Dr. Norden Bestseller 187 – Arztroman: Heiratsantrag mit Hindernissen
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Norden begleitete Hedwig von Danell in die Behnisch-Klinik, an das Krankenbett ihres sterbenden Mannes. Die alte Dame war fünfundsiebzig und hatte gerade erst eine Hüftgelenkoperation überstanden. Dennoch besaß sie einen eisernen Willen.
»Ich weiß, daß mein guter Fred sterben wird«, sagte sie.
»Achtzig Lebensjahre sind ein gesegnetes Alter, und er hat sich selbst immer gewünscht, daß ihm ein langes Leiden erspart bleibt, so wie ich es mir auch wünsche. Fünfundvierzig glückliche Ehejahre zählen und entschädigen für vieles, was vorher war.«
Dr. Norden horchte erstaunt auf. Was vorher war? Er hatte immer geglaubt, daß sie, diese Hedwig von Danell, ein stets zufriedenes, ja, sorgloses Leben geführt hätte, so voller Humor und Lebensfreude war sie stets gewesen, so harmonisch verlief das Leben in der schönen alten Villa, in der auch ihre Tochter Ilsabe mit ihrem Mann, Jonathan Marlow und dem Enkel Markus lebten. Eine wirklich vollkommene Familie, wie er gemeint hatte.
»Mein guter Fred«, sagte die alte Dame wieder, »er wird mir sehr fehlen, aber eines Tages werden wir wieder vereint sein. Vielleicht erlebe ich es noch, daß Markus eine liebe Frau findet, mit der er so glücklich wird, wie meine Ilsabe mit Jan, wie ich es mit Fred war. Solch ein Glück ist nicht jedem beschieden. Ich mußte leider die Erfahrung machen, daß es auch anders kommen kann«, fügte sie gedankenverloren hinzu.
Sie waren bei der Behnisch-Klinik angekommen. Dr. Norden half der alten Dame aus dem Wagen und geleitete sie zu dem Krankenzimmer. Sie mußte sich auf ihn stützen und zusätzlich noch auf einen Stock.
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 187 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 187 –
Heiratsantrag mit Hindernissen
Patricia Vandenberg
Dr. Norden begleitete Hedwig von Danell in die Behnisch-Klinik, an das Krankenbett ihres sterbenden Mannes. Die alte Dame war fünfundsiebzig und hatte gerade erst eine Hüftgelenkoperation überstanden. Dennoch besaß sie einen eisernen Willen.
»Ich weiß, daß mein guter Fred sterben wird«, sagte sie.
»Achtzig Lebensjahre sind ein gesegnetes Alter, und er hat sich selbst immer gewünscht, daß ihm ein langes Leiden erspart bleibt, so wie ich es mir auch wünsche. Fünfundvierzig glückliche Ehejahre zählen und entschädigen für vieles, was vorher war.«
Dr. Norden horchte erstaunt auf. Was vorher war? Er hatte immer geglaubt, daß sie, diese Hedwig von Danell, ein stets zufriedenes, ja, sorgloses Leben geführt hätte, so voller Humor und Lebensfreude war sie stets gewesen, so harmonisch verlief das Leben in der schönen alten Villa, in der auch ihre Tochter Ilsabe mit ihrem Mann, Jonathan Marlow und dem Enkel Markus lebten. Eine wirklich vollkommene Familie, wie er gemeint hatte.
»Mein guter Fred«, sagte die alte Dame wieder, »er wird mir sehr fehlen, aber eines Tages werden wir wieder vereint sein. Vielleicht erlebe ich es noch, daß Markus eine liebe Frau findet, mit der er so glücklich wird, wie meine Ilsabe mit Jan, wie ich es mit Fred war. Solch ein Glück ist nicht jedem beschieden. Ich mußte leider die Erfahrung machen, daß es auch anders kommen kann«, fügte sie gedankenverloren hinzu.
Sie waren bei der Behnisch-Klinik angekommen. Dr. Norden half der alten Dame aus dem Wagen und geleitete sie zu dem Krankenzimmer. Sie mußte sich auf ihn stützen und zusätzlich noch auf einen Stock. Ihre Haltung war dennoch bewundernswert.
