Die schöne und der falsche Graf: Der kleine Fürst 286 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Wir brauchen einen Arzt!«, rief Katharina. Eberhard Hagedorn lag noch immer am Boden, sie hielt seine Hand. Ihr Gesicht war schneeweiß, aus ihren Augen sprach die Angst um ihn. »Nein, bitte nicht.« Er hob den Kopf ein wenig, versuchte, sie anzusehen. Ihm war schwindelig, aber er war sicher, dass ihm sonst nichts passiert war. Vielleicht würde er ein paar blaue Flecken bekommen, aber er hatte sich nichts gebrochen, das spürte er. Auch zwei Hotelangestellte knieten neben ihm, und er sah die Hosenbeine des falschen Grafen. Dessen Gesichtsausdruck konnte er sich lebhaft vorstellen. Der Mann war schon fast am Ziel gewesen, als Eberhard Hagedorn sich so geschickt hatte fallen lassen, dass es für alle Zuschauer wie der böse Sturz eines älteren Mannes ausgesehen hatte – und genau so hatte es aussehen sollen. »Katharina«, sagte Eberhard Hagedorn, »würden Sie mich auf mein Zimmer bringen? Aber nur Sie – ich ertrage jetzt keine fremden Menschen. Ich lege mich ins Bett und schlafe mich aus. Nach ein paar Stunden geht es mir wieder gut.« Sie war unschlüssig, natürlich. Dabei war es so wichtig, dass sie seinen Wunsch erfüllte, denn wie sonst sollte er ihr sagen, was er ihr zu sagen hatte? »Ich weiß nicht«, erwiderte sie, »ich glaube, Sie brauchen einen Arzt.
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Buchvorschau
Die schöne und der falsche Graf - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 286 –
Die schöne und der falsche Graf
was soll nur werden, Katarina?
Viola Maybach
»Wir brauchen einen Arzt!«, rief Katharina.
Eberhard Hagedorn lag noch immer am Boden, sie hielt seine Hand. Ihr Gesicht war schneeweiß, aus ihren Augen sprach die Angst um ihn.
»Nein, bitte nicht.« Er hob den Kopf ein wenig, versuchte, sie anzusehen. Ihm war schwindelig, aber er war sicher, dass ihm sonst nichts passiert war. Vielleicht würde er ein paar blaue Flecken bekommen, aber er hatte sich nichts gebrochen, das spürte er.
Auch zwei Hotelangestellte knieten neben ihm, und er sah die Hosenbeine des falschen Grafen. Dessen Gesichtsausdruck konnte er sich lebhaft vorstellen. Der Mann war schon fast am Ziel gewesen, als Eberhard Hagedorn sich so geschickt hatte fallen lassen, dass es für alle Zuschauer wie der böse Sturz eines älteren Mannes ausgesehen hatte – und genau so hatte es aussehen sollen.
»Katharina«, sagte Eberhard Hagedorn, »würden Sie mich auf mein Zimmer bringen? Aber nur Sie – ich ertrage jetzt keine fremden Menschen. Ich lege mich ins Bett und schlafe mich aus. Nach ein paar Stunden geht es mir wieder gut.«
Sie war unschlüssig, natürlich. Dabei war es so wichtig, dass sie seinen Wunsch erfüllte, denn wie sonst sollte er ihr sagen, was er ihr zu sagen hatte?
»Ich weiß nicht«, erwiderte sie, »ich glaube, Sie brauchen einen Arzt. Man weiß doch nie …«
Er unterbrach sie, indem er sich an die Umstehenden wandte und in seinem langsamen, etwas altmodischen Französisch sagte: »Frau von Engelhardt wird mich auf mein Zimmer bringen, vielen Dank, dass Sie sich Sorgen um mich gemacht haben. Einen Arzt brauche ich nicht, ich fühle mich nur ein bisschen benommen, das ist alles.«
Mit der Hilfe Katharinas und eines der Hotelangestellten stand er auf. Er stützte sich schwer auf Katharinas Arm und bat erneut: »Bitte, begleiten Sie mich.«
»Natürlich begleite ich Sie, aber vielleicht sollte noch jemand …«
»Nein!«, sagte er schnell und so eindringlich, dass sie ihren Widerstand aufgab. Sie dankte den Umstehenden ebenfalls noch einmal für ihre Hilfsbereitschaft, bevor sie sich an den falschen Grafen wandte. »Ich bleibe bei Herrn Hagedorn, bis ich sicher bin, dass ihm nichts fehlt. Wenn du gehen willst …«
»Soll ich nicht besser mitkommen?«
Eberhard Hagedorn wusste sich nicht anders zu helfen, als Katharina fest in den Arm zu kneifen, um ihr zu sagen, dass dieses Angebot unerwünscht war.
»Lieb von dir, aber wir kommen zurecht. Ich sehe dann ja, ob du noch hier bist.«
Die Kellner hatten bereits begonnen, die Scherben aufzusammeln, den verschütteten Tee aufzuwischen, neu einzudecken und alles wieder an seinen Platz zu stellen. Die Gäste von den anderen Tischen, die bei Eberhard Hagedorns Sturz erschrocken aufgesprungen und zu ihm geeilt waren, um eventuell zu helfen, kehrten zu ihren Plätzen zurück, die unterbrochenen Gespräche wurden wieder aufgenommen, nun, da die erste Aufregung vorüber war.
