Villa der Liebe: Der kleine Fürst 178 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ich kann Ihnen nicht raten, mich mit der Renovierung der Villa zu beauftragen, bevor die Besitzverhältnisse nicht restlos geklärt sind«, sagte Konstantin von Uhrlau zu Baron Friedrich von Kant.
Die beiden Männer waren zum Ufer jenes Sees gegangen, an dem die Villa stand, die der Baron unbedingt kaufen und sanieren wollte. Sie blickten über den leicht verwilderten Garten auf das Gebäude, das im strahlenden Sonnenlicht eher malerisch als heruntergekommen aussah. Der Baron seufzte, denn der junge Architekt hatte leider recht.
Friedrich von Kant, der mit seiner Familie im gut zwei Autostunden entfernten Schloss Sternberg lebte, hatte Wochen zuvor beim Aufräumen seines Büros Unterlagen gefunden, die ihn förmlich elektrisiert hatten: In Briefen und Tagebucheintragungen seiner Ururgroßmutter Emilia von Kant war häufig von einer alten Villa am See die Rede, die Emilias Mann Donatus von Kant hatte bauen lassen und in der sich die schnell wachsende Familie sehr wohlfühlte. Vor allem Emilia hing an ihrem Zuhause. Dennoch hatte Donatus die Villa in späteren Jahren offenbar verkauft und seiner Frau damit das Herz gebrochen.
Diese Geschichte hatte den Baron veranlasst, sich eines Tages auf den Weg zu machen, um zunächst einmal herauszufinden, ob die Villa überhaupt noch stand. Er hatte sie auf Anhieb gefunden. Trotz ihres schlechten Zustandes war sie bewohnt gewesen, von einer jungen Frau namens Iris von Althaus, die die Villa kurz zuvor geerbt hatte, aber nicht das Geld besaß, um sie von Grund auf zu sanieren.
Friedrichs Angebot, ihr die Villa abzukaufen, hatte sie nach einigem Zögern akzeptiert, doch kaum waren sie sich einig
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Villa der Liebe - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 178–
Villa der Liebe
Ein uraltes Geheimnis erregt die Gemüter
Viola Maybach
»Ich kann Ihnen nicht raten, mich mit der Renovierung der Villa zu beauftragen, bevor die Besitzverhältnisse nicht restlos geklärt sind«, sagte Konstantin von Uhrlau zu Baron Friedrich von Kant.
Die beiden Männer waren zum Ufer jenes Sees gegangen, an dem die Villa stand, die der Baron unbedingt kaufen und sanieren wollte. Sie blickten über den leicht verwilderten Garten auf das Gebäude, das im strahlenden Sonnenlicht eher malerisch als heruntergekommen aussah. Der Baron seufzte, denn der junge Architekt hatte leider recht.
Friedrich von Kant, der mit seiner Familie im gut zwei Autostunden entfernten Schloss Sternberg lebte, hatte Wochen zuvor beim Aufräumen seines Büros Unterlagen gefunden, die ihn förmlich elektrisiert hatten: In Briefen und Tagebucheintragungen seiner Ururgroßmutter Emilia von Kant war häufig von einer alten Villa am See die Rede, die Emilias Mann Donatus von Kant hatte bauen lassen und in der sich die schnell wachsende Familie sehr wohlfühlte. Vor allem Emilia hing an ihrem Zuhause. Dennoch hatte Donatus die Villa in späteren Jahren offenbar verkauft und seiner Frau damit das Herz gebrochen.
Diese Geschichte hatte den Baron veranlasst, sich eines Tages auf den Weg zu machen, um zunächst einmal herauszufinden, ob die Villa überhaupt noch stand. Er hatte sie auf Anhieb gefunden. Trotz ihres schlechten Zustandes war sie bewohnt gewesen, von einer jungen Frau namens Iris von Althaus, die die Villa kurz zuvor geerbt hatte, aber nicht das Geld besaß, um sie von Grund auf zu sanieren.
Friedrichs Angebot, ihr die Villa abzukaufen, hatte sie nach einigem Zögern akzeptiert, doch kaum waren sie sich einig gewesen, als eine weitere junge Frau aufgetaucht war, die ebenfalls Besitzansprüche anmeldete: Caroline von Laasen hatte einen Grundbucheintrag und eine Schenkungsurkunde vorlegen können. Das war der nächste Schock gewesen: Die Villa war also von Donatus nicht verkauft, sondern verschenkt worden.
Einen Grundbucheintrag gab es auch auf Iris von Althaus’ Namen, und seitdem versuchten die zuständigen Behörden, das Durcheinander zu klären. Zwar war auch Caroline von Laasen bereit, die Villa an den Baron zu verkaufen, aber wie Konstantin von Uhrlau ganz richtig festgestellt hatte: Solange die Besitzverhältnisse unklar waren, konnte der Baron die Villa nicht kaufen und also auch keinen Auftrag zu ihrer Sanierung erteilen.
