verrückt."

    „Nicht verrückter als Sie bereits sind."

    Er wußte, wann er geschlagen war und trat einen Schritt zurück.

     „Ich werde Sie nach Hause bringen."

    „Vielen Dank, aber ich habe meinen eigenen Wagen."

    „Sie fahren mit mir! befahl er. „Ich bin nämlich noch nicht fertig mit dem, was ich zu sagen habe.

    „Es ist unnötig, den Lästerzungen noch mehr Material zu geben, als sie ohnehin schon haben."

    „Warum sollten wir uns plötzlich darum kümmern, was die Leute reden? meinte der Graf. „Wer in der Gesellschaft nicht blind und taub ist, weiß, daß Sie früher oder später mein sind.

    „Sie geben sich alle Mühe, die anderen glauben zu lassen, daß ich Ihnen bereits gehöre, weil das vermutlich Balsam für Ihren verletzten Stolz bedeutet."

    Mit trotzig erhobenem Kinn fügte sie hinzu: „Mich dagegen ärgert es, wenn die Leute etwas glauben, was nicht den Tatsachen entspricht."

    „Was kümmern uns die anderen? fragte der Graf grob. „Sie waren doch bisher kein solcher Hasenfuß, Galatea.

    „Da ich in einigen Wochen einundzwanzig werde, sollte ich mich in Zukunft wohl umsichtiger und würdiger benehmen."

    Der Graf warf den Kopf zurück und lachte schallend.

    „Was ist aus der Rebellin geworden, die mich zum Haymarket begleitete und im gleichen Raum wie der Abschaum von Piccadilly tanzte? Da sie schwieg, sprach er weiter. „Ist das noch das gleiche Geschöpf, das ich nach Covent Garden führte, damit sie den Burschen den Kopf verdrehen sollte, die eigentlich die Schauspielerinnen bewundern wollten. Meine Partnerin bei vielen Abenteuern, die uns beide zum Gesprächsstoff von St. James gemacht haben.

    Sie wandte den Kopf ab.

     „Ich habe heute gehört, daß man mich die zügellose Lady nennt."

    „Außerdem bezeichnet man Sie als die schönste Frau Englands, Sie können also Ihre Wahl treffen."

    „Nach unserem Besuch in Bridewell habe ich mich zutiefst geschämt."

    „Ich wüßte nicht, weshalb. Das Ganze war ein Spaß, und wie Sie sich erinnern können, haben wir auf dem Heimweg gelacht."

    „Sie haben gelacht."

    „Und das werden wir wieder tun, wenn ich Sie jetzt nach Hause fahre, sagte der Graf. „Kommen Sie, Galatea, damit wir uns von unserem Gastgeber verabschieden.

    Er bot ihr den Arm, auf den sie eben die Hand legen wollte, als sie es sich anders überlegte.

    „Ich mag nicht noch einmal in den überfüllten Ballsaal zurückgehen, erwiderte sie. „Außerdem wissen Sie sehr wohl, daß wir uns vor dem Prinzen nicht verabschieden sollten.

    „Dann werden wir uns heimlich entfernen."

    Der Graf richtete den Blick auf ihr liebreizendes Gesicht.

     „Die anderen Leute, auch der Prinz, drängen sich ständig zwischen uns, wo ich Sie doch für mich allein haben möchte."

     Seine leidenschaftliche Stimme und die glühenden Augen warnten Lady Roysdon, daß er nahe dran war, die Beherrschung zu verlieren. Was D’Arcy Sheringham betraf, so mußte sie ständig auf der Hut sein. Schon am ersten Abend, als sie sich in Carlton House begegneten, hatte er sich - ohne sie um Erlaubnis zu fragen - zu ihrem ständigen Begleiter erklärt. Damals war sie eine sehr junge und unschuldige Frau, deren Ehemann umsorgt von einer Heerschar von Ärzten und Schwestern in einem verdunkelten Zimmer lag und sich nicht um sie kümmern konnte. Sie wäre sich wohl während ihrer ersten Saison in London sehr verloren und allein vorgekommen, wenn der Graf sie nicht bei jeder Gelegenheit eskortiert und unterhalten hätte.

    Im Grunde war es ihre Unschuld, die in der Gesellschaft, in der sie sich bewegte, einen effektiveren Schutz bedeutete, als das ein Mensch hätte sein können. Ihre Unwissenheit schirmte sie gegen ihre Umwelt ab. Selbst die kritischsten Damen, die sie um ihre Schönheit beneideten, fanden keine wirklichen Angriffspunkte.

    Aber so blieb es nicht. In dem Maße, in dem der Graf ungestümer und fordernder wurde, wurde auch Lady Roysdon wilder und ausgelassener, und bald ließen sich die Abenteuer der beiden nicht mehr übersehen.

    Freizügigkeit und Schamlosigkeit bedeuteten im Kreise um den Prinzen von Wales nichts Außergewöhnliches. Er umgab sich von jeher mit Leuten, die nicht nur den langweiligen und steifen Hof schockierten, sondern auch das Volk, das für die sich ständig steigernden Extravaganzen des Thronfolgers zahlen mußte. Er war ständig von Skandalen umwittert, ob es sich um seine angeblich im Geheimen stattgefundene Eheschließung mit der katholischen Mrs. Fitzherbert handelte, seine wirkliche Ehe mit Prinzessin Caroline von Brunswick, die einen immer verheerenderen Verlauf nahm, oder seinen immer höher werdenden Schuldenberg.

    Es gab aber auch eine Seite seines Charakters, die seine guten Bekannten und Freunde unwiderstehlich fanden. Er besaß großen, persönlichen Charme, einen bemerkenswert guten Geschmack und erstaunliche Kenntnisse über eine Vielzahl von Objekten. Wer es verstand, sein Herz anzurühren, konnte mit seiner Großzügigkeit rechnen. Seine Diener taten alles für ihn und seine Freunde waren der Meinung, daß die Art und Weise, wie er von seinem Vater behandelt wurde, sein ausschweifendes Leben weitgehend entschuldigte.

    Jedenfalls war das keine Gesellschaft, in der sich eine Frau bewegen konnte, ohne an ihrem Ruf Schaden zu erleiden. Wenn über Lady Roysdon geklatscht wurde, dann hatte sie das hauptsächlich dem Grafen von Sheringham zu verdanken.

    Und plötzlich begehrte der Spielgefährte, den sie über vier Jahre herumkommandiert hatte, auf und wurde schwierig. Sie hatte London Hals über Kopf verlassen, weil sie sich ihres letzten Abenteuers schämte und nicht nur den strafend auf sie gerichteten Fingern entgehen wollte, sondern vor allem dem Grafen selbst. Da er - wie er stets behauptet hatte, Brighton verabscheute, war er in früheren Jahren dem Prinzen nicht dorthin gefolgt. Als er diesmal vor drei Tagen in seiner Begleitung erschien, wußte Lady Roysdon, daß Ruhe und Frieden für sie zu Ende waren.

    Sie hatte heute abend kaum den Ballsaal betreten, als er sie auch schon in Beschlag genommen

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