Ein Glück, das man nicht kaufen kann: Dr. Norden Liebhaber Edition 19 – Arztroman
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Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Er sucht nach Hintergründen, nach der Ursache, warum dem Patienten nicht zu helfen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Fee Norden sprang erschrocken auf, als aus dem Garten lautes Gebrüll zu ihr ins Zimmer schallte. Sie lief über die Terrasse in den Garten. Lenni kam auch schon aufgeregt herbeigeeilt. Was sie sahen, verschlug ihnen die Stimme. Die kleine Désirée bewarf ihren Zwillingsbruder mit Sand, und der beschimpfte sie lautstark. Das war bisher noch nie vorgekommen, aber es gab ja immer ein erstes Mal. Allzu tragisch nahm Fee diesen Zwischenfall nicht. Als die beiden merkten, daß sie beobachtet wurden, waren sie sofort still. Christian, kurz immer Jan genannt, schüttelte sich und versuchte den Sand vom Gesicht zu wischen. Seine kleine Schwester stemmte die Arme in die Hüften. »Jan hat mich gehaut«, sagte sie trotzig. »Ist nicht wahr«, wehrte sich Jan. »Dés hat angefangen.« »Und warum?« fragte Fee streng. »Jan will nur mit Autos spielen und macht meine Burg kaputt.« »Ist überhaupt nicht wahr«, protestierte Jan lautstark.
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Buchvorschau
Ein Glück, das man nicht kaufen kann - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Liebhaber Edition
– 19 –
Ein Glück, das man nicht kaufen kann
Patricia Vandenberg
Fee Norden sprang erschrocken auf, als aus dem Garten lautes Gebrüll zu ihr ins Zimmer schallte. Sie lief über die Terrasse in den Garten.
Lenni kam auch schon aufgeregt herbeigeeilt. Was sie sahen, verschlug ihnen die Stimme. Die kleine Désirée bewarf ihren Zwillingsbruder mit Sand, und der beschimpfte sie lautstark. Das war bisher noch nie vorgekommen, aber es gab ja immer ein erstes Mal. Allzu tragisch nahm Fee diesen Zwischenfall nicht.
Als die beiden merkten, daß sie beobachtet wurden, waren sie sofort still. Christian, kurz immer Jan genannt, schüttelte sich und versuchte den Sand vom Gesicht zu wischen. Seine kleine Schwester stemmte die Arme in die Hüften.
»Jan hat mich gehaut«, sagte sie trotzig.
»Ist nicht wahr«, wehrte sich Jan. »Dés hat angefangen.«
»Und warum?« fragte Fee streng.
»Jan will nur mit Autos spielen und macht meine Burg kaputt.«
»Ist überhaupt nicht wahr«, protestierte Jan lautstark.
»Er hat mich auf die Haut gehaut«, sagte Dési zornig.
»Hab’ sie nur weggeschubst, aber sie hat mit Sand geworfen.«
»Und jetzt werdet ihr euch wieder vertragen«, sagte Fee energisch.
»Er denkt, weil ich sein Zwilling bin, muß ich machen, was er will. Das brauch’ ich nicht, Mami. Warum bin ich kleiner als er?«
Das war ihr großer Kummer, seit Jan zu wachsen begann und Fee feststellte, daß sie sich nicht mehr so ähnlich sahen wie als Babys. Jan war stämmig, Dési sehr zierlich. Jan hatte lockiges Haar, Dési glattes. Aber wenn man sie genau betrachtete, waren die Ähnlichkeiten doch nicht zu übersehen, die Augen, die Nasen und sogar die Ohren, besonders wohlgeformte Ohren, wie Fee zufrieden registrierte.
Sie hatte an diesem Tag Grund genug, die Zwillinge genau anzuschauen, die nun wieder miteinander spielten, als sei nichts geschehen. Den ganzen Vormittag hatte sie an andere Zwillinge gedacht, die sich überhaupt nicht ähnlich sahen, obgleich es zwei Mädchen waren. Beide waren sie auf ihre Art sehr apart und attraktiv, aber Fee hatte nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen ihnen feststellen können. Es handelte sich um Victoria und Jeanette von Holtau, deren Foto anläßlich ihres einundzwanzigsten Geburtstages in mehreren Zeitungen erschienen war. Graf Gottfried von Holtau lud aus diesem Anlaß zum Empfang auf sein Gut ein. Das wunderte alle, die ihn nur als Hagestolz und Geizkragen kannten, doch sehr.
Fee und Daniel hatten auch eine Einladung bekommen, aber Daniel hatte gleich abgewinkt. Fee überlegte noch, ob sie allein hinfahren sollte. Vielleicht präsentierte er gleich zwei adäquate Schwiegersöhne. Sie traute ihm zu, daß er auch diesbezüglich das letzte Wort behalten wollte. Fee kannte ihn deshalb recht gut, weil ihn eine lose Freundschaft mit ihrem Vater, Dr. Johannes Cornelius, verband. Sie hatten zur gleichen Zeit studiert, wenngleich Gottfried von Holtau Tiermedizin bevorzugt hatte, um sich einmal den Tierarzt zu sparen, wenn er das väterliche Gut übernahm.
