Wilde Wasser: Toni der Hüttenwirt Classic 35 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Es war kurz vor acht Uhr morgens. Antonius Baumberger, überall als Toni, der Hüttenwirt, bekannt, stoppte seinen Geländewagen vor der Schule in Waldkogel. Sebastian und Franziska Bichler, die bei Toni und seiner Frau Anna auf der Berghütte lebten, sprangen aus dem Auto und liefen in die Schule. Toni schaute ihnen nach und lächelte glücklich. Basti und Franzi waren nicht seine eigenen Kinder, aber er und Anna liebten sie, als wären sie es. »Grüß Gott, Toni!« »Grüß Gott, Fellbacher!« begrüßte Toni den Bürgermeister, der am Tor des großen Schulhofes stand. »Hast deine Kinder auch in die Schule gebracht?« fragte Toni. »Ja, ich habe das Angenehme mit dem Notwendigen verbunden.« Toni lachte. »Was war jetzt angenehm und was notwendig?« »Ich will mit dir reden, Toni! Der Weg hinauf zur Berghütte und zurück, der nimmt mindestens einen halben Tag in Anspruch. So viel Zeit habe ich nicht. Ich wußte aber, daß du diese Woche dran bist, die Kinder in die Schule zu bringen.« »Was gibt es denn zu bereden, Fellbacher?« »Des ist kurz gesagt. Der Tourismusverband in Kirchwalden, der hat vor Monaten ein Preisausschreiben gemacht.
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Buchvorschau
Wilde Wasser - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Classic
– 35 –
Wilde Wasser
Benedikts Heldentat verändert ihr Leben
Friederike von Buchner
Es war kurz vor acht Uhr morgens. Antonius Baumberger, überall als Toni, der Hüttenwirt, bekannt, stoppte seinen Geländewagen vor der Schule in Waldkogel. Sebastian und Franziska Bichler, die bei Toni und seiner Frau Anna auf der Berghütte lebten, sprangen aus dem Auto und liefen in die Schule. Toni schaute ihnen nach und lächelte glücklich. Basti und Franzi waren nicht seine eigenen Kinder, aber er und Anna liebten sie, als wären sie es.
»Grüß Gott, Toni!«
»Grüß Gott, Fellbacher!« begrüßte Toni den Bürgermeister, der am Tor des großen Schulhofes stand.
»Hast deine Kinder auch in die Schule gebracht?« fragte Toni.
»Ja, ich habe das Angenehme mit dem Notwendigen verbunden.«
Toni lachte.
»Was war jetzt angenehm und was notwendig?«
»Ich will mit dir reden, Toni! Der Weg hinauf zur Berghütte und zurück, der nimmt mindestens einen halben Tag in Anspruch. So viel Zeit habe ich nicht. Ich wußte aber, daß du diese Woche dran bist, die Kinder in die Schule zu bringen.«
»Was gibt es denn zu bereden, Fellbacher?«
»Des ist kurz gesagt. Der Tourismusverband in Kirchwalden, der hat vor Monaten ein Preisausschreiben gemacht. Da mußten die Leute Namen von Bergen und Wildbächen aus unserer schönen Gegend erraten. Es gab Preise zu gewinnen. Der erste Preis ist eine Woche Aufenthalt in den Bergen. Die Gewinner haben die Auswahl. Sie können unter verschiedenen Orten wählen. Und unser Waldkogel ist dabei!«
»Des habe ich auch net anders erwartet.«
»Die Gewinnerin hat eine Woche im ›Zum Ochsen‹ gewonnen. Des ist ja ganz schön. Aber sie soll doch unsere Berge auch erleben. Deshalb habe ich gedacht, daß die Gemeinde Waldkogel ihr noch einen Aufenthalt auf der Berghütte schenkt. Weißt, so als Bonus! Des Madl soll an einem Montag kommen und dann den nächsten Sonntag wieder abreisen. Wir haben uns im Gemeinderat gedacht, daß wir des Madl schon donnerstags oder freitags davor einladen. Dann könnte sie des Wochenende auf der Berghütte verbringen. Ich hoffe natürlich, daß ihr euch ein bisserl um sie kümmert.«
