Das Traumpaar: Der kleine Fürst 260 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Eberhard Hagedorn sah dem kleinen Fürsten nach, wie er langsam die Treppe hinaufging, während Togo bereits oben stand und auf ihn wartete. Armer Junge, dachte der alte Butler nicht zum ersten Mal. Christian von Sternberg, zukünftiger Fürst – und seit über einem Jahr Vollwaise. Er schlug sich gut, aber es gab düstere Tage, an denen er es schwer hatte. Und wenn er dann noch, wie in dieser Nacht, geträumt hatte, dass seine Eltern noch lebten, musste das Erwachen furchtbar sein. Als Christian mit seinem jungen Boxer verschwunden war, machte Eberhard Hagedorn Anstalten, das Hauptportal von Schloss Sternberg zu schließen und die Alarmanlage wieder einzuschalten, doch ein Geräusch weckte seine Aufmerksamkeit und ließ ihn innehalten. Er lauschte. War das nicht ein Motor? Zunächst traute er seinem Gehör nicht, aber die mondhelle Nacht war still, und nach einigen Sekunden konnte kein Zweifel mehr bestehen: Ein Auto näherte sich. Offenbar war es ein altes Auto, er hörte es am Motorengeräusch, außerdem schien der Auspuff nicht in Ordnung zu sein. Sofort dachte er an Konrad, der an diesem Abend mit seiner Freundin Charlotte ausgegangen war, die beiden allein, was Seltenheitswert hatte. Meistens blieben die Sternberger Teenager zusammen, und da die beiden Jungen Freundinnen hatten und Konrads Schwester Anna einen Freund, waren sie in der Regel zu sechst unterwegs. Aber Konrad und Charlotte hatten etwas ganz Besonderes zu feiern gehabt und deshalb zu zweit ausgehen wollen. Sie hatten es sogar abgelehnt, von Per Wiedemann in der Limousine gefahren zu werden. Also war Konrad den Sternberg hinuntergelaufen, hatte unten im Ort den Bus genommen und war damit zu Charlotte gefahren, um sie abzuholen. Ganz so, wie es jeder normale Siebzehnjährige machte, das gefiel Eberhard Hagedorn. Abgehoben waren sie nicht, die Teenager aus dem Sternberger Schloss. Er konnte das Auto jetzt sehen. Es war alt und klapprig, wie er es vermutet hatte, und schien sogar Schwierigkeiten mit dem letzten steilen Anstieg zu haben. Oder fuhr der Fahrer aus anderen Gründen so langsam?
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Das Traumpaar - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 260 –
Das Traumpaar
Viola Maybach
Eberhard Hagedorn sah dem kleinen Fürsten nach, wie er langsam die Treppe hinaufging, während Togo bereits oben stand und auf ihn wartete. Armer Junge, dachte der alte Butler nicht zum ersten Mal. Christian von Sternberg, zukünftiger Fürst – und seit über einem Jahr Vollwaise. Er schlug sich gut, aber es gab düstere Tage, an denen er es schwer hatte. Und wenn er dann noch, wie in dieser Nacht, geträumt hatte, dass seine Eltern noch lebten, musste das Erwachen furchtbar sein.
Als Christian mit seinem jungen Boxer verschwunden war, machte Eberhard Hagedorn Anstalten, das Hauptportal von Schloss Sternberg zu schließen und die Alarmanlage wieder einzuschalten, doch ein Geräusch weckte seine Aufmerksamkeit und ließ ihn innehalten. Er lauschte. War das nicht ein Motor? Zunächst traute er seinem Gehör nicht, aber die mondhelle Nacht war still, und nach einigen Sekunden konnte kein Zweifel mehr bestehen: Ein Auto näherte sich. Offenbar war es ein altes Auto, er hörte es am Motorengeräusch, außerdem schien der Auspuff nicht in Ordnung zu sein.
Sofort dachte er an Konrad, der an diesem Abend mit seiner Freundin Charlotte ausgegangen war, die beiden allein, was Seltenheitswert hatte. Meistens blieben die Sternberger Teenager zusammen, und da die beiden Jungen Freundinnen hatten und Konrads Schwester Anna einen Freund, waren sie in der Regel zu sechst unterwegs.
Aber Konrad und Charlotte hatten etwas ganz Besonderes zu feiern gehabt und deshalb zu zweit ausgehen wollen. Sie hatten es sogar abgelehnt, von Per Wiedemann in der Limousine gefahren zu werden. Also war Konrad den Sternberg hinuntergelaufen, hatte unten im Ort den Bus genommen und war damit zu Charlotte gefahren, um sie abzuholen. Ganz so, wie es jeder normale Siebzehnjährige machte, das gefiel Eberhard Hagedorn. Abgehoben waren sie nicht, die Teenager aus dem Sternberger Schloss.
Er konnte das Auto jetzt sehen. Es war alt und klapprig, wie er es vermutet hatte, und schien sogar Schwierigkeiten mit dem letzten steilen Anstieg zu haben. Oder fuhr der Fahrer aus anderen Gründen so langsam?
Einen Moment lang fragte er sich, ob es nicht klüger wäre, das Portal zu schließen und von einem der Fenster aus zu beobachten, wer aus dem Wagen stieg. Man konnte schließlich nie wissen. Andererseits: Wer hier heraufkam, zu dieser späten Stunde, musste einen Grund dafür haben und wäre er in finsterer Absicht gekommen, hätte er gewiss ein leiseres Fahrzeug gewählt.
