Öffne die Augen und dein Herz: Toni der Hüttenwirt 167 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Pfarrer Heiner Zandler saß in der Gartenlaube. Er trank Kaffee und ließ sich den Kuchen schmecken. Es war für noch einen Gast gedeckt.
Pfarrer Zandler schaute öfter auf die Uhr. Er war beunruhigt, weil sie noch nicht da war. Ihr wird doch nichts passiert sein, dachte er besorgt. Er richtete den Blick hinauf zum Gipfelkreuz des ›Engelsteigs‹.
»Hört mir bitte einen Augenblick zu, ihr lieben Engel. Ich mache mir Sorgen um die alte Katharina Schönfeld. Als ich heute Morgen nach der Frühmesse ein paar Worte mit ihr gewechselt habe, hat sie net gut ausgeschaut. Ganz müde und blass ist sie gewesen, und erschöpfte Augen hat sie gehabt. Sie war nicht gut auf den Beinen. Sie müsste schon hier sein. Passt ein bisserl auf sie auf. Sie ist so ein lieber Mensch. Legt droben im Himmel ein gutes Wort für sie ein. Sagt dem Herrgott, dass er noch ein bisserl warten soll, falls er sie zu sich holen will. Sie soll noch ein paar schöne und ruhige Jahre haben, bei dem Leid, das sie ihr ganzes Leben ertragen hat. Mei, ich will dem Herrgott net reinreden, nur eine Bitte vorbringen. Also, breitet ein bisserl eure Flügel aus, über der guten, alten Katharina.«
Pfarrer Zandler nahm sich ein weiteres Stück Obstkuchen und gab reichlich Sahne darauf. Er goss die Tasse voll Kaffee. Die Minuten vergingen.
Endlich kam Helene Träutlein, die Haushälterin des Geistlichen, mit dem Besuch. Pfarrer Zandler stand auf.
»Grüß Gott! Warte, hier kannst dich hinsetzen, da ist Schatten. Lass mich dir helfen.«
»Grüß Gott, Herr Pfarrer!
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Buchvorschau
Öffne die Augen und dein Herz - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 167–
Öffne die Augen und dein Herz
… und finde Heimat, Geborgenheit und Liebe!
Friederike von Buchner
Pfarrer Heiner Zandler saß in der Gartenlaube. Er trank Kaffee und ließ sich den Kuchen schmecken. Es war für noch einen Gast gedeckt.
Pfarrer Zandler schaute öfter auf die Uhr. Er war beunruhigt, weil sie noch nicht da war. Ihr wird doch nichts passiert sein, dachte er besorgt. Er richtete den Blick hinauf zum Gipfelkreuz des ›Engelsteigs‹.
»Hört mir bitte einen Augenblick zu, ihr lieben Engel. Ich mache mir Sorgen um die alte Katharina Schönfeld. Als ich heute Morgen nach der Frühmesse ein paar Worte mit ihr gewechselt habe, hat sie net gut ausgeschaut. Ganz müde und blass ist sie gewesen, und erschöpfte Augen hat sie gehabt. Sie war nicht gut auf den Beinen. Sie müsste schon hier sein. Passt ein bisserl auf sie auf. Sie ist so ein lieber Mensch. Legt droben im Himmel ein gutes Wort für sie ein. Sagt dem Herrgott, dass er noch ein bisserl warten soll, falls er sie zu sich holen will. Sie soll noch ein paar schöne und ruhige Jahre haben, bei dem Leid, das sie ihr ganzes Leben ertragen hat. Mei, ich will dem Herrgott net reinreden, nur eine Bitte vorbringen. Also, breitet ein bisserl eure Flügel aus, über der guten, alten Katharina.«
Pfarrer Zandler nahm sich ein weiteres Stück Obstkuchen und gab reichlich Sahne darauf. Er goss die Tasse voll Kaffee. Die Minuten vergingen.
Endlich kam Helene Träutlein, die Haushälterin des Geistlichen, mit dem Besuch. Pfarrer Zandler stand auf.
