Die Schöne und der Kommissar: Der kleine Fürst 151 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Die ganze Familie war im grauen Salon von Schloss Sternberg versammelt, alle lauschten mit angehaltenem Atem der verzerrten und verstellten Erpresserstimme. Der Sternberger Butler Eberhard Hagedorn war einige Tage zuvor entführt würden, der Anruf war, wie schon der vorige, von der Polizei aufgezeichnet worden. Eine Sondereinheit hatte sich mit ihrer technischen Ausrüstung in einem anderen Salon des Schlosses eingerichtet, um die Anrufe zu orten, das war jedoch bis jetzt nicht gelungen. Auch die erste Geldübergabe war gescheitert: Baron Friedrich von Kant war pünktlich mit den verlangten fünf Millionen Euro am vereinbarten Ort gewesen, beobachtet von zahlreichen im Wald versteckten Polizisten, aber niemand war erschienen, um das Geld abzuholen.
Der fünfzehnjährige Prinz Christian von Sternberg hatte den Salon als Letzter betreten, er war auf dem Familienfriedhof gewesen, um seinen Eltern einen Besuch abzustatten. Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg waren im vergangenen Jahr bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Seitdem ging der Junge jeden Tag zu dem kleinen Hügel am Rande des Schlossparks, auf dem sie ihre letzte Ruhe gefunden hatten.
Bei der Rückkehr ins Schloss war Christian von Jannik Weber, einem neunzehnjährigen jungen Mann aus dem Ort, den Eberhard Hagedorn eigentlich zum Butler hatte ausbilden wollen, mit den Worten empfangen worden: »Die Entführer haben wieder angerufen.«
Janniks erster Arbeitstag im Schloss war bisher Eberhard Hagedorns letzter gewesen, nun vertrat der Junge den Älteren, so gut es ihm möglich war. Er hatte noch viel zu lernen, aber er besaß eine schnelle Auffassungsgabe und den unbedingten Willen, keinen Fehler zweimal zu begehen.
Christian setzte sich
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Buchvorschau
Die Schöne und der Kommissar - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 151–
Die Schöne und der Kommissar
Unfall, Geld und große Liebe
Viola Maybach
Die ganze Familie war im grauen Salon von Schloss Sternberg versammelt, alle lauschten mit angehaltenem Atem der verzerrten und verstellten Erpresserstimme. Der Sternberger Butler Eberhard Hagedorn war einige Tage zuvor entführt würden, der Anruf war, wie schon der vorige, von der Polizei aufgezeichnet worden. Eine Sondereinheit hatte sich mit ihrer technischen Ausrüstung in einem anderen Salon des Schlosses eingerichtet, um die Anrufe zu orten, das war jedoch bis jetzt nicht gelungen. Auch die erste Geldübergabe war gescheitert: Baron Friedrich von Kant war pünktlich mit den verlangten fünf Millionen Euro am vereinbarten Ort gewesen, beobachtet von zahlreichen im Wald versteckten Polizisten, aber niemand war erschienen, um das Geld abzuholen.
Der fünfzehnjährige Prinz Christian von Sternberg hatte den Salon als Letzter betreten, er war auf dem Familienfriedhof gewesen, um seinen Eltern einen Besuch abzustatten. Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg waren im vergangenen Jahr bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Seitdem ging der Junge jeden Tag zu dem kleinen Hügel am Rande des Schlossparks, auf dem sie ihre letzte Ruhe gefunden hatten.
Bei der Rückkehr ins Schloss war Christian von Jannik Weber, einem neunzehnjährigen jungen Mann aus dem Ort, den Eberhard Hagedorn eigentlich zum Butler hatte ausbilden wollen, mit den Worten empfangen worden: »Die Entführer haben wieder angerufen.«
Janniks erster Arbeitstag im Schloss war bisher Eberhard Hagedorns letzter gewesen, nun vertrat der Junge den Älteren, so gut es ihm möglich war. Er hatte noch viel zu lernen, aber er besaß eine schnelle Auffassungsgabe und den unbedingten Willen, keinen Fehler zweimal zu begehen.
Christian setzte sich zu den anderen an den Tisch und lauschte wie sie der blechernen Stimme: »Halten Sie sich von jetzt an die Abmachung: Keine Polizei, sonst geht es Ihrem Butler schlecht. Fahren Sie am Sonntag um sieben Uhr morgens los, Richtung Habelbacher Brücke. Nehmen Sie Ihr Handy mit und lassen Sie es eingeschaltet.«
Der Beamte schaltete die Bandaufnahme aus. »Das war’s«, sagte er. »Möchten Sie es noch einmal hören?«
Baron Friedrich schüttelte müde den Kopf. »Nein, vielen Dank, ich glaube, das reicht.«
Der Beamte nickte und zog sich zurück. Zunächst sagte niemand ein Wort, bis Christian schließlich fragte: »Sie haben also gemerkt, dass du nicht allein im Wald warst, Onkel Fritz.«
Kriminalrat Volkmar Overbeck, der die Ermittlungen leitete und den die Familie seit Langem kannte, war im Salon geblieben. Er sagte: »Ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen, aber sie müssen irgendwie misstrauisch geworden sein. Oder sie hatten von Anfang an nicht vor, das Geld gleich beim ersten Termin abzuholen. Wer weiß das schon?«
Der Baron sah seine Frau an, Baronin Sofia. Sie war Christians Tante, seine Mutter Elisabeth war ihre Schwester gewesen. »Was meinst du?«, fragte er, während er liebevoll nach ihrer Hand griff.
