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Die Magier von Stonehenge Teil II.
Die Magier von Stonehenge Teil II.
Die Magier von Stonehenge Teil II.
eBook541 Seiten8 Stunden

Die Magier von Stonehenge Teil II.

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Über dieses E-Book

Nach den herausfordernden Ereignissen in Stonehenge zur Wintersonnenwende, bleibt Namtar verschwunden und Matthew muss einen Weg finden, um seine mächtigen Gegner der Dunkelmächte bekämpfen zu können. Doch dazu braucht er eine wesentlich stärkere Magie, als er sie bis jetzt besitzt. Und so begibt er sich auf eine sehr erkenntnisreiche Suche, deren Spur ihn jedoch letztendlich ganz wo anders hinführt, als er je erwartet hätte…..
Dieses Buch ist für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet!
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum4. März 2020
ISBN9783750289413
Die Magier von Stonehenge Teil II.

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    Buchvorschau

    Die Magier von Stonehenge Teil II. - Denise Devillard

    1. Kapitel

    Unruhige Tage

    „Du darfst Mangeniohood ab sofort auf gar keinen Fall mehr ohne mich verlassen, Elisabeth, sagte Matthew mit ernstem Blick. „Denn ich weiß nicht, was passiert, wenn du es doch tust. Elisabeth zog entrüstet ihre Augenbrauen hoch. „Aber ich kann doch nicht mein restliches Leben nur hier verbringen! Dann könnte ich ja nicht einmal mehr meine Eltern besuchen. Matthew schüttelte den Kopf. „Aber deshalb musst du doch nicht hinfahren. Sie können doch auch herkommen, das kann nicht das Problem sein. Ich werde mir inzwischen etwas überlegen, aber für die nächste Zeit, muss ich dich bitten, dich strikt daran zu halten. Elisabeth schnaubte hörbar. Nur widerwillig antwortete sie: „Nun gut, wenn du meinst, dass es sein muss, dann halte ich mich eben daran. Matthew sah ihren missmutigen Blick, setzte sich vor ihr auf den Boden, sah ihr tief in die Augen und sagte leise: „Schatz, es tut mir wirklich leid, aber es geht im Moment nicht anders. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Samael und Xaphan sind zwar tot, aber ich weiß nicht, was jetzt passieren wird, wenn Paymon davon erfährt, dass ich sie getötet habe. Und ich kann nicht voraussagen, ob das Amulett dich vor einem Dämon wirklich beschützen könnte. Ich weiß es einfach nicht. Mangeniohood ist derzeit der beste Schutz, den wir haben. Deshalb ist es besser, wenn wir es jetzt vorläufig so halten, bis ich einen Weg gefunden habe, wie ich ihn bekämpfen kann. „Ok, wenn du meinst, sagte sie nachdenklich. „Und was willst du jetzt tun? „Ich werde mich intensiv den Büchern widmen, denn wenn einer eine Antwort darauf hatte, dann bestimmt Myrddin. Elisabeth nickte zustimmend. „Das denke ich auch, ja. Es muss bestimmt einen Weg geben, sie zu vernichten, oder uns wenigstens vor ihnen zu schützen. „Bestimmt", sagte Matthew mit sorgenvollem Unterton. Es war auch seine einzige Möglichkeit, da sein Großvater für ihn nun nicht mehr zur Verfügung stand. Und selbst wenn, wäre er wohl auch der Letzte gewesen, der ihn darüber informiert hätte.

    Vier Monate waren seither vergangen und er hatte bis zum heutigen Tag nichts mehr von ihm gehört. Niemand wusste, wo er sich aufhielt, oder ob er überhaupt noch am Leben war. Matthew hatte in Cardiff Castle angerufen, jedoch hatte ihm Henry keine Antwort darauf geben können. Keiner hatte ihn seither mehr gesehen. So hatte Matthew nun niemanden, den er fragen konnte. Er musste sich selbst auf die Suche machen und einen Weg finden, aus dieser unglücklichen und gefährlichen Misere wieder herauszufinden.

    „Vielleicht sollten wir uns beide einmal diese alten Bücher genauer ansehen. Ich meine, auch wenn ich nicht alles verstehen kann, aber doch wenigstens Teile davon. Und vielleicht finden wir ja irgendwelche Hinweise, die uns weiterhelfen könnten, sagte Elisabeth nachdenklich. „Du willst mir helfen?, fragte Matthew. „Na klar doch. Soll ich denn hier nur rumsitzen und warten bis vielleicht etwas passiert? Da komme ich lieber mit und versuche, dich dabei zu unterstützen so gut ich kann. Zudem kannst du die Sprache noch nicht gut genug, also wirst du mich ohnehin brauchen. Matthew nickte nachdenklich. „Das stimmt, so gut kann ich sie noch nicht. Also gut, dann machen wir uns gleich auf den Weg. Besser heute damit anfangen als morgen. Wer weiß schon, wie lange ich dafür noch Zeit habe. Und ich kann nicht einfach nur abwarten, bis etwas geschieht, und hoffen, dass meine Kräfte stark genug sind. Was, wenn sie es nicht sind? „Daran will ich gar nicht erst denken. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Aber das muss ich zwangsläufig, antwortete er mit ernstem Blick. „Ich weiß doch nicht, wie stark er wirklich ist. Ich kann nur davon ausgehen, dass er stärker sein muss als sie, sonst hätte mich mein Großvater kaum dafür gebraucht, ihn zu bekämpfen. Dann hätte er dies bestimmt schon längst alleine getan, wenn das so einfach wäre. Elisabeth nickte. „Ja, das ist logisch. Aber vielleicht weiß ja mein Vater eine Antwort darauf. Matthew sah sie überrascht an und fragte: „Dein Vater? Warum? „Na, weil er vielleicht mehr weiß als ich, wer weiß. Ich habe dir doch erzählt, dass wir einer Gemeinschaft angehören, die seit Urzeiten das Böse zu bekämpfen versuchte. Obwohl ich selbst ja nie etwas damit zu tun hatte.

    Matthew überlegte kurz. „Einen Versuch wäre es sicher wert. Kannst du ihn anrufen und herbitten?" Elisabeth nickte, stand auf und ging zum Telefon, um ihren Vater anzurufen.

