Ein Albtraum für Barbara: Der kleine Fürst 157 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ich muss sofort abreisen«, sagte Andreas von Haardt am Morgen dieses regnerisch-kühlen Mittwochs zu Baron Friedrich von Kant. »Man braucht mich jetzt doch noch einmal in Kaiserslautern, die Situation scheint unübersichtlich zu werden. Es tut mir sehr leid, ich wäre wirklich gern noch länger geblieben. Ich kann Ihnen für Ihre Liebenswürdigkeit nicht genug danken.«
Der Baron wehrte ab. »Es war uns eine Freude, Sie auf Sternberg zu Gast zu haben, zumal Sie entscheidend dazu beigetragen haben, den Ort ausfindig zu machen, an dem unser Butler festgehalten wird.«
»Und ich möchte sehr gern auch noch dazu beitragen, seine Entführer hinter Schloss und Riegel zu bringen.«
Andreas von Haardt arbeitete als verdeckter Ermittler. Wenige Monate zuvor war Eberhard Hagedorn, der seit vielen Jahren im Sternberger Schloss als Butler arbeitete und von diesem Ort nicht wegzudenken war, entführt worden. In der Öffentlichkeit hieß es lediglich, der Butler werde vermisst, denn die Entführer hatten gedroht, ihm etwas anzutun, sollte die Polizei eingeschaltet werden. Nach einem Aufruf in mehreren Zeitungen waren zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, etliche von ihnen hatten der Polizei auch tatsächlich weitergeholfen. Lösegeld war bereits gezahlt worden, doch die Entführer hatten Eberhard Hagedorn danach nicht freigelassen, sondern noch eine zweite Zahlung gefordert. Diese sollte am nächsten Tag geleistet werden, doch bis dahin wollte die Polizei nicht warten. Eberhard Hagedorn sollte vorher befreit werden.
Der Ort, an dem die Entführer den Butler gefangen hielten, stand bereits seit einiger Zeit unter Beobachtung: Es war ein heruntergekommenes mehrstöckiges Mietshaus am Rande von Kaiserslautern, in einem Viertel, in dem
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Buchvorschau
Ein Albtraum für Barbara - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 157–
Ein Albtraum für Barbara
Aber die schöne Frau zeigt Mut!
Viola Maybach
»Ich muss sofort abreisen«, sagte Andreas von Haardt am Morgen dieses regnerisch-kühlen Mittwochs zu Baron Friedrich von Kant. »Man braucht mich jetzt doch noch einmal in Kaiserslautern, die Situation scheint unübersichtlich zu werden. Es tut mir sehr leid, ich wäre wirklich gern noch länger geblieben. Ich kann Ihnen für Ihre Liebenswürdigkeit nicht genug danken.«
Der Baron wehrte ab. »Es war uns eine Freude, Sie auf Sternberg zu Gast zu haben, zumal Sie entscheidend dazu beigetragen haben, den Ort ausfindig zu machen, an dem unser Butler festgehalten wird.«
»Und ich möchte sehr gern auch noch dazu beitragen, seine Entführer hinter Schloss und Riegel zu bringen.«
Andreas von Haardt arbeitete als verdeckter Ermittler. Wenige Monate zuvor war Eberhard Hagedorn, der seit vielen Jahren im Sternberger Schloss als Butler arbeitete und von diesem Ort nicht wegzudenken war, entführt worden. In der Öffentlichkeit hieß es lediglich, der Butler werde vermisst, denn die Entführer hatten gedroht, ihm etwas anzutun, sollte die Polizei eingeschaltet werden. Nach einem Aufruf in mehreren Zeitungen waren zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, etliche von ihnen hatten der Polizei auch tatsächlich weitergeholfen. Lösegeld war bereits gezahlt worden, doch die Entführer hatten Eberhard Hagedorn danach nicht freigelassen, sondern noch eine zweite Zahlung gefordert. Diese sollte am nächsten Tag geleistet werden, doch bis dahin wollte die Polizei nicht warten. Eberhard Hagedorn sollte vorher befreit werden.
Der Ort, an dem die Entführer den Butler gefangen hielten, stand bereits seit einiger Zeit unter Beobachtung: Es war ein heruntergekommenes mehrstöckiges Mietshaus am Rande von Kaiserslautern, in einem Viertel, in dem es noch mehr solcher Häuser gab. Armut, Arbeitslosigkeit und Gewalt waren hier alltäglich. Andreas von Haardt gehörte zu den Ermittlern, die die Wohnung tagelang observiert und dabei nicht nur wertvolle Beobachtungen, sondern auch Fotos gemacht hatten. An diesem Mittwoch nun war es so weit: Die Polizei wollte die Wohnung stürmen.
Eberhard Hagedorn hatte sich mehrmals am Fenster seines Gefängnisses gezeigt, mit Zetteln, auf die er Nachrichten gekritzelt hatte. Offenbar hoffte er, von irgendjemandem gesehen zu werden. Seine letzte Nachricht besagte, dass die Wohnung am Mittwochabend mit Sprengstofffallen gegen unerwünschte Eindringlinge gesichert werden sollte.
