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Im Rosenpark: Ein Entwicklungsroman
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eBook206 Seiten2 Stunden

Im Rosenpark: Ein Entwicklungsroman

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Über dieses E-Book

Im Rosenpark - Entwicklungsroman von Hans Schelling
Das Leben von Marielouise, einer erfolgreiche Modejournalistin und Besitzerin einer Ostschweizer Modeagentur, verläuft nicht so harmo­nisch, wie sie sich dies vorgestellt hat. Sie heiratet den erfolgreichen Zementfabrikanten Harald von Stockenberg. Beider Glück scheint perfekt, ihre Liebe einmalig. Gemeinsam mit Harald bauen sie ihre neue Heimat, die Villa "Im Rosenpark" auf. Als ihr Sohn Christian zur Welt kommt, ist ihr Leben vollkommen. Doch nach einem schweren Schicksalsschlag gerieten die Gefühle der beiden in ernsthafte Turbulenzen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum8. Juli 2016
ISBN9783738077131
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    Buchvorschau

    Im Rosenpark - Hans Schelling

    1. Im Rosenpark

    Impressum

    Verlag: Einfach Lesen, Bern

    Autor: Hans Schelling ©

    Lektorat: Rosmarie Bernasconi

    Korrektorat: Doris von Wurstemberger

    Umschlaggestaltung: Adrian Zahn

    Layout: Rosmarie Bernasconi

    Druck: printgraphics, Bern

    ISBN 978-3-9524061-3-7

    Erste Auflage, 4. November 2014

    Copyright beim Autoren und Verlag

    Hans Schelling

    Im Rosenpark

    Entwicklungsroman

    Jeder Mensch hat einen Schutzengel,

    man muss nur mit ihm sprechen.

    Luciano Vassalli (1990 – 2006)

    … und dann kommt der Abbruchbagger und beginnt, das Haus Im Rosenpark, in dem Anna Dora Bondo mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern, später dann während Jahren alleine gelebt hatte, abzureissen. Schonungslos. Noch vor ihrem Sterben hatte sie die Villa 83-jährig verkauft. Es war für sie mehr als nur ein Haus, es war ihr Zuhause, Emotionen, Lebenserinnerungen, Mauern als Zeugen von Gelebtem. Wände, die ihr jahrzehntelang Geborgenheit und auch Schutz gegeben hatten, Räume, die durch ihre Einzigartigkeit in ihrer Seele lebten. Ihr Zuhause, ein Ort voller Erinnerungen, gute, aber auch viele schmerzhafte. Sie glaubte, die Käuferschaft sorgfältig ausgesucht zu haben, denn es war ihr wichtig, wer zukünftig in diesen Räumen, in diesem parkähnlichen Garten wohnen und leben würde. So wollte sie genau wissen, wem sie ihr Eigentum anvertraute.

    Geld war Anna Dora unwichtig gewesen, davon hatte sie mehr als genug. Es kam ihr daher nicht auf den Verkaufspreis an, sondern es musste einzig und alleine ihre Bedingung erfüllt werden, dass diese alte Villa nicht abgerissen oder gar zu Spekulationszwecken verkauft wird.

    Im Rosenpark war das Vermächtnis ihres Mannes, der in jungen Jahren verstorben war. Das Haus liess er, bereits schwer krank, für seine junge Familie bauen. Sein Wunsch war es, dass diese auch nach seinem Tod ein anständiges Dach über dem Kopf hatten. So vertraute Anna Dora der damaligen Käuferschaft, den zukünftigen Besitzern, mit denen sie immer wieder lange Gespräche führte, um so ihre Wesensart kennenzulernen, um beurteilen zu können, ob sie ihre Vorstellungen erfüllen könnte. Und Anna Dora war überzeugt, richtig gewählt zu haben. Bis heute konnte sie sich immer auf ihre Menschenkenntnisse verlassen. Dann, nur wenige Monate nach ihrem Auszug, verstarb sie im festen Glauben daran, dass sie gut entschieden hatte in der Wahl ihrer Nachfolger. Dieser liess ihr Zuhause erstaunlicherweise über die nächsten Jahre einfach zerfallen. Die Bäume wuchsen weit über die Hausfassaden hinaus, Füchse nisteten sich im hohen ungemähten Gras ein.

