Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Falkan und die Kunst
Falkan und die Kunst
Falkan und die Kunst
eBook189 Seiten2 Stunden

Falkan und die Kunst

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Bei seinem neuesten Fall muss Kriminalhauptkommissar im Ruhestand Kurt Falkan weit in die Vergangenheit reisen. Ein von der Wohnzimmerwand eines Bauernhofs im Spessart verschwundenes Gemälde taucht nach mehr als fünfzig Jahren wieder an der Wand einer Galerie in Frankfurt auf. Falkan bekommt den Auftrag, die Hintergründe aufzuklären und das Bild dem rechtmäßigen Eigentümer wieder zuzuführen. Auf seiner Reise durch die vergangenen Jahrzehnte stößt er auf den Mord an einem Frankfurter Kunsthändler und einen wegen Kunstdiebstahls verurteilten Knecht, dessen Tochter von der Unschuld ihres Vaters überzeugt ist. Um die Wahrheit herauszufinden, muss Falkan die Arbeit zu Ende führen, die seine Kollegen in den sechziger Jahren begonnen hatten.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum28. Aug. 2019
ISBN9783749462292
Falkan und die Kunst
Autor

Gerhard Krieg

Gerhard Krieg arbeitet als Verwaltungsangestellter und betreibt das Hobby Schreiben seit sieben Jahren.

Mehr von Gerhard Krieg lesen

Ähnlich wie Falkan und die Kunst

Ähnliche E-Books

Polizeiverfahren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Falkan und die Kunst

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Falkan und die Kunst - Gerhard Krieg

    Trick

    Kapitel 1

    Zwei Aufträge sind besser als keiner

    Falkan musste sich strecken, um den untersten der vier Äpfel zu erreichen, zu denen es seine Goldparmäne in ihrem fünften Jahr gebracht hatte. Er hatte das Bäumchen damals bei der allherbstlichen Verkaufsaktion der Gemeinde auf dem Bauhof erstanden und wartete seitdem jedes Jahr auf den ersten Erfolg. Diesen Herbst wurde seine Geduld endlich belohnt. Falkan fühlte fast so etwas wie Vaterstolz, als er eines seiner vier Kinder in der Hand hielt und von allen Seiten betrachtete. Der Apfel leuchtete rot und gelb in der Septembersonne und war eigentlich viel zu schade, um einfach hineinzubeißen. Dennoch tat er es, und nach einem kurzen Augenblick des Gefühls, etwas Böses getan zu haben, breitete sich das süße Aroma in seinem Mund aus und machte alle Bedenken zunichte. Der zweite Bissen fiel noch leichter, und nach einer halben Minute war nur noch der dürre Griebs übrig. Erst jetzt bemerkte Falkan die sehnsüchtigen Augen seines Dackels Fritz, der im Gras hockte und mit schiefgehaltenem Köpfchen zu ihm heraufblinzelte.

    „Ach Gott, Fritzchen, dich hab’ ich ja in meiner Gier ganz vergessen. Entschuldige."

    Falkan streckte sich erneut, musste dann aber doch einen Gartenstuhl zu Hilfe nehmen, um die zweiten fünfundzwanzig Prozent der diesjährigen Apfelernte ergreifen zu können. Fritz dankte es ihm gleich darauf mit ordentlichem Schmatzen. Dass seine mittägliche Zwischenmahlzeit ein paar Wurmlöcher hatte, störte ihn nicht.

    Falkan sah auf die Uhr. Es war schon nach zwölf, die Krannich würde heute wohl nicht mehr kommen, und wenn doch, sie hatte ja einen Schlüssel. Falkan hatte eine berufliche Verabredung im Dorf. Scheinbar nichts außergewöhnlich Aufregendes, aber immerhin Arbeit. Nachdem ihm sein letzter Fall beinahe ein Messer und eine Kugel in die Rippen eingebracht hatte, war sein Bedarf an Aufregung ohnehin fürs Erste gedeckt.

    Er verließ seine `Apfelplantage´ und machte sich mit Fritz auf den Weg. Falkan wollte sich in zehn Minuten mit Hermann Brand in dessen Büro treffen. Brand besaß eine Anwaltskanzlei in der Eidengesäßer Straße und hatte Falkan bei ihrem letzten Zusammentreffen beim Hähnchenholen in der Gaststätte `Zum Steines´ von einer Sache berichtet, in der ein Privatdetektiv einem seiner Mandanten eventuell behilflich sein konnte. Die Einzelheiten dieser Sache wollten sie nun besprechen.

