Corinna, die Frau seiner Träume: Dr. Norden Bestseller 263 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Dr. Norden war zu Martin Kersten gerufen worden. Er wußte, daß dieses geplagte Leben nun zu Ende gehen würde, und dieser Tod würde nicht nur für den Patienten Erlösung bedeuten, sondern auch für dessen Tochter Carina.
Freilich hätte Dr. Norden solche Gedanken diesem jungen Mädchen gegenüber, das ihm die Tür öffnete, niemals geäußert. Carina Kersten hatte ihren gelähmten Vater mit selbstloser Hingabe gepflegt.
»Er hat mir schon Adieu gesagt«, flüsterte sie mit erstickter Stimme, und dann sah sie Dr. Norden aus leergeweinten Augen an.
Dr. Norden hatte diese Carina oft bewundert. Sie hatte nie geklagt, wenn sie auch noch so oft schlaflose Nächte am Krankenbett des Vaters verbracht hatte. Aber der Arzt hatte auch mit Besorgnis gesehen, daß sie immer schmaler, blasser und stiller wurde, daß ihre schönen Augen den Glanz verloren, daß ihre Resignation auch ihre eigene Widerstandskraft schwächte.
Dr. Norden dachte zurück an die junge, lebensfrohe, energische Carina, die eine so faszinierende Ausstrahlung hatte und so voller beruflicher Pläne war. Architektur hatte sie studiert, und damals hatte sie die Kraft gehabt, dem Wunsch des Vaters zu widersprechen, der es lieber gesehen hätte, wenn sie als Juristin in seine Anwaltskanzlei eingetreten wäre. Und da hätte er auch die Bindung an einen Mann gebilligt, denn Dr. Horst Helmbrecht war als Sozius in seine Kanzlei eingetreten. Er hätte auch als Schwiegersohn Gnade vor Martin Kerstens Augen gefunden. Aber Carina und Horst waren sich sehr schnell einig geworden, daß sie zwar gute Freunde sein konnten, aber nicht mehr.
Das wußte Daniel Norden allerdings nur, weil Martin Kersten
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Buchvorschau
Corinna, die Frau seiner Träume - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 263–
Corinna, die Frau seiner Träume
Patricia Vandenberg
Dr. Norden war zu Martin Kersten gerufen worden. Er wußte, daß dieses geplagte Leben nun zu Ende gehen würde, und dieser Tod würde nicht nur für den Patienten Erlösung bedeuten, sondern auch für dessen Tochter Carina.
Freilich hätte Dr. Norden solche Gedanken diesem jungen Mädchen gegenüber, das ihm die Tür öffnete, niemals geäußert. Carina Kersten hatte ihren gelähmten Vater mit selbstloser Hingabe gepflegt.
»Er hat mir schon Adieu gesagt«, flüsterte sie mit erstickter Stimme, und dann sah sie Dr. Norden aus leergeweinten Augen an.
Dr. Norden hatte diese Carina oft bewundert. Sie hatte nie geklagt, wenn sie auch noch so oft schlaflose Nächte am Krankenbett des Vaters verbracht hatte. Aber der Arzt hatte auch mit Besorgnis gesehen, daß sie immer schmaler, blasser und stiller wurde, daß ihre schönen Augen den Glanz verloren, daß ihre Resignation auch ihre eigene Widerstandskraft schwächte.
Dr. Norden dachte zurück an die junge, lebensfrohe, energische Carina, die eine so faszinierende Ausstrahlung hatte und so voller beruflicher Pläne war. Architektur hatte sie studiert, und damals hatte sie die Kraft gehabt, dem Wunsch des Vaters zu widersprechen, der es lieber gesehen hätte, wenn sie als Juristin in seine Anwaltskanzlei eingetreten wäre. Und da hätte er auch die Bindung an einen Mann gebilligt, denn Dr. Horst Helmbrecht war als Sozius in seine Kanzlei eingetreten. Er hätte auch als Schwiegersohn Gnade vor Martin Kerstens Augen gefunden. Aber Carina und Horst waren sich sehr schnell einig geworden, daß sie zwar gute Freunde sein konnten, aber nicht mehr.
Das wußte Daniel Norden allerdings nur, weil Martin Kersten bedauernd geklagt hatte, daß er ruhiger sterben würde, wenn er Carina als Frau eines anständigen Mannes gut versorgt wüßte.