Hannes Cornelius war der einzige gewesen, der einigermaßen mit ihm ausgekommen war, weil er selbst ein sparsamer Student gewesen war.
Gottfried hatte spät geheiratet. Er hatte lange gesucht, bis er eine Frau gefunden hatte, die ansehnlich war. Eine reiche Mitgift mußte sie mitbringen und von Adel sein.
Bei ihm war die Enttäuschung groß gewesen, daß sie statt eines Erben Zwillingsmädchen auf die Welt gebracht hatte. Wahrscheinlich war das Henrietta so oft vorgehalten worden, daß sie dadurch krank geworden war und bereits nach knapp zehnjähriger Ehe starb.
Es war nur gut, daß schon bald nach der Geburt der Zwillinge eine Haushälterin eingestellt worden war, die nun bereits seit zwanzig Jahren zum lebenden Inventar des Gutes gehörte.
Katharina Henschel hatte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten schnell mit allen Arbeiten vertraut gemacht. Mancher staunte, daß sie es so lange auf dem Gut aushielt, denn es wurde viel von ihr verlangt. Mit der Zeit hatte sie jedoch gelernt, sich zu behaupten. Der Gutsherr hätte gar nicht gewagt, sie zu verärgern, denn er hatte bald begriffen, daß er so eine geduldige Person nie mehr bekommen würde.
Katharina ersetzte den beiden Mädchen auch die Mutter, so gut sie es vermochte, wobei Jeanette sich anschmiegsamer zeigte und auch ein bißchen vorgezogen wurde. Viktoria machte das nichts aus. Sie war ganz anders als Jeanette, sportlicher, selbstbewußter, aber auch eigensinniger. Das hatte Fee Norden auch festgestellt. Die Zwillingsschwestern waren sich überhaupt nicht ähnlich, so etwas hatte das Arztehepaar noch nie erlebt.
Fee fragte sich, ob sie nun auch getrennte Wege gehen würden, da sie ihren einundzwanzigsten Geburtstag feiern konnten, denn erst mit diesem wurden sie von ihrem Vater als volljährig betrachtet. So war es zu seiner Zeit gewesen, und so blieb es für ihn. Außerdem war es auch von ihren Großeltern und ihrer Mutter bestimmt, daß sie erst an diesem Tag über einen Teil ihres Erbes verfügen konnten.
Viktoria machte schon seit Monaten Pläne für ihre Zukunft, und selbst Jeanette hatte nur eine blasse Ahnung, daß darin auch ein Mann eine Rolle spielte. Auch das war bei ihnen anders als bei anderen Zwillingen. Sie vertrauten sich nicht alles an, gingen eigene Wege und hatten eigene Ziele.
Jeanettes Ziel war es, die Frau von Arndt von Rousso zu werden, aber wie es schien, war er nur an Viktoria interessiert.
Wenn Jeanette Kummer hatte, flüchtete sie nicht zu Viktoria, sondern zu Katharina, von der sie dann auch liebevoll getröstet wurde.
Viktoria hatte keinen Kummer und hätte auch bei niemandem Trost gesucht. Rat suchte sie aber bei Dr. Norden, für den sie schwärmte, wie andere für Sänger oder Musiker.
Es paßte aber nicht zu ihrem Charakter, daß sie das preisgegeben hätte, ihm und anderen erst recht nicht.
Schließlich hatte sie ihr Herz bereits schon vor Monaten an einen Mann verloren, der Daniel Norden in gewisser Weise ähnlich war.
*
Fee fuhr zu dem Empfang auf Gut Holtau.
Daniel hatte sich nicht überreden lassen. Er drückte sich vor solchen Veranstaltungen, wann immer es möglich war. Im Augenblick hatte er schwere Fälle, die als gute Ausrede galten.
Viktoria war sehr enttäuscht, daß er nicht kam, so sehr sie sich auch freute, Fee zu sehen. Jeanette hielt sich wie immer zurück. Sie hielt nur Ausschau nach Arndt von Rousso.
Als er endlich erschien, lebte sie buchstäblich auf.
Fee konnte ihre Studien betreiben. Viktoria war freundlich zu den Gästen, aber nicht das, was man als verbindlich bezeichnen konnte. Sie hielt sich bei Fee Norden auf, machte witzige, manchmal auch anzügliche Bemerkungen über einzelne Gäste und sagte mit einem umwerfenden Lächeln, daß Jeanette besser zur Gastgeberin tauge.
Arndt von Rousso, ein gutaussehender und auch sympathischer Mann, etwa Anfang dreißig und ein wirklicher Gentleman, hatte