    Vor der Haustür traf Falkan dann doch noch auf Birgit Krannich, seine Haushaltshilfe. Wenn er nicht aufpasste, würde sich seine Verabredung mit Brand auf unbestimmte Zeit nach hinten verschieben, denn Frau Krannich redete gerne viel und lange und hatte stets einiges zu sagen. Da Falkan jedoch Wert auf Pünktlichkeit legte, ließ er sie gar nicht erst zu Wort kommen.

    „Guten Morgen, Frau Krannich, bin auf dem Sprung. Ihr Geld für letzte Woche liegt auf dem Küchentisch. Machen Sie’s gut."

    Sie konnte ihm nur noch ein enttäuschtes „Guten Tag" hinterherrufen, da war er auch schon auf dem Weg hinauf zur Gelnhäuser Straße.

    „Typisch Rentner", murmelte sie und ging ins Haus, um ihr wöchentliches Werk zu vollbringen, während Falkan, glücklich über seine gelungene Flucht, seiner Verabredung mit Hermann Brand entgegenstrebte. Fritz war wieder in seinem Element, hatte der Regen gestern seine Welt doch auf den Hausflur und das Körbchen reduziert. Falkan hatte seine liebe Mühe, ihn zu bremsen.

    „Ja, mein Guter, du bekommst nachher eine schöne Tour durch die Lande, aber erst mal muss Herrchen ein bisschen was gegen seine Langeweile tun."

    Nach zehn Minuten quer durchs Dorf erreichten sie die Kanzlei gegenüber dem Kriegerdenkmal.

    „Hat ein bisschen was von ein Fall für Zwei, begrüßte Falkan Brand. „Der Anwalt und sein Detektiv.

    „Ja, nur dass es bei meinem Fall kaum Mord und Totschlag geben dürfte, lachte Brand und lotste den Gast in sein Büro. „Es geht schlicht um eine Behauptung und deren Widerlegung, mehr nicht.

    Falkan nahm Platz und schlug die Beine übereinander. Fritz lümmelte sich neben der Tür an die Wand.

    „Wer behauptet was, und wie soll ich es widerlegen?"

    Brand nahm eine Akte vom Schreibtisch und schlug sie auf.

    „Mein Mandant heißt Michael Berger, Physiotherapeut. Unser Gegner ist Silvio Heineken, angehender Frührentner, wenn es nach ihm geht. Heineken hat’s in den Knochen und Berger hat ihn behandelt, über mehrere Monate hin. Nun behauptet Heineken, durch Bergers Behandlungsmethoden erst recht Schmerzen bekommen zu haben und kaum noch richtig laufen zu können. Kurz gesagt, er klagt auf Schmerzensgeld und hofft im Falle eines positiven Ausgangs auf die Frühverrentung. Was wir brauchen, ist der Beweis, dass der Mann simuliert."

    Falkan hatte mit etwas Ähnlichem gerechnet, konnte jedoch seine Enttäuschung gekonnt verbergen.

    „Wurde er denn nicht von einem Arzt untersucht?"

    „Wenn Heineken sagt, er hat Schmerzen, wer soll es ihm widerlegen? Er ist gut im Jammern, und ein bisschen Humpeln hat bei einer ärztlichen Begutachtung noch nie geschadet."

    „Ich soll ihn also beschatten und fotografieren, sobald er einen Hundertmeterlauf hinlegt. Das hört sich nicht besonders spektakulär an."

    Brand zuckte mit den Schultern.

    „Ich hab’ ja gesagt, mit Mord und Totschlag kann ich dir nicht dienen, aber als du bei Abdel meintest, dir sei langweilig, hab’ ich gedacht, ist doch besser als nichts, oder?"

    Falkan seufzte.

    „Ja, das ist wohl so. Ist ja auch viel schöner auf der Welt, wenn nicht so viele Leute umgebracht werden. Was ich jetzt noch bräuchte, ist die Adresse von Heineken und eine Beschreibung. Dann werden mein Partner und ich uns gleich auf den Weg machen, um einen ersten Eindruck zu bekommen."

    „Wie steht’s mit deinem Honorar? Ich muss das bei der Versicherung angeben."

    „Hält sich in Grenzen, da werden wir uns schon einig. Ich hab’ beim letzten Auftrag erst einen schönen Batzen von deinen Kollegen aus Amerika bekommen, und der erste Tag ist frei. Fritz und ich müssen eh noch unsere Runde drehen."

