Mein Herz gehört nur dir!: Der Bergpfarrer Extra 56 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
»Ja, sag mal, hat die Sonne dir dein letztes bisschen Hirn versengt, oder was soll das, was da treibst?« rief Anton Burgthaler wütend. Er wandte sich dabei zu seinem Knecht um, der neben ihm stand. »Jetzt schau dir das an. Der Kerl ist doch net mehr ganz bei Trost!« Der Grund für die Wut des Bauern stand drei Meter von ihnen entfernt und schlug mit einem schweren Hammer armdicke Pfosten in den Boden der Almwiese. Zwei große Rollen Stacheldraht, die in der Nähe lagen, ließen keine Zweifel daran aufkommen, warum Franz Kroninger die Zaunpfähle in den Boden trieb. Er kümmerte sich nicht um den schimpfenden Nachbarn, sondern verrichtete seine Arbeit, als wäre außer ihm niemand auf der Welt. »Wirst mir endlich erklären, was du eigentlich damit bezweckst?« brüllte der Burgthaler lauthals. Jetzt erst unterbrach der andere seine Tätigkeit und sah den Frager nachdenklich an. »Das siehst doch«, erwiderte er schließlich. »Ganz so dumm kannst doch gar net sein, als dass du's net erkennst. Aber, für den Fall, dass doch, will ich es dir gern erklären. Ich zieh einen Zaun.« In Anton kochte allmählich die Wut hoch. Die drei Männer standen auf der Wiese, unterhalb des Koglers, und so wie es den Anschein hatte, teilte Franz Kroninger sie genau in zwei Hälften. »Und was soll das Ganze?« Der Burgthalerbauer musste sich schwer zusammenreißen, damit er nicht seinem Nachbarn an die Gurgel ging.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Mein Herz gehört nur dir! - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 56 –
Mein Herz gehört nur dir!
Denn du bist meine Vergangenheit und meine Zukunft
Toni Waidacher
»Ja, sag mal, hat die Sonne dir dein letztes bisschen Hirn versengt, oder was soll das, was da treibst?« rief Anton Burgthaler wütend.
Er wandte sich dabei zu seinem Knecht um, der neben ihm stand.
»Jetzt schau dir das an. Der Kerl ist doch net mehr ganz bei Trost!«
Der Grund für die Wut des Bauern stand drei Meter von ihnen entfernt und schlug mit einem schweren Hammer armdicke Pfosten in den Boden der Almwiese. Zwei große Rollen Stacheldraht, die in der Nähe lagen, ließen keine Zweifel daran aufkommen, warum Franz Kroninger die Zaunpfähle in den Boden trieb. Er kümmerte sich nicht um den schimpfenden Nachbarn, sondern verrichtete seine Arbeit, als wäre außer ihm niemand auf der Welt.
»Wirst mir endlich erklären, was du eigentlich damit bezweckst?« brüllte der Burgthaler lauthals.
Jetzt erst unterbrach der andere seine Tätigkeit und sah den Frager nachdenklich an.
»Das siehst doch«, erwiderte er schließlich. »Ganz so dumm kannst doch gar net sein, als dass du’s net erkennst. Aber, für den Fall, dass doch, will ich es dir gern erklären. Ich zieh einen Zaun.«
In Anton kochte allmählich die Wut hoch. Die drei Männer standen auf der Wiese, unterhalb des Koglers, und so wie es den Anschein hatte, teilte Franz Kroninger sie genau in zwei Hälften.
»Und was soll das Ganze?«
Der Burgthalerbauer musste sich schwer zusammenreißen, damit er nicht seinem Nachbarn an die Gurgel ging.
Franz hingegen beachtete ihn nicht weiter, sondern wandte sich an den Knecht.
»Für den Fall, dass der Anton es bis zum Abend noch net begriffen hat – ich zieh den Zaun, damit er net wieder das Heu auf meiner Seite erntet, so wie er’s im letzten Jahr getan hat. Sag’s ihm.«
Damit drehte er sich um und hob den schweren Hammer. Mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen drosch er weiter auf den Pfahl ein, während sein Kontrahent wütend die Fäuste ballte. Johann Enzinger schaute von einem Bauern zum anderen. Er sah den Haß in den Augen des Burg-thalers, und er wußte, was der in seinem Jähzorn schon alles angerichtet hatte. Vorsichtig nahm er seinen Arm und wollte ihn zu dem Wagen ziehen, mit dem sie heraufgekommen waren. Doch Anton riss sich mit einer energischen Bewegung los und stürmte auf Franz Kroninger zu.
Der hatte gerade sein Werkzeug aus der Hand gelegt, um einen neuen Pfahl heranzuschaffen, als der andere sich auf ihn stürzte, wie ein Habicht auf seine Beute. Im Nu lagen die beiden am Boden und rollten ein Stück den Hang hinab.
»Dir werd ich’s zeigen«, rief Anton Burgthaler keuchend.
Er lag über seinem Nachbarn und hatte ihn am Kragen gepackt.
