Nikos Gewissensnot: Dr. Norden Liebhaber Edition 26 – Arztroman
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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Er sucht nach Hintergründen, nach der Ursache, warum dem Patienten nicht zu helfen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Will jemand das letzte Schokocroissant haben?«, erkundigte sich Danny Norden und blickte erwartungsvoll in die Runde seiner Familie, die sich an diesem Sonntagmorgen um den Frühstückstisch versammelte hatte. Auch seine Freundin Tatjana Bohde war mit von der Partie. Sie hatte das leckere Gebäck beigesteuert, das aus der kleinen Bäckerei von Frau Bärwald stammte, in dem die sehbehinderte Studentin nebenbei arbeitete. »Nein, danke, ich bin pappsatt!«, stöhnte Dannys Bruder Felix und rieb sich den kugelrunden Bauch. Seinen Geschwistern Anneka und den Zwillingen Jan und Dési erging es ähnlich. »Ich hab auch keinen Hunger mehr. Und nur zur Information: Mittagessen fällt heute aus«, verkündete Felicitas Norden und Dr. Daniel Norden pflichtete seiner Frau bei. Nur Tatjana saß am Tisch und lächelte entspannt. »Ach, so ein klitzekleines Schokocroissant hat doch immer Platz«, erklärte sie im Brustton der Überzeugung und sicherte sich mit einer flinken Handbewegung das letzte Gebäckstück, ehe Danny es tun konnte. Sein hungriger Blick folgte ihrer Hand und das Wasser lief ihm im Mund zusammen, als sie in den knusprigen Blätterteig biss. »Ich hätte es wissen müssen«, murmelte er zerknirscht und Tatjana lachte. »Wer die Wahrheit hören will, der sollte sich vorher fragen, ob er sie auch ertragen kann.« »Um sich aus vollem Herzen freuen zu können, muss man die Freude teilen«, konterte Danny mit einem anderen Zitat in der Hoffnung, seine Freundin dazu zu bewegen, ihm ein Stück abzugeben.
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Dr. Norden – Die Anfänge
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Buchvorschau
Nikos Gewissensnot - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Liebhaber Edition
– 26 –
Nikos Gewissensnot
Patricia Vandenberg
»Will jemand das letzte Schokocroissant haben?«, erkundigte sich Danny Norden und blickte erwartungsvoll in die Runde seiner Familie, die sich an diesem Sonntagmorgen um den Frühstückstisch versammelte hatte. Auch seine Freundin Tatjana Bohde war mit von der Partie. Sie hatte das leckere Gebäck beigesteuert, das aus der kleinen Bäckerei von Frau Bärwald stammte, in dem die sehbehinderte Studentin nebenbei arbeitete.
»Nein, danke, ich bin pappsatt!«, stöhnte Dannys Bruder Felix und rieb sich den kugelrunden Bauch. Seinen Geschwistern Anneka und den Zwillingen Jan und Dési erging es ähnlich.
»Ich hab auch keinen Hunger mehr. Und nur zur Information: Mittagessen fällt heute aus«, verkündete Felicitas Norden und Dr. Daniel Norden pflichtete seiner Frau bei.
Nur Tatjana saß am Tisch und lächelte entspannt.
»Ach, so ein klitzekleines Schokocroissant hat doch immer Platz«, erklärte sie im Brustton der Überzeugung und sicherte sich mit einer flinken Handbewegung das letzte Gebäckstück, ehe Danny es tun konnte.
Sein hungriger Blick folgte ihrer Hand und das Wasser lief ihm im Mund zusammen, als sie in den knusprigen Blätterteig biss.
»Ich hätte es wissen müssen«, murmelte er zerknirscht und Tatjana lachte.
»Wer die Wahrheit hören will, der sollte sich vorher fragen, ob er sie auch ertragen kann.«
»Um sich aus vollem Herzen freuen zu können, muss man die Freude teilen«, konterte Danny mit einem anderen Zitat in der Hoffnung, seine Freundin dazu zu bewegen, ihm ein Stück abzugeben.
Tatsächlich hielt Tatjana inne und betrachtete nachdenklichihr Croissant, das sie mithilfe von Netzhautchips, die bei einer Operation eingesetzt worden waren, recht gut sehen konnte.
»Also schön«, hatte sie schließlich Mitleid und teilte das Gebäck in zwei Hälften. »Dafür musst du mir heute Abend aber was zu Essen kochen«, verlangte sie und hielt das Croissant ein Stück außerhalb seiner Reichweite.
»Das ist Erpressung!«, beschwerte sich Danny sehr zur Belustigung seiner Familie, die die Diskussion aufmerksam verfolgte.
»Ein probates Mittel in der Kindererziehung. Kannst deine Mum fragen, die wird das bestätigen«, erwiderte Tatjana unschuldig. »Und was bei Kindern klappt, funktioniert bei Männern meistens auch.«
Um endlich an die ersehnte Leckerei zu kommen, kürzte Danny die Diskussion ab.
»Also schön. Du bekommst dein indisches Curry. Aber beim Gemüseschneiden musst du mir helfen.«
Damit war Tatjana einverstanden und reichte ihm endlich das ersehnte Stück Croissant.
Nachdem das geklärt war, wandte sich die Aufmerksamkeit wieder anderen Themen zu und ein munteres Gespräch entspann sich. Nur Janni beteiligte sich nicht an der lebhaften Unterhaltung. Unter den verwunderten Blicken seiner Eltern stand er nach einer Weile als Erster vom Tisch auf.
