Das Findelkind: Chefarzt Dr. Norden 1243 – Arztroman
Von Helen Perkins
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So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
»Hm, mal wieder typisches Aprilwetter. Keine Ahnung, was man da anziehen soll, um nicht zu frieren, zu schwitzen oder nass zu werden.« Dési Norden ließ sich am Frühstückstisch neben ihrem Zwillingsbruder Janni nieder, der ironisch grantelnd spöttelte: »Zieh doch von allem etwas an. Dein Kleiderschrank platzt sowieso bald aus allen Nähten.« »Was man von deinem nicht behaupten kann«, konterte sie und angelte sich eine frische Semmel. »Außer ein paar traurigen T-Shirts, die schon bessere Tage gesehen haben, und einer oder zwei Jeans herrscht dort drinnen ja wohl gähnende Lehre.« Janni, der IT-Freak mit der Nerd-Brille, hob die Schultern, als er auftrumpfte: »Ich besitze auch ein paar Pullis.« Dési verdrehte die Augen. »Toll …« »Na, ihr beiden, mal wieder beim fröhlichen Kabbeln?« Dr. Daniel Norden, Chefarzt und Leiter der renommierten Münchner Behnisch-Klinik, faltete die Morgenzeitung zusammen, als seine Frau Fee mit einer Kanne frisch gebrühtem Kaffee erschien. Die alterslose Blondine mit den erstaunlich blauen Augen bestand darauf, dass im Hause Norden zumindest die erste Mahlzeit des Tages gemeinsam eingenommen wurde, wenn danach schon alle ihre eigenen Wege gingen. Der einst kinderreiche Arzthaushalt war von fünf auf zwei geschrumpft. Fee war allerdings froh, dass ihre Jüngsten, die Zwillinge, zumindest noch daheim wohnten. Das war der Tatsache geschuldet, dass sie beide einen Studienplatz in München ergattert hatten. Und die »Übermutter« Fee, wie Daniel sie manchmal scherzhaft nannte, hoffte, dass dies noch lange so bleiben würde. »Wir kabbeln und wir lieben uns«
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Das Findelkind - Helen Perkins
Chefarzt Dr. Norden
– 1243 –
Das Findelkind
Unveröffentlichter Roman
Helen Perkins
»Hm, mal wieder typisches Aprilwetter. Keine Ahnung, was man da anziehen soll, um nicht zu frieren, zu schwitzen oder nass zu werden.« Dési Norden ließ sich am Frühstückstisch neben ihrem Zwillingsbruder Janni nieder, der ironisch grantelnd spöttelte: »Zieh doch von allem etwas an. Dein Kleiderschrank platzt sowieso bald aus allen Nähten.«
»Was man von deinem nicht behaupten kann«, konterte sie und angelte sich eine frische Semmel. »Außer ein paar traurigen T-Shirts, die schon bessere Tage gesehen haben, und einer oder zwei Jeans herrscht dort drinnen ja wohl gähnende Lehre.«
Janni, der IT-Freak mit der Nerd-Brille, hob die Schultern, als er auftrumpfte: »Ich besitze auch ein paar Pullis.«
Dési verdrehte die Augen. »Toll …«
»Na, ihr beiden, mal wieder beim fröhlichen Kabbeln?« Dr. Daniel Norden, Chefarzt und Leiter der renommierten Münchner Behnisch-Klinik, faltete die Morgenzeitung zusammen, als seine Frau Fee mit einer Kanne frisch gebrühtem Kaffee erschien. Die alterslose Blondine mit den erstaunlich blauen Augen bestand darauf, dass im Hause Norden zumindest die erste Mahlzeit des Tages gemeinsam eingenommen wurde, wenn danach schon alle ihre eigenen Wege gingen.
Der einst kinderreiche Arzthaushalt war von fünf auf zwei geschrumpft. Fee war allerdings froh, dass ihre Jüngsten, die Zwillinge, zumindest noch daheim wohnten. Das war der Tatsache geschuldet, dass sie beide einen Studienplatz in München ergattert hatten. Und die »Übermutter« Fee, wie Daniel sie manchmal scherzhaft nannte, hoffte, dass dies noch lange so bleiben würde.
»Wir kabbeln und wir lieben uns«, scherzte Dési.
»Na ja …« Janni erhob sich, als geklingelt wurde.
»Das wird bestimmt Lucy sein«, meinte seine Schwester. »Sie wollte ihn heute abholen.«
»Wie nett. Ich finde, wir kriegen sie viel zu selten zu Gesicht«, stellte Fee fest. Sie mochte das handfeste Mädchen aus Rosenheim, das aus einer bodenständigen Familie mit vier älteren Brüdern stammte. Lucy war im Umgang mit Computern ebenso versiert wie der »Professor«, so Jannis Spitzname in der Familie. Das Herz des jüngsten Norden hatte sie allerdings mit ihrem Talent fürs Backen erobert. Janni liebte ihre Mehlspeisen und Blechkuchen. Obwohl der überschlanke Jüngling sonst kein hervorragender Esser war, konnte er bei Lucys süß duftenden Kreationen doch nie nein sagen …
»Hallo, Leute, guten Morgen!« Die hübsche Lucy mit den kupferroten Locken und den himmelblauen Augen grüßte, wie es ihre Art war, unbekümmert in die Runde.
»Hallo, Lucy, setz dich, trink einen Kaffee mit uns«, lud Fee sie gleich ein.
»Hm, wir müssen bald los. Aber für einen Kaffee reicht es noch.«
»Semmel kriegst du keine, die sind abgezählt«, scherzte Janni.