    Als sie zurückkam, sagte sie leise: „Er kommt. Matthew sah sie an und fragte: „Und wann? „In einer halben Stunde. „Gut und hast du ihm gesagt, worum es geht? „Nein, das sage ich ihm lieber nicht am Telefon. Er weiß doch noch nicht einmal, wer du wirklich bist. Ihr sorgenvoller Blick sprach Bände. „Du hast ihm noch nichts davon erzählt? Matthew sah sie überrascht an. „Nein. „Warum nicht? Hast du etwa Angst, wie er reagieren könnte? „Ja, weil er dich einfach noch nicht so gut kennt wie ich. Und außerdem hat sich die passende Situation dafür einfach noch nicht ergeben. Ich kann ihm das ja schließlich nicht mal eben so zwischen Tür und Angel erzählen. Matthew wurde sichtlich nervös. „Na, dann bin ich aber gespannt, wie er jetzt darauf reagieren wird, wenn er es erfährt. Ihm war gar nicht wohl bei der Sache. Was, wenn ihr Vater es nicht verstehen konnte und ihn verurteilte? Bei Elisabeth war es etwas ganz anderes gewesen, weil sie ihn liebte, aber ihr Vater dachte da vielleicht ganz anders darüber. „Denkst du, er wird es verstehen?, fragte er sie unsicher. Elisabeths Blick wirkte wenig überzeugend, als sie antwortete: „Das hoffe ich für uns.

    Eine halbe Stunde später fuhr der Wagen ihres Vaters vor. Er stieg aus und umarmte seine Tochter herzlich, die ihn an der Haustür in Empfang nahm. „Hallo Papa! „Hallo mein Mädchen! Na, was gibt es denn so Dringendes? „Nicht hier Papa, komm erst mal rein!", sagte sie leise und ging ihm voran ins Wohnzimmer, wo Matthew auf sie wartete.

    Matthew erhob sich von der Couch und ging auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. „Hallo Matt, na wie geht es dir? Matthew und Elisabeth warfen sich verschwörerische Blicke zu, die ihrem Vater nicht entgingen. Er sah seiner Tochter mit ernstem Blick in die Augen und sagte: „Na komm, sag mir, was los ist! Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt. „Papa, setz dich bitte erst einmal hin!, antwortete Elisabeth leise. Ihr Vater nahm auf der Couch neben ihr Platz und wartete auf eine Antwort. Matthew versperrte die Tür, was ihren Vater noch stutziger machte. „Jetzt sagt mir endlich, was los ist! „Ich muss dir etwas erzählen, begann Elisabeth vorsichtig. Sie warf Matthew einen hilfesuchenden Blick zu und er verstand sofort. „Es geht um mich, warf er ein. Kevin, ihr Vater, sah ihn verwundert an und fragte: „Was willst du mir sagen? Matthew schluckte nervös. „Elisabeth hat mir erzählt, dass ihre Familie ein Geheimnis bewahrt seit vielen Generationen. Kevins Miene verfinsterte sich schlagartig. „Du hast ihm davon erzählt? Warum? Elisabeth antwortete: „Weil es nicht anders ging Papa. Außerdem sind wir nicht die einzigen, die ein Geheimnis haben. „Wie? Was soll das jetzt wieder heißen? Ihr Vater wirkte etwas verwirrt. „Kann mich bitte jetzt mal einer von euch endlich aufklären, was hier gespielt wird?

    Elisabeth holte tief Luft und sagte dann leise: „Matthew ist einer von ihnen. Ihr Vater sah sie überrascht an und fragte: „Was heißt das? Elisabeth schluckte und antwortete ihm: „Er hat gewisse Kräfte. Kevin sprang von der Couch hoch und rief entrüstet: „Er ist was?! Fassungslosigkeit stand in sein Gesicht geschrieben. „Du willst mir jetzt im Ernst erzählen, dass du einen von denen, die wir seit Jahrhunderten bekämpfen, geheiratet hast?? Wie konntest du das nur tun?! Elisabeth versuchte, ihn zu besänftigen, und nahm ihn bei der Hand. „Aber Papa, glaube mir, er ist nicht wie die anderen. Er hat sich geändert. Ungläubig und mit finsterem Blick, musterte ihr Vater Matthew. Er hatte Matt noch nicht oft gesehen, und kannte ihn einfach noch zu wenig, um ihn einschätzen zu können. Aber das hatte er nicht geahnt! Kevin antwortete betont beherrscht: „Du bist ein Magier? Matthew nickte und antwortete ihm: „Ja, das bin ich. Aber ich weiß, dass selbst auch erst, seit ich nach England gekommen bin. Ihr Vater sah ihn misstrauisch an.

    Es war unschwer zu erkennen, dass er mit sich selber rang. Nur zu gut wusste er um die Gefahr, die dahinter lauerte. Doch was sollte er jetzt tun? Seine Tochter war bereits mit ihm verheiratet, er konnte daran nichts mehr ändern.

    „Gut, dann erkläre mir jetzt ganz genau, wie das begonnen hat." Matthew nickte und begann, ihm dann in aller Ruhe seine gesamte Lebensgeschichte zu erzählen. Kevin hatte sich wieder hingesetzt und hörte ihm aufmerksam zu. Er versuchte, wirklich ruhig zu bleiben und die Situation zu verstehen, was ihm aber nur bedingt gelang.

    Elisabeth saß ganz still daneben und hoffte, dass ihr Vater es besser verstehen würde, wenn er seine ganze Geschichte kannte.

    Matthew beendete seine Geschichte mit dem Satz: „Ich kann mir denken, dass dir das nicht leichtfallen wird, aber ich habe mich wirklich geändert. Ich hoffe, dass du mich verstehen kannst und mich jetzt nicht gleich verdammst."

    Mit sehr ernstem, nachdenklichem Blick saß Kevin ihnen gegenüber und sagte eine Weile kein Wort. Er fühlte sich hintergangen und verraten. Seine eigene Tochter hatte ihm die Wahrheit verschwiegen! Gerade von ihr hatte er das nicht erwartet. Das musste er erst einmal verdauen. Er überlegte, was nun zu tun war, und betrachtete Matthew eingehend mit prüfendem Blick. Konnte er ihm wirklich trauen? Oder war dies alles nur ein sehr ausgeklügelter Schachzug ihrer alten Gegner?

    Elisabeth unterbrach die Anspannung, die im Raum lag wie eine dicke, schwere Gewitterwolke. „Komm schon Papa, du kannst mir wirklich glauben! Matthew ist einer von den Guten. Er steht auf unserer Seite! Du kannst ihm genauso vertrauen wie mir. Kevin schüttelte misstrauisch den Kopf. „Ich weiß nicht so recht. Er fuhr sich nervös durch sein schon etwas schütteres Haar. Das war alles ein wenig zu viel auf einen Schlag. „Was, wenn das alles nur ein sehr gut durchdachter Plan von ihnen ist? Das wäre doch denkbar. Elisabeth schüttelte vehement den Kopf und machte noch einen letzten Versuch, ihn zu überzeugen. Doch sie ahnte schon, dass es hoffnungslos war. „Aber nein, glaub mir doch bitte. Er gehört nicht zu ihnen! Und er braucht jetzt deine Hilfe! Ihr Vater ignorierte ihre inständige Bitte, erhob sich stumm und verließ das Haus.

