Erst das Unglück - dann die Liebe!: Der kleine Fürst 247 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Fabian fuhr aus dem Schlaf auf und lauschte. Da war es wieder! Dieses Knacken und Rascheln, ganz dicht am Haus. Er meinte sogar, jemanden atmen zu hören, was aber nur Einbildung sein konnte, denn die Fenster waren geschlossen. Und außerdem hatte Carl gesagt, dieses Haus sei ein absolut sicherer Ort. Trotzdem lag er stocksteif da, wagte nicht, sich zu rühren, während er den fremden Geräuschen lauschte und versuchte, sie einzuordnen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass die Geräusche nicht von außen kamen: Im Kamin knackten die verkohlten, noch glimmenden Scheite, eine alte Standuhr tickte, und in den Heizkörpern gluckerte das Wasser. Erst nach und nach entspannte er sich wieder und wagte es schließlich sogar, sich aufzurichten, einen Arm auszustrecken und eine Stehlampe neben dem Sofa einzuschalten. Sofort wich alles Bedrohliche aus dem Raum, er sah freundlich und gemütlich aus. Erstaunt stellte er überdies fest, dass es noch gar nicht spät war. Wieso war er dann eingeschlafen? Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lauschte seinem immer noch wild klopfenden Herzen, das sich jedoch auch allmählich beruhigte. Carl hatte Recht gehabt: Dies war ein sicherer Ort, hier konnte ihm nichts geschehen. Und sollte sich doch, wider Erwarten, ein Einbrecher nähern, so blieb ihm immer noch das Telefon hier im Haus. Sein eigenes hatte Carl ja mitgenommen, damit ihn die Polizei nicht orten konnte. Die Polizei! Natürlich suchten sie längst nach ihm, aber keine Spur führte hierher, sie würden ihn nicht finden. Bettina würde durchdrehen – und sie stand als schlechte Aufsichtsperson da, weil er verschwunden war. Sein Vater würde ihr kündigen, dann waren sie sie los, wie all die anderen vor ihr.
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Buchvorschau
Erst das Unglück - dann die Liebe! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 247 –
Erst das Unglück - dann die Liebe!
… denn Maximilian war sehenden Auges mit Blindheit geschlagen
Viola Maybach
Fabian fuhr aus dem Schlaf auf und lauschte. Da war es wieder! Dieses Knacken und Rascheln, ganz dicht am Haus. Er meinte sogar, jemanden atmen zu hören, was aber nur Einbildung sein konnte, denn die Fenster waren geschlossen. Und außerdem hatte Carl gesagt, dieses Haus sei ein absolut sicherer Ort.
Trotzdem lag er stocksteif da, wagte nicht, sich zu rühren, während er den fremden Geräuschen lauschte und versuchte, sie einzuordnen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass die Geräusche nicht von außen kamen: Im Kamin knackten die verkohlten, noch glimmenden Scheite, eine alte Standuhr tickte, und in den Heizkörpern gluckerte das Wasser. Erst nach und nach entspannte er sich wieder und wagte es schließlich sogar, sich aufzurichten, einen Arm auszustrecken und eine Stehlampe neben dem Sofa einzuschalten.
Sofort wich alles Bedrohliche aus dem Raum, er sah freundlich und gemütlich aus. Erstaunt stellte er überdies fest, dass es noch gar nicht spät war. Wieso war er dann eingeschlafen?
Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lauschte seinem immer noch wild klopfenden Herzen, das sich jedoch auch allmählich beruhigte.
Carl hatte Recht gehabt: Dies war ein sicherer Ort, hier konnte ihm nichts geschehen. Und sollte sich doch, wider Erwarten, ein Einbrecher nähern, so blieb ihm immer noch das Telefon hier im Haus. Sein eigenes hatte Carl ja mitgenommen, damit ihn die Polizei nicht orten konnte.
Die Polizei! Natürlich suchten sie längst nach ihm, aber keine Spur führte hierher, sie würden ihn nicht finden. Bettina würde durchdrehen – und sie stand als schlechte Aufsichtsperson da, weil er verschwunden war. Sein Vater würde ihr kündigen, dann waren sie sie los, wie all die anderen vor ihr.
Er hätte zufrieden sein müssen, war es aber nicht. Statt Freude über die gelungene Durchführung von Carls Plan fühlte er sich unbehaglich, er hatte sogar Angst. Sein Vater würde sich schreckliche Sorgen um ihn machen. Er würde vielleicht denken, dass er nach seiner Frau auch noch seinen ältesten Sohn verloren hatte. Bei diesem Gedanken traten ihm unwillkürlich Tränen in die Augen, aber nun war es zu spät, um noch etwas zu ändern. Und Theo und Flora … Die beiden waren ja noch so klein. Auch sie würden Angst haben, dass ihm etwas passiert war.
Er hatte das vorher nicht bedacht. Er hatte nur daran gedacht, dass sein Verschwinden auf Bettina zurückfallen und seinen Vater gewiss dazu bewegen würde, ihr zu kündigen. Mehr hatte er ja gar nicht gewollt. Carls Plan war ihm genial erschienen, auch genial einfach. Nur eine gefälschte Entschuldigung, morgens so tun, als mache man sich auf den Weg zur Schule und ein bisschen Schuleschwänzen – das war alles gewesen.