»Ich danke Ihnen für Ihre Fürsorge, lieber Dr. Norden, für alles, was Sie für meinen Mann und für mich getan haben, und daß Sie mich hierher begleitet haben, doch jetzt möchte ich mit meinem guten Fred allein sein.«
Dr. Norden neigte sich über ihre feine Hand. »Bleiben Sie weiterhin so tapfer, liebe gnädige Frau«, sagte er.
Sie nickte.
»Er soll mein Lächeln mit hinübernehmen in die andere Welt«, flüsterte sie.
*
Frederic von Danell war sehr schwach, aber sein Geist war noch immer rege. Er wußte, daß die Stunde des Abschieds von dieser Welt nahe war, aber seine müden Augen suchten den Blick seiner Frau, und seine hageren Hände umschlossen ihre Finger.
»Mein Liebstes«, murmelte er. »Du bist bei mir. Du mußt dich doch noch schonen.«
»Dr. Norden hat mich hergebracht. Ich möchte so gern mit dir plaudern, Fred. Weißt du noch, wie wir uns zum erstenmal trafen? Ich habe soviel daran denken müssen, als ich in der Klinik lag.«
»Du warst so traurig, Hedy«, murmelte er. »Und ich dachte, wie schön du erst sein müßtest, wenn du lachen würdest.«
»Und du hast mich das Lachen wieder gelehrt, mein liebster Fred«, sagte sie weich. »Du hast mich vergessen lassen, was ich zurückließ in diesem andern Leben, das die Hölle war.«
»Aber du weißt, daß ich Wolf gern zu uns genommen hätte«, flüsterte er.
»Sie hätten es niemals zugelassen. Sie sagten ihm, daß seine Mutter tot sei, und dabei durfte ich endlich ohne Angst leben. Ja, so war es, Fred. Dir, nur dir habe ich ein zweites, glückliches Leben zu verdanken. Ich hätte dir so gern einen Sohn geschenkt.«
»Ich wollte doch immer eine Tochter haben, Hedy, eine, die dir ähnlich wird, und so ist es gekommen. Es war ein wundervolles Leben mit dir, aber nun müssen wir uns für eine Zeit trennen. Dir bleibt noch Zeit, Ilsabe alles zu erzählen, meine Liebe, meine große Liebe.«
Die Kräfte verließen ihn, doch seine Augen hingen noch immer an ihrem Gesicht, und sie lächelte, wie sie es sich vorgenommen hatte.
Seine Lippen bewegten sich, aber sie konnte keinen Laut mehr vernehmen, seine Lider senkten sich, und dann schlummerte Frederic von Danell ein, um nicht mehr aufzuwachen.
Hedwig blieb an seinem Bett sitzen, bis sein Herz den letzten Schlag tat. Sie faltete seine Hände und drückte ihre Lippen darauf, und dann zündete sie eine Kerze an. Sie nahm Abschied von dem Mann, den sie über alles geliebt hatte, aber sie mußte auch daran denken, daß sie auf den Tag genau vor fünfzig Jahren einem Sohn das Leben geschenkt hatte, dessen Vater ein anderer Mann gewesen war. Und die kurze Ehe mit ihm, die nur vier Jahre gewährt hatte, war eine Hölle gewesen.
Sie blickte in das stille, friedliche Gesicht ihres Mannes, dem allein sie es zu verdanken hatte, daß sie die Verzweiflung überwand und glücklich werden konnte.
Nun drückte sie auf die Klingel, und Dr. Jenny Behnisch erschien.
»Mein Fred ist eingeschlafen«, sagte Hedwig von Danell mit bebender Stimme. »Ich muß die Kinder benachrichtigen.«
*
»Die Kinder«, das waren Ilsabe Marlow, fünfundvierzig Jahre alt, Jonathan, achtundvierzig, und der Enkel Markus, der gerade vor drei Tagen seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte.
