Der Bursche gehört mir!: Toni der Hüttenwirt 244 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Johanna, die vierzehnjährige Tochter von Bürgermeister Fellbacher, riss die Haustür auf. »Mama, ich bin da, muss aber sofort zum Waldschlösschen!«, schrie sie. Mit lautem Knall warf sie die Schultasche auf den Boden. Irene Fellbacher kam aus der Küche. »Hanni, was ist los? Du stürzt wie eine Furie herein. Bring sofort deine Sachen hinauf in dein Zimmer! Hier kann jeder drüberfallen.« Johanna blieb stehen und stemmte die Arme in die Seite. »Mama, das mache ich später. Und Essen tue ich auch nicht!« »Langsam, Madl! So geht das nicht. Du trägst jetzt deinen Ranzen hinauf.« »Das ist kein Ranzen, das ist eine Schultasche. Und ich habe wirklich keine Zeit. Ich muss sofort zu Papa.« »Der wird im Rathaus sein und sich mal wieder verspäten. Warum bist du nicht gleich zu ihm gegangen?«
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Buchvorschau
Der Bursche gehört mir! - Friederike von Buchner
Leseprobe:
Vetraue keinem Musikanten
Leseprobehttps://ebooks.kelter.de/serien/heimat/der-bergpfarrer/5720/244-vertraue-keinem-musikanten?c=34
Toni der Hüttenwirt
– 244 –
Der Bursche gehört mir!
Mit einer Versteigerung ging alles los
Friederike von Buchner
Johanna, die vierzehnjährige Tochter von Bürgermeister Fellbacher, riss die Haustür auf.
»Mama, ich bin da, muss aber sofort zum Waldschlösschen!«, schrie sie. Mit lautem Knall warf sie die Schultasche auf den Boden.
Irene Fellbacher kam aus der Küche.
»Hanni, was ist los? Du stürzt wie eine Furie herein. Bring sofort deine Sachen hinauf in dein Zimmer! Hier kann jeder drüberfallen.«
Johanna blieb stehen und stemmte die Arme in die Seite.
»Mama, das mache ich später. Und Essen tue ich auch nicht!«
»Langsam, Madl! So geht das nicht. Du trägst jetzt deinen Ranzen hinauf.«
»Das ist kein Ranzen, das ist eine Schultasche. Und ich habe wirklich keine Zeit. Ich muss sofort zu Papa.«
»Der wird im Rathaus sein und sich mal wieder verspäten. Warum bist du nicht gleich zu ihm gegangen?«
»Mama, da war ich doch. Papa ist bei Tassilo.«
»Stimmt, ich erinnere mich. Die Jury trifft sich im Waldschlösschen. Wir werden wohl ohne ihn essen müssen. Das dauert bestimmt länger. Was willst du von ihm?«
»Mama, das würde jetzt viel zu lange dauern, es zu erklären. Ich muss los. Es geht um Politik.«
»Himmel, ich kann das Wort ›Politik‹ nicht mehr hören«, stöhnte Irene. »Wenn dein Vater etwas nicht erklären kann oder will, dann sagt er, es sei Politik. Jetzt fängst du auch noch damit an.«
»Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm«, lachte Johanna. »Ich finde Politik sehr interessant. Ich werde später auch Politik machen. Wenn Papa in Rente geht und kein Bürgermeister mehr ist, dann sitze ich im Rathaus.«
»Wenn du gewählt wirst, Madl!«, lachte Irene.
»Sicher werde ich gewählt. Deshalb muss ich jetzt schon anfangen, Politik zu machen, im Kleinen.«
Irene Fellbacher seufzte. Sie sah schon einiges auf sich zukommen.
»Also dann, Mama! Pfüat di!«
Johanna hauchte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange und stürmte los. Sie schwang sich auf ihr Fahrrad und trat stehend in die Pedale.
»Fahr langsam und pass auf, dass dir nichts passiert!«, rief Irene Fellbacher ihrer ältesten Tochter nach.
Johanna kam atemlos am Waldschlösschen der Grafen von Teufen-Thurmann an. Sie warf ihr Fahrrad vor der Freitreppe auf den Boden und rannte die Treppe hinauf, dabei nahm sie zwei Stufen auf einmal.
Johanna kannte sich im Schloss gut aus. Sie blieb einen Augenblick in der großen Halle stehen und überlegte, wo ihr Vater sein könnte. Kurz entschlossen stürmte sie rechter Hand durch den langen Gang, bis in die Küche.
»Grüß Gott, Hanni!«
»Grüß Gott, Zenzi! Wo sind sie? Ich muss zu meinem Papa«, keuchte Johanna.
Die alte Zenzi lächelte. Sie schenkte Johanna ein Glas Saftschorle ein.
»Hier, Madl, trink erst mal etwas! Du bist ganz außer Atem und verschwitzt. Was gibt es so Eiliges und Wichtiges?«
Johanna trank den Saft in einem Zug aus. »Politik!«
»So, Politik? Was für Politik?«, schmunzelte Zenzi.
Johanna rollte ungeduldig die Augen und seufzte.
»Zenzi, nun sag schon! Ich weiß, dass die Jury hier tagt und dass das Ergebnis geheim ist. Darum geht es nicht. Es hat etwas mit dem Schwarzer zu tun.«
»Oh Gott, wenn ich den Namen schon höre!«, stöhnte die alte Zenzi. Sie wischte sich die Hände an der Arbeitsschürze ab und zog sie aus. Es war eine kleingemusterte Kittelschürze. So eine trug Zenzi immer über ihrem schwarzen hochgeschlossenen Dirndl. Schnell band sie eine hellgraue Seidenschürze vor. Sie prüfte, ob ihr Haarknoten ordentlich war. Zenzi war vom alten Schlag. Sie legte großen Wert darauf, ein bisserl den Stil einzuhalten, den es zurzeit von Tassilos Großvater gab. Damals war sie als junges Madl, gleich nach ihrem Schulabschluss, aufs Schloss gekommen.