»Janni!« Seine Mutter schüttelte mit leichtem Tadel den Kopf, doch er versicherte: »War nur ein Scherz!«
»Habt ihr heute was Spezielles vor, weil du Janni abholst?«, wollte Dési wissen, nachdem das Mädchen sich zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte.
»Wir treffen uns mit Ellen und Tom.«
»Und wer ist das?«, fragte Daniel Norden interessiert.
»Ellen und Tom Enders sind meine Nachbarn im Studiwohnheim. Sie sind schon verheiratet und erwarten Nachwuchs.«
»Oh, eine Studentenehe, das ist nett«, merkte Fee an.
»Ja, sie sind beide sehr sympathische Menschen, angehende Veterinäre. Ellen stammt aus Ulm, aus einer sehr kinderreichen Familie.« Lucy lachte leise. »Allein schon deshalb verstehen wir uns gut. Toms Eltern sind beide Mediziner, er kommt als Einzelkind aus privilegierten Verhältnissen.«
Fee musste schmunzeln. »Also die berühmten Gegensätze, die sich anziehen, nicht wahr?«
»Kann man so sagen. Sie sind jetzt zwei Jahre verheiratet. Bislang richtig glücklich, soweit ich das beurteilen kann. Aber in letzter Zeit geht es Ellen nicht so gut«, erzählte Lucy weiter. »Sie wirkt oft geistig abwesend, bricht Gespräche ab, zieht sich ohne Grund zurück. Sie hat nur wenige Kurse belegt, will kürzer treten, bis das Baby da ist. Aber ich glaube, mit einer Reduzierung von Arbeit ist es bei ihr nicht getan.«
»Was hat sie? Probleme mit der Schwangerschaft?«, hakte Fee mitfühlend nach.
»Dachte ich zuerst auch. Doch das scheint es nicht zu sein. Sie genießt diesen Zustand, und Tom liebt es, dass sie nun rund und ruhiger wird. Früher war sie nämlich ein ziemlich hektischer Springteufel. Ich dachte, sie ist mit sich und der Welt im Reinen. Allerdings benimmt sie sich seit einer Weile anders als sonst.«
»Hast du Tom mal gefragt, was er davon hält?«, fragte Janni seine Freundin.
»Er macht sich Sorgen. Ganz am Anfang ihrer Beziehung hat Ellen offenbar öfter unter depressiven Verstimmungen gelitten. Sie hat das immer abgestritten, sie haben sich deshalb sogar gezankt, obwohl es sonst eigentlich immer sehr harmonisch zwischen ihnen zuging.«
»Depressive Verstimmungen sollte man ernst nehmen.«
»Sie können während einer Schwangerschaft verstärkt auftauchen, wenn man dazu neigt«, stimmte Fee ihrem Mann nachdenklich zu. »War Ellen denn früher in Therapie?«
»Soviel ich weiß, nicht.« Lucy hob die Schultern. »Ehrlich gesagt, möchte ich sie auch nicht danach fragen. Ich will nicht riskieren, dass sie gleich wieder durch die Decke geht oder mir die Freundschaft kündigt.«
»Vielleicht solltest du ihr einen Check-Up in der Behnisch-Klinik empfehlen«, riet Fee Lucy. »So was ist während einer Schwangerschaft sowieso sinnvoll. Die Kollegin Buchner könnte Ellen gründlich untersuchen. Und wenn nötig, ziehen wir noch einen Therapeuten hinzu.«
»Klingt gut«, urteilte Janni. »Ich finde, du solltest das heute gleich mal ansprechen.«
Lucy war der gleichen Meinung. »Aber jetzt müssen wir los.«
»Okay, dann bis heute Abend. Man sieht sich.« Janni grinste seine Schwester schelmisch an. »Die Sonne scheint gerade. Vergiss deinen Bikini nicht, Schwesterherz.«
Dési streckte ihm kurzerhand die Zunge heraus, was alle Anwesenden, Janni inklusive, zum Lachen reizte.
Nachdem die Studenten das Haus verlassen hatten, räumte Fee den Frühstückstisch ab und mahnte ihren Mann dann: »Wir sollten uns auch allmählich mal auf den Weg machen.«
»Du hast recht, mein Herz, die Arbeit wartet.« Dr. Norden erhob sich und schenkte seiner besseren Hälfte einen zarten Kuss. Die wunderte sich über diese unvermutet zärtliche Anwandlung und wollte wissen: »Womit habe ich das verdient?«
»Mit deiner bloßen Anwesenheit.«
»Also, wenn ich dich nicht besser kennen würde, müsste ich annehmen, du raspelst Süßholz«, scherzte sie daraufhin.
Daniel Norden lachte und versicherte rasch: »Käme mir nie in den Sinn. Ich bin nur noch immer verliebt in meine Frau. Schlimm?«
»Nach all den Jahren? Eher erstaunlich.«
»Das spricht eben für deinen unwiderstehlichen Liebreiz.«
Fee musste grinsen. »Schön gesagt. Aber bevor du dich zu weiteren Liebeserklärungen versteigst, fahren wir doch besser zur Arbeit …«
Wenig später hatten die Nordens die Behnisch-Klinik erreicht. Daniel Norden thronte als Klinikchef sozusagen über allem, während seine Frau Fee die Pädiatrie leitete.
»Essen wir heute Mittag zusammen?«, fragte er sie, bevor sie sich auf ihre jeweilige Station begaben.
»Wenn ich es schaffe. Ruf mich am besten an,