    In einer kurzen Zeitungsnotiz einer Ostschweizer Tageszeitung ist heute, Jahre nach ihrem Tod, zu lesen, dass die alte Villa «Im Rosenpark», in den nächsten Tagen abgerissen werden soll.

    … und dann kommt der Abbruchbagger und beginnt mit seiner zerstörerischen Arbeit, das Haus, das nun während Jahren unbewohnt, verwahrlost und unbeachtet geblieben war und aus unbegreiflichen Gründen immer wieder neue Eigentümer erhielt, nieder zu reissen. Junge Kunstschaffende, Künstler und Künstlerinnen, fröhliche schöpferische Menschen, durften das Haus vor dem Abbruch freizügig in Kunsträume verwandeln. Dies wohl im Sinne einer kreativen Hausbesetzung und autorisiert vom damaligen neuen Besitzer, nicht aber im ursprünglichen Sinne von Anna Dora Bondo.

    … und Marielouise und Harald von Stockenberg betrachteten aus einer gewissen Entfernung ihr neu erworbenes Haus und die gewaltsam aggressive Macht dieser Baumaschine …

    2. Begegnung

    Als Harald sie fragte, seine Frau zu werden, war Marielouise gerade 23 Jahre alt geworden. Sie hatte ihn an den Internationalen Pferdesporttagen in St. Gallen kennengelernt. Er, ein äusserst attraktiver sportlicher Reiter auf seinem Holsteiner, einem Pferd mit kräftigen Sehnen und Gelenken, nahm im Hindernisrennen die Hürden von über 1,68 Metern ohne Probleme. Er setzte mit grosser Leichtigkeit über den Wassergraben an und beendete den Parcours mit null Fehlern. Die berittene Preisverteilung lief wie gewohnt. Die Reiter in einer Reihe, der Sieger aussen links. Marielouise war, da ihr Vater dem Komitee der Pferdesporttage vorstand, als eine der Ehrendamen auserkoren worden. «Du bist ein wundervolles Tier», sprach sie zum Siegerpferd. «Du hast Kämpferherz und Mut bewiesen.»

    Marielouise fühlte sich schön in ihrem schulterfreien knöchellangen Kleid aus geblümter Seide, mit ihrer toupierten Hochfrisur, den zwar in der groben Wiese versinkenden, zum Kleid passenden High Heels. Aus den Lautsprechern ertönten wie immer dieselben Siegerklänge, dann wurde die Rangliste verlesen und die Preise verteilt, beharrlich die langweiligen alljährlichen Silberkelche, Silberplateaus, Silberdosen ...

    Als Marielouise auf Harald von Stockenberg zuschritt und seinem fordernden Blick begegnete, spürte sie eine innere Unruhe, die sie verwirrte. Sein Pferd wieherte, begann zu stampfen und zu scharren. Harald lächelte ihr vielsagend zu, als sie ihm den ersten Preis überreichen und ihm gratulieren durfte. Ihr schien, dass er noch etwas sagen wollte, denn sie bemerkte, dass seine Lippen sich bewegten. Da spürte sie, wie in ihrem Körper eine nie erlebte Wärme aufstieg und sie nicht mehr in der Lage war, seinen blauen Augen und seinem gewinnenden Lächeln, seiner ausserordentlichen Ausstrahlung auszuweichen. Seine Aura hatte sie gefangen genommen. Erst als ihr Vater sie am Oberarm berührte und zum nächsten Reiter führte, realisierte sie, was soeben geschehen war – sie hatte sich in Harald von Stockenberg verliebt.

    «Bist du, sonst stets besonnen und wohl überlegt, vom Wahnsinn befallen, unzurechnungsfähig und völlig umnachtet? Du willst einen Mann heiraten, der 12 Jahre älter ist als du und dem du erst vor wenigen Wochen zum ersten Mal begegnet bist. Was ist mit dir geschehen? Torschlusspanik, in deinem Alter? Akuter Kinderwunsch? Aufarbeiten einer bis anhin unbewussten Vaterproblematik?» So führte Marielouise tagsüber und in schlaflosen Nächten immer wieder quälende Selbstgespräche, besprach sich mit ihrer Familie, Freunden und Freundinnen.