Wo sie wohl nach ihm suchen würden? Auf dem Friedhof vielleicht, da war er oft, aber das wusste eigentlich niemand. Wenn es ihm ganz schlecht ging, besuchte er seine Mama dort und erzählte ihr, wie unglücklich er war. Manchmal kam es dann vor, dass er ihre Stimme hören konnte, wie sie ihn besänftigte und tröstete, wie sie ihm sagte, dass sie trotz allem noch bei ihm war. Dann ging es ihm besser. Aber noch nie hatte er jemandem von diesen Besuchen erzählt, und er würde es auch in Zukunft nicht tun. Das war allein seine Sache, das ging niemanden etwas an.
Er schaltete die Lampe wieder aus, obwohl es noch immer zu früh zum Schlafen war, aber zum Fernsehen hatte er keine Lust mehr, das hatte er schon den ganzen Nachmittag getan. Die Nacht würde er hier verbringen, morgen früh alles aufräumen, die Heizung wieder ausschalten, Fenster und Türen schließen, die Haustür absperren, den Schlüssel einstecken. Und dann würde er sich auf den Heimweg machen und sich irgendwann ›finden‹ lassen. Sein Vater würde überglücklich sein und Bettina sofort kündigen. Ziel erreicht.
Aber als er langsam dem Schlaf entgegentrieb, war sein Kopf von Bildern erfüllt, die nicht zu seinem Plan passten: Bilder von diesem zurückliegenden Wochenende, das so schön und harmonisch gewesen war, an dem sie so viel Spaß gehabt und gelacht hatten wie schon lange nicht mehr. Bilder von Bettina mit Theo auf dem Eis, wie der Kleine übers ganze Gesicht strahlte; Bilder von Flora, die sich nach anfänglicher Unsicherheit plötzlich elegant auf Schlittschuhen zu bewegen wusste; Bilder vom Abendessen, bei dem sie sich mit Rätseln unterhalten und auch wieder viel gelacht hatten; und nicht zuletzt Bilder von Bettinas liebevollem Blick, wenn sie Theo oder Flora ansah.
Oh ja, er zweifelte nicht daran, dass sie die beiden gern hatte. Aber das gab ihr noch lange nicht das Recht, seinen Vater zu heiraten und sich einzubilden, sie könnte sich in seiner Familie einnisten!
Mit diesem Gedanken schlief er ein, doch im Traum sah er wieder die anderen Bilder, die schönen, unbeschwerten, die ihn an eine lange zurückliegende Zeit erinnerten, da es auch so gewesen war: an die Zeit, als seine Mama noch gelebt hatte.
*
Maximilian, der sonst so ordentlich und umsichtig war, stopfte seine Sachen blindlings in den Koffer, nur um dann festzustellen, dass er auf diese Weise die Hälfte im Schloss würde lassen müssen, weil er sie nicht mehr unterbringen konnte.
Eine sanfte Stimme unterbrach ihn. »Lassen Sie mich das machen, Herr von Seeberg, ich packe Ihren Koffer im Handumdrehen. Sie könnten in der Zwischenzeit vielleicht im Badezimmer nachsehen und Ihre Sachen dort zusammensuchen.«
Maximilian war bei den ersten Worten erschrocken herumgefahren. »Ach, Sie sind das, Herr Hagedorn.«
»Die Tür stand offen, deshalb habe ich mir erlaubt, einzutreten. Gestatten Sie?«
»Ja, natürlich, Sie sehen ja, welches Durcheinander ich angerichtet habe.«
»Angesichts der Nachrichten, die Sie erhalten haben, ist das mehr als verständlich.«
Während Eberhard Hagedorn den Koffer wieder leerte und danach begann, ihn systematisch und ordentlich zu packen, eilte Maximilian ins Bad, wo er freilich ähnlich chaotisch vorging wie zuvor mit seiner Kleidung. Er stopfte alles, was ihm gehörte, in den Kulturbeutel, der sich danach ebenso wenig schließen ließ wie zuvor der Koffer.
»Nicht einmal das schaffe ich, Herr Hagedorn«, sagte er kleinlaut, als er ins Schlafzimmer seiner Gästesuite zurückkehrte.
»Das haben wir gleich«, erwiderte der alte Butler ruhig, während er ein paar Schuhe sorgfältig in Schuhbeuteln verstaute und an ihren vorher berechneten Platz im Koffer legte. »Hier bin ich fertig. Geben Sie mir den Kulturbeutel. Ist das alles?«
»Moment, ich sehe mal nach.«
Erneut verschwand Maximilian im Bad und kam mit seinem Rasierapparat zurück. »Den hätte ich jetzt glatt vergessen.«
Zwei Minuten später schloss Eberhard Hagedorn den tadellos gepackten Koffer, nachdem er noch einen letzten Rundgang durch die Suite gemacht und dabei eine Brille, ein Buch und einen teuren Füller entdeckt hatte. »Das hier soll sicher auch noch mit.«
Maximilian nickte und steckte Füller und Brille ein, während Eberhard Hagedorn den Koffer noch einmal öffnete, um auch das Buch noch darin zu verstauen.
»Ich