»Auf meiner Wiese ziehst keinen Zaun. Net, solang ich noch leb!«
»Da kann man ja nachhelfen«, ächzte Franz Kroninger und versuchte, sich durch Rollen und Heben der Last zu entledigen.
Er hatte einen Arm befreit und schlug dem anderen die Faust ins Gesicht. Johann, der vor Entsetzen wie gelähmt war, schien endlich aufzuwachen. Er eilte hinzu und wollte die beiden Kämpfenden auseinanderbringen. Allerdings stellte er sich dabei so ungeschickt an, dass er selber in die Rangelei geriet, und die drei schließlich ein wirres Knäul bildeten.
Hinter einem Felsvorsprung tauchte eine Gestalt auf und blieb einen Moment überrascht stehen, als er, weiter unten, die sich prügelnden Männer sah. Dann lief er schnell den Weg hinunter.
»Auseinander! Seid ihr denn alle narrisch g’worden?« rief Sebastian Trenker energisch, während er wahllos Arme und Beine packte und so das Knäuel löste. »Was ist denn bloß in euch gefahren?«
Die beiden Bauern standen sich keuchend gegenüber. Wie es sich zeigte, hatte nicht nur der Burgthaler ein blaues Auge davongetragen, auch Franz Kroningers Gesicht zierte ein wunderschönes Veilchen.
»Also, was ist hier los?« wollte der Bergpfarrer wissen.
Betreten sahen die Männer zu Boden. Johann blickte indes den Seelsorger an und zuckte mit der Schulter.
»Er hat angefangen«, sagte der Kroningerbauer und zeigte auf seinen Nachbarn.
»Aber er will auf meiner Wiese einen Zaun bauen«, entgegnete der Angeschuldigte.
Wie zwei ungehorsame Schulbuben standen sie sich gegen-über, und jeder zeigte mit dem Finger auf den anderen.
»Deine Wiese?« höhnte Franz. »Das war einmal. Eine Hälfte gehört mir, und zwar seit sie dein Urgroßvater beim Spiel verloren hat. Da hat sie nämlich mein Urgroßvater ehrlich gewonnen.«
»Betrogen worden ist er!« schimpfte Anton. »Beim Falschspiel. Aber darin seid ihr ja Meister, ihr Kroningers, allesamt!«
»Nun aber mal etwas Ruhe!« herrschte Sebastian sie an. »Wir sind hier net im Kindergarten. Ob Betrug oder net – fest steht, dass ihr, solang ich mich erinnern kann, diese Wiese hier gemeinsam aberntet.«
»Da wär’ ich auch dafür«, ließ sich Franz Kroninger vernehmen. »Aber der Kerl hat mir im letzten Jahr die Ernte auf meiner Hälfte gestohlen, und irgendwie muss ich mich ja zur Wehr setzen.«
»Ich hab’ mir nur genommen, was mir ohnehin gehört«, behauptete Anton.
Pfarrer Trenker blickte den Knecht an.
»Was soll ich nur mit den beiden machen?« fragte er.
Johann Enzinger hob hilflos die Arme. Sebastian atmete tief durch.
»Am besten nimmst deinen Bauern jetzt und fährst ihn nach Haus«, sagte er. »Und du, Kroninger, solltest dir noch mal überlegen, ob’s wirklich dafür steht, wegen dem bissel Heu eine Schlägerei zu riskieren. Meinst denn wirklich, dass es notwendig ist, einen Zaun aufzustellen?«
»Das ist mein gutes Recht«, verteidigte sich der Bauer.
Der Geistliche nickte. Das stimmte natürlich. Er wartete, bis der Knecht losgefahren war, dann setzte er seinen Weg fort.
*
Schon am frühen Morgen war er losgezogen und durch den Höllenbruch und die Hohe Riest aufgestiegen. Hinter dem Bergwald gab es eine Wand, die er hinaufgeklettert war, und schließlich erreichte er nach einer zweistündigen Wanderung die Wirzsachhütte, wo er einkehrte und mit dem Hüttenwirt längere Zeit plauderte. Erfrischt und gestärkt hatte er sich auf den Heimweg gemacht, der ihn über den Floriansfelsen zum Kogler führte.
Es war schon ein paar Wochen her, dass der Geistliche seiner Leidenschaft so ausgiebig frönen konnte. Immer wieder hatten es die Umstände verhindert. Dabei gab es für Sebastian nichts Schöneres, als frei und ungehindert durch die Berge zu streifen und in der Ruhe und Einsamkeit Zwiesprache mit seinem Herrgott zu halten. Dieses Hobby hatte ihm den liebevoll gemeinten Spitznamen »Bergpfarrer« eingebracht. Dabei sah er in seiner Wanderkleidung gar nicht so aus, wie man sich landläufig einen Pfarrer vorstellte. Sein sportliches Äußeres hatte schon manchen Fremden richtig getäuscht, der glaubte sicher, in Sebastian einen Prominenten genau zu erkennen.
Auf dem Nachhauseweg verblassten natürlich die schönen Eindrücke vor den weniger schönen, die er auf der Almwiese gehabt hatte. Der Pfarrer war froh, hinzugekommen zu sein, bevor Schlimmeres geschehen war. Er fragte