Der Wagen war jetzt so nahe und die Nacht so hell, dass er zumindest erkennen konnte, dass der Fahrer nicht allein im Wagen saß. Er kniff die Augen zusammen, aber es nützte nichts, mehr konnte er nicht sehen. Er würde warten müssen, bis das Auto hielt und die Leute ausstiegen.
Wenige Augenblicke später war es so weit. Der Wagen kam direkt vor dem Hauptportal zum Stehen. Die Tür auf der Fahrerseite wurde langsam geöffnet, ein Mann stieg aus, offensichtlich unter Schmerzen. Als er sich aufrichtete und Eberhard Hagedorn direkt ansah, erschrak dieser: Der Mann war übel zugerichtet.
Bevor er etwas sagen konnte, wurde nun auch die Tür auf der Beifahrerseite geöffnet, und eine bekannte Stimme fragte: »Wieso sind Sie mitten in der Nacht wach, Herr Hagedorn?«
»Baron Konrad!«, rief Eberhard Hagedorn bestürzt. Er eilte die paar Stufen hinunter auf Konrad zu, der sich mühsam und unter sichtlichen Schmerzen aus dem Wagen quälte. Sein Gesicht sah nicht weniger schlimm aus als das des Fahrers, der bereits eine der hinteren Türen geöffnet hatte.
»Charly kann nicht laufen«, sagte Konrad. »Sie hat es am schlimmsten erwischt. Wir … wir müssen sie tragen.«
»Ich mache das«, erklärte Eberhard Hagedorn. »Sie beide gehen bitte schon ins Schloss, ich bin gleich bei Ihnen.«
Aber sowohl der verletzte Mann als auch Konrad blieben stehen, wobei Konrad sich am Wagendach abstützen musste. Als Eberhard Hagedorn die hintere Wagentür auf der Beifahrerseite öffnete und Charlotte sah, die auf der Rückbank lag, erschrak er erst richtig. Es war schlimmer, als er gedacht hatte.
»Sie braucht einen Arzt«, sagte er.
Konrad nickte nur. Der Fahrer des Wagens begann, das Mädchen vorsichtig aus dem Wagen zu heben. Konrad wollte ihm helfen, aber ihm knickten die Beine weg, so dass er stehen blieb.
Eberhard Hagedorn erkannte, dass dies nicht der richtige Moment war, um Fragen zu stellen, hier war rasche Hilfe gefragt. Er half dem Mann, behutsam hoben sie das Mädchen aus dem Auto und trugen es die wenigen Stufen zum Hauptportal hinauf. Konrad schaffte es kaum, ihnen zu folgen.
»Wir gehen erst einmal in den Grauen Salon«, schlug Eberhard Hagedorn vor. »Dann wecke ich Ihre Eltern, Baron Konrad – und Herrn Wiedemann. Er muss Sie sofort in die Klinik bringen.«
Der Unbekannte hatte bis jetzt noch kein Wort gesagt, aber es war ja offensichtlich, dass von ihm keine Gefahr ausging, und so bat Eberhard Hagedorn, sobald sie Charlotte auf eins der Sofas gelegt hatten: »Setzen Sie sich bitte und warten Sie einen Moment, ich hole Ihnen zuerst einmal etwas zu trinken.«
Charlotte öffnete kurz die Augen, sah ihn an, stieß ein leises Stöhnen aus und schloss die Augen wieder.
Er eilte in die Küche, füllte einen großen Krug mit Wasser, einen weiteren mit Zitronenlimonade, stellte dazu drei Gläser auf ein Tablett und kehrte in den Salon zurück.
»Bitte, trinken Sie.«
Konrad und der Mann griffen dankbar zu, Charlotte rührte sich erst, als Konrad sie leise ansprach und ihr ein Glas an die Lippen hielt. Aber sie drehte den Kopf zur Seite, sie wollte nichts trinken.
Endlich sagte der Mann: »Entschuldigen Sie bitte, dass ich mich jetzt erst vorstelle. Mein Name ist Fritz Müller. Ich sah, wie Charlotte und Konrad von sieben Vermummten angegriffen wurde.«
»Er hat uns gerettet«, erklärte Konrad und setzte mit Stolz in der Stimme hinzu: »Gemeinsam haben wir sie in die Flucht geschlagen, zu dritt, während sie zu siebt waren!«
Gerne hätte Eberhard Hagedorn noch mehr gehört, doch erst einmal musste er die Herrschaften wecken, in der Klinik anrufen und Herrn Wiedemann Bescheid sagen. Aber bevor er den Salon erneut verlassen konnte, hörte er den kleinen Fürsten fragen: »Was ist denn mit euch passiert?« Christian stand mit Togo an der Tür des Salons. Natürlich, er war ja auch noch wach gewesen.
»Wir sind überfallen worden«, antwortete Konrad. »Von der ›Bande der Vermummten‹.«
Eberhard Hagedorn verließ den Salon, obwohl er lieber geblieben wäre, um weitere Einzelheiten zu erfahren. Er weckte Baronin Sofia und Baron Friedrich, anschließend benachrichtigte er Per Wiedemann, den jungen Chauffeur, dass er noch einmal gebraucht wurde. Den Anruf in der Klinik wollte der Baron selbst übernehmen, sobald er sich einen Überblick verschafft hatte.
Die Einzige, die alles verschlief, war Anna, und niemand dachte daran, sie zu wecken. Später würde sie ihrer Familie bittere Vorwürfe machen, weil man sie vergessen hatte.
Als Sofia und Friedrich unten waren, hatte Eberhard Hagedorn Zeit, Verbandsmaterial und Jod zu holen, dazu Kühlkissen