    «Wir reden dir nicht drein, aber sag mal, ist sie nicht doch etwas verfrüht, diese Heirat?», entgegneten ihre Eltern sorgenvoll. «Du bist jung, noch sehr jung mein Kind, intelligent und hübsch, du hast noch die ganze Welt vor dir, verbaue dir nicht dein Leben, deine Zukunft. Vater und ich sind überzeugt, dass Harald ein feiner Mensch ist», meinte Mutter versöhnlich. «Gib dir Zeit, genügend Zeit, lass dich durch niemanden zu diesem Schritt drängen, auch wenn alles, ein Leben mit diesem Mann, augenblicklich noch so faszinierend ausschaut. Prüfe dich in deinem Innersten, hinterfrage selbstkritisch dein Vorhaben. Diesen für dich so grossen Entscheid können wir dir nicht abnehmen, den musst du ganz alleine für dich fällen, für heute, morgen, für dein ganzes langes Leben.» Marielouise konnte die Einwände, all die wohlgemeinten Warnungen ihrer Angehörigen verstehen – doch sie war in ihrem Herzen felsenfest überzeugt, dass sie und Harald für einander bestimmt waren, zwei Seelen, einander nahe in ihrem Fühlen, Denken und Handeln.

    Nur wenige Monate später nach diesem eindringlichen Gespräch fand auf dem Bürgenstock die Hochzeit statt.

    Gross war die Gästezahl, erlesene Gäste aus der Welt des Reitsportes, Berühmtheiten aus Industrie und Jetset, Filmstars und -Sternchen, Showbusiness, Vertretungen der Wirtschafts- und Bankenwelt, Politiker und Politikerinnen mit ihren Gattinnen und Gatten aus dem In- und Ausland. Dann die Familienangehörigen, jene, die man wirklich mochte, dann aber auch jene, die einfach eingeladen werden mussten, um keine familiären Unstimmigkeiten herauf zu beschwören, dies vor allem aus Haralds Verwandtschaft. Man konnte dann ja bei der Tischordnung unausgesprochen bestrafend und etwas demütigend eingreifen. Tante Everilda, Haralds Patin und Freundin seiner verstorbenen Mutter, war für Marielouise solch eine schreckliche Person, die sie lieber gar nicht erst kennengelernt hätte. Dabei trug sie auch noch einen wirklich entsetzlichen, stumpf gebuckelten rosa Hut aus Panamastroh mit Pfauenfeder. Ihr pferdeähnliches Profil hingegen verbarg sie gekonnt hinter einem Nebelschleier. Mit unglaublicher Schamlosigkeit versuchte sie, in Marielouises Privatleben einzudringen, fragte nach ihren Kinderwünschen, wollte unbedingt über ihr erstes grösseres Abenteuer informiert werden, ja sie schreckte nicht einmal zurück, nach ihren sexuellen Erfahrungen zu forschen.

    «Ich kann mir gut vorstellen, mein liebstes Kind, mit welch ängstlicher Spannung du deiner Hochzeitsnacht entgegenfieberst», flüsterte sie, dabei für alle herumstehenden Gäste gut hörbar, Marielouise ins Ohr. «Liebstes Kind! Diese Hexe!», dachte diese – «Gott sei Dank keine Blutsverwandte von Harald!» Dass sie sich gegenseitig nicht mochten, war nach wenigen Augenblicken klar. Marielouise hätte sie am liebsten irgendwo im Personaloffice placiert. Da war auch Madame Julienne Alice de Montserrat, eine frühere Geliebte von Harald, die leider wegen geschäftlicher Verbindungen eingeladen werden musste. Sicher war sie bis vor wenigen Jahren eine attraktive Frau gewesen. Sie sah in ihrer teuren, jedoch unpassenden lila-Abendrobe mit dem auserlesensten Schmuck, der so eng um ihren Hals lag, dass es ihr fast den Atem nahm, aus wie eine Schiessbudenfigur. Die Backenknochen waren zu sehr mit Rouge bedeckt, der Lippenstift zu grell und zu dick aufgetragen und ihr schweres Parfüm ein Albtraum für Marielouise, bei dem es sich nur um fleur de soleil handeln konnte, jenes für sie widerliche Parfüm, das ihr beim bereits kleinsten Kontakt stets Migräne auszulösen vermochte. Sie musste dieser Person mit ihrem neidischen Blick aus Adleraugen möglichst fernbleiben. Tante Everilda und Madame de Monserrat, die beiden hinterhältigen Schlangen, ausserhalb ihres Blickfeldes an denselben Tisch zu setzen, war wohl der erlösende Gedanke. Dann waren aber auch all ihre lieben Freundinnen und Freunde anwesend, jene, die sie seit ihrer frühesten Jugend kannten, ebenso die gemeinsamen Bekannten aus dem Golf- und Poloklub, Menschen, die Harald und Marielouise wichtig waren – oder von denen sie dies zu jenem Zeitpunkt zumindest glaubten.

