Seine Albtraumfrau: Der kleine Fürst 268 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Amelie Kronauer blieb äußerlich gefasst. Nach dem Gespräch mit Friedrich von Kant rief sie in der Klinik an, in die ihr Mann nach seinem Herzinfarkt eingeliefert worden war, und verlangte nach Dr. Brocks, dem Klinikchef. Sie wurde sofort verbunden, und er bestätigte ihr in ruhigem Tonfall, was schon Friedrich gesagt hatte: Karls Zustand war stabil, Lebensgefahr bestand nicht. »Sie lügen mich doch nicht an, um mich zu schonen, Herr Doktor?« »Das tue ich ganz gewiss nicht.« »Ich packe sofort meine Sachen und mache mich auf den Weg.« »Das dachte ich mir schon«, erwiderte er. »Es ist nicht vernünftig, denn Sie werden heute Nacht nichts mehr für Ihren Mann tun können, weil er schläft. Aber ich nehme an, Sie lassen sich nicht umstimmen.« »Da haben Sie Recht. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen, aber ich kann mich jetzt nicht ins Bett lagen – und schlafen werde ich ohnehin nicht. Ich muss bei meinem Mann sein.« »Ich würde es wahrscheinlich genau so machen«, gestand Walter Brocks. »Allerdings kann ich Ihnen nicht garantieren, dass ich noch hier sein werde, wenn Sie eintreffen. Aber dann sehen wir uns spätestens morgen früh. Ich sage Bescheid, dass Sie kommen, damit man Sie sofort zu Ihrem Mann lässt.« »Danke schön«
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Seine Albtraumfrau - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 268 –
Seine Albtraumfrau
Viola Maybach
Amelie Kronauer blieb äußerlich gefasst. Nach dem Gespräch mit Friedrich von Kant rief sie in der Klinik an, in die ihr Mann nach seinem Herzinfarkt eingeliefert worden war, und verlangte nach Dr. Brocks, dem Klinikchef. Sie wurde sofort verbunden, und er bestätigte ihr in ruhigem Tonfall, was schon Friedrich gesagt hatte: Karls Zustand war stabil, Lebensgefahr bestand nicht.
»Sie lügen mich doch nicht an, um mich zu schonen, Herr Doktor?«
»Das tue ich ganz gewiss nicht.«
»Ich packe sofort meine Sachen und mache mich auf den Weg.«
»Das dachte ich mir schon«, erwiderte er. »Es ist nicht vernünftig, denn Sie werden heute Nacht nichts mehr für Ihren Mann tun können, weil er schläft. Aber ich nehme an, Sie lassen sich nicht umstimmen.«
»Da haben Sie Recht. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen, aber ich kann mich jetzt nicht ins Bett lagen – und schlafen werde ich ohnehin nicht. Ich muss bei meinem Mann sein.«
»Ich würde es wahrscheinlich genau so machen«, gestand Walter Brocks. »Allerdings kann ich Ihnen nicht garantieren, dass ich noch hier sein werde, wenn Sie eintreffen. Aber dann sehen wir uns spätestens morgen früh. Ich sage Bescheid, dass Sie kommen, damit man Sie sofort zu Ihrem Mann lässt.«
»Danke schön«, erwiderte Amelie leise und verabschiedete sich.
Sie packte genau so ruhig und methodisch wie immer. Nichts an ihrem Verhalten wies auf den Sturm hin, der in ihrem Inneren tobte. Sie hatte Angst, wahnsinnige Angst um Karl. Wie sähe denn ihr Leben aus, wenn es ihn nicht mehr gab? Sie wollte es sich nicht einmal vorstellen. Und ihre Töchter … Sie hatte keine von ihnen angerufen. Das musste warten.
Sie nahm eine etwas größere Reisetasche mit, sie wusste ja nicht, wie lange sie in Sternberg bleiben würde. Um ihre Unterkunft würde sie sich erst vor Ort kümmern. Vielleicht konnte sie übergangsweise in Karls Hotelzimmer schlafen.
Sie schrieb einen Zettel für die Putzfrau, die am nächsten Morgen kommen würde, damit sie sich während ihrer Abwesenheit um die Post und die Blumen kümmerte. Sonst fiel ihr nichts ein, was sie noch hätte organisieren müssen. Sie war schon im Begriff, das Haus zu verlassen, als ihr Blick in den Spiegel fiel.
»Um Himmels Willen!«, murmelte sie und eilte zurück ins Bad. So durfte Karl sie nicht sehen. Also schminkte sie sich, band die störrischen Haare zusammen und ging erst, als sie fand, dass sie wieder halbwegs normal aussah.
Sobald sie auf der Autobahn war, wurde sie auch innerlich ruhiger. In zwei bis drei Stunden war sie in Sternberg, bei Karl. Er würde spüren, dass sie neben ihm saß, und es würde ihm Kraft geben. Sie würde ihm helfen, wieder ganz gesund zu werden.
