Du hast mir die Kraft gegeben: Dr. Norden Liebhaber Edition 23 – Arztroman
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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Er sucht nach Hintergründen, nach der Ursache, warum dem Patienten nicht zu helfen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Als Felix Norden an diesem Mittag von der Schule nach Hause kam und die Haustür aufschloss, wusste er sofort, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Der Geruch nach verbranntem Essen stieg ihm in die Nase. »Was ist denn hier los?«, rief er alarmiert. Er ließ seinen Rucksack auf den Boden fallen und eilte durch den Flur. Ein leises Stöhnen aus dem Wohnzimmer ließ ihn innehalten und sich umdrehen. »Lenni, hier bist du.« Wie angewurzelt blieb der junge Mann in der Tür stehen und betrachtete das ungewohnte Bild, das sich ihm bot. Lenni, Haushälterin und treue Seele der Familie, lag hingestreckt auf der Couch und seufzte leise vor sich hin. Erst als sie sich vom zweitältesten Sohn der Familie ertappt fühlte, schreckte sie hoch. Felix' Aufmerksamkeit entging nicht, dass sie dabei – wie in den letzten Tagen auch schon – die Hand in den rechten Oberbauch presste. Mit wenigen Schritten kniete er neben ihr. »Geht's dir nicht gut? Soll ich dir eine Wärmflasche machen?«, fragte er besorgt. Doch seine Fürsorge fiel nicht auf fruchtbaren Boden. »Ach, ich hätte nicht auf euch hören und gestern Abend diese fetten Schnitzel machen sollen«, schimpfte Lenni so schlecht gelaunt, wie Felix sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. »Aber die Schnitzel waren hervorragend. Dad hat sie extra vom Bio-Bauern geholt.
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Buchvorschau
Du hast mir die Kraft gegeben - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Liebhaber Edition
– 23 –
Du hast mir die Kraft gegeben
Wir stehen es gemeinsam durch
Patricia Vandenberg
Als Felix Norden an diesem Mittag von der Schule nach Hause kam und die Haustür aufschloss, wusste er sofort, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Der Geruch nach verbranntem Essen stieg ihm in die Nase.
»Was ist denn hier los?«, rief er alarmiert. Er ließ seinen Rucksack auf den Boden fallen und eilte durch den Flur. Ein leises Stöhnen aus dem Wohnzimmer ließ ihn innehalten und sich umdrehen. »Lenni, hier bist du.« Wie angewurzelt blieb der junge Mann in der Tür stehen und betrachtete das ungewohnte Bild, das sich ihm bot. Lenni, Haushälterin und treue Seele der Familie, lag hingestreckt auf der Couch und seufzte leise vor sich hin. Erst als sie sich vom zweitältesten Sohn der Familie ertappt fühlte, schreckte sie hoch. Felix‘ Aufmerksamkeit entging nicht, dass sie dabei – wie in den letzten Tagen auch schon – die Hand in den rechten Oberbauch presste. Mit wenigen Schritten kniete er neben ihr. »Geht’s dir nicht gut? Soll ich dir eine Wärmflasche machen?«, fragte er besorgt.
Doch seine Fürsorge fiel nicht auf fruchtbaren Boden.
»Ach, ich hätte nicht auf euch hören und gestern Abend diese fetten Schnitzel machen sollen«, schimpfte Lenni so schlecht gelaunt, wie Felix sie schon lange nicht mehr erlebt hatte.
»Aber die Schnitzel waren hervorragend. Dad hat sie extra vom Bio-Bauern geholt. Mir geht es ausgezeichnet«, erwiderte er arglos. Wenn er nur an die Köstlichkeit dachte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen und er rieb sich den Bauch. »Ich könnte sofort wieder welche essen.«
Ein bedrohliches Zischen aus der Küche ließ die beiden zusammenzucken.
»Herrje, der Auflauf! Den hab ich ja ganz vergessen.« Das Entsetzen stand Lenni ins Gesicht geschrieben, und Felix machte sich sofort auf den Weg in die Küche.
Als er die Backofentür öffnete, stieg ihm dichter Rauch entgegen. Hustend und mit tränenden Augen rettete er die zu einem schwarzen Klumpen verbackenen Reste aus dem Ofen. So schnell es ihre Schmerzen erlaubten, war Lenni ihm gefolgt und riss inzwischen die Fenster auf.
»Der schöne Auflauf«, jammerte sie und war plötzlich den Tränen nahe.
»Auflauf?«, konnte sich Felix eine scherzhafte Frage nicht verkneifen. »Und ich dachte schon, du hättest dich in der Herstellung von Kohle versucht.« Langsam verzog sich der Qualm. Als er die leidende Miene der Haushälterin bemerkte, die den Nordens über die Jahre wie ein Familienmitglied ans Herz gewachsen war, tat ihm sein frecher Kommentar schon wieder leid. »Aber so, wie du aussiehst, solltest du lieber mal zu Dad gehen und dich untersuchen lassen.«
Doch davon wollte Lenni nichts hören.
»Nur weil mir einmal ein Missgeschick passiert, heißt das noch lange nicht, dass ich krank bin«, setzte sie sich überraschend energisch zur Wehr, sodass Felix‘ Sorgen zerplatzten wie Seifenblasen.