    Matthew und Elisabeth sahen sich sehr beunruhigt und ratlos an. „Was machen wir jetzt? „Warten wir es ab. Vielleicht braucht er einfach nur Zeit, um darüber nachzudenken, sagte sie nachdenklich. „Ok, aber was ist, wenn er nicht damit leben kann? Sein Schwiegervater hatte auf ihn nicht gerade den Eindruck gemacht, als ob er es irgendwann akzeptieren könnte. „Daran will ich gar nicht erst denken. Wir sollten lieber darauf vertrauen, dass er erkennen kann, wer und wie du wirklich bist. Sie nahm zärtlich seine Hand in die ihre und sagte: „Lass ihm ein wenig Zeit, Schatz. Ich denke, er wird sich schon wieder beruhigen. „Das hoffe ich, sonst haben wir noch ein Problem, sagte Matthew. Er war sehr beunruhigt durch die ganze Situation, die sich innerhalb weniger Wochen stark verändert hatte. Irgendwie hatte er kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Gleichzeitig lief ihm die Zeit davon. Er wusste, dass Paymon jederzeit zuschlagen konnte. Und er würde nicht zögern, sich zu rächen, wenn er die Möglichkeit dazu bekam. Das war ihm völlig bewusst.

    Nachdem ihr Versuch, ihren Vater um Hilfe zu bitten, fehlgeschlagen war, hatten sie beschlossen, sich gleich auf den Weg zu machen, um keine Zeit zu verlieren. Sie nahmen ihre Pferde und machten sich auf den Weg. In Myrddins Versteck angekommen, versuchten sie, Hinweise in seinen Aufzeichnungen zu entdecken.

    Stunde um Stunde verstrich. Sie waren so damit beschäftigt, die Bücher zu durchsuchen, dass sie gar nicht bemerkten, wie spät es schon geworden war. Matthew hatte noch ein wenig Probleme, diese uralte Sprache zu verstehen, deshalb war er unabdingbar auf sie angewiesen. Immer, wenn er meinte, ein Wort gefunden zu haben, das vielleicht ein Hinweis sein konnte, zeigte er nur mit dem Finger darauf und sah sie fragend an. Aber sie schüttelte jedes Mal nur mit dem Kopf und Matthew suchte enttäuscht weiter.

    Matthew machte sich große Sorgen. Er wusste nur zu genau, in welch großer Gefahr sie nun schwebten. Wenn er nicht bald einen Weg fand, Paymon effektiv zu bekämpfen, hatten sie so gut wie keine Chance gegen ihn. Sie konnten sich nicht für immer hier verstecken. Fieberhaft durchsuchte er die alten Schriften. Schließlich trug er allein die Schuld an dieser prekären Situation, die ihrer beider Leben nun bedrohte. Dabei ging es ihm gar nicht um sein eigenes Leben, nein, er dachte dabei nur an seine geliebte Frau, die er um jeden Preis beschützen wollte. Er betrachtete sie still von der Seite, wie sie über den alten Texten saß und grübelte. Sie hatte in seinem Herzen einen Stellenwert eingenommen, den kein Mensch zuvor je erreicht hatte. Ihre Liebe hatte aus ihm einen völlig anderen Menschen gemacht. Matthew mochte nicht einmal daran denken, dass er sie verlieren konnte. Es musste einfach einen Weg geben! Er schob die düsteren Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder ganz auf das Buch, das vor ihm lag. Jedes dieser Bücher umfasste Hunderte Seiten alten, leicht vergilbten Papiers. Die Stunden vergingen wie im Flug.

    „Ich glaube, wir sollten es für heute lassen, Matthew. Es ist schon sehr spät geworden und morgen ist ja auch noch ein Tag. Elisabeth wirkte müde. „Ich kann mich auch gar nicht mehr so gut konzentrieren, das bringt heute nichts mehr. Matthew nickte stumm und ein wenig enttäuscht. „Ja, da hast du recht, lass uns gehen!"

    Als der Felsen sich hinter ihnen schloss, umfing sie die Dunkelheit der Nacht, die längst hereingebrochen war. Der Mond war überschattet von finsteren Wolken und spendete nur zaghaft sein Licht. Eine schier undurchdringliche Stille lag über dem nachtschwarzen Wald. Nicht einmal ein Käuzchen war zu hören. Mit wachsamen Augen sah sich Matthew um, bevor sie sich auf die Pferde schwangen und zurück ritten. Auch wenn er wusste, dass Mangeniohood geschützt war, Paymon war ein starker Gegner und wer weiß, ob er nicht eines Tages einen Weg finden würde, diesen Schutz zu durchbrechen.

    Matthew starrte nachdenklich an die Decke, als sie später nebeneinander im Bett lagen. Sie spürte seine düsteren Gedanken und sagte leise: „Mach dir keine Sorgen um mich, Schatz. Bestimmt wird alles gut werden. Er zog sie liebevoll in seine Arme und küsste sie sanft. „Ich hoffe sehr, dass du recht behältst. Schlaf jetzt, Liebes.

    Auch als sie schon lange eingeschlafen war, ließ er sie keine Sekunde aus seinen Armen, als hinge alles nur davon ab. Die Angst, sie zu verlieren, saß ihm seither ständig im Nacken. Er ahnte, dass Paymons Rache wohl zuerst auf das abzielen würde, was ihm am Liebsten war. Und das war eindeutig Elisabeth. Er würde alles dafür tun, um das zu verhindern.

    „Guten Morgen, Matt, flüsterte sie leise in seine Richtung, als sie erwachte. „Hast du gut geschlafen? „Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Die ganze Situation lässt mir momentan einfach keine Ruhe. Ich mache mir wirklich große Sorgen, Elisabeth. Sie setzte sich auf, nahm sein Gesicht in ihre Hände, sah ihm ganz tief in die Augen und sagte: „Aber wenn du diese Sorgen überhandnehmen lässt, dann zehrt das auch an deinen Kräften und ändert nichts zum Besseren. Du musst schlafen, du brauchst deine Kraft, um weiterzumachen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich ein Weg finden wird. Hab doch ein wenig Vertrauen. Matthew war sehr müde nach der langen Nacht, in der er sich intensiv Gedanken gemacht hatte, was er tun konnte. Er war kein Stück weitergekommen, aber er spürte instinktiv, dass Elisabeth recht hatte. Und seine Kräfte waren derzeit alles, worauf er sich im Moment verlassen konnte. „Es ist ja noch sehr früh, versuch doch, noch ein wenig zu schlafen, Matt!" Er nickte erschöpft, drehte sich auf die Seite und versuchte, an schönere Dinge zu denken, damit er einschlafen konnte.

    Die Schwere der Müdigkeit tat letztlich ihr Übriges. Nach einiger Zeit tiefen ruhigen Schlafes, fand er sich plötzlich in einem seltsamen Traum wieder.