»Da mußt dir keine Gedanken machen, Fellbacher! Des geht in Ordnung. Mußt mir nur sagen, wann des Madl kommt. Wenn es so gegen Mittag hier sein könnte, dann würde ich es mit raufnehmen, wenn ich die Kinder von der Schule abhole.«
»Des ist doch ein guter Gedanke. Montag kannst du sie dann morgens wieder mit in den Ort bringen. Wir im Rathaus haben ein Programm für die ganze Woche zusammengestellt. Ich werde mich persönlich um die Gewinnerin kümmern. Andere machen auch mit. Der Förster Hofer nimmt sie mit in den Forst und zeigt ihr da alles. Pfarrer Zandler hält einen Vortrag und führt sie durch unsere schöne Kirche, – und so weiter und so weiter.«
»Des hört sich ja gut an, Fellbacher! Dann mach des klar. Die Anna und ich, wir müssen nur wissen, wann die Preisträgerin kommt. Ruf mich an oder gib meinen Eltern Nachricht, Bürgermeister!«
Sie waren sich einig. Toni verabschiedete sich und fuhr nach Kirchwalden. Dort wollte er am Vormittag einiges erledigen und dabei seinen Freund Leo Gasser bei der Bergwacht besuchen. Darauf freute sich Toni sehr. Die beiden Freunde sahen sich zwar oft, immer dann, wenn Leo auf seinen Übungsflügen mit dem Rettungshubschrauber das Bier bei der Berghütte ablieferte, doch dann hatten die beiden wenig Zeit zum Reden.
*
Durch die deckenhohen Glasfenster des Hochhauses schien die Abendsonne herein. Die Mitarbeiter auf der Chefetage im obersten Stockwerk waren schon fast alle heimgegangen. Nur der Chef der großen, internationalen Unternehmensberatung saß noch an seinem Schreibtisch und arbeitete. Durch die angelehnte Tür hörte seine Assistentin Dagmar Weiler, wie er telefonierte. Sie verstand nicht alles. Er telefonierte offensichtlich mit Übersee. Dagmar konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Sie stellte Unterlagen zusammen für die bevorstehende Dienstreise ihres Chefs.
Ihr Telefon läutete. Dagmar nahm ab, meldete sich und lauschte.
»Ja, Herr Dr. Blumenhauer, ich komme sofort!«
Die junge Frau warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. Innerlich seufzte sie tief. Wenn ihr Chef sie um diese Uhrzeit noch sprechen wollte, dann bedeutete das Überstunden. Ausgerechnet heute! Dagmar hatte sich mit ihrer Freundin Melanie verabredet. Sie wollten zusammen essen und sich einen richtig gemütlichen Abend machen. Nun ja, sie mußte Melanie wohl wieder einmal vertrösten.
Dagmar stand vom Schreibtisch auf und überprüfte kurz ihr Äußeres. Ja, ihr dunkelgrauer Hosenanzug und die Seidenbluse saßen auch nach mehr als zwölf Stunden Arbeit noch tadellos, sie ging hinüber.
»Setzen Sie sich, Frau Weiler! Bitte schön!«
Mit einladender Geste zeigte er auf die Sitzecke mit den schwarzen Ledersesseln und dem schweren Glastisch. Es standen zwei Gläser darauf und ein Sektkübel mit einer Flasche Champagner. In einer Vase duftete der riesige Blumenstrauß, den sie im Auftrag ihres Chefs heute nachmittag bestellt hatte. Um den Sektkübel und den französischen Champagner hatte sich Dagmar auch gekümmert. Sie hatte angenommen, daß er noch Besuch bekommen würde.
Dagmar setzte sich. Herr Dr. Blumenhauer nahm ebenfalls Platz und lächelte sie an.