    Der Rauhaardackel konnte sich an diesem Nachmittag wahrlich nicht über zu wenig Auslauf beschweren. Auf der Suche nach Heineken hatten sie eine lange Runde durch Gelnhausen gedreht, und ihn gegen vier Uhr in einer Kneipe in der Langgasse aufgestöbert. Seine orangefarbene Kreidler stand auf dem Kopfsteinpflaster davor.

    Brands Mandant Berger hatte im Laufe von unzähligen Behandlungsstunden durch die Unterhaltungen mit Heineken einen ziemlich genauen Eindruck von dessen Tagesablauf bekommen, sodass Falkan nur die einschlägigen Kneipen ablaufen musste, um irgendwann auf Heinekens Mofa zu stoßen. Es gab nicht mehr viele orangefarbene Kreidler in der Gegend. Während Falkan von einem Straßencafé einige Meter weiter aus den Eingang der Kneipe im Auge behielt, erreichte ihn der Anruf eines Herrn Sommerfeld, welcher ebenfalls seine Dienste in Anspruch zu nehmen gedachte. Erfreut, dass die Geschäfte so gut liefen, ließ sich Falkan dessen Telefonnummer geben und versprach, sich nach Erledigung des Tagesgeschäfts zu melden.

    Gegen fünf verließ Heineken dann die Kneipe. Sein Gang war leicht schräg und humpelnd, Falkan wollte jedoch nicht beurteilen, ob dies von schmerzenden Gliedern oder vom Alkohol kam. Mit leichter Schräglage lenkte Heineken dann sein Gefährt in Richtung Unterstadt davon, wo Falkan es kurz darauf in der Clamecystraße neben der Tür des Mietshauses stehend fand, wo Heineken wohnte.

    Da es schon dunkel wurde und Falkan nicht annahm, dass der Mann nach einem anstrengenden Tag an den Theken der Stadt noch einen abendlichen Dauerlauf hinlegen würde, machte er sich auf den Heimweg und rief von zuhause wie versprochen seinen nächsten Kunden an. Der Mann hieß Leo Sommerfeld und hatte ein Problem, das er nicht im Beisein seiner Frau besprechen wollte. Da der lange Nachmittag Falkan hungrig gemacht und er keine Lust auf Kochen hatte, schlug er als Treffpunkt die Gaststätte `Buxbaum´ vor, wo man das Kulinarische mit dem Geschäftlichen verbinden konnte.

    Eine halbe Stunde später hockte er auf einem der Barhocker im `Buxbaum´ und wartete darauf, dass ein Herr in seinem Alter mit schütterem Kraushaar sich zu ihm gesellte. Es dauerte ein halbes Bier, bis ein Mann, auf den Sommerfelds Beschreibung passte, durch die Tür kam. Falkan rutschte vom Hocker und stellte sich vor.

    „Ich bin Kurt Falkan. Setzen wir uns dort in die Ecke.

    Muss ja nicht jeder mitkriegen, um was es geht."

    Da sein zukünftiger Mandant seine Frau aus der Sache heraushalten wollte, handelte es sich wahrscheinlich wieder um das Übliche. Falkan würde seinen zeitweisen Mitarbeiter Hannes bitten müssen, zu helfen, denn die gleichzeitige Observierung von Heineken und einer treulosen Ehefrau war ihm dann doch zu viel. Man war schließlich nicht mehr der Jüngste.

    „Oh, es ist ja nichts Ehrenrühriges, Herr Falkan. Nichts, das andere nicht hören dürften."

    Falkan war überrascht.

    „Ich dachte nur, weil Sie sagten, dass Sie Ihre Frau …"

    Sommerfeld lachte.

    „Oje, aus dem Alter sind wir raus, Herr Falkan. Nein nein, ich wollte nur nicht, dass meine Frau mitbekommt, dass ich wegen dieser Sache jetzt sogar einen Privatdetektiv engagiere. Sie ist sowieso schon genervt genug, dass mir diese ganze Angelegenheit so wichtig ist."

    Sie nahmen trotzdem am Tisch in der Ecke Platz, und nachdem Sommerfeld eine große Apfelschorle und Falkan einen `Strammen Max´ mit viel Schinken bestellt hatten, erfuhr der private Ermittler, was seinen neuen Klienten umtrieb.

    „Ich muss vielleicht ein bisschen länger ausholen, Herr Falkan, genau genommen in die Zeit unserer Kindheit." `Scheint tatsächlich nicht um außerehelichen Beischlaf zu gehen´, dachte Falkan bei sich und nuckelte an seinem Bier, während Sommerfeld erzählte.