»Ich geh dann mal!«, erklärte er beiläufig.
»Nanu, was hast du heute Vormittag denn schon vor?«, fragte Daniel verwundert und schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein.
»Och, ich hab mich mit ein paar Freunden zum Longboarden verabredet.« Schon wollte Jan das Esszimmer verlassen, als Fee ihn mit einer mütterlichen Mahnung zurückhielt.
»Vergiss aber deinen Helm nicht!«, rief sie ihm nach, als Jannis Kopf noch einmal in der Tür auftauchte.
»Mensch, Mum, das sieht doch kindisch aus.«
»Aber kann unter Umständen dein Leben retten«, schloss sich Daniel der Bitte seiner Frau an. »Dein Kopf ist nicht aus Holz, auch wenn man manchmal den Eindruck haben könnte.«
»Also schön, dann setzt du halt nicht nur den Helm auf sondern ziehst auch noch Knie-, Ellbogen- und Handschützer an«, verlangte Fee schmunzelnd und Janni machte ein entsetztes Gesicht.
»Das ist Erpressung«, beschwerte er sich zähneknirschend und Tatjana lachte.
»Sag ich doch, dass das ein probates Mittel in der Kinder- und Männererziehung ist.«
Alle bis auf Janni lachten.
»Schon gut, ich hab schon verstanden.« Langsam aber sicher brannte ihm die Zeit unter den Nägeln und er fügte sich notgedrungen in den Wunsch seiner Eltern. Er winkte lässig und machte sich auf den Weg in den Flur, um sich fertig zu machen.
*
So unbeschwert wie bei der Familie Norden ging es bei Patrick Maiwald beileibe nicht zu. Die glücklichen Tage mit seiner Frau Tina gehörten schon eine Weile der Vergangenheit an. Er hatte sich bei einem riskanten Aktiengeschäft verspekuliert, Tina belogen und sich heimlich an ihren Ersparnissen vergriffen. Als der Schwindel aufgeflogen war, hatte sie sich unverzüglich von ihm getrennt. Seither hatte er sich bemüht, wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Doch all seine Versuche, sich aus der Schuldenfalle zu befreien, waren kläglich gescheitert. Nun saß er in einer armseligen Wohnung inmitten eines Haufens Papier am kleinen Tisch in der Küche und wusste nicht mehr ein noch aus.
»Wer soll denn diese ganzen Rechnungen bezahlen?«, fragte er sich selbst in wütender Verzweiflung und versetzte dem Stapel einen unwilligen Stoß. Mit leisem Rauschen flatterten die Briefe vom Tisch und verteilten sich auf dem abgeschabten Teppichboden. Gerade wollte sich Patrick danach bücken, als es klingelte. Irritiert hielt er inne.
»Wer kann das denn sein?« Schon lange hatte er keinen Besuch mehr bekommen. Sein Neffe Linus, der bei ihm wohnte, seit seine Eltern aus beruflichen Gründen nach Amerika gegangen waren, jobbte an einer Tankstelle. Außerdem hatte der einen Schlüssel. Zögernd ging Patrick Maiwald zur Tür und öffnete. »Ja bitte?«
Draußen stand ein gut gekleideter Herr im mittleren Alter. Er hatte ihn nie zuvor gesehen.
»Ah, Herr Maiwald, gut, dass ich Sie antreffe. Mein Name ist Johann Bergmeister von der Hausverwaltung.«
Ein eiskalter Schauer rann Patrick über den Rücken.
»Was kann ich für Sie tun?«
Herr Bergmeister lächelte liebenswürdig.
»Das wollen Sie doch sicher nicht hier auf dem Flur besprechen?«
In diesem Augenblick wurden Patrick Maiwalds schlimmste Befürchtungen wahr.
»Bitte, kommen Sie doch rein.« Er trat einen Schritt zur Seite und ließ den Mann eintreten. Schnell ging er voraus in die kleine Wohnküche, um das Durcheinander auf dem Boden zu beseitigen. »Tut mir leid, dass es hier so aussieht. Ein Luftzug hat die Unterlagen vom Tisch geweht.« Hastig bückte er sich und schob die Papiere zusammen.
Auch Johann Bergmeister bückte sich nach einem Blatt, das direkt vor seinen Füßen lag. Auf den ersten Blick erkannte er, dass es sich um eine Mahnung handelte. Mit gerunzelter Stirn reichte er sie Patrick. Der nahm sie mit zitternden Fingern.
»Danke. Aber setzen Sie sich doch. Eine Tasse Kaffee? Ist sogar noch heiß.«
»Gerne.« Der Hausverwalter setzte sich an den Tisch und sah Patrick Maiwald dabei zu, wie er mit fahrigen Bewegungen eine Tasse Kaffee einschenkte. Dabei verschüttete er etwas und fluchte leise vor sich hin. Es war unübersehbar, dass dieser Mann große Probleme hatte. Und auch Johann Bergmeister hatte schlechte Nachrichten. »Sie können sich sicher denken, warum ich hier bin.«
Patrick setzte sich seinem Besucher gegenüber an den Tisch und nickte.
»Die Miete«, vermutete er vollkommen richtig.
»Sie sind bereits vier Monate im