Tanja kehrt heim: Toni der Hüttenwirt 298 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Langsam leerte sich die Fußgängerzone von Kirchwalden. Die Geschäftsinhaber räumten die Wühlkästen und Ständer mit den Sonderangeboten ins Ladeninnere. Doktor Carl Ziegler war einkaufen gewesen. Er stand an seinem Geländewagen und verstaute die Tüten im Kofferraum. »Mei, also, das kann doch jetzt nicht wahr sein? Bist du es wirklich, Carl?«, sprach ihn jemand an. Carl drehte sich um und sah den Mann verwundert an, der lächelnd neben ihm stand. Es dauerte einen Moment, bis er ihn erkannt hatte. »Henk Thaler, ich fasse es nicht«, antwortete Carl. Die beiden Männer schüttelten sich herzlich die Hand, dann fielen sie sich kurz in die Arme. »Was machst du in Kirchwalden?«, fragte Carl. Henk lachte. »Das könnte ich dich auch fragen! Ich dachte, du hättest dich nach Italien verkrümelt.« »Ich war eine Weile in Italien. Aber jetzt bin ich wieder hier.« Henk warf einen Blick in den Kofferraum.
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Buchvorschau
Tanja kehrt heim - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 298 –
Tanja kehrt heim
Friederike von Buchner
Langsam leerte sich die Fußgängerzone von Kirchwalden. Die Geschäftsinhaber räumten die Wühlkästen und Ständer mit den Sonderangeboten ins Ladeninnere.
Doktor Carl Ziegler war einkaufen gewesen. Er stand an seinem Geländewagen und verstaute die Tüten im Kofferraum.
»Mei, also, das kann doch jetzt nicht wahr sein? Bist du es wirklich, Carl?«, sprach ihn jemand an.
Carl drehte sich um und sah den Mann verwundert an, der lächelnd neben ihm stand. Es dauerte einen Moment, bis er ihn erkannt hatte. »Henk Thaler, ich fasse es nicht«, antwortete Carl.
Die beiden Männer schüttelten sich herzlich die Hand, dann fielen sie sich kurz in die Arme.
»Was machst du in Kirchwalden?«, fragte Carl.
Henk lachte. »Das könnte ich dich auch fragen! Ich dachte, du hättest dich nach Italien verkrümelt.«
»Ich war eine Weile in Italien. Aber jetzt bin ich wieder hier.«
Henk warf einen Blick in den Kofferraum. »Du hast einen Großeinkauf gemacht?«
»So ungefähr«, sagte Carl.
»Dass wir uns hier zufällig begegnen, das muss gefeiert werden. Lass uns in einen Biergarten gehen und über alte und neue Zeiten reden!«
Carl überlegte kurz und schaute auf die Uhr. »Gute Idee! Gehen wir zu Fuß?«
Henk schlug einen Biergarten etwas außerhalb von Kirchwalden vor. Carl sollte ihm mit dem Auto folgen. »Mein Wagen steht um die Ecke. Du kannst ihn nicht verfehlen. Es ist ein uralter Mercedes, ein echter Oldtimer. Er ist knallrot.«
»Ich bin beeindruckt«, sagte Carl.
Henk lachte. »Das Vehikel gehört nicht mir. Es gehört meiner Großtante. Sie fährt kein Auto mehr. Der Wagen gehörte ihrem Mann. Sie hütet ihn wie ihren Augapfel. Ich bin bei ihr zu Besuch. Sie wird genau nachschauen, ob keine Kratzer drangekommen sind.« Er eilte mit schnellem Schritt davon.
Carl stieg in seinen Geländewagen und fuhr um die Ecke. Er wartete, bis Henk eingestiegen war und fuhr hinterher.
Der Biergarten war ein Geheimtipp und lag im Wald. Es waren nur wenige Gäste da.
Nach zwanzig Uhr würde es voller werden, erklärte ihm Henk. Er ging voraus in den hinteren Teil des Biergartens. Hier plätscherte ein kleiner Bach vorbei.
Auf dem Tisch stand ein Schild ›Reserviert‹. Henk schob es zur Seite. »Setz dich, Carl! Der Tisch ist für mich reserviert, solange ich in Kirchwalden bin.«
»Ich staune immer mehr: permanente Tischreservierung, ein roter Oldtimer, beachtlich, wirklich beachtlich. Versuchst du mich gerade zu beeindrucken?«
Henk lachte. »Lass dich bitte nicht beeindrucken, Carl. Dahinter steckt nur meine Großtante. In der ganzen Verwandtschaft trägt sie den Spitznamen ›Königin‹. Sie ist sehr vermögend, konservativ und streng. Aber sie hat Humor und ein großes Herz.«
Die Bedienung kam. »Grüß Gott, Herr Doktor Thaler, dasselbe wie immer, Bier und eine Brotzeit?«
»Gern! Ich habe einen Gast, also die große Brotzeitplatte und zwei Bier, bitte.«
»Kommt sofort!«
»Ach, würden Sie bitte meine Tante anrufen und ihr sagen, ich hätte einen Studienfreund getroffen und würde später kommen.«
»Selbstverständlich, Herr Doktor Thaler.«
Henk wandte sich wieder Carl zu. »Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, bei meiner lieben Tante Addi. Sie heißt natürlich nicht Addi, sondern Adele Bertha Clothilde. Als ich sprechen lernte, rief ich sie Addi und dabei ist es geblieben. Sie hatte einen wesentlich älteren Mann geheiratet. Ich möchte anmerken, es war eine Liebesheirat. Leider blieb die Ehe kinderlos. So suchte sie aus der Schar ihrer Großnichten und Großneffen einen Erben aus. Ihre Wahl fiel auf mich, weil ich der Einzige sei, der stur und unbeugsam und nicht bestechlich ist, sagt sie. Wir verstehen uns sehr gut. Ich besuche sie oft in München. Sie erbte von ihrem Mann viele Immobilien, darunter auch ein sehr schönes Chalet hier in den Bergen. Es liegt ziemlich versteckt. Im Sommer ist es der ideale Aufenthaltsort. Wir verbringen den Sommer dort. Übrigens, der Biergarten gehört ihr. Sie hat ihn verpachtet.«
»Du arbeitest nicht?«
»Im Augenblick nicht. Ich bekomme eine reichhaltige Apanage von der lieben Tante, wie das eine Königin so macht.«
»Das hört sich märchenhaft an, Henk, jedenfalls, wenn man es zum ersten Mal hört. Doch wo ist das Haar in der Suppe?«, fragte Carl.
