Alarm: Eine Blondine greift an!: Der kleine Fürst 156 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Baron Friedrich von Kant war so weiß wie die Wand, als er nach dem Telefon griff. »Herr Hagedorn?«, fragte er. Nur mit Mühe konnte er verhindern, dass seine Stimme zitterte.
»Guten Tag, Herr Baron«, antwortete sein langjähriger Butler Eberhard Hagedorn, der sich bereits seit Wochen in der Gewalt von Entführern befand. Er hörte sich an wie immer, Baron Friedrich konnte es kaum fassen: Die Stimme ruhig und gelassen, ohne das geringste Anzeichen von Panik, Unruhe oder Verzweiflung. »Es tut mir leid, Ihnen Ungelegenheiten bereiten zu müssen.«
»Ich bitte Sie, Herr Hagedorn!« Friedrich versagte beinahe die Stimme. Dass sich der alte Butler auch noch entschuldigte, führte ihm die Absurdität der Situation noch deutlicher vor Augen und machte ihm seine eigene Hilflosigkeit noch klarer. Was konnte er schon tun? Was konnte die ganze Familie tun?
Bis jetzt war es der Polizei, die sie natürlich sofort eingeschaltet hatten, nicht gelungen, die Entführer festzunehmen und Eberhard Hagedorn zu befreien. Immerhin wussten sie aber seit dem vergangenen Tag, wo er festgehalten wurde: Die Wohnung befand sich in einem heruntergekommenen Mietshaus am Rande von Kaiserslautern und sollte gestürmt werden, sobald die Polizei sich einen genauen Überblick über den Stand der Dinge verschafft hatte. So nah war sie den Entführern zwar schon einmal gewesen, um dann doch zu spät zu kommen, aber an einen zweiten Misserfolg dieser Art wollte niemand auch nur denken.
Eberhard Hagedorns Stimme riss den Baron aus seinen Gedanken. »Es geht um die nächste Geldübergabe. Sie soll noch einmal in Saarbrücken stattfinden. Deponieren Sie das geforderte Geld am
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Alarm - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 156–
Alarm: Eine Blondine greift an!
und Lena von Weidenfels erlernt die Eifersucht
Viola Maybach
Baron Friedrich von Kant war so weiß wie die Wand, als er nach dem Telefon griff. »Herr Hagedorn?«, fragte er. Nur mit Mühe konnte er verhindern, dass seine Stimme zitterte.
»Guten Tag, Herr Baron«, antwortete sein langjähriger Butler Eberhard Hagedorn, der sich bereits seit Wochen in der Gewalt von Entführern befand. Er hörte sich an wie immer, Baron Friedrich konnte es kaum fassen: Die Stimme ruhig und gelassen, ohne das geringste Anzeichen von Panik, Unruhe oder Verzweiflung. »Es tut mir leid, Ihnen Ungelegenheiten bereiten zu müssen.«
»Ich bitte Sie, Herr Hagedorn!« Friedrich versagte beinahe die Stimme. Dass sich der alte Butler auch noch entschuldigte, führte ihm die Absurdität der Situation noch deutlicher vor Augen und machte ihm seine eigene Hilflosigkeit noch klarer. Was konnte er schon tun? Was konnte die ganze Familie tun?
Bis jetzt war es der Polizei, die sie natürlich sofort eingeschaltet hatten, nicht gelungen, die Entführer festzunehmen und Eberhard Hagedorn zu befreien. Immerhin wussten sie aber seit dem vergangenen Tag, wo er festgehalten wurde: Die Wohnung befand sich in einem heruntergekommenen Mietshaus am Rande von Kaiserslautern und sollte gestürmt werden, sobald die Polizei sich einen genauen Überblick über den Stand der Dinge verschafft hatte. So nah war sie den Entführern zwar schon einmal gewesen, um dann doch zu spät zu kommen, aber an einen zweiten Misserfolg dieser Art wollte niemand auch nur denken.
Eberhard Hagedorns Stimme riss den Baron aus seinen Gedanken. »Es geht um die nächste Geldübergabe. Sie soll noch einmal in Saarbrücken stattfinden. Deponieren Sie das geforderte Geld am Donnerstagabend um zwanzig Uhr in folgendem Parkhaus …«
Hastig kritzelte der Baron die Anweisungen mit, obwohl er wusste, dass das Gespräch von den beiden Abhörspezialisten der Polizei aufgenommen wurde, die sich in einem abgelegenen Salon von Schloss Sternberg mit ihren Apparaten eingerichtet hatten. Aber er war so nervös, dass es ihn beruhigte, seine rechte Hand zu beschäftigen. Am Donnerstag also, in einem Parkhaus.
»Entfernen Sie sich aus dem Parkhaus, sobald Sie das Geld deponiert haben und kehren Sie zu Ihrem Wagen zurück, den Sie zuvor an folgendem Ort abgestellt haben …«
Wieder folgte eine präzise Anweisung, die der Baron notierte. »Und wo werden Sie sein?«, fragte er.
»Ich hoffe, dass ich bei Ihrem Wagen auf Sie warten kann, Herr Baron.«
»Geht es Ihnen gut, Herr Hagedorn? Bitte, ich muss das wissen …«
»Es geht mir sehr gut, Herr Baron, machen Sie sich bitte um mich keine Sorgen.«
Ein Geräusch war zu hören, dann sagte die verstellte Stimme, die Friedrich schon von vorherigen Anrufen kannte, in barschem Ton: »So, das reicht jetzt. Halten Sie sich an die Anweisungen und lassen Sie die Polizei aus dem Spiel, sonst ist er dran.« Nach dieser letzten Drohung war die Leitung tot.
