Der Weg zu deinem Herzen: Der kleine Fürst 231 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Als der letzte Ton des alten Liebeslieds verklungen war, mit dem Julia von Camphausen ihr Konzert beendete, herrschte sekundenlang tiefe Stille im Ballsaal von Schloss Sternberg, der an diesem Abend zum Konzertsaal geworden war. Der Beifall setzte nur zögernd ein, als wollten die Menschen die Stille bewahren, in der die wunderbare Stimme der jungen Sopranistin nachzuklingen schien. Doch als die Ersten zu klatschen begannen, gab es schon bald kein Halten mehr, einer nach dem anderen sprang auf, bis sich schließlich das gesamte Publikum erhoben hatte, um der schönen blonden Sängerin, die regungslos vorne neben dem Flügel stand, zu huldigen. Sie verneigte sich leicht, streckte dann einen Arm zu ihrem Begleiter Jan van Hooven am Flügel aus. Gemeinsam verbeugten sie sich, doch das Publikum hatte nicht die Absicht, sie ohne Zugabe gehen zu lassen, und so setzte sich der Pianist schließlich wieder an den Flügel und begann leise zu spielen. Die Menschen setzten sich wieder, und erneut wurde es still, als Julia das ›Ave Maria‹ sang. Nicht wenige im Publikum hatten Tränen in den Augen, während sie dem beinahe überirdisch schönen Gesang lauschten. Julia selbst bekam davon nichts mit. Sie wusste nur eins: dass sie glücklich war. Es war ein verrücktes Gefühl angesichts der Ereignisse der jüngsten Vergangenheit: Ihre Familie hatte gerade ihr gesamtes Vermögen verloren, ihr Elternhaus war verkauft worden, von ihrem bisherigen so behüteten und unbeschwerten Leben war praktisch nichts übrig geblieben. Und doch war sie glücklich, weil sie dieses Konzert hatte geben dürfen, das ihre Sternberger Freunde ihr gewissermaßen geschenkt hatten, um ihr zu helfen. Sie war noch sehr jung, niemand außer ein paar Eingeweihten kannte sie und obwohl sie mit dieser herrlichen Stimme gesegnet war, musste sie noch viel lernen. Sie brauchte Lehrerinnen und Lehrer, die ihr halfen, sich weiterzuentwickeln, und zwar so behutsam, dass es ihrer Stimme nicht schadete. Aber für diese Ausbildung fehlte nun eben das Geld, das bisher immer da gewesen war. Und deshalb dieses Konzert, damit Julia die Chance erhielt, sich einen Namen zu machen und so ihre Ausbildung von jetzt an selbst zu finanzieren. Es berührte sie tief, dass die Menschen, für die sie zwei Stunden lang gesungen hatte, von ihren Sitzen aufgesprungen waren und ihr förmlich zujubelten. Sie wusste selbst, dass sie an diesem Abend so gut gesungen hatte wie nie zuvor. Das sah sie nicht nur am Gesicht ihrer Lehrerin Marion Varnthal, die vorn in der ersten Reihe saß, mit ganz verklärtem Gesicht, sondern auch an den überraschten Mienen ihrer an Musik nur mäßig interessierten Brüder, die zu ihr aufblickten, als sähen sie sie zum ersten Mal, und sie sah es ebenfalls an den Tränen ihrer Eltern und den strahlenden Gesichtern der Schlossbewohner. Vor allem die Teenager jubelten ihr begeistert zu. »Noch eine Zugabe«
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Rezensionen für Der Weg zu deinem Herzen
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Buchvorschau
Der Weg zu deinem Herzen - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 231 –
Der Weg zu deinem Herzen
Julia verzaubert ihre Zuhörer
Viola Maybach
Als der letzte Ton des alten Liebeslieds verklungen war, mit dem Julia von Camphausen ihr Konzert beendete, herrschte sekundenlang tiefe Stille im Ballsaal von Schloss Sternberg, der an diesem Abend zum Konzertsaal geworden war. Der Beifall setzte nur zögernd ein, als wollten die Menschen die Stille bewahren, in der die wunderbare Stimme der jungen Sopranistin nachzuklingen schien. Doch als die Ersten zu klatschen begannen, gab es schon bald kein Halten mehr, einer nach dem anderen sprang auf, bis sich schließlich das gesamte Publikum erhoben hatte, um der schönen blonden Sängerin, die regungslos vorne neben dem Flügel stand, zu huldigen.