»Grüß Gott! Warte, hier kannst dich hinsetzen, da ist Schatten. Lass mich dir helfen.«
»Grüß Gott, Herr Pfarrer! Danke, es geht schon. Machen Sie sich wegen mir net so viele Umstände.«
»Schmarrn, Katharina!«
Er schob ihr den Stuhl hin und setzte sich. Sie legte ihr schwarzes großes Schultertuch ab und nahm den Hut vom Kopf. Sie trägt nach all den Jahren immer noch Schwarz und trauert sichtbar um ihren lieben Mann, dachte der Pfarrer. Er schenkte ihr Kaffee ein und legte ihr ein Stück Kuchen auf den Teller.
»Lass es dir gut schmecken!«, sagte er.
»Danke, Herr Pfarrer, Sie müssen net so gut zu mir sein. Verdient habe ich Ihre Güte nicht.«
Katharina holte einen Umschlag aus ihrer Henkeltasche. Sie gab ihn Pfarrer Zandler.
»Des ist heute gekommen. Da steht alles drin. Ich hoffe, Sie können damit etwas anfangen.«
Pfarrer Zandler nickte ihr zu. Er holte das Schreiben heraus, las es, grinste und steckte es wieder hinein.
»Ist alles in Ordnung. Damit kann ich etwas anfangen.«
»Des freut mich. Dann hoffe ich, ich habe damit ein bisserl etwas wiedergutgemacht, ich meine, wegen dem unterschlagenen Testament.«
Pfarrer Zandler griff nach Katharinas Hand und hielt sie fest.
»Schönfelderin«, so wurde sie seit eh und je in Waldkogel gerufen. »Schönfelderin, mach dir darüber keine Sorgen!«
»Des sagen Sie so leicht, Herr Pfarrer. Es war net richtig, was ich gemacht habe.«
»Also, jetzt will ich dir mal zwei Dinge sagen: Erstens, als Bub hast du mir immer Kuchen und Obst zugesteckt. Damals bin ich für dich der Heiner gewesen und des bin ich auch heute noch. Sag weiter ruhig Heiner zu mir, mich würde es freuen. Außer dem Fellbacher sagt fast niemand mehr ›Heiner‹. Des ist schade. Zweitens, des mit dem Testament, des tust vergessen. Da kann ich dich beruhigen. Ich habe es mir genau angesehen und bin dabei auf verschiedene Ungereimtheiten gestoßen. Ich kann des auch noch prüfen lassen, wenn du mir net glaubst. Für jemanden, der sich mit solchen Schriftstücken net auskennt, mag es wie ein Testament aussehen, aber bei genauer Betrachtung ist des nur so viel Wert wie des Papier, auf dem es geschrieben ist. Es war gut und richtig, dass du es hast verschwinden lassen. So trat die gesetzliche Erbfolge in Kraft. Und die Folgen davon hast du mit den Buben geregelt. Also ist alles vorbei.«
»Wirklich? Dann habe ich mir die ganzen Jahre unnötig Sorgen gemacht und ein schlechtes Gewissen gehabt?«
»Schönfelderin, ich habe dir oft gesagt, als du diese Sünde immer und immer wieder hast beichten wollen, bring mir den Wisch her. Du hättest schon früher Klarheit haben können.«
»Dem Himmel sei Dank! Da fällt mir ein Stein vom Herzen. Dann kann ich es fortwerfen, am besten verbrennen?«
»Überlasse das mir! Sollte irgendwann einer der Buben auf dumme Gedanken kommen, dann war nie etwas. Du weißt von nix. Du bleibst einfach dabei: Es hat nie ein Testament gegeben.«
Katharina Schönfeld wurden die Augen feucht vor Freude. Sie schwieg eine Weile, bis sie innerlich wieder ruhig war.