    „Ich bin Lehrer, Deutsch und Geschichte, seit Anfang des Jahres pensioniert, aber das tut eigentlich nur insofern etwas zur Sache, dass ich seitdem mehr Zeit habe. Zeit, um Dinge zu tun, die ich mir für das Leben nach meinem Schuldienst aufgespart habe. Dinge wie Städtereisen zum Beispiel. Meine Frau und ich haben eine ganze Liste von Städten, die wir in den nächsten Jahren abhandeln wollen. Sie werden es nicht glauben, ich war in meinem ganzen Leben vielleicht erst zehn oder elf Mal in Frankfurt. Unglaublich, was? Ich wurde in Düsseldorf geboren und lebe schon seit über vierzig Jahren hier, aber Frankfurt war nie ein Sehnsuchtsort von mir. Daher war die erste Tour, die wir unternahmen, ein Trip durch Frankfurt. Das war letzte Woche. Und genau da ging es los. Je länger Falkan zuhörte, desto erwartungsvoller wurde er, was Leo Sommerfeld wohl von ihm wollen könnte. Er bestellte sich noch ein Bier und lauschte weiter. „Wir sind den ganzen Tag durch die Stadt gebummelt. Sachsenhausen, Eiserner Steg, Bahnhofsviertel, und dann natürlich auch die Zeil. Und da hab’ ich es gesehen.

    Manuela Kißner, die Frau hinter der Theke, brachte Falkans Bier und den Strammen Max mit viel Schinken.

    „Lass’ dir’s schmecken, Kurt."

    Falkan lächelte ihr freundlich dankbar zu und machte sich ausgehungert über sein Abendessen her.

    „Guten Appetit."

    „Danke. Und? Was haben Sie gesehen? Ich bin gespannt, muss ich gestehen."

    „Ich habe ein Bild gesehen. Ein Bild, das ich vor über fünfzig Jahren das letzte Mal zu Gesicht bekam. Damals sagte man mir, es sei gestohlen worden, und nun hängt es in einer Galerie auf der Zeil."

    Falkan hatte soeben mit einem Fetzen Schinken warmes Eigelb vom Teller gewischt und kaute genüsslich darauf herum.

    „Was für ein Bild", nuschelte er und schob einen Brocken Brot hinterher. Leo Sommerfelds Augen leuchteten beinahe verzückt, als er das Gemälde beschrieb.

    „Es zeigt einen Dreimastsegler auf hoher See, seinen Kampf gegen die Wellen, die aufgeblähten, straff gespannten Segel, die sich gegen die Gewalt des Sturms stemmen, während das aufgewühlte Meer sich wie eine Mauer dem Schiff entgegenwirft. Ich war damals noch ein kleiner Junge, und dieses Bild hat mich bis tief in die Seele beeindruckt, vielleicht auch deshalb, weil es an einem Ort hing, der so gar nicht dazu passen wollte. Es hing auf dem Bauernhof meines Onkels, überall nur Kühe und Schweine und weit und breit kein Meer in Sicht. Sommerfeld lächelte versonnen. „Wir sind damals im Sommer immer zu unseren Verwandten nach Lettgenbrunn gefahren und haben dort einen Teil der Ferien verbracht. Mein Vater war auch Lehrer, stammte aber aus einer Bauernfamilie und half seinem Bruder immer bei der Ernte. Es waren die schönsten Ferien meines Lebens, auch wegen des Bildes. Wenn es zuhause hieß, wir fahren morgen wieder zu Onkel August, dann konnte ich mich nie entscheiden, worüber ich mich mehr freuen sollte. Über das Herumgerenne zwischen den Kühen auf der Weide oder darauf, endlich wieder vor diesem Bild an der Wohnzimmerwand zu stehen und vom Meer träumen zu können. Wenn ich es ansah, wusste ich, dass ich eines Tages zur See fahren würde. Na ja, daraus ist ja dann wohl nichts geworden. Die Richtung, die mein Vater für meine Zukunft vorgesehen hatte, war eine andere, weit weg vom Ozean. Er lachte. „Aber immerhin habe ich ein kleines Boot in Lohr liegen. Ein bisschen von meinem Traum ist also doch wahr geworden."

    „Und dieses Bild hängt jetzt in Frankfurt?"

    Sommerfeld nickte eifrig.

    „Da bin ich mir sicher. Ich habe es mir so oft und so lange angesehen, dass sich jede Welle und jede dunkle Wolke in mein Gehirn eingebrannt hat. Außerdem hat es die gleiche Signatur. Paul Bricks, 1878. Ein norddeutscher Maler, damals in seiner Gegend sehr berühmt. Malte hauptsächlich das Meer und alles, was damit zu tun hat. Ja, und eines Tages, als wir wieder

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1