Sie verneigte sich leicht, streckte dann einen Arm zu ihrem Begleiter Jan van Hooven am Flügel aus. Gemeinsam verbeugten sie sich, doch das Publikum hatte nicht die Absicht, sie ohne Zugabe gehen zu lassen, und so setzte sich der Pianist schließlich wieder an den Flügel und begann leise zu spielen. Die Menschen setzten sich wieder, und erneut wurde es still, als Julia das ›Ave Maria‹ sang. Nicht wenige im Publikum hatten Tränen in den Augen, während sie dem beinahe überirdisch schönen Gesang lauschten.
Julia selbst bekam davon nichts mit. Sie wusste nur eins: dass sie glücklich war. Es war ein verrücktes Gefühl angesichts der Ereignisse der jüngsten Vergangenheit: Ihre Familie hatte gerade ihr gesamtes Vermögen verloren, ihr Elternhaus war verkauft worden, von ihrem bisherigen so behüteten und unbeschwerten Leben war praktisch nichts übrig geblieben. Und doch war sie glücklich, weil sie dieses Konzert hatte geben dürfen, das ihre Sternberger Freunde ihr gewissermaßen geschenkt hatten, um ihr zu helfen.
Sie war noch sehr jung, niemand außer ein paar Eingeweihten kannte sie und obwohl sie mit dieser herrlichen Stimme gesegnet war, musste sie noch viel lernen. Sie brauchte Lehrerinnen und Lehrer, die ihr halfen, sich weiterzuentwickeln, und zwar so behutsam, dass es ihrer Stimme nicht schadete. Aber für diese Ausbildung fehlte nun eben das Geld, das bisher immer da gewesen war. Und deshalb dieses Konzert, damit Julia die Chance erhielt, sich einen Namen zu machen und so ihre Ausbildung von jetzt an selbst zu finanzieren.
Es berührte sie tief, dass die Menschen, für die sie zwei Stunden lang gesungen hatte, von ihren Sitzen aufgesprungen waren und ihr förmlich zujubelten. Sie wusste selbst, dass sie an diesem Abend so gut gesungen hatte wie nie zuvor. Das sah sie nicht nur am Gesicht ihrer Lehrerin Marion Varnthal, die vorn in der ersten Reihe saß, mit ganz verklärtem Gesicht, sondern auch an den überraschten Mienen ihrer an Musik nur mäßig interessierten Brüder, die zu ihr aufblickten, als sähen sie sie zum ersten Mal, und sie sah es ebenfalls an den Tränen ihrer Eltern und den strahlenden Gesichtern der Schlossbewohner. Vor allem die Teenager jubelten ihr begeistert zu.
»Noch eine Zugabe«, raunte Jan ihr zu, »die lassen uns sonst nicht gehen.«
Und so sang Julia als heiteren Abschluss des Abends noch ein französisches Kinderlied. Danach eilte erneut Baron Friedrich von Kant nach vorne, um den Abend mit ein paar herzlichen Worten des Dankes an Julia und Jan zu beenden.
Das Publikum hatte es danach jedoch nicht eilig, den Saal und damit auch das Schloss wieder zu verlassen. Es gab nur äußerst selten die Gelegenheit für Außenstehende, Schloss Sternberg von innen zu sehen, sodass viele gewillt waren, diese Gelegenheit zu nutzen und sich nicht gleich wieder vertreiben zu lassen.