Aber auch das hatte er Carina gegenüber nicht erwähnt. Über sich selbst und ihre eigenen Gedanken und Wünsche sprach sie nämlich nie.
Martin Kersten atmete nur noch schwach, aber sein Gesicht zeigte noch nicht die Ruhe und Entspannung, die ein friedlicher Tod zeigen sollte. Er war kein geduldiger Patient gewesen. Er hatte mit seinem Schicksal gehadert, und das war verständlich, denn er war durch einen unverschuldeten Unfall gelähmt worden. Ein Betrunkener war in seinen Wagen hineingerast, und es wurde als Wunder bezeichnet, daß Martin Kersten überlebt hatte.
Zuerst hatte er gesagt, daß es wohl besser gewesen wäre, er hätte gleich sterben können, aber dann hatte er gehofft, und immer wieder gehofft, daß er doch wieder würde gehen können. Er hatte seine Arbeit in der Kanzlei vom Rollstuhl aus erledigt. Carina hatte noch studiert, aber als sie das Studium mit bestem Erfolg abgeschlossen hatte, ließ Martin Kerstens Widerstandskraft schlagartig nach. Sehr viel später war Dr. Norden auf den Gedanken gekommen, daß Kersten Carina ans Haus fesseln wollte, denn zu jener Zeit hatte sie doch noch einen Freundeskreis gehabt, mit dem sie sich öfter traf. Aber eine Heirat mit Horst Helmbrecht hatte sie kategorisch abgelehnt. Sie selbst dachte erst jetzt darüber nach, daß dieses Nein ihren Vater dazu getrieben hatte, mehr und mehr ihre Nachgiebigkeit auszunutzen. Das hätte sie freilich auch nicht ausgesprochen. Aber ihre Gedanken wanderten, während sie den Sterbenden betrachtete, über dessen Lippen jetzt der Hauch eines Seufzers kam.
Dr. Norden richtete sich auf und ergriff Carinas Hände, die fast so kalt waren wie die des Toten, der soeben den letzten Atemzug getan hatte.
»Er hat Frieden gefunden, Carina«, sagte Dr. Norden leise.
Ihre Schultern zuckten, und leise sagte sie: »Sind Sie sicher, Dr. Norden? Ich kann es nur hoffen. Er ist in sich selbst nicht zur Ruhe gekommen.« Ihr Blick irrte ab. »Und ich bin nun ganz allein.«
»Sie sind jung, Carina. Das Leben liegt vor Ihnen«, sagte Dr. Norden aufmunternd.
»Ich weiß nicht mehr, ob ich jemals richtig jung war«, erwiderte sie.
Das klang keineswegs nach Selbstmitleid, das war eine gedankenvolle Feststellung, die Dr. Norden erschütterte. Es war ja oft so, daß traurige Jahre doppelt zählten. Carina war zwanzig gewesen, als ihre Mutter starb. Es war ein plötzlicher Tod gewesen, denn niemand hatte geahnt, daß Anita Kersten todkrank war, sah man es ihr doch nicht an. Sie ging zum Zahnarzt, und danach kam sie zu Dr. Norden, erregt, ja, empört. Der Zahnarzt hätte ihr gesagt, daß er eine langwierige Behandlung nicht vornehmen könne, bevor sie sich nicht hätte gründlich untersuchen lassen.
Ja, auch an diesen Tag erinnerte sich Dr. Norden, als er am Abend mit seiner Frau Fee über Carina sprach.
Er hatte Anita Kersten eigentlich nur gekannt, weil er Carina ärztlich betreute, die damals öfter unter Nebenhöhlengeschichten litt und auch unter Heuschnupfen. Anita Kersten hatte immer einen gesunden, lebhaften Eindruck auf ihn gemacht, wenngleich sie auch eine zarte Frau war. Aber sie hatte ihn nie konsultiert, und sie war nur voller Empörung zu ihm gekommen, um sich über den Zahnarzt zu beklagen.
Diesen aber kannte Dr. Norden als einen äußerst gewissenhaften Zahnarzt. Er rief ihn an, bevor er noch das Ergebnis von der Blutuntersuchung hatte, in die Anita Kersten eingewilligt hatte, allerdings nur deshalb,
wie sie gesagt hatte, um diesem »Schwarzmaler« unter die Augen zu halten, daß ihr nichts fehle, außer eben Zahnschmerzen.