Henk schüttelte den Kopf. »Es gibt kein Haar in der Suppe. Ich behalte meine Freiheit. Sie überweist mir monatlich einen bestimmten Betrag auf mein Konto, den ich aber nicht antaste. Sehr zu ihrem Leidwesen, sagt sie. Aber ich weiß, dass es ihr imponiert. Ich mache dann und wann mal Urlaubsvertretung. Das tut mir immer gut. Ich bin immer noch mit Leib und Seele Tierarzt.«
»Urlaubsvertretung? Großartig! Hast du im Augenblick Zeit? Könntest du am Wochenende Vertretung machen, Freitag, Samstag und Sonntag, vielleicht auch noch am Montag?«, stieß Cal aufgeregt hervor.
»In deiner Praxis? Sicher kann ich das. Du hast in Kirchwalden eine Praxis?«
Das Bier wurde gebracht und die Brotzeit. Die Brotzeit war auf einem riesigen Holzbrett angerichtet.
»Himmel, das ist ein richtiges Festmahl«, bemerkte Carl.
»Prost, erst einmal«, sagte Henk. »Auf unser unverhofftes Wiedersehen! Mei, ich freue mich so.«
»Auf unser unverhofftes Wiedersehen, Henk!«
Sie tranken.
»Du hast hier eine Praxis?«, fragte Henk und nahm den Gesprächsfaden wieder auf. »Ich erinnere mich, du wolltest immer in die Berge und Landtierarzt werden. Deshalb wunderte ich mich, als ich hörte, dass du nach Italien gegangen bist. Okay, dort wird es auf dem Land auch schöne Plätzchen geben.«
»Im Augenblick bin ich angestellt, in Waldkogel. Aber ich hoffe, dass ich bald Partner sein werde. Erinnerst du dich an Beate?«
»Wer würde sich nicht an Beate erinnern? Sie war leider in festen Händen, – in deinen Händen. Wie dir sicherlich noch in Erinnerung ist, war ich zwei Semester über euch. Was habe ich dich beneidet, dass du mit Beate in den Vorlesungen und den Seminaren zusammen sein konntest. Ihr hattet eine gemeinsame Bude und seid an der Universität immer zusammen gewesen, vierundzwanzig Stunden jeden Tag. Ich war total verknallt in Beate. Ich baggerte sie an, wann immer ich sie ohne dich an ihrer Seite traf. Was selten genug vorkam. Aber jedes Mal holte ich mir eine Abfuhr. Doch jetzt berichtest du. Entschuldige, dass ich dich unterbrochen habe. Aber der Name Beate weckt Erinnerungen.«
Carl lächelte. »Das verstehe ich doch. Es ist so... Am besten erzähle ich dir die ganze Geschichte. Aber vorher will ich dir etwas zeigen.« Carl griff in seine Hosentasche. Er zog eine kleine, herzförmige Schachtel heraus und öffnete sie.
»Wow, das ist ein schöner Klunker«, stieß Henk hervor.
»Ich habe ihn für Beate gekauft.«
»Habt ihr Hochzeitstag?«
Carl lächelte traurig. »Leider nicht! Beate hatte sich damals, kurz vor dem Examen, von mir getrennt. Sie war eifersüchtig. Sagt dir der Name Uta noch etwas?«
»Wie kannst du fragen? Uta, die hinter jedem Studenten her war.«
»Genau! Sie war der Trennungsgrund. Ich hatte nichts mit ihr. Sie stellte mir nach, und Beate war eifersüchtig. Sie glaubte mir nicht, dass da nichts zwar, zwischen Uta und mir, und gab mir den Laufpass. Ich war am Boden zerstört und versuchte alles, sie zurückzugewinnen. Es war vergeblich. Mein Liebeskummer war groß. Dann lernte ich Stella kennen. Ich hatte zwar Stella, dachte aber an Beate. Ich machte einen Fehler, einen folgenschweren Fehler. Ich heiratete ziemlich schnell Stella. Ich dachte, damit käme ich besser über den Verlust hinweg. Es war ein Irrtum. Unsere Ehe war nicht glücklich. Stella hat wohl gespürt, dass ich sie nie über alles geliebt habe.«
»Dann hast du dich scheiden lassen?«
Carl sah Henk ernst an und schüttelte den Kopf.
»Nein! Stella verunglückte bei einem Verkehrsunfall und verstarb. Es passierte in