    Vor ihm lag eine kleine Waldlichtung. Ringsum war alles dicht verwachsen und kein Weg erkennbar. Matthew wunderte sich, was er hier sollte. Es war so still, dass er seinen eigenen Atem hören konnte. Nicht einmal Tiere waren zu hören in dem nächtlichen Wald, der ihn umgab. Doch plötzlich erhob sich ein kleiner, fahler Lichtschein, der, aus der vor ihm liegenden Richtung zu kommen schien. Langsam bewegte er sich darauf zu, um dessen Ursprung zu erkunden. Als er am Ende der Lichtung angekommen war, geschah etwas Seltsames. Bei jedem Schritt, den er setzte, wichen die Bäume und Sträucher, die ihm zuvor den Weg versperrt hatten zurück. So gaben sie ihm Schritt für Schritt einen Weg frei, der zuvor nicht erkennbar gewesen war.

    Matthew war ein wenig nervös, weil er nicht wusste, was der Grund für seine Anwesenheit hier war. Ihm war bewusst, dass er schlief, und schien dennoch gleichzeitig hellwach. Wer zum Teufel hatte ihn hierhergebracht? Ausgerechnet jetzt, wo er doch seinen Schlaf so dringend brauchte. Stirnrunzelnd und ein wenig verärgert, ging er dennoch weiter. Wenn ihn jemand seines Schlafes beraubte, musste es bestimmt äußerst wichtig sein.

    Nachdem er eine Zeit lang den schmalen Pfad entlang gegangen war, kam er plötzlich an eine weitere kleine Lichtung, auf der eine alte Holzhütte stand. Er sah den Rauch, der aus dem halb zerfallenen Kamin aufstieg, und hielt darauf zu. Als er dann vor der geschlossenen Türe stand, hielt er kurz inne, atmete tief durch und wappnete sich innerlich. Er musste mit allem rechnen, auch mit Paymon. Obwohl das eigentlich nicht gerade zu ihm passen würde, aber er musste sehr vorsichtig sein, in seiner derzeitigen Situation. Angespannt und die rechte Hand bereit zum Kampf, öffnete er die knarrende alte Tür. Sein Blick fiel zuerst auf den Kamin, in dem ein Feuer brannte. Aus dem Kessel, der über dem Feuer hing, strömte ein eigenartiger Duft, der die ganze Hütte durchzog. Matthew spürte sofort, dass er nicht allein war, drehte sich abrupt um, und erblickte das von tiefen Furchen durchgrabene Gesicht eines alten Mannes, der plötzlich hinter ihm stand. „Schön, dass du gekommen bist, Matthew, sagte der Alte mit rauer Stimme, die jedoch freundlich wirkte. „Wer sind sie?, entgegnete Matthew etwas unsicher. „Das weißt du wirklich nicht?, fragte ihn der Alte merklich belustigt. Matthew schüttelte den Kopf. „Komm, setz dich zu mir ans Feuer, mein Junge, sagte der Alte ruhig, und verwies auf den Stuhl, der vor dem Kamin stand. Matthew musterte sein Gegenüber eindringlich. Lange, antike Kleider verhüllten den Alten, und sein schlohweißer Bart war so immens lang, dass er sogar seine Knie bedeckte. Man sah, dass er ein sehr hohes Alter erreicht hatte. Sein Gesicht wirkte müde und verhärmt, aber seine blauen Augen waren hellwach und wirkten listig und klug zugleich. Als er ihn so betrachtete, fiel es ihm urplötzlich wie Schuppen von den Augen. Überrascht fragte er: „Myrddin? Bist du Myrddin? Der Alte nickte stumm und wandte sich seinem Kessel zu, in dem er offenbar Kräuter zubereitete. Da sprudelte es nur so aus Matthew heraus. „Oh Myrddin, ich habe so viele Fragen, die du mir unbedingt beantworten musst, ich… Matthew war sehr aufgewühlt und konnte es kaum fassen. Damit hatte er niemals gerechnet. Der Alte nahm den Blick nicht von seinem Kessel, hob nur Einhalt gebietend die Hand, und sagte: „Warte." Matthew verstummte augenblicklich und sank in sich zurück auf seinem Stuhl. Er hatte so viele Fragen, die ihm nur er beantworten konnte, doch er hatte zu viel Respekt vor dem Meister, dass er es nicht wagte, sich seinen Anweisungen zu widersetzen.

    Myrddin sah ihm direkt in die Augen und sagte: „Mein Junge, ich weiß sehr genau, was in dir vorgeht. Aber ich kann dir deine Fragen nicht alle beantworten, da du vieles davon selbst herausfinden und dadurch lernen musst. Auch ich ging eines Tages einen Weg, der sehr gefährlich war. Und ich habe lange gebraucht, um die Wahrheit zu finden. Er machte eine kurze Pause, räusperte sich und fuhr dann fort. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du den Anfang der Dinge erfährst, damit du besser verstehen kannst. Vor langer Zeit gab es eine ganze Reihe von Magiern wie uns. Sie waren dazu ausersehen worden, den Menschen zu helfen, sie zu heilen, und das Böse in der Welt zu bekämpfen. Doch sie missbrauchten ihre Gabe, und viele verschworen sich der schwarzen Magie, verschafften sich damit nur eigene Vorteile, und bekämpften sich am Ende gegenseitig. Jeder von ihnen wollte die Macht alleine in Händen halten. So töteten sie ihre Rivalen grausam und auf brutalste Weise. Es gab nur noch wenige aus unseren Reihen, die den alten Regeln treu geblieben waren und den Angriff unserer Gegner auch überlebt haben. Doch über die Zeit starben sie alle durch ihre Gegner im Kampf, und ihr Wissen geriet in falsche Hände. Die Magier, die es sehr viel später, nach meiner Zeit noch gab, waren in der Mehrzahl nur habgierige, bösartige Schwarzmagier, die es vorzogen, die Menschen in die Irre zu führen. Ihnen ging es einzig darum, ihre Macht zu vergrößern und die Menschen zu manipulieren. So wie man es auch dich gelehrt hat."

