Das Glück in deinen Augen: Der Bergpfarrer 171 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Na, Frau Kollegin, was fangen wir denn an in den Ferien?« fragte Heinz Schiller, während er neben Babette Mertens den Schulflur entlangging.
Die junge Lehrerin zuckte die Schultern.
»Was Sie anfangen, Herr Kollege, weiß ich nicht«, erwiderte sie. »Ich für mein Teil fahre für vierzehn Tage in die Berge.«
»Aha. Und darf man fragen, wohin?«
Babette lächelte. Heinz Schiller unterrichtete in dem Klassenraum, der ihrem gegenüber lag. Seit sie gleichzeitig auf den Flur getreten waren, hatte sie gewußt, daß er diese Frage stellen würde.
»Nach St. Johann, einem hübschen, kleinen Ort nicht weit von der österreichischen Grenze und ganz in der Nähe von Garmisch Partenkirchen.«
Neben ihnen liefen lärmend ein paar Buben und Madln. Der ältere Lehrer ermahnte die Kinder, auf dem Flur nicht zu rennen, ehe er nickte.
»Ja, das soll ja ganz nett sein«, sagte er. »Aber für uns ist das nichts. Wissen Sie, meine Frau und ich, wir fahren immer an die See. Wegen der guten Luft da oben. Letztes Jahr waren wir an der Nordsee, diesmal geht's auf die Insel Rügen. Ach, ich freue mich schon, die berühmten Klippen, die der Maler Caspar David Friedrich gemalt hat, und dann die schöne Insel Hiddensee, die ja ganz unter Naturschutz steht. Herrlich!«
Sie waren vor dem Lehrerzimmer angekommen, und Heinz Schiller hielt ihr galant die Tür auf.
Babette bedankte sich.
»In den Bergen ist die Luft auch sehr gut«, bemerkte sie, »und Naturschutz gibt es dort auch. Denken Sie nur an die vielen Pflanzen und Tiere, die vom Aussterben bedroht sind. Sie werden dort gehegt und gepflegt.«
»Natürlich, natürlich«,
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Buchvorschau
Das Glück in deinen Augen - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 171 –
Das Glück in deinen Augen
… hätte ich fast nicht entdeckt!
Toni Waidacher
»Na, Frau Kollegin, was fangen wir denn an in den Ferien?« fragte Heinz Schiller, während er neben Babette Mertens den Schulflur entlangging.
Die junge Lehrerin zuckte die Schultern.
»Was Sie anfangen, Herr Kollege, weiß ich nicht«, erwiderte sie. »Ich für mein Teil fahre für vierzehn Tage in die Berge.«
»Aha. Und darf man fragen, wohin?«
Babette lächelte. Heinz Schiller unterrichtete in dem Klassenraum, der ihrem gegenüber lag. Seit sie gleichzeitig auf den Flur getreten waren, hatte sie gewußt, daß er diese Frage stellen würde.
»Nach St. Johann, einem hübschen, kleinen Ort nicht weit von der österreichischen Grenze und ganz in der Nähe von Garmisch Partenkirchen.«
Neben ihnen liefen lärmend ein paar Buben und Madln. Der ältere Lehrer ermahnte die Kinder, auf dem Flur nicht zu rennen, ehe er nickte.
»Ja, das soll ja ganz nett sein«, sagte er. »Aber für uns ist das nichts. Wissen Sie, meine Frau und ich, wir fahren immer an die See. Wegen der guten Luft da oben. Letztes Jahr waren wir an der Nordsee, diesmal geht’s auf die Insel Rügen. Ach, ich freue mich schon, die berühmten Klippen, die der Maler Caspar David Friedrich gemalt hat, und dann die schöne Insel Hiddensee, die ja ganz unter Naturschutz steht. Herrlich!«
Sie waren vor dem Lehrerzimmer angekommen, und Heinz Schiller hielt ihr galant die Tür auf.
Babette bedankte sich.
»In den Bergen ist die Luft auch sehr gut«, bemerkte sie, »und Naturschutz gibt es dort auch. Denken Sie nur an die vielen Pflanzen und Tiere, die vom Aussterben bedroht sind. Sie werden dort gehegt und gepflegt.«
»Natürlich, natürlich«, gab der Kollege ihr recht. »Und doch ist es was ganz anderes, an der See zu sein.«
»Ja, ja, so hat jeder seine Vorlieben«, mischte sich Hanne Ankelmann in das Gespräch ein.
Sie hakte Babette unter und zog sie mit sich. »Na, hat er dir wieder von der See vorgeschwärmt?« fragte sie augenzwinkernd. »Ist ja ein netter Kollege, der Schiller, aber manchmal kann er einem auch ganz schön auf die Nerven gehen mit seinem Gerede. Fehlte bloß noch, daß er die Urlaubsbilder vom letzten Jahr mitgebracht hätte, um sie uns noch zu zeigen. Damit wir auch ja wissen, was uns entgeht.«
»Die zeigt er uns nach den Ferien«, schmunzelte Babette. »Aber sag mal, was machst du in den Ferien?«
Hanne verzog das Gesicht.
»Wir bleiben wohl zu Hause«, antwortete sie mißmutig. »Rainer hat sich vorgenommen, das Haus zu renovieren. Da bleibt für einen Urlaub nichts mehr übrig. Mal sehen, ich werde versuchen, mit den Kindern was zu unternehmen.«
Sie seufzte leise.