»Trotzdem solltest du ein bisschen auf dich aufpassen«, bemerkte er. »Die Jüngste bist du ja schließlich auch nicht mehr.«
»Dafür hat eine verrostete alte Eisenbahn mehr Charme als du!«, konterte die Haushälterin und schüttelte drohend den Zeigefinger vor Felix‘ Nase. »Und wehe, du sagst dem Doktor was davon. Dann bekommst du es mit mir zu tun.« Dabei wirkte sie so grimmig wie nie zuvor.
Erschrocken wich Felix einen Schritt zurück. Irgendwas schien tatsächlich nicht in Ordnung sein. Anders ließ sich ihre schlechte Laune beim besten Willen nicht erklären.
»Und jetzt mach ich was anderes zum Mittagessen«, beschloss sie etwas sanfter, als Dr. Daniel Norden die Küche betrat.
Obwohl seine Frau Felicitas in letzter Zeit selten zum Mittagessen zu Hause war, leistete er seinen Kindern so oft es ging Gesellschaft. Unbemerkt von Lenni und Felix war er in der Mittagspause nach Hause gekommen und blickte erwartungsvoll in die betretenen Gesichter.
»Was soll ich nicht erfahren?«, fragte er neugierig.
»Ach, nicht der Rede wert«, winkte Lenni schnell ab und verschwand mit vor Verlegenheit rot glühendem Gesicht in der Speisekammer.
Schnuppernd hob Daniel Norden die Nase.
»Wonach riecht’s denn hier?«
»Felix hat den Auflauf nicht rechtzeitig aus dem Ofen geholt«, ertönte Lennis dumpfe Stimme aus der Kammer neben der Küche.
Daniel sah seinen Sohn verwundert an. Auch ihm entging Lennis schlechte Laune nicht.
»Seit wann kocht Felix denn?«, fragte er verdutzt.
Ein dumpfes Murren war die Antwort.
»Lenni hat Bauchschmerzen, will es aber nicht zugeben«, raunte Felix seinem Vater zu. »Vielleicht ist es der Blinddarm. Oder die Pankratz.«
»Pankreas meinst du wohl«, korrigierte Daniel Norden seinen Zweitältesten amüsiert. »Auch Bauchspeicheldrüse genannt.«
Während Lenni weiterhin beharrlich in der Speisekammer kramte, winkte Felix ungerührt ab.
»Egal. Auf jeden Fall geht das schon seit ein paar Tagen so. Diese plötzlichen Schmerzen. Hier ungefähr.« Er deutete auf seinen rechten Oberbauch, um die Beobachtungen, die er gemacht hatte, zu untermauern.
Plötzlich war es ganz still geworden in der Küche. Um nur ja kein Wort von dem zu verpassen, was Sohn und Vater sprachen, hatte Lenni in ihrer Suche innegehalten und spitzte in der Speisekammer die Ohren.
»Warum sagen Sie denn nichts dazu, Lenni?«, deutete Daniel Norden die plötzliche Ruhe vollkommen richtig.
Mit hochrotem Kopf tauchte die Haushälterin wieder in der Tür auf.
»Ich hab dich gewarnt!«, schimpfte sie ärgerlich in Felix‘ Richtung.
Doch der lächelte nur unschuldig, während Dr. Norden auf sie zutrat und ihren rechten Oberbauch berührte. Fast sofort schrie Lenni vor Schmerz auf.
»Aua! Was soll denn das?«
Nachdenklich wiegte der Arzt den Kopf.
»Hmm, ich tippe ganz stark auf die Galle.«
»Ist das ein Wunder?«, fauchte Lenni und war womöglich noch schlechter gelaunt als ohnehin schon. Sie schob sich an Daniel vorbei zur Arbeitsplatte und stellte die Gemüsequiche, die sie am Vormittag fürs Abendbrot vorbereitet hatte, dort ab. »Wenn ich mich die ganze Zeit von diesem frechen Jungspund auf den Arm nehmen lassen muss, muss ich ja Gallenprobleme bekommen«, erklärte sie, den beiden Männern den Rücken zugewandt.
Wenn sich Daniel vorher noch nicht ganz sicher gewesen war, so wusste er es jetzt ganz genau: Lenni litt in er Tat starke Schmerzen, die sie hinter ihrer schlechten Laune zu verstecken suchte.
»Nach der Mittagspause wollte ich ohnehin in die Klinik fahren«, erklärte er nach kurzem Nachdenken. »Ich esse jetzt einen Happen und danach nehme ich Sie mit. Dort werden Sie gründlich untersucht«, traf er eine Entscheidung. »Keine Widerrede!«, drohte er amüsiert, als die Haushälterin zu ihm herumfuhr.
»Aber das geht doch nicht«, setzte sie sich verzweifelt zur Wehr. »Wer soll denn den Hausputz zu Ende machen, wenn ich fort bin? Und wer kümmert sich um die Wäsche?« Es war offensichtlich, dass sie händeringend nach einem Ausweg suchte.
»Lenni!« Dr. Norden lächelte sanft.
Kurzerhand änderte sie ihre Strategie.
»Mir geht es schon viel besser.« Sie bedachte ihren verehrten Chef mit einem innigen Augenaufschlag.
Nur mit Mühe konnte sich Felix