    Marielouise stand in ihrem Brautkleid alleine vor dem grossen mit Gold umrahmten Spiegel in ihrer Hochzeitssuite, nachdem sie zu ihrer vollen Zufriedenheit geschminkt und frisiert worden war. Sie betrachtete ihr Spiegelbild und war unendlich glücklich. Sie sah ihr jugendlich faltenfreies Gesicht, ihren schmalen Körper, und doch erschien sie sich irgendwie fremd.

    «Wer bin ich, die da vor mir steht, bin ich das wirklich? In dieser traumhaft schönen Robe?», staunte sie ehrfürchtig. Wo war sie augenblicklich? «Ich bin auf dem Weg in eine Zweisamkeit», dachte sie, «in eine neue unbekannte Lebensform. Auf dem Weg des Abschieds von einem Lebensabschnitt, in dem meine Eltern, meine Schwester das Wichtigste waren. Abschied von meiner Jugend, von meiner Ungebundenheit. Harald, nun bist du in mein Leben getreten, ein Mensch, für den ich eine unendlich tiefe Liebe empfinde, und mit dem ich die Zweisamkeit wagen werde. Ich bitte dich, meinen Gott, beim Aufbau unserer Ehe, unserer Familie, mit dabei zu sein. Denn nur mit deiner göttlichen Hilfe werden wir uns mit voller Liebe begegnen können. Unsere gegenseitige Zuneigung soll tief in unserem Innern leben. Ich bete darum, dass wir sie nie verlieren werden und dass sie uns nie verlassen wird.»

    Als Josephine leise das Brautzimmer betrat, sah sie ihre Schwester vor dem Spiegel stehen. Marielouise nahm sie gar nicht wahr. Sie war in Gedanken versunken. Josephine blieb in der hintersten Ecke der Suite stehen. Sie überliess Marielouise noch ihren Gedanken und wollte diese feierliche Stille nicht unterbrechen. «Wie hübsch sie aussieht, meine grosse Schwester, meine Malie. Nun ist sie eine erwachsene Frau geworden, eine wunderschöne Frau mit einem einzigartigen Leuchten und Strahlen in den Augen.»

    Dann trat sie hinter Marielouise, küsste sie auf ihr Haar und betrachtete sie ebenfalls im Spiegel. «Du bist hübsch, so hübsch, meine grosse, kleine Malie. Du bist die schönste Braut die mir je begegnet ist. Du siehst so glücklich aus», sprach sie mit bewegter Stimme weiter», «gib eurem Leben die volle Aufmerksamkeit, heute, gerade jetzt, nicht erst im Morgen. Ich liebe dich, Malie – du hast deinen Weg gefunden!» Marielouise wandte sich ihrer Schwester zu, umarmte sie und erwiderte: «Ja, ich bin unendlich glücklich. Ich spüre, dass sich zwei Seelen begegnet sind, die, so hoffe ich sehr, glücklich sein werden. Mögen sie auch stets die Grösse haben, einander dank ihrer Liebe vergeben zu können. Ich wünsche mir für dich, Josephine, dass du irgendwann auch deiner grossen Liebe begegnest und genauso glücklich sein wirst.»

