Am See begegnete er der Liebe...: Der Bergpfarrer (ab 375) 471 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. In Spannungsreihen wie "Irrlicht" und "Gaslicht" erzählt er von überrealen Phänomenen, markiert er als Suchender Diesseits und Jenseits mit bewundernswerter Eleganz.
Pfarrer Trenker stand vor dem Brandschutt, den sein Bruder mit einem Rechen aus dem Geräteschuppen geholt und vor diesem verteilt hatte. Die Blechwände des kleinen Schuppens waren innen völlig verrußt, außen war von der Hitze die grüne Farbe aufgeplatzt und teilweise abgeblättert. Max Trenker und Georg Meyerling, der Hausmeister von Schloss Hubertusbrunn, befanden sich bei Sebastian. Lange Zeit starrte der Bergpfarrer auf die verkohlten oder – soweit sie aus Kunststoff bestanden hatten –, zur Unförmigkeit zerschmolzenen Rechen, Schaufeln, Hacken und Spaten. Es waren keine wertvollen Dinge, die verbrannt waren. Dennoch war Sebastian zutiefst betroffen. Es handelte sich um Brandstiftung. Darüber gab es nicht den geringsten Zweifel. Der Verwalter und Max hatten das Benzin noch riechen können, das als Brandbeschleuniger benutzt worden war. Und es war eine Warnung. Dessen war sich der Bergpfarrer sicher. "Ich hab' bereits die Kripo in Garmisch informiert", berichtete Max. "Die Brandspezialisten müssten jeden Moment aufkreuzen. Gibt es jemand, der aus irgendeinem Grund zornig auf dich ist, Bruder? Meiner Meinung nach handelt es sich bei dieser Brandstiftung um einen Racheakt. Alles andere ergibt keinen Sinn." Sebastian wandte sich seinem Bruder zu. "Es war eine Warnung", verlieh er seinem Verdacht Ausdruck.
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Buchvorschau
Am See begegnete er der Liebe... - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer (ab 375)
– 471–
Am See begegnete er der Liebe...
Doch der Fischer vom Achsteinsee gibt seine Tochter nicht frei
Toni Waidacher
Pfarrer Trenker stand vor dem Brandschutt, den sein Bruder mit einem Rechen aus dem Geräteschuppen geholt und vor diesem verteilt hatte. Die Blechwände des kleinen Schuppens waren innen völlig verrußt, außen war von der Hitze die grüne Farbe aufgeplatzt und teilweise abgeblättert.
Max Trenker und Georg Meyerling, der Hausmeister von Schloss Hubertusbrunn, befanden sich bei Sebastian. Lange Zeit starrte der Bergpfarrer auf die verkohlten oder – soweit sie aus Kunststoff bestanden hatten –, zur Unförmigkeit zerschmolzenen Rechen, Schaufeln, Hacken und Spaten. Es waren keine wertvollen Dinge, die verbrannt waren. Dennoch war Sebastian zutiefst betroffen.
Es handelte sich um Brandstiftung. Darüber gab es nicht den geringsten Zweifel. Der Verwalter und Max hatten das Benzin noch riechen können, das als Brandbeschleuniger benutzt worden war. Und es war eine Warnung. Dessen war sich der Bergpfarrer sicher.
»Ich hab’ bereits die Kripo in Garmisch informiert«, berichtete Max. »Die Brandspezialisten müssten jeden Moment aufkreuzen. Gibt es jemand, der aus irgendeinem Grund zornig auf dich ist, Bruder? Meiner Meinung nach handelt es sich bei dieser Brandstiftung um einen Racheakt. Alles andere ergibt keinen Sinn.«
Sebastian wandte sich seinem Bruder zu. »Es war eine Warnung«, verlieh er seinem Verdacht Ausdruck.
Verständnislos musterten ihn sowohl Max als auch Georg Meyerling.
»Eine Warnung?«, wiederholt Max und sein Blick wurde fragend. »Ich versteh’ net.«
»Es ist auch schwer zu verstehen und kaum zu glauben, wozu manche Zeitgenossen fähig sind, um ihrem Willen durchzusetzen«, erwiderte Sebastian. »Vor einigen Tagen hat mich Heribert Lebegern angerufen. Er will mir das Jagdschloss unbedingt abkaufen und würd’ so ziemlich jeden Preis dafür zahlen. Natürlich hab’ ich abgelehnt. Daraufhin hat er wortwörtlich gesagt: ›Ich habe mir das Schloss in den Kopf gesetzt … Und wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann kriege ich das auch.‹ Meiner Meinung nach war das als Drohung zu verstehen, und wie’s aussieht, hab’ ich mich net getäuscht.«
»Diese Aussage allein ist allerdings kein Beweis«, murmelte Max. »Man wird das zwar im Auge behalten müssen, ob man dem Lebegern diese Brandstiftung beweisen kann, ist fraglich. Wenn er dahintersteckt, dann hatte er Handlanger. Und solang’ diese unbekannt sind, können wir auch dem Lebegern nix anlasten.« Max zuckte mit den Schultern. »Vielleicht sind die Beamten von der Kripo anderer Meinung. Vorstellen kann ich’s mir allerdings net.«
Motorengeräusche waren zu vernehmen.
»Das sind gewiss die Kollegen aus Garmisch«, mutmaßte Max.
Die drei Männer beim ausgebrannten Geräteschuppen setzten sich in Bewegung und gingen um das Schlossgebäude herum, das sich zwischen dem Garten und dem Schlosshof erhob.
