Dein Glück ist in Gefahr!: Der kleine Fürst 388 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Was ist das eigentlich für eine Geschichte zwischen dir und Sebastian?« Die Frage kam aus heiterem Himmel. Caroline von Solln war darauf nicht vorbereitet gewesen, und so stieg ihr die verräterische Röte ins Gesicht, bevor sie sich abwenden konnte. Außerdem war sie erschrocken zusammengezuckt, und sie war ganz sicher, dass ihrem Großvater Theodor von Solln, der diese Frage gestellt hatte, beides nicht entgangen war. Dennoch brachte sie es fertig, Verwunderung in ihre Stimme zu legen, als sie fragte: »Wieso Geschichte, Opa? Wir sind Freunde, das weißt du doch.« Theodor betrachtete seine schöne Enkelin nachdenklich. Ihre hellblonden Haare trug sie an diesem Tag offen, was sie viel jünger aussehen ließ als ihre siebenundzwanzig Jahre. Ihr klassisch geschnittenes Gesicht wurde von großen blauen Augen beherrscht, die manchmal ins Violette spielten. Es waren vor allem diese Augen, die einen fesselten, wenn man ihr zum ersten Mal begegnete. Er hing an Caroline stärker als an seinen beiden Söhnen und den anderen Enkeln. Das freilich war sein gut gehütetes Geheimnis – obwohl er manchmal dachte, dass Caroline es eigentlich spüren musste. Doch er wollte keine Eifersüchteleien in der Familie haben, und so behielt er die besondere Liebe zu Caroline für sich. Seine verstorbene Frau Elisabeth freilich hatte sie geteilt und ihm noch kurz vor ihrem Tod gesagt: »Achte auf Caroline, Theo, versprich mir das. Sie wird deine Hilfe brauchen.« Noch immer fragte er sich, was sie damit wohl gemeint haben könnte. Er hatte ihr diese Frage gleich gestellt, aber sie hatte nur gelächelt und gesagt: »Du wirst es wissen, wenn es so weit ist.« Wenig später war sie gestorben. Caroline jedenfalls machte bisher keinesfalls einen hilfsbedürftigen Eindruck, und einmal mehr fragte er sich, ob Elisabeth sich vielleicht ganz einfach geirrt hatte in ihrer Einschätzung. Seine jüngste Enkelin war eine sehr selbstständige junge Frau, die genau wusste, was sie wollte und ihre selbst gesteckten Ziele in aller Regel auch erreichte.
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Dein Glück ist in Gefahr! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 388 –
Dein Glück ist in Gefahr!
Viola Maybach
»Was ist das eigentlich für eine Geschichte zwischen dir und Sebastian?«
Die Frage kam aus heiterem Himmel. Caroline von Solln war darauf nicht vorbereitet gewesen, und so stieg ihr die verräterische Röte ins Gesicht, bevor sie sich abwenden konnte. Außerdem war sie erschrocken zusammengezuckt, und sie war ganz sicher, dass ihrem Großvater Theodor von Solln, der diese Frage gestellt hatte, beides nicht entgangen war. Dennoch brachte sie es fertig, Verwunderung in ihre Stimme zu legen, als sie fragte: »Wieso Geschichte, Opa? Wir sind Freunde, das weißt du doch.«
Theodor betrachtete seine schöne Enkelin nachdenklich. Ihre hellblonden Haare trug sie an diesem Tag offen, was sie viel jünger aussehen ließ als ihre siebenundzwanzig Jahre. Ihr klassisch geschnittenes Gesicht wurde von großen blauen Augen beherrscht, die manchmal ins Violette spielten. Es waren vor allem diese Augen, die einen fesselten, wenn man ihr zum ersten Mal begegnete.
Er hing an Caroline stärker als an seinen beiden Söhnen und den anderen Enkeln. Das freilich war sein gut gehütetes Geheimnis – obwohl er manchmal dachte, dass Caroline es eigentlich spüren musste. Doch er wollte keine Eifersüchteleien in der Familie haben, und so behielt er die besondere Liebe zu Caroline für sich.
Seine verstorbene Frau Elisabeth freilich hatte sie geteilt und ihm noch kurz vor ihrem Tod gesagt: »Achte auf Caroline, Theo, versprich mir das. Sie wird deine Hilfe brauchen.« Noch immer fragte er sich, was sie damit wohl gemeint haben könnte. Er hatte ihr diese Frage gleich gestellt, aber sie hatte nur gelächelt und gesagt: »Du wirst es wissen, wenn es so weit ist.« Wenig später war sie gestorben.
Caroline jedenfalls machte bisher keinesfalls einen hilfsbedürftigen Eindruck, und einmal mehr fragte er sich, ob Elisabeth sich vielleicht ganz einfach geirrt hatte in ihrer Einschätzung. Seine jüngste Enkelin war eine sehr selbstständige junge Frau, die genau wusste, was sie wollte und ihre selbst gesteckten Ziele in aller Regel auch erreichte. Sie war Kinderpsychologin geworden und hatte gemeinsam mit einer Kollegin eine Praxis eröffnet, die nach den üblichen Anlaufschwierigkeiten jetzt gut lief.
Nur was Sebastian von Kalow betraf, schien Caroline bemerkenswert blind zu sein. Selbst ihm, Theodor, war ja längst aufgegangen, dass sie den jungen Mann liebte, von dem sie behauptete, er sei nichts weiter als ein guter Freund. Deshalb hatte er jetzt auch diese Frage gestellt. Ihre Reaktion war deutlicher ausgefallen als erwartet.
»Ich dachte, ihr hättet euch vielleicht ineinander verliebt«, bemerkte er betont beiläufig. Schließlich wollte er ihr kein Gespräch aufzwingen, das hätte er aufdringlich gefunden.
