36. die Flamme Der Libe
Von Barbara Cartland
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36. die Flamme Der Libe - Barbara Cartland
Die Flamme der Liebe
Barbara Cartland
Barbara Cartland E-Books Ltd.
Vorliegende Ausgabe ©2016
Copyright Cartland Promotions 1985
Gestaltung M-Y Books
www.m-ybooks.co.uk
1.
„Emmeline Nevada Holtz! Du wirst tun, was ich sage!"
Man hörte ein Lachen, und eine Mädchenstimme antwortete: „Nun weiß ich, Mama, daß du böse mit mir bist, denn nur dann nennst du mich Emmeline."
„Also gut Vada, lenkte die Mutter ein, „wenn ich auch nicht verstehen kann, daß dein Vater dir erlaubt hat, diesen lächerlichen Spitznamen zu führen.
„Meine richtigen Namen sind lächerlich! Aber glücklicherweise war ich bereits mit zwei Jahren, oder wann immer ich zu sprechen anfing, vernünftig genug, einen von ihnen abzukürzen."
„Die Namen sind sehr amerikanisch!"
„Natürlich, Mama, wer wollte auch etwas Anderes sein?"
Bei diesen Worten sprang sie auf und trat ans Fenster des luxuriös eingerichteten New Yorker Salons. Die Bäume im Central Park zeigten das erste Grün, und die Tulpenbeete leuchteten.
„Ich bin glücklich hier mit dir, sagte sie nach einer Weile. „Ich möchte nicht nach England.
„Aber ich wünsche, daß du fährst, Liebes."
Vada wandte sich vom Fenster ab und ihrer Mutter zu. Mrs. Holtz saß auf einem Sofa am Feuer, die Beine bedeckte eine mit Zobel eingefaßte Hermelindecke.
Eine Woche zuvor, als die Englandreise bereits geplant war, hatte sie sich beim Verlassen ihres Wagens ernsthaft den Rücken verrenkt. Der Arzt bestand darauf, daß sie für mindestens zwei Monate Ruhe hielt.
Mit ihrem hellen Haar, das jetzt in Grau überging, war Mrs. Holtz eine südliche Schönheit gewesen, als sie heiratete. Aber ihre Schönheit war nichts, verglichen mit ihrem einzigen Kind. Emmeline, oder vielmehr Vada, wie sie im Familienkreis genannt werden wollte, war hinreißend.
Ihre Mutter betrachtete sie aufmerksam, als sie nun auf dem dicken Teppich völlig geräuschlos das Zimmer durchquerte und neben ihrer Mutter niederkniete.
Ihr Haar, so blond wie Korn, das noch nicht in der Sonne gereift ist, war zurückgebürstet und gab eine perfekte, ovale Stirn frei, unter der zwei große, dunkelblaue Augen leuchteten, die von langen, schwarzen Wimpern umrahmt waren. Diese Augen beherrschten Vadas Gesicht, doch besaß sie unter einem Paar perfekt geschwungener Lippen ein kräftiges, entschlossenes Kinn, das ihrem Gesicht den Charakter verlieh, der vielen schönen Frauen fehlt.
„Laß mich bei Dir bleiben, Mama", flehte sie.
Aber wenn Vada entschlossen war, so war es ihre Mutter umso mehr. Mrs. Holtz war schon immer die treibende Kraft in der Familie gewesen.
Ihr Mann war einer der reichsten Öl Magnate Amerikas gewesen, der sein beachtliches Reich mit eiserner Faust regierte, doch zu Hause stand er unter dem Pantoffel seiner eigensinnigen Gattin.
„Nein, Vada, sagte sie nun. „Ich habe meine Pläne gemacht, und ich beabsichtige nicht, sie wegen solch ärgerlicher Dinge wie eines verletzten Rückens zu ändern.
„Wir können fahren, wenn es dir bessergeht, Mama. Wie soll ich denn ohne dich in England zurechtkommen?"
„Vielleicht soll das alles so sein, meinte ihre Mutter philosophisch. „Ich denke oft, du könntest besser zur Geltung kommen, wenn ich nicht dabei bin. Hübsche Mütter stellen ihre Töchter oft in den Schatten!
Vada lachte.
„Aber ich werde gern in den Schatten gestellt, Mama. Außerdem, was soll ich zu dem Duke sagen, wenn du mir nicht die richtigen Worte in den Mund legst?"