Eberhard Hagedorn hatte Mühe, sich seine Erleichterung, aber auch seine Ungeduld nicht anmerken zu lassen, bis sie endlich im Fahrstuhl standen und sich dessen Türen hinter ihnen geschlossen hatten. Mit einem langen Seufzer ließ er seine Hand von Katharinas Arm gleiten.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie, immer noch voller Angst, er könne jeden Moment das Bewusstsein verlieren.
»Für den Moment schon«, antwortete er. »Ich muss mit Ihnen reden.«
Sie sah ihn unsicher an, wusste nicht, was sie davon halten sollte, dass seine Stimme wieder ganz normal und kräftig klang und dass er sich offenbar nicht länger auf sie stützen musste. Er beschloss, die Frage in ihren Augen erst zu beantworten, wenn sie sich in seinem Zimmer befanden.
Als sie es betreten hatten, wuchs ihre Verwirrung, denn sie hatte erwartet, dass er sich aufs Bett legen würde. Stattdessen setzte er sich auf das Sofa und bat sie, neben ihm Platz zu nehmen. »Wie gesagt, ich muss mit Ihnen reden, Katharina. Und hören Sie auf, sich Sorgen um mich zu machen, ich bin absichtlich gestürzt.«
Sie blieb stehen, ihr Blick verriet, dass sie an seinem Verstand zweifelte.
»Es geht um Julius von Pönitz«, fuhr er fort. »Der Mann da unten behauptet, er sei Graf Julius von Pönitz, aber zufällig weiß ich, dass das nicht stimmt. Und er war noch nie im Sternberger Schloss, das kann ich beschwören. Er kennt weder den kleinen Fürsten, noch kannte er dessen Eltern. Der Mann ist ein Hochstapler, und er hat es offenbar auf Sie abgesehen.«
Sie sank ganz langsam auf einen Sessel neben dem Sofa. »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte sie.
»Ich bin Butler auf Schloss Sternberg«, antwortete er ruhig. »Baronin und Baron von Kant waren der Ansicht, dass ich dringend Urlaub machen muss, und sie waren nicht davon abzubringen, mir diesen Urlaub zu bezahlen. Ich habe Paris gewählt, weil ich als Kind ein paar Jahre hier gelebt habe – das habe ich Ihnen ja erzählt. Als ich hörte, dass Graf von Pönitz im Hotel erwartet wird, bin ich beinahe in Panik geraten, weil ich dachte, es gefiele ihm vielleicht nicht, mich hier zu treffen, unter diesen Umständen. Ich glaube nicht, dass er schon jemals mit einem Butler an einem Tisch gesessen hat.«
»Sie sind Butler?«, fragte Katharina. Sie konnte es kaum glauben. »Auf die Idee wäre ich niemals gekommen, Herr Hagedorn.«
»Der falsche Graf da unten hat Ihnen etwas in den Kaffee getan, als Sie beim Kellner die Bestellung für mich aufgegeben haben. Es war reines Glück, dass ich das beobachten konnte. Ich musste mir schnell etwas einfallen lassen, es tut mir sehr leid, dass ich Sie erschreckt habe. Aber ich musste Sie daran hindern, den Kaffee zu trinken, und ich wollte den Mann nicht unbedingt wissen lassen, dass er aufgeflogen ist.«
»Aber …« Katharinas Stimme klang atemlos. »Aber was sollen wir denn jetzt machen?«
Er war froh, dass sie seine Geschichte nicht länger anzweifelte, und so erzählte er ihr in aller Kürze nun auch noch den Rest. »Stephanie wird bald in Sternberg sein und dort die Herrschaften im Schloss informieren. Diese werden sich sofort mit Graf von Pönitz in Verbindung setzen und vermutlich auch mit der Polizei. Dort wird man am besten wissen, was jetzt zu tun ist. Ich meine, hier würde Behauptung gegen Behauptung stehen. Wenn er sagt, dass er natürlich keinerlei böse Absichten hat, kann ich das Gegenteil nicht beweisen, und wahrscheinlich ist es nicht verboten, unter fremdem Namen in einem Hotel abzusteigen. Das einzige Beweismittel wäre der Kaffee gewesen, aber der ist längst weg.«
»Und was soll ich jetzt tun?«
»Geben Sie sich ihm gegenüber wie bisher, halten Sie ihn irgendwie bei Laune, aber sehen Sie zu, dass immer Leute in der Nähe sind – und wenn Sie in seiner Begleitung etwas trinken, lassen Sie das Glas oder die Tasse nicht aus den Augen. Ich werde aus Sternberg hören, sobald es Neuigkeiten gibt, ich halte Sie auf dem Laufenden. Und jetzt gehen Sie, bevor der Mann noch Verdacht schöpft. Sagen Sie