Zwei Personen- und ein Kastenwagen der Spurensicherung rollten auf den Schlosshof. Insgesamt sechs Männer entstiegen den Fahrzeugen.
Max Trenker begrüßte sie, stellte seinen Bruder und Georg Meyerling vor und führte dann die Beamten zur Brandstätte. Sebastian und der Hausmeister folgten ihnen. Die Polizisten machten sich an die Arbeit.
Sebastian und Georg Meyerling beobachteten, wie sie begannen, Spuren zu sichern und den Brandschutt zu untersuchen.
Max gesellte sich zu ihnen. »Wir werden hier nicht gebraucht«, gab er zu verstehen. »Wir stehen allenfalls den Kollegen nur im Weg herum. Gehen wir.«
»Sie werden genug Zuschauer haben, wenn die Schulklassen von ihren Ausflügen zurückkehren«, bemerkte Georg Meyerling und schaute den Pfarrer von der Seite an. »Meinen S’ wirklich, Hochwürden, dass hinter dieser Schweinerei dieser Lebegern steckt?«
»Ich weiß es net, Georg. Es war nur so ein Gedanke. Ich möcht’ niemand zu Unrecht verdächtigen. Drum bitt’ ich Sie, sprechen S’ mit niemand über meinen Verdacht. Lassen wir die Kriminalbeamten ihre Arbeit machen, und dann werden wir ja sehen, was sich ergibt.«
»Das wird wohl das Beste sein«, murmelte der Verwalter.
Sebastian und Max verabschiedeten sich von ihm und fuhren in den Ort. Während Max’ Ziel die Polizeistation war, begab sich der Pfarrer zu seiner Wohnung. Sophie kam aus der Küche, als er das Pfarrhaus betrat, und von ihrem Gesicht konnte Sebastian ablesen, dass sie Bescheid wusste.
»Das ist ja furchtbar, Hochwürden«, entrang es sich ihr. »Wer kann denn Interesse dran haben, Ihnen Schaden zuzufügen? Sie haben doch keine Feinde. Ich kann das einfach net begreifen.«
»Fest steht nur, dass es Brandstiftung war«, versetzte der Pfarrer. »Und so richtig schaden wollt’ man mir net. Denn wenn der Täter das vorgehabt hätt’, dann würd’ er net den Geräteschuppen in Brand gesteckt haben, sondern das Schlössl. Ich denk’ eher, der Brandstifter beziehungsweise, derjenige, der jemand mit der Brandstiftung beauftragt hat, wollte ein Zeichen setzen. Und wenn mein Verdacht zutrifft, dann kommt von dieser Seite noch mehr.«
»Wen haben S’ denn in Verdacht, Hochwürden?«
»Mein erster Gedanke hat dem Lebegern gegolten. Das behalten S’ aber für sich, Frau Tappert.«
»Diesem Menschen wär’s zuzutrauen«, erregte sich Sophie. »Der schaut zwar aus wie der liebe Onkel von nebenan, aber er ist ein Hecht im Karpfenteich. Der geht über Leichen.«
»Er ist ein eisenharter Geschäftsmann«, meinte Sebastian. »Vielleicht ist er auch skrupellos. Es wird sich herausstellen. Die Kriminaler sind schon draußen beim Schloss und sichern die Spuren. Wir werden sehen. – Es gibt auch Erfreuliches zu berichten, Frau Tappert. Der Oliver und die Jana haben sich mit dem Timo und der Nadine versöhnt.«
»Das ist aber schön«, freute sich die Haushälterin. »Jetzt können s’ alle vier glücklich werden. Der Oliver mit der Jana, und der Timo mit der Nadine. Ein bissel tut mit die Anna schon leid. Der Timo ist immerhin ihr einziges Kind, und wenn er jetzt nach Stuttgart geht …«
»Er ist net aus der Welt, Frau Tappert. Außerdem ist seine Mutter net mal so unglücklich darüber, dass sich der Timo hier in St. Johann aus der Schusslinie begibt. Wenn die Leut’ durch seine Abwesenheit net ständig an das Getratsch erinnert werden, das er in die Welt gesetzt hat, dann reden s’ auch bald nimmer drüber und es gerät in Vergessenheit.«
»Das ist wahr«, pflichtete Sophie bei. »So hat alles seine zwei Seiten.«
»Sehr richtig«, nickte Sebastian.
»Was soll ich Ihnen denn zum Abendessen richten, Hochwürden? Wahrscheinlich haben S’ mittags auf der Alm schon warm gegessen. Was halten S’ denn davon, wenn ich Ihnen einen Handkäs in Essig und Öl zubereit’?«
»Mit einer Scheibe Körnerbrot. Sehr gern, Frau Tappert. Handkäs mit Musik hab’ ich schon eine ganze Zeit nimmer gegessen. Ich freu’ mich schon drauf.«
»Dann mach’ ich mich gleich an die Arbeit und leg’ die Zwiebeln ein.«
Sophie kehrte in die Küche zurück, Sebastian begab sich in sein Arbeitszimmer und fuhr den Computer hoch. Er wollte noch seine Emails sichten …
*
Eine Woche war verstrichen, und es war wieder Samstag. Abends, um Punkt acht Uhr, läutete es an der Tür des Pfarramts. Sophie Tappert wusste, wer draußen stehen würde. Dr. Severin Kaltenecker hatte nämlich für acht Uhr seinen Besuch angesagt. Er und Sebastian wollten endlich die Schachpartie fortsetzen, die sie vor längerer Zeit begonnen hatten.
Es war in der Tat der pensionierte Arzt aus Passau. Er war vor einiger Zeit nach