„Das ist der springende Punkt, Vada, sagte Mrs.Holtz scharf. „Du mußt auf eigenen Füßen stehen. Schließlich wirst du den Duke heiraten, nicht ich!
Vada erhob sich und setzte sich auf einen Hocker, das Gesicht dem Feuer zugewandt. Die Flammen zauberten goldene Lichter auf ihr helles Haar, und ihr Gesicht war sehr ernst, als sie leise, so leise, daß ihre Mutter es nur schwer verstand, sagte: „Ich kann nicht, Mama! Es tut mir leid, aber ich kann niemanden heiraten, den ich nicht liebe!"
Ärgerlich rief Mrs. Holtz aus: „Wirklich, Vada! Es ist viel zu spät, um jetzt noch solchen Unsinn zu denken! Ich habe dir schon früher gesagt, es gibt in ganz Amerika niemanden, den du sonst heiraten kannst, niemanden!"
Übermut blitzte in Vadas Augen auf und ließ den ernsten Ausdruck verschwinden.
„Wir leben in einem sehr großen Land, Mama, und es gibt unzählige Männer hier!"
„Du weißt genau, was ich meine, entgegnete Mrs. Holtz scharf. „In der Gesellschaftsschicht, der wir angehören, weiß ich im Augenblick keinen jungen Mann, der dir finanziell gleichkommt.
„Das ist die richtige Antwort, Mama. Wie du weißt, gibt es eine Menge junger Männer, die den Debütantinnen Ball mit ihrer Anwesenheit beehren und bereit wären, um mich anzuhalten."
„Denkst du wirklich auch nur für einen Augenblick, daß einer dieser grünen Jungen mehr an dir als an deinen Millionen interessiert wäre?"
Da Vada schwieg fuhr ihre Mutter in ruhigerem Ton fort: „Ich habe dir schon früher erklärt, Vada, daß es unmöglich ist, einen Menschen ohne seinen Besitz zu sehen. Wie kann ein Mann fragen: ,Würdest du mich lieben, wenn ich nicht Präsident, Caruso, der Prince of Wales wäre?‘ Du mußt zugeben, daß es unmöglich ist, sie ohne das zu sehen, was sie umgibt. Und für dich gilt dasselbe."
„Willst du damit sagen, daß mich nie ein Mann um meiner selbst willen lieben wird?"
„Natürlich nicht! Ich hoffe, du wirst in deinem Leben von vielen Menschen geliebt werden, aber wenn es zur Hochzeit kommt, wie kannst du nach einigen Treffen noch sicher sein, daß er dich um deiner selbst willen liebt?"
„Du meinst, er sieht mich durch einen goldenen Schleier?"
„Genau! Ein sehr gutes Beispiel! Du bist umgeben von dem Glanz, eine Millionärin zu sein, das reichste Mädchen Amerikas!"
In schmeichelndem Ton fuhr sie fort: „Ich liebe dich, Vada, und darum versuche ich, das Beste für dich zu tun, jetzt und für die Zukunft."
„Indem du mich mit einem Mann verheiratest, den ich nie gesehen habe und dessen einziges Interesse an mir in meinen Reichtümern liegt?"
Vadas Stimme klang sarkastisch.
„Genau! antwortete Mrs. Holtz fest. „Und darum habe ich einen Mann gewählt, der etwas dafür zu geben hat! Was können amerikanische Männer dir geben, das besser ist oder zumindest dem entspricht, was du zu bieten hast? Aber ein englischer Duke kann dir eine Stellung bieten, die nur noch von der Königswürde übertroffen wird.
„Ich bin nur erstaunt, daß du nicht nach einem Prinzen strebst."
„Das würde ich sicher, wenn nur einer verfügbar wäre, gab Mrs. Holtz zurück. „Aber, wenn sich jemand zu Recht königlich nennt, dann heiratet er auch jemanden aus königlicher Familie. Andere, die sich als Prinzen bezeichnen, wie die Italiener, sind meist Schwindler.
„Ich weiß, du hast dich äußerst sorgfältig mit diesem Thema befaßt, Mama", sagte Vada, und es klang ganz und gar nicht nach einem Kompliment.
„Ich habe mich damit befaßt, antwortete die Mutter, „weil ich für mein einziges Kind das Beste will, was die Welt bietet. Auch wenn du das nicht glaubst, möchte ich, daß du glücklich wirst.
Vada erhob sich und stand nun am Fuß des Sofas.