Sie war sehr blass, in ihren Augen standen Tränen. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie leise. »Ich weiß nur, dass Herr Hagedorn immer noch in ihrer Gewalt ist. Er muss doch denken, dass wir ihn im Stich lassen.«
»Mit Verlaub, Frau von Kant, das denkt er sicher nicht«, widersprach der Kriminalrat lebhaft. »Herr Hagedorn ist ein kluger Mann, er verfügt über sehr viel Lebenserfahrung. Ich bin sicher, dass er seine Situation schon genau analysiert hat und sich ziemlich genau vorstellen kann, was hier im Augenblick los ist.«
»Aber was machen wir denn jetzt?« Diese Frage kam von Anna von Kant, der dreizehnjährigen Tochter von Sofia und Friedrich. Ihr drei Jahre älterer Bruder Konrad sprang ihr sofort bei, indem er die Frage aufgriff: »Das möchte ich auch gern wissen.«
»Ich fahre am Sonntag mit dem Geld zu der Brücke«, erklärte der Baron ohne zu zögern. »Was denn sonst?«
Sofia wurde bei diesen Worten noch ein wenig blasser. »Die ganze Angst um dich noch einmal«, sagte sie leise. »Das ist wie Folter, Fritz, hier zu sitzen, zu bangen, zu hoffen, zu warten – und nichts tun zu können.«
»Ich sehe aber keine andere Möglichkeit«, erklärte der Baron. »Es gibt ja noch keine Spur, wo die Entführer Herrn Hagedorn gefangen halten, also werde ich fahren müssen. Oder sehen Sie das anders, Herr Overbeck?«
Der Kriminalrat schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, leider nicht. Ich wäre froh, ich könnte Ihnen eine andere Antwort geben, doch was Sie sagen, entspricht den Tatsachen: Es gibt keine Spur zu dem Versteck von Herrn Hagedorn. Wenn wir ihn also retten wollen, müssen Sie sich noch einmal auf den Weg machen, Herr von Kant.«
Jannik erschien an der Tür, er räusperte sich leise, wie es auch Eberhard Hagedorn oft getan hatte. »Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken bringen?«, fragte er.
»Ich hätte gern noch Tee«, antwortete die Baronin.
Die anderen schlossen sich an, woraufhin Jannik sich sofort zurückzog, um den Tee in der Küche zu bestellen.
»Was hat es zu bedeuten«, wandte sich der Baron an Volkmar Overbeck, »dass ich dieses Mal das Handy mitnehmen soll? Letztes Mal hatten sie es ja ausdrücklich untersagt. Wollen die mich unterwegs anrufen?«
»Das ist die einzige Erklärung, denke ich. Vermutlich werden Sie von der Brücke aus weitergelotst. Das erschwert unsere Aufgabe natürlich ungeheuer. Ob sie nun etwas gemerkt haben oder nicht beim ersten Versuch der Geldübergabe: Sie wollen kein Risiko eingehen.«
»Sind das Profis?«, fragte der Baron zögernd. »Glauben Sie, die haben das schon öfter gemacht? Sind es überhaupt mehrere?«
»Es waren ja zumindest drei an der Entführung beteiligt: Eine Person hat den Wagen gefahren, die beiden anderen haben Herrn Hagedorn gezwungen, ihnen zu folgen. Dank der Fotos, die zufällig von der Entführung gemacht wurden, wissen wir das. Meine Vermutung ist, dass es außer diesen dreien, die sozusagen die Drecksarbeit machen, noch jemanden gibt, der das Sagen hat und mehr oder weniger im Hintergrund die Fäden zieht. Er ist möglicherweise der ›Profi‹. Die Entführung hat reibungslos geklappt, es gibt kaum Spuren, und sie sind bei der ersten Übergabe nicht in die von uns aufgestellte Falle getappt. Das spricht für eine gewisse Erfahrung mit solchen Dingen.«
»Ist das gut oder schlecht für Herrn Hagedorn?«
»Eher gut, so seltsam es klingt. Ein Profi weiß, was er will: Geld. Und er weiß auch, wie er es bekommt. Ein Amateur wird dagegen schnell nervös und macht Fehler. So etwas kann für eine Geisel sehr gefährlich werden.« Der Kriminalrat machte eine kurze Pause, bevor er beinahe entschuldigend hinzusetzte: »Ich weiß, das klingt nicht sehr beruhigend.«
Anna, wie immer ungeduldig, fragte: »Können wir denn überhaupt nichts tun? Ich werde verrückt, wenn wir immer nur warten sollen.«
Jannik kam mit dem Tee, und so erwiderte niemand etwas, bis er den Salon wieder verlassen hatte. Natürlich wusste er Bescheid, wie die meisten Angestellten im Schloss, aber sie versuchten trotzdem, so wenig wie möglich von ihren Gesprächen nach außen dringen zu lassen. Es war für