    Matthew nickte nachdenklich. Myrddin hatte völlig recht damit. Auch er hatte lange gebraucht, um zu erkennen, dass der Weg, auf dem er sich befand, der falsche war. Erst als er gespürt hatte, dass das Böse über ihn die Oberhand gewann, war ihm immer mehr bewusst geworden, dass er so nicht weitermachen konnte. „Das Amulett nicht wahr?, fragte ihn der Alte wissend. Matthew nickte nur stumm. Ihm brauchte er wohl nichts mehr erklären. Myrddin wusste offensichtlich ganz genau, wovon er sprach und auch, was ihn ihm jetzt vorging. Als hätte er seine Gedanken lesen können. „Ich weiß es deshalb, weil ich denselben Weg gegangen bin, Matthew. Es hat sehr viele Jahre gebraucht, damit ich verstehen konnte, wozu wir eigentlich berufen sind. Die Geschichten, die über mich erzählt werden, sind nur zum Teil wahr. Da wurde Matthew hellhörig. „Was genau?, fragte er. Der Alte räusperte sich und versuchte sichtlich, ihm eine Hilfestellung zu geben, ohne zu viel zu verraten. Matthew musste es selbst herausfinden. Nur wenn er es am eigenen Leib erfuhr, würde er es auch glauben und erkennen. Es war ihm nicht erlaubt, ihm alles zu sagen. Er selbst war nur derjenige, der dem jungen Magier kleine Hinweise geben durfte.

    „Aber was ist mit den Zeichen bei den Steinen in Pembroke? Was bedeuten sie?", fragte Matthew wissbegierig.

    Myrddins Blick verfinsterte sich sorgenvoll, als er antwortete: „Genau das ist das alte Tor zu dem Versteck der Schwarzmagier. Du musst sie aufhalten! Alles hängt zusammen! Ihr einziges Ziel ist es, die Welt ins Chaos und Verderben zu stürzen!" Matthew spürte, dass der Alte große Hoffnung in ihn setzte, und wollte ihn nicht enttäuschen.

    „Aber den Zugang habe ich damals nicht gefunden. Meine Zaubersprüche waren dort wirkungslos, antwortete ihm Matthew nachdenklich. Myrddin strich bedächtig über seinen langen, weißen Bart und sagte: „Ich weiß Matthew. Man hat dich nicht alles gelehrt, da du ihnen nicht die Treue geschworen hast. Suche nach meinem letzten Buch. Es ist in schwarzes Leder gebunden. Es wird dir den Weg zur Wahrheit weisen! Nutze dazu meinen Ring und den Mantel! Mein Stab wird dich schützen auf deinem Weg dorthin!

    „Aber ich"…….

    Matthew wollte ihm gerade noch antworten, als er plötzlich unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde. „Matt, wach auf!, rief Elisabeth und rüttelte ihn. „Du hast im Schlaf laut geschrien! Was ist los?

    Er richtete sich verwirrt im Bett auf und starrte sie an. „Ich habe was? Aber das kann doch gar nicht sein, ich habe gerade von Myrddin geträumt." Der überraschte Blick Elisabeths machte ihm bewusst, was er gerade gesagt hatte. Myrddin? Er schüttelte verwirrt den Kopf und war sich nicht mehr sicher, ob all das doch nur ein verrückter Traum gewesen war. Waren sein Wunschdenken und seine Sorgen wegen Paymon schon so groß, dass sein Unterbewusstsein solche Träume heraufbeschwor, aufgrund des starken Wunsches nach Antworten und Hilfestellung? Matthew musste sich eingestehen, dass dies leicht möglich war. Er konnte deshalb alles, was er gerade gesehen und gehört hatte, nicht für bare Münze nehmen. Dennoch blieb in seinem Hinterkopf eine zarte Hoffnung bestehen.

    2. Kapitel

    Die Suche

    Mit einem Satz schwang sich Matthew auf Sunday und ritt los. Er trieb das Pferd an und jagte es durch die Wälder, bis sie beide ganz verschwitzt an Myrddins Versteck ankamen. „Ich weiß, aber ich hatte es eilig, sagte er leise zu seinem Pferd, das völlig außer Atem war. „Ruh dich aus, ich werde eine Weile brauchen.

    Er band es an einem Ast fest und machte sich auf den Weg zu der versteckten Öffnung im Felsen. Matthew hatte schlecht geschlafen letzte Nacht und unentwegt über seinen Traum nachgedacht. Wenn es wahr wäre, dann musste er ja einfach nur nach dem Buch suchen, von dem Myrddin gesprochen hatte.

    Matthew trat vor den Felsen hin, erhob seine Arme konzentriert und sprach: „Merlinus ostende mihi secretum! Notam fac mihi viam, et aperuerit mihi aditus! Aperi mihi, quid in occulto! Solve velum!"

    Der Felsen gab ihm daraufhin sofort den Weg zur Treppe frei, die nach unten führte in Merlins Refugium. Matthew hob seine Rechte und sprach: „Lux! Ein heller Lichtstrahl quoll aus seiner Hand und leuchtete ihm den Weg. Nachdem er ganz unten die letzte Treppenstufe erreicht hatte, entzündeten sich die Fackeln in der Halle an den Wänden von selbst, sodass er sein eigenes magisches Licht nicht mehr benötigte. Am hinteren Ende der Halle angekommen, hob er seine Arme und rief: „Occulta te ostium apertum in me! Ostende mihi, secretum!

    Die durch einen starken Zauber verborgene Tür, öffnete sich mit ächzendem Laut und gab ihm den Weg zu Myrddins Allerheiligstem frei. Voller Hoffnung, machte er sich sogleich auf die Suche nach dem verborgenen Buch.

    Matthew probierte verschiedene Zaubersprüche, die ihm passend erschienen, an unterschiedlichen Stellen in der Kammer und auch in der Halle aus. Doch nichts rührte sich. Langsam begann er zu bezweifeln, dass der Traum tatsächlich eine Botschaft gewesen war. Seine Sorgen mussten ihm wohl doch einen Streich gespielt haben. Resigniert setzte er sich auf den alten Stuhl Myrddins und grübelte. Wenn es dieses schwarze Buch gab, wo konnte es dann sein? Es gab inzwischen keine Stelle mehr, wo er noch nicht danach gesucht hatte. In Matthew keimte der Gedanke, dass er irgendetwas falsch machte. Aber was? Sein Blick schweifte nachdenklich über die Bücher und Gegenstände, die im Raum waren. „Wo bist du nur?", fragte er laut. Da fiel ihm plötzlich wieder ein Detail ein, was Myrddin im Traum erwähnt hatte. Der Ring und der Mantel…