Alles andere war erst einmal unwichtig.
*
Mit geschlossenen Augen fragte Karl: »Amelie?«
»Nein, ich bin’s, Sabrina. Amelie ist aber unterwegs, sie wird bald hier sein.«
»Das ist gut«, murmelte er.
Sabrina dachte schon, er sei wieder eingeschlafen, aber dann schlug er doch die Augen auf. »Sabrina«, sagte er. »Was tust du hier?«
»Ich sitze an deinem Bett und habe Angst um dich, wenn du es genau wissen willst.«
»Musst du nicht. Es … es geht mir schon wieder besser.«
»Das sagen die Ärzte auch, aber ich glaube ihnen nicht – und dir auch nicht. Du siehst nicht so aus, als ginge es dir besser.«
»Ich fühle mich jedenfalls besser. Mir war ja vorher so … übel. Erinnerst du? Gestern Abend habe ich mich schon seltsam gefühlt.«
»Du dachtest, du hättest zu viel gegessen.«
»Stattdessen war es wohl schon mein Herz, das auf sich aufmerksam machen wollte.« Er versuchte zu lächeln, doch es misslang ihm. Er sah erschöpft aus – und mit einem Mal alt.
Sie fragte sich, wie das möglich war. Noch letzte Woche hatte sie gedacht, wie er gut er sich gehalten hatte für sein Alter, wie beweglich er noch war, geistig und körperlich. Man schätzte ihn gut und gern zehn Jahre jünger, wenn man ihn bei der Arbeit sah, wie er hin- und herlief, wie er lebhaft gestikulierte, wie seine Augen blitzten, wenn er eine Idee hatte, von der er die anderen überzeugen wollte.
»Ach, Karl«, sagte sie traurig.
Er tastete nach ihrer Hand und als er sie gefunden hatte, hielt er sie fest. »Ihr müsst den Film zu Ende bringen.«
Sie wollte nicht über den Film reden. »Ach, der Film«, sagte sie. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er ohne Karl fertig gestellt werden sollte. Er hatte so viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt, und Lorenz hatte sich so bemüht, ihn zu gewinnen, wie sollte das also jetzt gehen ohne ihn? Es gab diese ganz besonderen ›Kronauer-Bilder‹, die nur Karl erzeugen konnte. Es lag an seiner Art, das Licht zu setzen und die Kamera zu bewegen. Es gab viele junge Kameraleute, die ihn zu kopieren versuchten, gelungen war es bis jetzt noch keinem. Nein, Karl war nicht zu ersetzen, durch niemanden. Aber das Problem musste zum Glück nicht sie lösen, dafür waren andere zuständig.
»Du musst das machen, Sabrina. Du kannst das. Du musst für mich einspringen. Ich kann mir niemanden anders vorstellen. Du kennst die Produktion, du weißt, was wir vorhatten, wir haben schon oft darüber gesprochen, wie der Film aussehen soll.«
Lag es an seinem Herzinfarkt? War er nicht ganz bei Sinnen? »Karl, das ist eine große, teure Produktion, und ich habe bis jetzt nur als Assistentin gearbeitet. Ich bin der Aufgabe nicht gewachsen.«
»Das ist Unsinn, und das weißt du.« Er schloss erschöpft die Augen. »Ich muss schlafen«, murmelte er. »Und du musst den Film zu Ende drehen. Tu es für mich.«
Als er wieder eingeschlafen war, ging sie hinaus auf den Flur. Zurück ins Hotel wollte sie noch nicht, aber sie brauchte einen Kaffee. Eine Schwester erklärte ihr, wo sie einen Automaten fand. Sie wollte sich gerade auf den Weg machen, als sie Amelie auf sich zukommen sah.
Sie fielen einander in die Arme, beide weinten. »Es geht ihm besser, Amelie, er hat schon nach dir gefragt. Aber er sieht krank aus, sei darauf gefasst.«
»Bleibst du noch?«, fragte Amelie.
»Ich wollte mir gerade einen Kaffee holen und dann zurückkommen. Willst du auch einen?«
»Ja, gern.«
»Ich bringe dich zuerst zu Karl, komm. Er schläft, er war müde, nachdem wir ein paar Sätze miteinander gesprochen haben.«
»Weißt du, ob Herr Dr. Brocks noch hier ist?«
»Ich glaube schon, er hat gesagt, er würde sich verabschieden, wenn er ginge.«
Sie begleitete Amelie zum Zimmer ihres Mannes, betrat es aber nicht, weil sie annahm, dass Amelie eine Weile mit Karl allein sein wollte.
Auf dem Weg zum Kaffeeautomaten fiel ihr wieder ein, was Karl zuvor gesagt hatte. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das keinesfalls eine abwegige Idee war. Sie würde viel arbeiten, sich viel einfallen lassen müssen, es würde eine immense Herausforderung sein, aber irgendwann in nächster Zeit würde sie den