»Es ist wie verhext«, sagte er, als sie langsam durch den Garten zurück zur Villa gingen. »Jetzt steht sie leer, wir könnten loslegen und vor dem Winter die dringendsten Arbeiten noch schaffen, aber nun sind uns die Hände gebunden.«
Iris von Althaus war in der vergangenen Woche ausgezogen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Freilich wohnte sie jetzt nur ein paar Häuser weiter, bei Axel von Bleckroth, in den sie sich verliebt hatte. Sie war froh, das hatte sie mehr als einmal gesagt, sich endlich nicht mehr jeden Tag mit kleineren oder auch größeren Reparaturen beschäftigen zu müssen, denn in der Villa war ständig etwas kaputtgegangen. Aber es war ihr schon auch schwergefallen, das Haus zu verlassen, in dem ihr Vater aufgewachsen war.
Achim von Althaus selbst jedoch hatte nicht eine Sekunde lang erwogen, nach dem Tod seiner Mutter in die alte Villa zu ziehen. Er hatte auch seine Tochter gewarnt, wusste er doch besser als jeder andere, in welchem Zustand sie sich befand, aber Iris hatte nicht auf ihn hören wollen, und so hatte ihr Vater zu ihren Gunsten auf sein Erbteil verzichtet und die Villa Iris überschrieben. Die Familie Althaus war nicht vermögend, sie hätten das Geld für eine Sanierung niemals aufbringen können, ein Verkauf war also die vernünftigste Lösung. Nur: Wenn Iris die Villa gar nicht gehörte, konnte sie sie auch nicht verkaufen.
Seit Caroline von Laasen aufgetaucht war und Ansprüche angemeldet hatte, suchte Iris’ Vater verzweifelt nach der Kaufurkunde, von der er ganz sicher war, sie schon in Händen gehalten zu haben. Leider war er, wie Iris es einmal ausgedrückt hatte, einer der unordentlichsten Menschen, die die Welt je gesehen hatte, und da er grundsätzlich alles aufbewahrte, war er ständig auf der Suche nach wichtigen Unterlagen, mit unterschiedlichem Erfolg.
»Haben Sie eigentlich noch etwas über diese rätselhafte Schenkung herausgefunden?«, fragte Konstantin von Uhrlau. Er hätte den Auftrag zur Sanierung der Villa gern übernommen, es reizte ihn, aus ihr wieder das Schmuckstück zu machen, das sie zweifellos einmal gewesen war. Baron von Kant war ein vermögender Mann, er konnte sich die Sanierung leisten, und Konstantin zweifelte nicht daran, dass sie sich lohnen würde.
»Nichts«, antwortete der Baron. »Wobei ich gestehen muss, dass ich in den letzten Wochen auch nicht besonders intensiv nachgeforscht habe. Aber das werde ich noch tun, wenn sich die Sachlage hier geklärt hat. Im Augenblick habe ich den Kopf dafür nicht frei. Aber eins kann ich Ihnen jetzt schon sagen: Gleichgültig, was wir über die Geschichte der Villa noch herausfinden werden, mir wird das Verhalten meines Ururgroßvaters immer unverständlich bleiben. Die Familie war glücklich hier, für meine Ururgroßmutter war die Villa ihre Burg, ihr Zufluchtsort, ihre Heimat. Und er verschenkt sie, einfach so.«
»Vielleicht ist diese Schenkungsurkunde nicht echt.«
»Doch, ist sie. Mehrere Fachleute haben sie, unabhängig voneinander, untersucht. Sie ist echt, und es ist ja daraufhin auch gleich die Eintragung ins Grundbuch vorgenommen worden.«
»Eine seltsame Geschichte ist das«, sagte Konstantin. »Sie geht mir nicht aus dem Kopf.«
Der Baron lächelte, es wirkte ein wenig gequält. »Mir auch nicht, glauben Sie mir. Zu Hause reden wir ständig davon, besonders die Kinder natürlich. Sie brennen darauf, das Geheimnis zu lüften, aber zurzeit sind sie alle drei in der Schule so angespannt, dass auch ihnen nicht viel Zeit für Nachforschungen bleibt.«
»Vielleicht bringen die Behörden Licht ins Dunkel.«
»Eigentlich sind sie, glaube ich, mittlerweile geneigt, Iris von Althaus Recht zu geben, weil ihr Grundbucheintrag später datiert ist als der von Caroline von Laasen, aber solange Iris den Kaufvertrag nicht beibringen kann, ist die Sache jedenfalls nicht eindeutig. Wir müssen uns also in Geduld fassen, obwohl uns die Zeit davonläuft.«
Sie standen mittlerweile auf der Terrasse der Villa und drehten sich noch einmal zum See um. An diesem Tag ging ein schwacher, warmer Wind, der das blaue Wasser in leichte Bewegung versetzte. Flache Wellen rollten sanft auf die verschiedenen kleinen Sandbuchten zu, die Bäume, die den See auf drei Seiten umschlossen, wiegten sich im Wind.
»Es ist ein zauberhafter Ort«, sagte Konstantin, »und nach wie vor verstehe ich nicht, dass die Gegend hier so verlassen ist.«
»Die Leute sind nach der Wende weggegangen, weil es hier keine Arbeitsplätze mehr gab«, antwortete der Baron. »Ich habe mittlerweile ziemlich viel über diesen Landstrich gelesen. Was nützt die ganze Schönheit der Umgebung, wenn man für jede Besorgung ins Auto steigen und in die nächste Stadt fahren muss? Das Dorf, zu dem das Haus gehört, ist ein Geisterort, da stehen die meisten Häuser