Der Baron blickte auf. Jannik Weber, der junge Mann, der Eberhard Hagedorn vertrat, hatte das Gespräch ins Büro durchgestellt, aber längst war er nicht mehr allein. Die ganze Familie hatte die Bibliothek verlassen, in der sie vorher zusammengesessen hatten, und sich um ihn herum versammelt: seine Frau, Baronin Sofia, ihre Kinder Konrad und Anna, sowie Christian von Sternberg, Sofias Neffe, der seit dem tragischen Unfalltod seiner Eltern im vergangenen Jahr ihr drittes Kind war.
Auch ihre Gäste hatten sich eingefunden: Ursula von Kaldenow mit ihrer Enkelin Christina, deren Aussage den Ermittlern erst den entscheidenden Durchbruch ermöglicht hatte, sowie Carl von Sternitz, der junge Polizist aus Kaiserslautern, der sich in Christina verliebt hatte. Und auch Kriminalrat Volkmar Overbeck stand an der Tür. Er leitete die Ermittlungen in Sternberg und war wegen zahlreicher Rückschläge in diesem Fall schon mehrmals kurz davor gewesen, den Dienst zu quittieren.
»Zu meinen Kollegen!«, sagte er jetzt. »Wir alle möchten hören, was Herr Hagedorn gesagt hat, denke ich.«
Der Baron nickte. Er war froh, dass von ihm nicht verlangt wurde, das Gespräch wiederzugeben, denn noch immer fühlte er sich, als hätte er soeben in einen Abgrund geblickt.
Sie begaben sich also geschlossen zu dem kleinen Salon, in dem die Abhörspezialisten saßen. Diese hatten offenbar bereits auf sie gewartet. Als alle sich in den Salon gedrängt hatten, spielte einer der Beamten das Band ab, und jetzt sah Friedrich, wie der Schock, Eberhard Hagedorns Stimme zu hören, auch die anderen Mitglieder seiner Familie traf.
Anna, die Dreizehnjährige, fing an zu weinen. Konrad, drei Jahre älter als seine Schwester, biss sich so heftig auf die Unterlippe, dass sie anfing zu bluten. Christian, seit dem Tod seiner Eltern ohnehin eher ernst und nachdenklich, wurde blass, während Sofia kurz die Augen schloss. Selbst die Gäste, die den alten Butler nicht oder kaum kannten, reagierten bewegt.
»Noch einmal?«, fragte der Beamte.
»Ja, bitte«, antwortete der Kriminalrat.
Wieder lauschten sie der ruhigen Stimme des alten Butlers, der sich kein Zögern erlaubte, keine Unsicherheit, keinen noch so dezenten klagenden Unterton. Er sprach, wie er immer sprach, und das machte es, in gewissem Sinne, noch schlimmer. Sie alle fragten sich, wie viel Mühe ihn das gekostet haben mochte, denn nach wochenlanger Geiselhaft war es schier unmöglich, dass es ihm gut ging.
»Wir stürmen die Wohnung in Kaiserslautern auf jeden Fall vor dem Termin der Geldübergabe«, sagte Volkmar Overbeck in die nach dem zweiten Abspielen der Aufnahme entstandene Stille hinein. »Unser verdeckter Ermittler in Kaiserslautern hat mittlerweile Verstärkung bekommen, weil er allein die Wohnung nicht mehr rund um die Uhr im Auge behalten kann. Außerdem sind bereits etliche unserer Leute vor Ort, weitere werden folgen. Wir müssen ja sicherstellen, dass die Entführer das Haus nicht unbemerkt über irgendeinen Hinterausgang verlassen. Wenn die nächste Geldübergabe am Donnerstag sein soll, bleiben uns hoffentlich noch ein paar Tage Zeit zur Vorbereitung.« Er unterbrach sich. »Es wird ein Sondereinsatzkommando geben, ich muss das ausführlich mit meinen Leuten besprechen.«
Baron Friedrich ging zu seiner Tochter und schloss sie in die Arme. Ihre Augen waren wieder trocken, aber sie sah so niedergeschlagen aus, dass er sie leise fragte: »Was ist denn, Anna?«
»Herr Hagedorn ist so tapfer«, erwiderte sie. »Er spricht wie immer, so, als wäre überhaupt nichts geschehen. Und dann entschuldigt er sich auch noch, weil er uns Ungelegenheiten bereitet hat. Ich will, dass er endlich wiederkommt.«
»Das wollen wir alle, Anna, und du hast es ja gehört: Die Wohnung wird auf jeden Fall vor dem nächsten Donnerstag gestürmt.«
»Aber …«, begann Anna, bevor sie wieder verstummte.
Er wusste, was sie hatte sagen wollen. Es war vieles schiefgegangen in diesem Fall. Schon mehrfach hatte die Polizei kurz vor einem Erfolg gestanden und war dann doch gescheitert. Zwar war jetzt bekannt, in welcher Wohnung Eberhard Hagedorn festgehalten wurde, aber das hieß noch lange nicht, dass es auch gelingen würde, ihn zu befreien. Kampflos würden sich die Entführer gewiss nicht ergeben, zumal zu