Was Dr. Norden aus dessen Mund jedoch hörte, ließ ihn erschrecken, denn der Zahnarzt äußerte den Verdacht auf Leukämie. Die Blutuntersuchung bestätigte diesen Verdacht. Schon acht Monate später starb Anita Kersten nach einem sehr schnellen Verfall. Davon hatte Carina nicht allzuviel mitbekommen, und sie erfuhr auch in der Zwischenzeit nicht die traurige Wahrheit. Sie studierte in Hamburg und lebte bei ihrer Großmutter mütterlicherseits, der man die Wahrheit auch verschwiegen hatte.
So war Anitas Tod ein gewaltiger Schock für Carina und auch für ihre Großmutter, die herzkrank war und sich von diesem Schicksalsschlag nicht mehr erholte. Sie starb sechs Monate später. Carina bekam einen Studienplatz in München, und ihre temperamentvolle Schulfreundin Iris Lindner sorgte dafür, daß sie unter Menschen kam. Und zu jener Zeit gönnte Martin Kersten seiner Tochter, die er abgöttisch liebte, noch jede Abwechslung.
Dr. Norden gebrauchte den Ausdruck »abgöttisch« nicht gern, aber in diesem Fall war er zutreffend, denn für Martin Kersten war Carina engelgleich. Allerdings hatte sie ihn auch niemals Sorgen bereitet. Sie war ein sonniges Kind gewesen, ein zielstrebiger Teenager geworden, apart und charakterstark, geradlinig und fern aller Jugendeseleien. Sie hatte keine Flirts oder gar Liebeleien. Von ihren Schulfreunden und Kommilitonen wurde sie als ein guter Kumpel geschätzt. Aber das Unglück brach wieder über sie herein. Dr. Martin Kersten kam von einer Gerichtsverhandlung, als sich der folgenschwere Unfall zutrug. Wochenlang schwebte er zwischen Leben und Tod, um dann schließlich an den Rollstuhl gefesselt zu sein.
*
Nicht nur Dr. Norden dachte darüber nach, auch Carinas Gedanken wanderten in die Vergangenheit, nachdem sie die wichtigsten Formalitäten erledigt hatte. Dr. Horst Helmbrecht hatte ihr dabei geholfen. Eine echte Freundschaft verband sie, und keiner von beiden erwartete mehr. Horsts Liebe gehörte schon seit Jahren einer anderen, die jedoch verheiratet war.
Er war als Sozius in die Kanzlei eingetreten, als Martin Kersten die Arbeit nicht mehr allein bewältigen konnte. Horst war ein guter Anwalt und so ganz nach dem Geschmack des Älteren. Er war auch sehr sympathisch, wenn auch nicht ein Typ, nach dem sich die Frauen umdrehten. Jedenfalls wußte Carina die Kanzlei in den besten Händen, und sie wußte auch, daß sie sich in finanzieller Hinsicht keine allzu großen Sorgen machen mußte, obwohl sie sich nie um die Finanzlage ihres Vaters gekümmert hatte. Sie hatte das Haus in einer sehr guten Wohnlage, es war schuldenfrei, und sie behielt ihr Zuhause. Zudem hatte sie in Horst einen zuverlässigen juristischen Berater. Er war sofort gekommen, als sie ihn angerufen hatte, und er hatte es übernommen, alles für die Beerdigung zu regeln.
Carina ging durch das stille Haus. Kein ungeduldiger Vater rief mehr nach ihr, und nun vermißte sie das, obwohl sie sich so manches Mal nach ein wenig mehr Ruhe gesehnt hatte.
Einige Monate hatten sie eine Pflegerin gehabt, eine nette Frau, mit der Carina sich gut verstand, die ihr Vater aber als einen gefühllosen Trampel bezeichnet hatte. Ja, mit den Monaten war er immer aggressiver geworden. Er wollte keine Fremden um sich haben, er duldete nur Horst, und er ließ Carina überhaupt keinen Freiraum mehr.
Sie hatte alle Kontakte abgebrochen. Ihre Freundin Iris hatte sie sowieso schon Jahre nicht mehr gesehen. Iris hatte den Architekten Jonas Hatten geheiratet, der Carinas Vorbild gewesen war in seiner außergewöhnlichen Kreativität. Nur ein Vorbild?
Sie legte den Kopf in den Nacken. Sie wollte nicht mehr zurückdenken. Sie wollte endlich wieder einmal schlafen, nur eine lange Nacht durchschlafen und nichts denken, nichts träumen, auch noch nichts planen. Sie betrachtete