    Er schnellte aus dem Stuhl hoch und ging auf die alte Truhe zu, die in der Ecke stand. Matthew legte seine Hand darauf und sprach: „Aperire abscondita det mihi ad te! Ostende mihi, quid es protegens." Kaum ausgesprochen, schoben sich die Eisenriegel wie von Geisterhand zurück und gaben ihm den Inhalt der Truhe frei. Stück für Stück nahm er heraus und legte alles vor sich auf den Boden. Als er den ganzen Inhalt ausgebreitet hatte, betrachtete er die Sachen und überlegte fieberhaft, was ihm davon weiterhelfen konnte. Myrddin hatte Ring und Mantel erwähnt, aber wie genau er sie benutzen konnte, hatte er ihm nicht verraten. Nachdenklich schweifte sein Blick über den Inhalt der Truhe. Da lagen Myrddins magischer Zauberstab, die silberne Schatulle, die den Ring in sich barg, der Mantel und zwei alte Karten. Er hob die Karten auf und betrachtete sie eingehend. Die Landschaft, die darauf eingezeichnet war, kannte er nicht. Und die wenigen Worte, die er auf ihnen finden konnte, waren in Cymraeg/ alt walisisch geschrieben. Der Sinn dahinter blieb ihm noch gänzlich verborgen und so legte er sie wieder beiseite. Stattdessen nahm er den schweren blauen Mantel und legte ihn sich um seine Schultern. Im gleichen Moment fühlte er eine unbändige Kraft in sich aufsteigen. Alte, ihm sehr bekannte Gefühle von unbezwingbarer Macht stiegen in ihm hoch. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Hatte der Mantel etwa ähnliche Kräfte wie das Amulett? Matthew war ganz fixiert darauf, dass, wenn er das Buch fand, er alle Informationen bekam, die er brauchte. Er musste es einfach nur finden. Vielleicht waren der Ring und der Mantel der Schlüssel dazu.

    Vorsichtig hängte er den Mantel über den alten Stuhl und öffnete die Schatulle mit dem Ring. Damals, als er die Truhe das erste Mal geöffnet hatte, hatte er weder den Ring noch den Mantel ausprobiert. Aber ein unbestimmtes Gefühl trieb ihn dazu, es jetzt zu versuchen. Also nahm er ihn aus der Schatulle, wickelte das Leinentuch, in das er gehüllt war auf, und steckte ihn sich an die rechte Hand. Plötzlich begannen sich seine Augen zu verändern und seine Sicht verschob sich völlig. Es war, als ob sich ein unsichtbarer Schleier über seine Augen legte, der alles seltsam verzerrte. Alles um ihn herum wirkte plötzlich so unwirklich und wie in Trance. Überrascht und ein wenig schwindlig nahm er ihn ab und setzte sich auf den Stuhl. Was war das? Er verstand die Magie nicht, die dem Ring innewohnte. Wozu sollte das gut sein? Eine solche Magie war ihm bisher unbekannt. Doch ihm war klar, dass er nicht aufgeben konnte, da Myrddin ja gesagt hatte, dass der Ring ebenso wie der Mantel, ihm bei der Suche helfen würden. Zumindest hatte er das so verstanden. Also versuchte er es noch einmal und steckte ihn an seinen Finger. Matthew versuchte, sich ganz auf seine Kraft zu konzentrieren und zu erspüren, wozu der Ring fähig war. Alles vor ihm verschwamm zusehends, doch er wollte diesmal nicht aufgeben und wartete ab, was geschehen würde. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Sicht plötzlich veränderte. Schlagartig sah er ganz plötzlich Myrddin vor sich, wie er auf seinem Stuhl am Schreibtisch saß und in ein Buch schrieb. Alles wirkte wie vor sehr langer Zeit, und das Mobiliar im Raum schien noch ganz neu und kaum benutzt zu sein. Auch Myrddin sah um vieles jünger aus als in seinem Traum. Da dämmerte es ihm langsam, wozu der Ring gemacht worden war. Ja, es konnte nicht anders sein! Um seinen Verdacht zu bestätigen, nahm er ihn abermals ab. Dann konzentrierte er sich auf das Buch, steckte ihn wieder an und wartete ab. Es dauerte wieder eine Weile, dann gab er ihm den Blick frei auf das, worauf er so gehofft hatte. Er beobachtete Myrddin, wie er einen Schutzzauber über ein schwarz gebundenes Buch legte, das daraufhin vor seinen Augen augenblicklich verschwand. Matthew merkte sich den Spruch und wartete weiter ab. Da nahm Myrddin den Mantel aus der Truhe, schwang ihn über seine Schultern und war urplötzlich gleichsam verschwunden. Er rieb sich die Augen, weil er dachte, er hätte etwas übersehen, doch alles blieb, wie es war. Matthew wurde bewusst, dass der Ring ihm nicht nur die Vergangenheit allgemein, sondern ihm stets das zeigte, woran er gerade dachte. Und wenn dem wirklich so war, dann konnte er vielleicht auch das Versteck der Schwarzmagier in Pembroke mit seiner Hilfe finden. Er besann sich ganz auf das Zeichen, das er in Pembroke damals gesehen hatte. Dann steckte er den Ring wieder an und wartete. Nach einer Weile klärte sich seine Sicht und er sah, wie drei Männer in lange weiße Mäntel gehüllt auf ihn zukamen. Sie murmelten einen Zauberspruch, worauf sich ein unsichtbares Tor öffnete, das sie mit sich fortriss. Sie blieben danach verschwunden und so nahm Matthew den Ring wieder ab. Seine Vermutung hatte sich bestätigt. Der Ring konnte ihm genau die Ereignisse aus der Vergangenheit zeigen, die er wollte. Matthew war ganz aufgeregt und zuversichtlicher als zuvor, einen Weg zu finden, wie er Paymon bekämpfen konnte. Er wusste natürlich, dass dies eine ganze Zeit dauern würde, sich all das Wissen anzueignen, aber dazu war er bereit. Denn letztendlich hing ihr Leben davon ab.

    Nachdem er alles wieder weggeräumt und wieder mit einem Schutzzauber belegt hatte, verließ er das Versteck Myrddins und machte sich auf den Heimweg.

    Daheim angekommen, empfing ihn schon Elisabeth mit sorgenvollem Blick. „Wo warst du denn so lange Matt? Ihr Unterton war nicht zu überhören. „Ich habe mir schon Sorgen gemacht! „Tut mir leid, Elisabeth, aber ich musste unbedingt herausfinden, ob etwas an dem Traum wahr ist, entgegnete ihr Matthew ein wenig schuldbewusst, weil er sie so lange allein gelassen hatte. „Aber, fügte er gleich hinzu, „ich denke, ich habe einen guten Weg gefunden. Er sah sie mit verheißungsvollem Blick an und lächelte ihr zu. Elisabeth sah ihn überrascht an. „Wirklich? „Ja, ich bin ganz zuversichtlich, sagte Matthew bestimmt und umfasste ihre Taille, um sie mit sich fortzuziehen. „Lass nur, das Pferd kann Jonathan in den Stall bringen. Komm mit, ich muss dir alles erzählen. Elisabeth ließ die Zügel los und folgte ihrem Mann ins Haus.