„Was du bei all dem vergißt, Mama, sind meine eigenen Gefühle. Ich habe ein Herz, und wenn ich auch wie andere Mädchen meines Alters heiraten will, so will ich mich doch auch verlieben!"
Mrs. Holtz seufzte.
„Du verlangst zu viel vom Leben. Du hast so viel, um dankbar zu sein. Ein glückliches Heim, viel Komfort, Schönheit, Reichtum und dennoch willst du mehr! Du willst die Liebe eines Mannes, den du noch nie gesehen hast und eine Märchenromanze, wie es sie nur in Romanen gibt."
„Aber das ist natürlich! Das muß natürlich sein!"
„Für dich wird es natürlich sein, daß du deinen Mann nach eurer Hochzeit liebst, und er dich. So ist es heute in Tausenden von Ehen in der ganzen Welt."
Vada schwieg und Mrs. Holtz fuhr fort: „In Frankreich wurden Ehen schon immer arrangiert, und ich habe gehört, sie seien äußerst gut. In England wurden sie seit der Eroberung durch die Normannen arrangiert, weil eine Braut gewöhnlich Landbesitz in die Ehe eingebracht hat."
„Oder Geld, um mehr zu kaufen", murmelte Vada leise.
„Im Osten, fuhr Mrs. Holtz fort, die sich für ihr Thema zu erwärmen begann, „sehen sich Braut und Bräutigam niemals vor der Hochzeitszeremonie. Alles wird von Astrologen, Ehevermittlern und Wahrsagern arrangiert, und trotzdem ist in Indien nie die Rede von Scheidung.
„Laß uns in England bleiben. Du willst also nicht behaupten, daß es in der Aristokratie nicht viele Skandale gibt. Ich habe schließlich davon gelesen."
„Dazu hattest du kein Recht! Ich habe immer versucht, diese vulgären, sensationslüsternen Zeitschriften von dir fern zu halten."
„Aber es gibt Skandale, oder nicht?"
„Wenn es sie gibt, so erst nach der Hochzeit. Natürlich wird über den Prince of Wales und seine Beziehungen zu gewissen hübschen Damen viel geredet. Aber er verhält sich Prinzessin Alexandra gegenüber immer äußerst umsichtig, offiziell gelten sie als sehr glücklich."
„Ist das die Art Ehe, die du für mich vorschlägst?"
„Ich schlage nichts dergleichen vor, gab ihre Mutter kühl zurück. „Wenn du mit deinem Mann klug umgehst, so wie ich mit deinem Vater, Vada, ist es sehr unwahrscheinlich, daß er sich für andere Frauen interessiert.
„Und wenn er es tut?" beharrte Vada.
Mrs. Holtz breitete ihre Hände aus, an denen Diamantringe funkelten.
„Wärst du mit einem englischen Duke, der von deiner Seite weicht, sehr viel schlechter bedient als mit einem Amerikaner, von dem dir vielleicht nur traurige Erinnerungen bleiben?"
„Du meinst, eine Duchess und im Besitz einer Krone zu sein, entschädigt für alles andere?"
„Es entschädigt für sehr viel. Zumindest wirst du nicht jedes Mal, wenn dein Mann nett zu dir ist, das Gefühl haben, daß er überlegt, wann er dich bitten kann, ihm einen Scheck auszustellen, für den du nichts als Gegengabe erhältst."
„Das alles ist so schäbig, so schrecklich!" stieß Vada heftig hervor.
„Liebes, glaube mir, es ist das Beste für dich. Es gibt kein Glück für dich in Amerika, dessen bin ich sicher."
„Aber ich liebe Amerika, es ist mein Land!"
„Und es gibt keine Frauen, die sich besser verpflanzen lassen und anpassungsfähiger sind als Amerikanerinnen."
„Aber ich will nicht anpassungsfähig sein. Ich glaube nicht, daß Vater mich gern mit einem Ausländer verheiratet gesehen hätte, am allerwenigsten mit einem Engländer."
„Da irrst du dich! Dein Vater war mit mir einer Meinung, wie er es immer war, daß wir einen Ehemann für dich wählen müßten, wenn du alt genug bist. Vom Augenblick deiner Geburt an war ihm klar, daß du anders als andere Kinder bist. Deshalb bist du auf dem Land aufgewachsen, fern von Reportern und all der Publicity, die die Kinder anderer reicher Familien umgibt."
„Papa hatte Angst, ich könnte entführt werden."
„Natürlich",