»Wie lange sind Sie jetzt schon bei uns – ich meine, insgesamt bei uns im Hause, Frau Weiler?«
»Insgesamt fast fünf Jahre, genau gesagt, vier Jahre und zwei Wochen, und davon arbeite ich etwas mehr als ein Jahr bei Ihnen.«
»Das weiß ich natürlich alles, Frau Weiler. Es war mehr eine rhetorische Frage. Auf was ich hinaus will? Ich will es kurz machen. Die Blumen sind für Sie! Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen. Unser Unternehmen hat gerade im letzten Jahr an Marktbedeutung gewonnen. Sie sind daran nicht unwesentlich beteiligt. Mehrmals haben Sie in meiner Abwesenheit die richtigen Entscheidungen getroffen.«
Dagmar wußte das. Sie erinnerte sich noch daran, als sie zum ersten Mal ohne Absprache eine Entscheidung getroffen hatte. Schlaflose Nächte hatte sie gehabt, bis sich Herr Dr. Blumenhauer dann Tage später aus dem Ausland meldete. Auf einer Safari mit Kunden war es zu einer Autopanne gekommen. Er war mitten in Australien für drei Tage von jeder Kommunikation und Zivilisation abgeschnitten gewesen. Damals hatte er ihr das Gehalt beträchtlich erhöht. Doch was wollte er jetzt?
»Danke für die Blumen!« sagte Dagmar und dachte, daß der Strauß eigentlich etwas zu groß war. »Ich nahm an, daß der Strauß für Ihre Frau sei!«
Er lächelte.
»Es war übrigens meine Frau, die mich auf den Gedanken brachte. Sie möchte, daß ich mehr Zeit für sie und die Kinder habe. Also will ich… also… habe ich Sie befördert. Das will ich hier mit Ihnen feiern. Ich hoffe doch sehr, daß Sie zustimmen.«
Dagmar fühlte, wie ihr warm wurde.
»Welche Position würde ich dann bekleiden?«
»Prokuristin! Sie haben das Zeug dazu!«
Dagmars Herz klopfte.
»Ich fühle mich sehr geschmeichelt. Doch ich habe nur ein abgebrochenes Studium…«
»Jetzt nur keine falsche Bescheidenheit! Was Ihnen fehlt, das machen Sie mit gesundem Menschenverstand wett. Sie sprechen mehrere Sprachen wie Ihre Muttersprache, Sie haben Durchsetzungsvermögen. Ich übertrage Ihnen die neu geschaffene Auslandsabteilung Südamerika. Also? Höre ich ein Ja? Das Gehalt ist natürlich entsprechend höher, Dienstwagen, Vorzimmer – das ganze Drumherum. Sie wissen schon.«
»Ab wann?«
Dagmars Chef schmunzelte. Er öffnete die Flasche und schenkte ein. Er hob sein Champagnerglas und prostete ihr zu.
»Wann? Ab sofort! Die juristischen Dinge können wir gleich morgen regeln. Ja?«
Dagmar hob ihr Glas. »Gut! Ich sage Ja!«
»Wunderbar! Frau Weiler! Ich freue mich, Sie gewonnen zu haben.«
»Überrumpelt!« flüsterte Dagmar leise.
Er hatte es gehört und lachte laut. Sie tranken sich zu. Die nächste Stunde besprachen sie Einzelheiten. Sie hätten bestimmt noch länger geredet, wenn nicht Frau Blumenhauer gekommen wäre und ihren Mann aus dem Büro entführt hätte, wie sie es nannte. Dagmar konnte sich so auch noch einmal bei ihr bedanken.
Nachdem Dr. Blumenhauer und seine Frau gegangen waren, packte Dagmar ihren Arbeitsvertrag ein und stellte die Blumen auf ihren Schreibtisch.
Sie verließ das Büro und fuhr mit dem Aufzug in die Tiefgarage. Dort stand ihr Kleinwagen. Sie stieg ein und fuhr auf direktem Weg zu ihrer Freundin Melanie.
*
Dagmar kannte Melanie noch aus ihrer Studienzeit. Sie hatten nicht das gleiche Fach studiert, aber sich im