»So, dann komm mal mit!«, sagte Zenzi.
Johanna folgte Zenzi quer durch das Gebäude. Vor einer hohen Tür blieben sie stehen.
»Du wartest hier!«, sagte Zenzi streng. Sie klopfte und trat ein.
»Zenzi, was gibt es?«, hörte Johanna die Stimme des Grafen.
»Es ist Besuch gekommen. Die Hanni will dringend ihren Vater sprechen. Es geht um den Ruppert Schwarzer.«
»Dann sofort herein mit dem Madl!«, rief Fellbacher.
Zenzi hielt Johanna die Tür auf.
»Grüß Gott allerseits«, sagte Johanna höflich.
»Red schon, Madl!«, sagte ihr Vater. »Was ist mit dem Schwarzer? Hast du in der Schule etwas erfahren?«
»Ja, er gibt auf.«
»Wie? Was willst damit sagen?«
»Papa, der Schwarzer muss erfahren haben, dass es an der Schule in Waldkogel den Literaturwettbewerb gibt. Das Neuste ist: Er sponsert den Wettbewerb der Schulen in Kirchwalden nicht mehr.«
»Wie bitte?«, fragte Fellbacher nach. »Jetzt kommst du her und setzt dich neben mich auf den Stuhl und dann erzählst du uns alles.«
Johanna und Petra, die Tochter des Direktors vom Gymnasium in Kirchwalden, gingen in dieselbe Klasse.
»Petra hat mir erzählt, dass Schwarzer sie gestern Abend zu Hause besucht hat. Er sagte, es sei besser, den Literaturwettbewerb in Kirchwalden zu verschieben. In zwei Jahren oder vielleicht auch erst in drei Jahren könnte man noch einmal darüber nachdenken. Seine Zusage, die Schulen großzügig zu unterstützen, würde er aufrechterhalten, – für den späteren Zeitpunkt. Im Augenblick stürze sich die Presse auf die Aktivitäten in Waldkogel. Deshalb bekäme seine Aktion in Kirchwalden zu wenig Aufmerksamkeit. Er hat sich besonders darüber geärgert, dass zur Preisverleihung so viel Prominenz kommt, Schriftsteller und Illustratoren, die schon viele Preise gewonnen hatten. Dass sie alle nach Waldkogel strömen, sei sehr bedauerlich.«
Fritz Fellbacher strahlte.
»Ha, was mich des freut! Des muss den Schwarzer richtig wurmen«, lachte er. »Er hat erkannt, dass wir schneller waren, und er jetzt nur als Nachahmer gelten würde. Das gefällt ihm nicht. Wir haben ihm die Suppe gründlich versalzen. Das freut mich.«
»Petras Vater versuchte Schwarzer zu überreden, sich daran nicht zu stören. Aber er war nicht umzustimmen. Auf jeden Fall ist Schwarzers Aktion in Kirchwalden abgesagt.«
Tassilo sagte: »Ruppert Schwarzer hat erkannt, dass er nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die er sich ausgerechnet hat. So eitel, wie er ist, will er nicht die zweite Geige spielen. Mei, muss ihn die Sache fuchsen! Das gefällt mir. Wir haben ihn kalt erwischt.«
»Großzügig, wie wir sind, könnten wir ihn schriftlich zur Preisverleihung einladen«, schlug Fritz Fellbacher mit einem Augenzwinkern vor. »Er hat in Waldkogel Grundbesitz, das Haus in dem Franz Huber wohnt. Der Franz wird es ihm erzählt haben. Ich habe vor zwei Tagen den Gemeinderat darüber informiert, dass die Gemeinde Waldkogel als Schirmherr des Literaturwettbewerbs auftritt. Danach muss Huber sofort Schwarzer informiert haben und Schwarzers Kartenhaus ist zusammengebrochen. Des muss ein ganz schöner Schlag für ihn gewesen sein.«
Vergnügt rieb er sich die Hände. Dafür erntete er tadelnde Blicke von Pfarrer Zandler.
»Schau mich nicht so an, Heiner«, verteidigte sich Fellbacher. »Ich weiß, dass Schadenfreude eine Sünde ist. Aber der Schwarzer ist hinterlistig und bösartig. Er will uns seit Jahren reinlegen. Deshalb ist es nur gerecht, wenn wir besser dastehen, als er.«
Fellbacher wandte sich an Tassilo.
»Das sollten wir eigentlich begießen.«
»Richtig!«
Tassilo holte eine Flasche Obstler und Gläser. Er schenkte ein.
»Auf Waldkogel, auf unsere Gemeinde, auf die Waldkogler!«, sagte Bürgermeister Fellbacher.
Sie prosteten sich zu und tranken.
»So, und jetzt trinken wir auf die Hanni, auf mein gescheites Madl. Ohne die Hanni könnten wir den Triumph jetzt nicht feiern«, sagte Fellbacher. »Die Hanni hat die Ohren gespitzt und mich erst auf alles aufmerksam gemacht.«
Graf Tassilo schenkte für die Erwachsenen noch eine Runde Obstler ein und reichte Johanna ein Glas Fruchtsaft.
»Auf Johanna!«, sagte Fellbacher stolz.
Sie prosteten sich zu und tranken.
»Hanni, wie fühlst dich als Heldin?«, fragte Hofbauer, der Direktor der Schule in