»Geht es dir jetzt besser, Schönfelderin?«, fragte Zandler. »Du hast heute nach der Frühmesse net gut ausgesehen.«
»Ja, es geht. Die Buben haben mir wieder das Leben schwer gemacht. Nachdem das schriftliche Angebot gekommen war, wollten sie gleich Geld von mir. Aber denen gebe ich keinen Cent mehr. Ich habe ihnen ihre Anteile vom Hof abgekauft und bin großzügig gewesen. Darüber hinaus habe ich ihnen immer mal wieder etwas zugesteckt, in der Form, dass ich ihnen Sachen zum Anziehen gekauft habe. Mein lieber verstorbener Mann hätte sich sonst geschämt, wie die Kerle rumgelaufen sind. Alles Geld haben sie durchgebracht, durch ihre Spielsucht und mit den Weibern. Jetzt haben sie schon wieder irgendwo Schulden. Aber dieses Mal bleibe ich hart. Sie sollen sehen, wie sie des selbst regeln. Da müssen sie eben mal arbeiten gehen. Ich habe auch immer gearbeitet und tue es immer noch. Ihre kleine Schwester hat ihr Erbe wenigstens sinnvoll angelegt.«
»Hast du wieder etwas von ihr gehört?«
»Na, ich denke, es geht ihr gut. Sicher tut es manchmal ein bisserl weh, dass ich nix von ihr höre. Des Madl hab ich versorgt, seit ihre Mutter bei der Geburt starb. Mei, was war mir des Kindl ans Herz gewachsen! Sie mochte mich wohl auch, jedenfalls bis ich selbst ein Madl hatte. Dann kam eben die Eifersucht und plötzlich war ich nur noch die böse Stiefmutter. Ach ja, so war es. Ändern konnte ich es net. Ich bin net richtig mit ihr verwandt, nur durch die Heirat mit ihrem Vater. Ich habe ihr auch ihr Erbe abgekauft. Jetzt hat sie keinen Grund mehr, zu fragen, wie es mir geht.«
»Und wie geht es deinem Madl?«
»Der geht es gut. Sie ist mein ganzer Sonnenschein. Sie ruft jeden Tag aus München an und fragt, wie es mir geht. Sie kommt oft mit den Enkeln. Eine Urenkelin habe ich auch schon.«
Katharina strahlte über das ganze Gesicht. Dann schaute sie Pfarrer Zandler ernst an.
»Die Buben werden mich wieder unter Druck setzen, jetzt, da des Angebot für die Feuchtwiesen vorliegt.«
»Hast du Angst vor ihnen?«
»Manchmal schon«, sagte sie leise.
»Dann komme ich mal die Tage bei dir auf dem Hof vorbei. Ich habe die Kirchenbücher geprüft, Schönfelderin. Du kannst die Feuchtwiesen nicht verkaufen. Der Großvater deines Schwiegervaters hat der Kirche ein Nutzungsrecht eingeräumt, und darauf müsste die Kirche verzichten. Sie muss jedem Kauf zustimmen.«
»Wer entscheidet des?«
»Ich«, sagte Zandler und blinzelte ihr zu. »Aber natürlich im Einverständnis mit dem Herrn Bischof.«
»Gegen den Bischof kommt niemand an«, schmunzelte die alte Katharina.
»Du sagst es«, lachte Pfarrer Zandler. »Also mache dir keine Sorgen. Und wenn die Buben dich mal wieder unter Druck setzen, dann kommst du her und ich werde denen so ins Gewissen reden und Druck machen, dass sie es so schnell nicht wieder vergessen. Aber erst rede ich mit ihnen, wegen der Feuchtwiesen. Morgen komme ich vorbei.«
Katharina trank den Kaffee aus, dann stand sie auf. Sie schüttelte Zandler lange die Hand.
»Vergelt’s dir Gott, Heiner«, sagte sie. »Ich werde dich in mein Nachtgebet einschließen.«
»Des ist gut. Danke!«, schmunzelte er.
Er brachte sie zur Haustür.
Anschließend ging Pfarrer Zandler in die Kirche und setzte sich in