Sie kamen. Ilsabe kniete nieder und weinte, Jon streichelte tröstend ihre Schultern, und Markus fragte seine Großmutter: »Warum bist du allein gefahren, Mommi?«
»Dr. Norden hat mich gebracht. Wir hatten uns noch soviel zu sagen, Markus. Ich wußte, daß wir nicht mehr viel Zeit haben würden.« Sie nahm die Hand ihrer Tochter. »Weine nicht, Ilsabe, er ist so friedlich eingeschlummert.«
»Er war der beste Vater«, schluchzte Ilsabe.
»Tot sind nur die, die vergessen sind«, murmelte Jon.
Markus neigte sich tief über den Toten. »Adieu, Großpapa, wir behalten dich lieb«, sagte er leise.
Dann legte er den Arm um seine zierliche Großmutter. »Du mußt jetzt ruhen, Mommi«, sagte er. »Papa wird alles regeln. Ich bringe dich heim.«
»Ja, danke, mein Junge, ich kann nichts mehr für ihn tun«, sagte sie leise.
Dr. Jenny Behnisch begleitete sie hinaus. »Wir fühlen mit Ihnen, Frau von Danell«, sagte sie.
Sie ging dann zu ihrem Mann. »Eine so lange, glückliche Ehe«, sagte sie gepreßt, »es ist nur gut, daß sie nicht allein ist.«
Allein war sie nicht, und dennoch fühlte sie sich einsam.
»Ich will ein wenig ruhen, Markus«, sagte sie zu ihrem Enkel.
»Ja, das wird gut sein, Mommi«, nickte er, und zärtlich streichelte er ihre Wange. »Ich werde dir den Tee bringen.«
Josefa, die betagte Haushälterin, wäre dazu nicht fähig gewesen. Sie saß in der Küche und schluchzte. »Der gute Herr«, murmelte sie.
Ja, Frederic von Danell war ein guter Mensch gewesen. Sein Tod erfüllte viele Menschen mit tiefer Trauer, denen er mit Herzensgüte, Verständnis und Großzügigkeit geholfen hatte.
An diesem Tag empfand es Hedwig noch intensiver als je zuvor, wie gnädig das Schicksal ihr gesonnen war, als es ihr diesen Mann in den Weg führte, an jenem Tag, an dem eine Welt für sie zusammengebrochen war.
Vor dreiundfünfzig Jahren, an ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag, war sie die Frau von Hubertus Westhoff geworden, und damals war sie eine strahlende Braut gewesen. Ein riesiges Rittergut in Pommern gehörte dem sehr gut aussehenden Hubertus, dessen Vater zwei Jahre zuvor bei einem Reitturnier so unglücklich gestürzt war, daß er an den schweren Verletzungen starb. Hubertus war sechsundzwanzig, als die Ehe mit Hedwig geschlossen wurde.
Erst drei Monate vorher hatte er die junge Baronesse Lettkow, aus verarmtem baltischem Adel stammend, kennengelernt. Hedwig war eine Schulfreundin von Hubertus’ jüngster Schwester Viktoria. Sie hatten das gleiche Internat besucht und anläßlich ihrer Verlobung mit dem Grafen Collman hatte Viktoria die Freundin eingeladen. Deren ältere Schwester Camilla war keineswegs begeistert, von der jungen Schönheit in den Schatten gestellt zu werden, aber gerade sie war es dann, die ihren zögernden Bruder zu der Heirat gedrängt hatte.
Das wußte Hedwig nicht, und den Grund sollte sie erst später erfahren. Camilla gab den Ton auf Gut Westhoff an. Sie führte das Regiment über die Bediensteten. Hubertus kümmerte sich fast ausschließlich um die Pferdezucht und ließ Camilla freie Hand.
Hedwig erkannte bald, daß Hubertus nicht der strahlende Held war, den sie in ihm gesehen hatte. Er war zudem launisch, leicht aufbrausend, dann wieder deprimiert und häufig kränkelnd.
Viktoria hatte geheiratet und war mit ihrem Mann nach Berlin gegangen, da er im diplomatischen Dienst tätig war. Die zartbesaitete Hedwig hatte keine Chance, sich gegen die herrschsüchtige Camilla zu behaupten, und sie fand auch keinen Rückhalt bei ihrem Mann. Als sie dann ein Kind erwartete, zeigte sich Camilla von einer freundlicheren Seite, und als