Ärztin mit Gefühl: Der kleine Fürst 147 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ein schlimmer Rückfall, leider«, sagte Dr. Walter Brocks, nachdem er mit Baron Friedrich von Kant das Schlafzimmer verlassen hatte, in dem Friedrichs Frau Sofia lag. »Ihre Gattin hat wieder hohes Fieber, und dieses Mal bestehe ich darauf, dass Sie auf mich hören. Wir lassen die Baronin jetzt sofort zu mir in die Klinik bringen. Nur dort kann ich für ihre Behandlung garantieren.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte der Baron unglücklich, während er sich mit einer Hand durch die dichten braunen Haare fuhr. »Meine Frau war doch auf dem Weg der Besserung, Herr Doktor! Wir alle haben geglaubt, dass sie bald wieder auf den Beinen sein wird.«
»Es sah ja auch danach aus, aber einen Rückfall darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
»Ich kann sie nicht einmal fragen«, murmelte Friedrich. »Sie ist ja gar nicht ansprechbar.« Sein Blick verriet, wie sehr es ihn quälte, eine Entscheidung gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Frau fällen zu müssen, aber er nickte trotzdem. »Ich bin einverstanden, Herr Doktor, rufen Sie einen Wagen.«
Während der Arzt telefonierte, kehrte Friedrich zu seiner Frau zurück. Still setzte er sich an ihr Bett und griff nach ihrer Hand. Sie bemerkte nichts davon. Ihr Gesicht war hochrot, die Lippen bewegten sich unablässig, die blonden lockigen Haare klebten feucht am Kopf. Sie war in den letzten Wochen schmaler geworden, auch älter. Noch vor Kurzem war sie eine hübsche Frau von Anfang Vierzig gewesen, jetzt hätte sie gut und gern auch zehn Jahre älter sein können, mit diesem neuen, spitzen Gesicht, durch das sich
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Buchvorschau
Ärztin mit Gefühl - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 147–
Ärztin mit Gefühl
Antonia ist nicht nur eine sagenhafte Schönheit
Viola Maybach
»Ein schlimmer Rückfall, leider«, sagte Dr. Walter Brocks, nachdem er mit Baron Friedrich von Kant das Schlafzimmer verlassen hatte, in dem Friedrichs Frau Sofia lag. »Ihre Gattin hat wieder hohes Fieber, und dieses Mal bestehe ich darauf, dass Sie auf mich hören. Wir lassen die Baronin jetzt sofort zu mir in die Klinik bringen. Nur dort kann ich für ihre Behandlung garantieren.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte der Baron unglücklich, während er sich mit einer Hand durch die dichten braunen Haare fuhr. »Meine Frau war doch auf dem Weg der Besserung, Herr Doktor! Wir alle haben geglaubt, dass sie bald wieder auf den Beinen sein wird.«
»Es sah ja auch danach aus, aber einen Rückfall darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
»Ich kann sie nicht einmal fragen«, murmelte Friedrich. »Sie ist ja gar nicht ansprechbar.« Sein Blick verriet, wie sehr es ihn quälte, eine Entscheidung gegen den ausdrücklichen Wunsch seiner Frau fällen zu müssen, aber er nickte trotzdem. »Ich bin einverstanden, Herr Doktor, rufen Sie einen Wagen.«
Während der Arzt telefonierte, kehrte Friedrich zu seiner Frau zurück. Still setzte er sich an ihr Bett und griff nach ihrer Hand. Sie bemerkte nichts davon. Ihr Gesicht war hochrot, die Lippen bewegten sich unablässig, die blonden lockigen Haare klebten feucht am Kopf. Sie war in den letzten Wochen schmaler geworden, auch älter. Noch vor Kurzem war sie eine hübsche Frau von Anfang Vierzig gewesen, jetzt hätte sie gut und gern auch zehn Jahre älter sein können, mit diesem neuen, spitzen Gesicht, durch das sich Falten zogen, die vorher nicht da gewesen waren. Es kam vor, dass er erschrak, wenn er sie ansah, so fremd war ihm dieses Gesicht.
»Sofia«, sagte er leise.
Sie wandte ihm den Kopf zu, öffnete kurz die Augen, doch die Lider sanken gleich wieder herab.
Hinter ihm wurde leise die Tür geöffnet. Friedrich nahm an, dass Dr. Brocks ihm sagen wollte, wann der Krankenwagen eintreffen werde, doch es war Eberhard Hagedorn, der alte Butler, der hereinkam. Im Lauf der vielen Jahre, die er schon im Schloss arbeitete, schien er ein Teil davon geworden zu sein. Sternberg ohne Eberhard Hagedorn war schlicht undenkbar. »Herr Baron, Dr. Brocks wartet unten auf den Krankenwagen«, sagte er. »Ich werde rasch ein paar Sachen für die Frau Baronin zusammenpacken, wenn Sie gestatten.«
Daran hatte Friedrich noch gar nicht gedacht. »Ja, natürlich, Herr Hagedorn, vielen Dank«, sagte er.
Eberhard Hagedorn war in allem, was er tat, perfekt. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis er eine kleine Reisetasche gepackt hatte. Friedrich war sicher, dass sich alles Wichtige darin befand.