Aber Baronin Sofia und Baron Friedrich hatten das vorhergesehen und deshalb einen Sicherheitsdienst beauftragt, der allzu Neugierige daran hinderte, von der großzügigen Eingangshalle in den Privatbereich der Schlossbewohner vorzudringen. Diese Vorsichtsmaßnahme erwies sich als klug und mehr als berechtigt, denn die kräftigen Männer und Frauen des Sicherheitsdienstes hatten alle Hände voll zu tun, um die Besucher Richtung Hauptportal und damit zum Ausgang zu lenken. Letzten Endes dauerte es fast zwei Stunden, bis auch die letzten Besucher das Schlossgelände wieder verlassen hatten.
Julia bekam von diesen Schwierigkeiten nichts mit. Sie ließ sich von ihren Eltern und Brüdern beglückwünschen und natürlich von Marion Varnthal, die freilich kein Wort herausbrachte, sondern sie nur stumm und mit feuchten Augen an sich drückte. Auch die Sternberger sparten nicht mit begeistertem Lob, ebenso wie viele andere Leute, die Julia nicht kannte, die aber offenbar Freunde ihrer Freunde waren.
Und dann stand ein Mann vor ihr, den sie ebenfalls nicht kannte, dessen sympathisches Gesicht mit der ein wenig schiefen Nase und den schönen dunklen, unergründlichen Augen jedoch sofort ihre Aufmerksamkeit erregte. Sein Blick war forschend, als wollte er versuchen, in ihr Innerstes zu sehen. Normalerweise weinten Männer ja nicht in der Öffentlichkeit, dennoch fand sie, dass er so aussah, als hätte er zuvor Tränen in den Augen gehabt. Er machte keinerlei Anstalten, ihr zu sagen, was ihr viele der anderen ihr unbekannten Menschen gesagt hatten, nämlich wie wunderbar sie gesungen habe. Er machte überhaupt keine Anstalten, etwas zu sagen, sondern sah sie nur an, bis endlich Friedrich von Kant das Wort ergriff.
»Julia, darf ich dir Ulrich von Reiffenstein vorstellen? Er ist zurzeit unser Gast. Herr von Reiffenstein, wer diese junge Dame ist, muss ich Ihnen ja jetzt nicht mehr erklären.«
Jetzt erst nahm Julia die dichten dunklen Haare des Mannes wahr, seinen ziemlich großen Mund und das vorspringende Kinn, das ihm ein etwas energisches Aussehen verlieh. Die kleinen Fältchen um seine Augen wiesen darauf hin, dass er offenbar gern lachte. Er musste etliche Jahre älter sein als sie, acht, vielleicht sogar zehn. Sein Händedruck war angenehm fest, aber gesagt hatte er immer noch nichts.
Als er sie jetzt anlächelte, verwandelte sich sein Gesicht so sehr, dass es sie verwirrte. Auf einmal sah er verschmitzt und viel jünger aus, so, als hätte er gerade jemandem einen gelungenen Streich gespielt. Alles Unergründliche war auf einen Schlag verschwunden, und endlich richtete er das Wort an Julia: »Es ist schön, Sie kennenzulernen, Frau von Camphausen«, sagte er.
Seine Stimme war dunkel und klang ein wenig heiser. Sie ertappte sich bei der Frage, ob er gelegentlich sang und wie sich seine Singstimme wohl anhörte. Jedenfalls war er der Einzige an diesem Abend, der keine Silbe über ihr Konzert verlor, und für einen kurzen Augenblick ärgerte sie sich darüber. Doch schon in der nächsten Sekunde schalt sie sich selbst eine alberne Gans. War sie so schnell süchtig nach Beifall geworden, dass sie jetzt von jedem Menschen, mit dem sie sprach, hören wollte, wie gut sie an diesem Abend gesungen hatte? Aber ein kleiner Stachel blieb, denn gerade aus dem Mund dieses Mannes hätte sie sehr gern gehört, wie gut ihm das Konzert gefallen hatte.
Sofia kam näher, die Teenager im Schlepptau. »Ich schlage vor, wir lassen den Abend bei uns auf der Terrasse ausklingen«, sagte sie. »Deine Familie bleibt auch