    «Weisst du noch, wie du dir, damals als 7-jährige, unerlaubterweise mit Mutters wohlgehütetem Hochzeitsschleier dein Gesicht verhüllt hast, neben dir Oskar, unser Dackel, mit Vaters schwarzem Hut auf dem Hundekopf? Wie Oskar dann plötzlich, während du versuchtest, seine rechte Vorderpfote in dein Händchen zu nehmen, zu knurren begann und seine Kopfbedeckung in tausend Stücke zerriss?» Josephine musste lächeln bei dieser Erinnerung. Wenig später traf Harald unbemerkt im Brautzimmer ein, um seine zukünftige Frau alleine, so wie er sich das stets gewünscht hatte, für die Trauzeremonie abzuholen. «So meine Damen, seid ihr fertig?» Marielouise fiel ihrem zukünftigen Mann um den Hals und Josephine verabschiedete sich von den beiden mit einer zärtlichen Umarmung.

    «Dies ist wohl einer der bedeutendsten Augenblicke in meinem Leben», begann Harald mit bewegter Stimme. «Die Frau, von der ich ein Leben lang geträumt habe, vor den Traualtar zur führen. Und ich spüre dabei, dass der Segen meiner Eltern uns begleiten wird.»

    Die kirchliche Trauung fand, dank besonderer Beziehungen von Harald zu der Besitzerstiftung, in der 1897 erbauten Bürgenstock-Kapelle statt, in jenem Gotteshaus, in dem früher schon Audrey Hepburn und Mel Ferrer heiratete. «Einen Menschen lieben, heisst einwilligen mit ihm alt zu werden.» Diese schlichten aber gewichtigen Worte des Geistlichen nach einem Zitat von Albert Camus waren der Leitgedanke der Hochzeitszeremonie.

    «Lasst uns alle beten darum, dass ihr beide, Harald und Marielouise, dank eurer gegenseitigen Liebe und Gottes Beistand, dieses Ziel erreichen dürft. Versucht nicht, euch gegenseitig ändern zu wollen, liebt euch so, wie ihr augenblicklich seid in euren jungen, aber auch später dann in euren gereifteren Jahren. Das Leben hat viel Wunderbares zu bieten, bemüht euch stets, es auch zu sehen und mit Dankbarkeit anzunehmen.»

    Der Empfang nach der Eheschliessung mit Champagner und edelsten Weinen fand auf der herrlichen Terrasse mit Blick auf den Vierwaldstättersee statt. Die Silberplateaus mit Lachs-, Kaviar- und Gänselebercanapés wurden von der attraktiven Bedienung herumgereicht, die Champagnerbowlen immer wieder aufgefüllt, so dass innerhalb kurzer Zeit die anfänglich formelle Atmosphäre einem lauten frohen Geplauder wich. Marielouise fühlte sich glücklich inmitten dieser illustren Gästeschar, als Mittelpunkt des Tages, als Perle des Anlasses. Sie genoss es, sich mit ihrem langen weissen Hochzeitskleid aus exklusivster Seide und Organzablütenschleppe, extra für sie von einem Schweizer Modeunternehmen entworfen, zu bewegen. Den weissen Schleier aus edelstem Tülle liess sie sich immer wieder ins Gesicht fallen, um ihn dann mit ihrer linken Hand, an der sie den hochkarätigen und mit Brillanten besetzten Ehering trug, in ihrem hell blondierten Haar neu zu drapieren. Die mit weisser Seide bezogenen Pumps mit zu hohen Absätzen schmerzten zwar, doch sie liess sich nichts anmerken und schwebte einer Königin gleich über die Terrasse. Auch Harald war glücklich und überzeugt, dass er sich heute mit der schönsten und charmantesten Frau der Welt vermählt hatte. Wie lange schon träumte er davon, eine solche Ehe eingehen zu können!

    Er war ein gerne gesehener Gast auf Partys und sonstigen Anlässen, die Frauen lagen ihm zu Füssen, warfen sich ihm oft geradezu an den Hals und waren immer sehr schnell bereit, das Letzte zu geben, um ihn, so wenigstens glaubten sie, als glänzende

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