Nach getaner Arbeit zog sich der alte Butler zurück, klopfte jedoch nach weiteren fünf Minuten erneut. »Herr Baron, der Wagen ist jetzt da. Darf ich die Herren hereinbitten?«
Friedrich sprang auf, nachdem er einen ängstlichen Blick auf seine Frau geworfen hatte, doch Sofia bekam noch immer nichts von dem mit, was um sie herum geschah. »Ja, bitte, Herr Hagedorn«, sagte er.
Zwei kräftige junge Sanitäter betraten das Schlafzimmer mit einer tragbaren Liege. Sie grüßten höflich. Dr. Brocks folgte ihnen und gab ihnen mit leiser Stimme Anweisungen. Behutsam hoben sie die Baronin aus dem Bett und legten sie auf die Trage. Sie deckten sie sorgfältig zu, bevor sie mit ihr das Schlafzimmer verließen. Während all dieser Zeit hatte die Patientin nicht ein einziges Mal die Augen geöffnet
»Ich komme gleich nach, Herr Doktor«, sagte Friedrich. »Ich darf gar nicht an Sofias Reaktion denken, wenn sie zu sich kommt und merkt, dass ich sie nun doch in die Klinik habe bringen lassen.«
»Ihre Frau ist sehr schwach, Baron von Kant. Es wäre unverantwortlich, sie weiterhin hier zu versorgen. Offensichtlich haben die vergangenen Monate ihr weit mehr zu schaffen gemacht, als wir angenommen haben. Wir werden uns gut um sie kümmern.«
»Das weiß ich.«
Friedrich geleitete den Arzt die breite Treppe hinunter, die direkt in die Eingangshalle von Schloss Sternberg führte. Die Privaträume der Familie befanden sich oben. Sie sahen gerade noch, wie sich der Krankenwagen in Bewegung setzte, beobachtet von Eberhard Hagedorn, der vor dem geöffneten Hauptportal stand.
Als Dr. Brocks sich ebenfalls verabschiedet hatte, sagte der Butler: »Herr Wiedemann wird gleich hier sein, Herr Baron.«
»Ich hätte doch selbst fahren können, Herr Hagedorn.«
»Würden Sie mir gestatten, Ihnen zu widersprechen? In Ihrem Zustand ist es besser, wenn Sie sich fahren lassen. Sie machen sich große Sorgen um die Frau Baronin, da sollten Sie sich nicht auf den Verkehr konzentrieren müssen.«
Friedrich lächelte müde. »Sie haben Recht, wie immer. Wenn ich bloß wüsste, warum meine Frau sich einfach nicht erholen will.«
»Die ›Affäre‹ wirkt nach, Herr Baron. Wahrscheinlich noch lange. Sie hat viel angerichtet, das verschwindet nicht von heute auf morgen.«
Die ›Affäre‹, auf die der alte Butler anspielte, war eine böse Geschichte, die erst vor wenigen Wochen zumindest vorläufig zu Ende gegangen war: Eine Frau namens Corinna Roeder hatte behauptet, von Fürst Leopold von Sternberg, Sofias und Friedrichs Schwager, einen mittlerweile siebzehnjährigen Sohn zu haben – einen Sohn also, der zur Welt gekommen war, als Leopold bereits verheiratet gewesen war. Sein ehelicher Sohn, Prinz Christian von Sternberg, war erst anderthalb Jahre später geboren worden. Der Fürst selbst konnte sich zu diesen Behauptungen nicht mehr äußern, denn er war im Jahr zuvor gemeinsam mit seiner Frau bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen.
Für seine Familie hatte nun eine schwere Zeit begonnen, denn Corinna Roeder behauptete weiterhin, ihre Beziehung zu Leopold habe mehrere Jahre gedauert, und er habe sie auch danach immer unterstützt. Für ihre Behauptungen hatte sie ›Beweise‹ vorgelegt: Fotos, Briefe, eine Aufnahme ihres Anrufbeantworters … Am schlimmsten hatte es Prinz Christian getroffen, dessen geliebter und geschätzter Vater nun plötzlich als Lügner und Betrüger dastand. Natürlich hatten sich die Medien auf diese Geschichte gestürzt. Christian, seine Tante Sofia, sein Onkel Friedrich und deren Kinder Anna und Konrad, waren buchstäblich gejagt worden.
Auch Sofia hatte sich die Sache sehr zu Herzen genommen. Fürstin Elisabeth, Leopolds Frau, war nicht nur ihre Schwester, sondern auch ihre beste Freundin gewesen, zudem überaus glücklich mit Leopold verheiratet. Nun jedoch schien es so zu sein, als sei ihre Schwester bereits kurz nach der Hochzeit von ihrem Mann auf das Schlimmste hintergangen worden. Sofia hatte das ebenso wenig glauben wollen wie Christian und die anderen Familienmitglieder, und doch hatte es Zeiten des Zweifels gegeben, wenn die ›Beweise‹ gar zu erdrückend schienen.
Die ›Affäre‹ hatte nach vielen Wendungen ein überraschendes Ende gefunden, das ausgerechnet Corinna Roeders Sohn Sebastian, Christians angeblicher Halbbruder, herbeigeführt hatte. Er war aus den USA, wo er für ein Jahr zur Schule ging, freiwillig zurückgekehrt, um durch einen Gentest feststellen zu lassen, ob er der Sohn des Fürsten war oder nicht. Um ihm das zu ersparen, hatte seine Mutter ein umfangreiches Geständnis abgelegt, dass und warum sie gelogen