    Nachdem sie sich sorgsam vergewissert hatten, ob sie niemand beobachtete, verschwanden sie im Schlafzimmer und versperrten die Tür. „Jetzt komm schon, erzähl, sagte Elisabeth aufgeregt. Matthew grinste über das ganze Gesicht und sagte leise: „Du wirst es mir nicht glauben, was ich vorhin erlebt habe. Bestimmt erinnerst du dich an die Truhe in Myrddins Versteck oder? Elisabeth nickte. „Klar kenne ich die. Aber die Sachen hast du doch bis jetzt noch nie benutzt oder? „Ja, bis heute, sagte Matthew bedeutungsvoll. „Na komm schon, spann mich nicht auf die Folter, Matt, erzähle!, sagte Elisabeth sichtlich gereizt. Sie hoffte so sehr, dass Matt einen Weg gefunden hatte, sie vor Paymon zu schützen. Andernfalls hatten sie sehr bald schon das nächste Problem. Aber sie wusste noch nicht, wie sie es Matthew am schonendsten beibringen konnte. Sie wusste sehr genau, dass es momentan nicht sinnvoll war, ihn abzulenken. Deshalb hatte sie beschlossen, es ihm noch nicht zu sagen und auf einen günstigeren Zeitpunkt zu warten. Sie schwieg gespannt, als Matthew zu erzählen begann. „Also hör zu, begann er, „ich habe dir doch erzählt, dass ich von Myrddin geträumt habe. Er hatte einige Dinge darin erwähnt, die ich heute versucht habe herauszufinden. Anfangs war es ein wenig seltsam, aber ich habe nach mehrmaligen Versuchen mit seinem Ring herausgefunden, dass er mir bestimmte Ereignisse aus der Vergangenheit zeigen kann. Elisabeth starrte ihn ungläubig mit großen Augen an. „Wirklich? „Oh ja. Ich war selbst sehr überrascht, weil ich mit so was nie gerechnet hätte, aber es lässt sich nicht anders erklären, was ich gesehen habe, als ich ihn trug. Er erklärte ihr ganz genau bis ins Detail, was sich zugetragen hatte. Elisabeth bemerkte, dass er seit langer Zeit wieder voller Hoffnung war. Das gab auch ihr neuen Mut und Hoffnung, dass doch noch alles gut werden würde. Sie war sehr froh über diese Neuigkeiten. „Ich bin zuversichtlich, dass ich jetzt einen Weg finden werde, uns aus dieser grässlichen Misere zu befreien, Schatz, beendete Matthew seinen Bericht. „Das hoffe ich sehr Matt. Aber komm jetzt, du musst etwas essen, du Zauberlehrling, meinte sie scherzhaft und zwinkerte ihm belustigt zu. „Pah, von wegen Zauberlehrling, antwortete Matthew und spielte mit unterdrücktem Lächeln den Beleidigten „ich werde dir schon noch beweisen, dass ich viel mehr kann als du denkst. „Aber das weiß ich doch Schatz, ich wollte dich doch nur aufziehen damit, lachte sie. Sie zog ihn mit sich in die Küche und richtete ihm sein Abendbrot. Es war schon spät geworden und Matthew hatte vor lauter Wissbegierde nicht einmal bemerkt, wie sehr sein Magen nach Nahrung verlangte. An diesem Abend schliefen sie eng umschlungen ein und Matthew fand seine verdiente Ruhe.

    Das laute Geschrei einer Krähe riss ihn früh morgens aus dem Schlaf. Er rieb sich müde die Augen und bemerkte, dass Elisabeth noch schlief. Ganz leise, um sie nicht aufzuwecken, zog er sich eilig an und schloss hinter sich die Tür. Er schrieb ein paar Zeilen auf ein Blatt Papier, damit sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, wenn sie erwachte. Im ganzen Haus war es noch still und so huschte er leise in die Küche, aß eine Kleinigkeit und machte sich auf den Weg zum Stall. Sunday begrüßte ihn leise schnaubend und rieb ihre Nüstern an seinem Hals. „Na, meine Gute, hast du dich gut ausgeruht?" Er tätschelte ihren schlanken Hals, sattelte sie und führte sie aus dem Stall. Gekonnt schwang er sich auf ihren Rücken und trieb sie an. Sunday glitt auf leisen Hufen dahin, sodass niemand mitbekam, dass er Mangeniohood verließ. Bestimmt war Elisabeth nicht erfreut, dass er schon wieder weg war, aber sie wusste ja auch warum. Sunday galoppierte in hohem Tempo durch die Wälder. Kein Mensch war um diese Zeit unterwegs und so erreichten sie ungesehen den Felsen.

    „Merlinus ostende mihi secretum! Notam fac mihi viam, et aperuerit mihi aditus! Aperi mihi, quid in occulto! Solve velum! Matthew hob die Arme und der Felsen gab ihm abermals den Weg frei. „Lux! Begleitet von dem magischen Licht aus seiner Hand, stieg er die Treppe hinunter. Die Fackeln entzündeten sich und spendeten ihm Licht, als er in der Halle ankam. Schnurstracks ging er auf Myrddins Raum zu, hob seine Hand und rief: „Occulta te ostium apertum in me! Ostende mihi, secretum! Die Tür öffnete sich ächzend und gab ihm den Weg frei. Matthew öffnete mit dem Zauberspruch wie gehabt die Truhe, und nahm den Ring und den Mantel an sich. Er warf den Mantel über seine Schultern und schloss die goldene Spange, die am Kragen angebracht war. Dann wartete er gespannt ab. Aber nichts geschah, außer dass er diese unbändige Kraft wieder verspürte, die der Mantel barg. Er versuchte es mit einem Zauberspruch. „Dona mihi praesidium! Dona mihi magicae potentiae tuae! Matthew sah sich um und konnte keine Veränderung erkennen. „Seltsam, dachte er. Etwas irritiert steckte er den Ring auf seinen rechten Ringfinger. Plötzlich riss ihn etwas fort und er fand sich unmittelbar in Pembroke vor den Steinen hockend wieder. „Was in aller Welt,…er konnte nicht erkennen, was genau passiert war, da er die mächtige Magie des Mantels noch nicht wirklich begriff. Bis jetzt hatte er ja nur in der Vision von Myrddin gesehen, dass dieser damit plötzlich verschwunden war, ohne auch nur ein Wort auszusprechen. Er besah die Steine, die reihum vor ihm lagen, und grübelte. Der Ring hatte ihm die Vergangenheit gezeigt, aber mit dem Mantel konnte er offenbar selbst dorthin reisen. Schnell wurde ihm klar, dass der Mantel in Verbindung mit dem Ring, ihm Möglichkeiten eröffnen würde, an die er nicht einmal im Traum gewagt hatte zu denken.

    Theoretisch konnte er nun an jedem erdenklichen Ereignis im Lauf der Geschichte teilnehmen. Matthew dachte da vor allem an seine eigene Familiengeschichte. Auf diese Weise konnte er sicherlich bei Weitem mehr herausfinden, als er je gehofft hatte.