»Ganz bestimmt nicht!«, erklärte Caroline ein wenig zu heftig. Sie hatte sich jetzt wieder in der Gewalt, ihre Stimme klang sehr bestimmt, die Röte war aus ihrem Gesicht gewichen. »Sebastian wird sich niemals binden, das hat er schon öfter gesagt. Und ich möchte mich jetzt auch nicht verlieben, wo ich gerade erst angefangen habe, in meinem Beruf zu arbeiten.«
Theodor trat sofort den Rückzug an. »Schon gut, dann habe ich mich wohl geirrt«, sagte er lächelnd. »Er ist ein sympathischer Mann, aber auch sehr schwierig, oder? Nicht, dass ich das beurteilen könnte, ich kenne ihn ja kaum, aber er kommt mir sehr verschlossen vor.«
Caroline war offensichtlich froh, dass nicht länger von Liebe die Rede war, und so ging sie bereitwillig auf seine Frage ein. »Ja«, gab sie unumwunden zu, »leicht zugänglich ist er nicht – und das macht auch unsere Freundschaft manchmal schwierig.«
Vorsichtig tastete Theodor sich weiter. Immerhin schien sie nichts dagegen zu haben, über ihren »guten Freund« Sebastian zu reden. »Und woran liegt das? Ich meine, warum ist er ein so schwer zugänglicher Mann?«
»Seine Familiengeschichte«, murmelte Caroline. »Die Tatsache, dass sein Vater ihn und die Mutter einfach hat sitzenlassen – er kann das nicht verwinden. Er hat mir das einmal erzählt, aber seitdem redet er nicht mehr über seinen Vater. Es ist so, als existierte der Mann überhaupt nicht.«
»Wie lange ist das jetzt her, dass sein Vater weggegangen ist?«
»Fünfundzwanzig Jahre. Sebastian kam eines Tages aus der Schule nach Hause – und sein Vater war weg. Die Mutter ist zusammengebrochen, es muss ganz schrecklich gewesen sein. Seitdem fühlt sich Sebastian für seine Mutter verantwortlich – und hasst seinen Vater.«
»Und der Mann hat sich nie wieder gemeldet, hat nicht versucht, mit seinem Sohn Kontakt aufzunehmen?«, fragte Theodor ungläubig.
»Nie wieder. Da kann man doch verstehen, dass Sebastian auf ihn nicht gut zu sprechen ist, oder?«
Theodor ließ diese Frage unbeantwortet und wollte stattdessen wissen: »Und hat er selbst es auch nicht versucht? Hat Sebastian nicht das Bedürfnis verspürt, seinen Vater zur Rede zu stellen?«
»Das habe ich ihn auch gefragt, aber er sagt nein.«
»Ich erinnere mich jetzt an die Geschichte«, murmelte Theodor. »Seltsam, dass mir das erst jetzt wieder einfällt, aber das ist ja auch schon sehr lange her. Es gab einige Gerüchte damals …«
»Gerüchte? Was denn für Gerüchte, Opa?«
»Das weiß ich im Einzelnen nicht mehr. Aber ich glaube, es hieß, der Mann sei nicht ohne Grund weggegangen …« Theodor forschte angestrengt in seinem Gedächtnis, gab aber schließlich auf. »Mehr weiß ich nicht, tut mir leid.«
»Ich kann mir schon denken, dass die Leute damals geklatscht haben, Opa, aber es war jedenfalls so, dass er eine Freundin hatte, die viel jünger war als Sebastians Mutter – und mit der wollte er ein neues Leben anfangen. Die typische Geschichte also.«
»Das weiß Sebastian aber nur von seiner Mutter, oder?«, fragte Theodor vorsichtig.
»Natürlich, sein Vater stand ja für Gespräche nicht mehr zur Verfügung«, erklärte Caroline.
»Und wie verstehst du dich mit seiner Mutter?«
»Ich kenne sie kaum, Opa. Und die wenigen Male, als wir uns getroffen haben, war sie sehr freundlich zu mir. Sie muss einmal eine ausgesprochene Schönheit gewesen sein – sie sieht immer noch gut aus.« Caroline stand auf. »Ich muss zurück in die Praxis. In einer Stunde habe ich einen Patienten, und ich möchte mir die Akte vorher noch einmal in Ruhe ansehen.«
Er brachte sie zur Tür und umarmte sie liebevoll zum Abschied. »Komm bald wieder, Caro.«
Sie lachte. »Spätestens übermorgen, da hast du mich zum Essen eingeladen – schon vergessen?«
Er lachte auch. »Ja, daran hatte ich im Augenblick tatsächlich nicht mehr gedacht.« Als ihr Auto nicht mehr zu sehen war, kehrte er in den großzügigen Salon zurück, in dem er zuvor mit Caroline gesessen hatte.
Wenige Augenblicke später erschien sein Butler Ernest Wilkins. Trotz seiner Jugend – er war noch keine dreißig – erledigte er seine Arbeit bereits nahezu perfekt. Er war in England ausgebildet worden, aber dank seiner deutschen Mutter zweisprachig aufgewachsen. Bei Theodor arbeitete er seit zwei Jahren, und beide empfanden ihre Beziehung zueinander als ausgesprochen angenehm.
»Haben Sie einen Wunsch, Herr von Solln?«, fragte der Butler.
Theodor sah auf und seufzte. »Ernest, könnten Sie mir einen Gefallen tun? Sie kennen sich doch mit diesen Internetgeschichten aus, oder?«
Der junge Butler strahlte. »Soll ich etwas für Sie herausfinden?«
»Ja, es handelt sich um