»So schön ist es, verheiratet zu sein und eine Familie zu haben«, setzte sie hinzu, »wenn das Geld trotz zweier Gehälter hinten und vorne nicht reicht, dann denkt man schon manchmal, ob es nicht besser gewesen wäre, darauf zu verzichten.«
»Ach, Hanne«, schüttelte Babette den Kopf, während sie einige Papiere in ihre Tasche räumte, »das kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen. Du bist doch ein Familienmensch, durch und durch.«
»Ganz im Gegenteil zu dir, was? Oder wie kommt es, daß du immer noch nicht in festen Händen bist?«
Darauf hätte die junge Lehrerin einiges erwidern können. Aber sie zog es vor, die Schultern zu zucken.
»Hat sich eben bisher nicht ergeben«, antwortete sie. »Aber wer weiß? Vielleicht lerne ich ja in den Ferien einen feschen Burschen kennen…«
Den letzten Satz hatte sie mit einem Lächeln gesagt.
»Dann wünsche ich dir viel Erfolg«, lachte Hanne.
Babette nahm ihre Tasche und verließ das Lehrerzimmer.
»Schöne Ferien«, rief sie noch, ehe sie aus der Tür ging.
»Gleichfalls«, kam es aus allen Ecken zurück.
In ihrer Wohnung stellte sie die Tasche unter den Schreibtisch. Ein Arbeitszimmer gab es nicht, aber Babette hatte sich in der großen Wohnstube eine Ecke eingerichtet, in der Tisch, Stuhl und Regal standen.
Erst in vier Wochen würde sie hier wieder sitzen, bis dahin war der Arbeitsplatz tabu!
Indes gab es noch einiges zu tun, wenn sie morgen früh pünktlich abreisen wollte. Auf dem Bett lagen die Sachen bereit, die in den Koffer gepackt werden mußten, außerdem lag auf dem Küchentisch eine Liste mit Dingen, die Babette noch besorgen wollte. Bei der Gelegenheit wollte sie gleich an die Tankstelle fahren, volltanken und das Auto waschen, bei der Bank vorbeischauen und ein paar dringende Überweisungen tätigen, und schließlich, wenn das alles erledigt war, nach Nürnberg hineinfahren und einen Bummel durch die Stadt machen.
Pünktlich um fünf war sie mit Karin verabredet, um in einem kleinen Café mit der Freundin die Ferien einzuläuten.
Rasch zog sie sich um. Die Bemerkung ihrer Kollegin Hanne fiel ihr wieder ein, während sie sich im Spiegel betrachtete.
Babette Mertens war vierundzwanzig Jahre alt. Sie hatte eine ansprechende Figur und ein hübsches Gesicht mit einem dunklen Augenpaar darin. Wenn sie lächelte, bildeten sich zwei Grübchen in den Mundwinkeln. Alles in allem eine attraktive, junge Frau, der die Männer nachschauten, wenn sie vorüberging.
»Ja, warum bist du eigentlich noch nicht in festen Händen?« murmelte sie und starrte ihr Spiegelbild an.
So spaßig ihre Antwort im Lehrerzimmer auch gemeint war, Babette wußte, warum sie bisher nicht den Mann fürs Leben gefunden hatte.
Niemand, dem sie bis jetzt begegnet war, hatte die Saite in ihr zum Klingen bringen können, die ihr signalisierte, daß es der Richtige sei. Mehr, als ein paar oberflächliche Freundschaften hatte sie nicht gehabt, und als sie das einzige Mal drauf und dran war, sich ernsthaft zu verlieben, da merkte sie noch rechtzeitig, daß der Schuft verheiratet war und nur ein Abenteuer suchte:
»Egal«, murmelte sie. »Irgendwann wird mir schon einer über den Weg laufen.«
*
»Grüß Gott, Herr Unger«, Ria Stubler lächelte den jungen Mann an. »Haben S’ sich schon ein bissel umgeschaut?«
»Ja, Frau Stubler, und ich muß sagen, ich bereue nicht, hergekommen zu sein«, antwortete er. »Es ist ja wunderschön hier! Dabei habe ich erst einen kleinen Spaziergang durch den Ort gemacht. Ich bin gespannt, was ich noch alles entdecken werde.«
»Also, auf gar keinen Fall dürfen S’ versäumen, die Kirche anzuschauen«, riet die Wirtin der gleichnamigen Pension. »Und dann das alte Jagdschloß im Ainringer Wald. Außerdem gibt’s da noch…«
Ria zählte noch eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten auf, die ihrer Meinung nach einen Besuch wert waren. Regelrecht ins Schwärmen geriet sie, während sie über die Schönheiten ihrer Heimat redete.
»Ich seh schon«, lachte Florian, »an Ihnen ist eine Tourismusmanagerin verlorengegangen.«
Er ließ sich seinen Schlüssel geben und ging in sein Zimmer hinauf, das im ersten Stock lag. Florian hatte kaum die Tür geschlossen, als sein Handy klingelte.
»Hallo, Mama«, sagte er, nachdem er das Gespräch angenommen hatte. »Du, entschuldige, ich wollte mich gleich melden, nachdem ich angekommen war, aber irgendwie hatte ich grad keinen Empfang.«
»Na, jetzt sprechen wir uns ja«, sagte seine Mutter. »Und wie ist es dort in St. Johann?«
»Herrlich. Ich bin froh, daß ich nicht nach Spanien geflogen bin. Hier scheint die Sonne genauso, und ich werde bestimmt genauso braun, als wenn ich irgendwo am Strand liege, eingequetscht zwischen tausend anderen Urlaubern, wie eine Ölsardine in der Dose.«
»Das freut mich, mein Junge, daß es dir dort so gut gefällt. Hast du dir denn schon was ausgedacht, was du unternehmen willst?«
»Mal