    Er versuchte nun, das zweite Tor zu erreichen, in dem er die drei Männer verschwinden hatte sehen. Er sprach den Zauberspruch nach, den auch sie benutzt hatten. „Et incipit occultatum viam tuam. Tres enim sunt duo duo unum sint, sicut! Kaum ausgesprochen, riss ihn abermals etwas fort und zog ihn mit heftiger Kraft in eine dunkle Kammer aus Stein, die weit unter der Erde zu liegen schien. Er sah absolut nichts, in dieser abgrundtiefen Dunkelheit, sodass er sein magisches Licht benötigte, um etwas erkennen zu können. „Lux! Der Lichtkegel, der seiner Hand entsprang, beleuchtete hell die Kammer, und sein Blick fiel sofort auf ein Zeichen, das ihm wohlbekannt war. Es war dasselbe, welches er oben bei den Steinen gesehen hatte. Dieses merkwürdige X mit einem kleinen Haken an der rechten Seite. Was es bedeutete, wusste er jedoch nicht zu sagen. Es prangte in roter Farbe an der Wand gleich am Eingang, wenn man den Raum betrat. Sein Blick schweifte durch den kleinen Raum, der sehr grob behauen war. Langsam schritt er durch den Bogengang, der weiter nach hinten führte. Er mündete in einem weiteren, etwas größeren Raum, in dem nichts zu sehen war, als die kahlen Steinmauern. Verwundert sah Matthew sich um und stand vor der Wand am Ende des Raumes. Was nun? Nirgends waren Anhaltspunkte zu entdecken, dass es hier noch eine weitere Tür oder andere Räume gab. Er drehte sich zur Wand und legte instinktiv seine Hand darauf.

    Plötzlich schob sich vor ihm die steinerne Wand zur Seite und eröffnete ihm den Weg in eine große Kammer. Matthew trat hindurch und sah überrascht, dass hier verteilt auf vielen Holzregalen, die unterschiedlichsten Gewänder aus verschiedenen Epochen, fein säuberlich geordnet lagen. Man hatte fast den Eindruck, als wäre man in die Requisitenkammer eines Theaters gelangt. Aber wozu hatte man diese Sachen hier gesammelt? Waren es nur Überbleibsel aus den verschiedenen Zeitaltern? Oder hatte es damit eine ganz besondere Bewandtnis?

    Matthew trat an eines der Regale näher heran und musterte eingehend, die glänzend silberne Rüstung, die hier lag. Auf dem Brustpanzer war noch ein roter Löwe zu erkennen, der schon ein wenig verblasst war. Daneben lagen alte, schwere, eiserne Waffen, die auch schon bessere Tage gesehen hatten. Als er nach einem langen Schwert mit einer seltsamen Inschrift greifen wollte, hörte er plötzlich Stimmen. Matthew erschrak fast zu Tode. Er versteckte sich blitzschnell hinter einem der Regale, das bis obenhin voll mit Gewändern bepackt war. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und sein Blut pochte wild in seinen Adern. Er wusste, dass er keine Möglichkeit hatte, hier ungesehen zu entkommen.

    „Hole uns die Kleidung der Templer, Namtar! Und beeile dich! Wir müssen sofort wieder zurückkehren! Das muss um jeden Preis verhindert werden!"

    „Ja sofort, Herr."

    Matthew zuckte erschrocken zusammen, als er Paymons Stimme vernahm, die durch den Gang hallte wie ein Donnergrollen. Namtar? Sein Großvater war also bei Paymon und noch am Leben? Niemand hatte mehr etwas von ihm gehört oder gesehen, seit der Sonnenwende in Stonehenge. Manch einer vermutete, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilte. Obwohl Matthew das immer bezweifelt hatte. Und jetzt verbrachte er, wohl offensichtlich sein Leben, als unterwürfiger Speichellecker von Paymon, den er einst hatte stürzen wollen, mit seiner Hilfe. Doch die weitaus größere Frage, die ihn nun beschäftigte, war, wann waren Paymon und Namtar hier? In welcher Zeit war er überhaupt hier gelandet? Oder lag das, was er hier sah, etwa schon viel länger zurück? Er wusste es nicht zu sagen. Das Ganze war noch sehr irritierend für ihn, doch er hatte jetzt keine Sekunde Zeit, um eingehender darüber nachzudenken. Die Gefahr, die hinter dem Gang auf ihn lauerte, war zu groß. Matthew lauschte angespannt den Schritten, die auf ihn zukamen. Was, wenn er ihn entdecken würde? Er wusste ganz genau, dass er im Moment noch nicht soweit war, Paymon zu bekämpfen. Dafür brauchte es noch viel mehr, als er bis jetzt konnte. Er würde mit großer Wahrscheinlichkeit gnadenlos unterliegen und vernichtet werden. Das Klappern der Schuhe, die auf ihn zukamen, wurde immer lauter. Matthew hielt den Atem an, als er hörte, wie sich die Wand öffnete. Namtar durfte ihn auf keinen Fall hier entdecken, sonst wäre alles mit einem Schlag vorbei, und er konnte Elisabeth nicht mehr schützen. Er erstarrte in hockender Stellung hinter dem Regal und wartete. Namtar kam auf ihn zu und schob ein Regal zur Seite, um an das Hintere zu gelangen. Er wühlte in den Sachen, die darauf lagen, und griff sich zwei Kettenhemden samt weißem Überwurf, die mit einem roten Kreuz auf der Brust versehen waren. Dazu noch zwei lange Schwerter mit goldenem Griff.

    Als er sich schon auf den Rückweg machen wollte, hielt er plötzlich inne. Namtar spürte förmlich, dass etwas nicht in Ordnung war. Er hatte das eindringliche Gefühl, dass er beobachtet wurde. Aber er konnte niemanden sehen. Seine schmalen hinterlistigen Augen wanderten durch das Halbdunkel. Um seinen Verdacht, dass sich hier jemand unerlaubt aufhielt, zu überprüfen, wandte er den Zauberspruch an, der den vermuteten Eindringling enttarnen sollte. „Arată-te! Velum dissolve!" Aber nichts rührte sich. Abwartend und hoch angespannt stand er da, mit den Sachen in seinen Händen. Sie konnten sich unerwartete Zwischenfälle nicht leisten. Die Zeit drängte.

    Matthews Herz war fast stehen geblieben, als sein Großvater das Regal zur Seite geschoben hatte. Er stand nun genau einen knappen halben Meter vor ihm. Wenn er sich nur einige Zentimeter vorwärtsbewegte, würde er ihn unweigerlich berühren. Aber warum konnte er ihn nicht sehen? Und warum hatte Namtars Zauberspruch ihn nicht enttarnt? Es schien, als hätte der Mantel wesentlich stärkere Zauberkräfte, die solche Sprüche wirkungslos machten. Wie erstarrt hockte er da und wartete.

    Namtar warf noch einmal einen scharfen Blick ringsum, dann wandte er sich der

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