Die Polizei ging davon aus, dass die Entführer die Wohnung verlassen würden, um das Lösegeld abzuholen. Den Butler würden sie nicht freilassen, sondern Baron von Kant mitteilen, wo er sich befand und zugleich drohen, die Wohnung in die Luft zu sprengen, sollten sie verfolgt werden. Auf diese Weise hätten sie Zeit genug, mit dem Geld zu verschwinden.
Ein guter Plan, hätte die Polizei ihren Unterschlupf nicht längst entdeckt.
Abgesehen von der Geschichte mit dem Sprengstoff gab es noch eine weitere Unwägbarkeit: Der Kopf der Entführer war ein skrupelloser Verbrecher namens Sven Helmgart, das hatte die Polizei in der Zwischenzeit ermittelt. Sven Helmgart war den Sternbergern kein Unbekannter, hatte er doch bereits einmal versucht, sie auf die übelste Art und Weise zu erpressen. Wenn er auch an diesem Verbrechen beteiligt war, musste man damit rechnen, dass er kein Mittel scheuen würde, um sein Ziel zu erreichen – und das bedeutete: Wachsamkeit und höchste Vorsicht waren geboten. Bei diesem Entführungsfall hatte es auf Seiten der Polizei schon einige kleinere und auch größere Pannen gegeben, eine weitere konnte sie sich nicht erlauben.
Andreas von Haardt hatte sich auf Sternberg mit seiner großen Liebe Leona von Weidenfels ausgesprochen, nachdem ein Missverständnis sie auseinandergebracht hatte: Leona hatte ihn mit seiner Kollegin Marita Vonderbank in jenem Haus verschwinden sehen, in dem sie sich mit ihren Kameras und Ferngläsern eingerichtet hatten, um die Entführerwohnung zu beobachten – und sie hatte falsche Schlüsse daraus gezogen. Mittlerweile war sie in alles eingeweiht, sie kannte auch die Rolle, die Andreas in diesem Entführungsfall spielte. Leona hatte sich entschlossen, Sternberg gemeinsam mit ihm zu verlassen. Sie war ursprünglich hierhergekommen, um sich bei Friedrichs Frau, Baronin Sofia, auszuweinen über den vermeintlich untreuen Andreas. Stattdessen hatten die Sternberger, trotz ihrer Sorgen um Eberhard Hagedorn, wieder einmal ein Liebespaar zusammenführen können.
Andreas und Friedrich verließen das Büro des Barons, in dem ihre kurze Unterredung stattgefunden hatte. In der Eingangshalle des Schlosses kam ihnen Leona mit der Baronin entgegen. »Schade, dass ihr schon fahrt«, sagte Sofia. Sobald der Besuch abgereist war, würden sie keinerlei Ablenkung mehr von der bedrückenden Angst um Eberhard Hagedorn haben.
Leona umarmte erst sie, dann Friedrich. »Wir kommen ja wieder«, sagte sie. »Und nochmals danke für alles, was ihr für uns getan habt.«
Auch die Verabschiedung von Andreas, den Sofia und Friedrich vorher nicht gekannt hatten, fiel herzlich aus. »Tun Sie alles, um Herrn Hagedorn zu retten, Sie und Ihre Kollegen«, war der letzte Satz, den Baron Friedrich dem jungen Ermittler noch leise mit auf den Weg gab.
»Sie können sich auf uns verlassen, Herr von Kant.«
Jannik Weber, der junge Auszubildende, der Eberhard Hagedorn während dessen Abwesenheit mit großem Einsatz vertrat, schloss das Hauptportal, nachdem Sofia und Friedrich ins Schloss zurückgekehrt waren. »Haben Sie noch Wünsche, Frau Baronin, Herr Baron?«, fragte er. »Ich könnte Ihnen noch einen Tee bringen.«
Der Baron wollte schon ablehnen, überlegte es sich jedoch anders. »Das ist eine gute Idee, Jannik«, sagte er freundlich. »Setzen wir uns noch einen Moment in die Bibliothek, Sofia?«
»Ja, gern.«
Sie machten sich also auf den Weg dorthin und hatten es sich gerade in den breiten alten Ledersesseln vor dem Kamin gemütlich gemacht, als Jannik auch schon mit dem Tee erschien. »Frau Falkner hat Ihnen noch ein bisschen Gebäck dazugelegt, sie hat es gerade frisch hergestellt«, sagte er.
»Mhm, das duftet wunderbar, danke, Jannik. Auch vielen Dank an Frau Falkner.«
»Ich richte es ihr aus.« Mit diesen Worten verschwand der junge Mann wieder.
»Dieses wird ein schlimmer Tag, Fritz«, sagte die Baronin leise, nachdem sie den ersten Schluck Tee getrunken hatte. »Wenn bei der Erstürmung der Wohnung in Kaiserslautern etwas schiefgeht, wenn es nicht gelingt, Herrn Hagedorn zu befreien …«
Der Baron griff nach der Hand seiner Frau und drückte sie liebevoll. »Nicht!«, bat er. »Wir wollen solche Gedanken nicht zulassen, Sofia, sie helfen niemandem, im Gegenteil.«
»Ja, du hast Recht.«
Sie schwiegen eine Zeit lang, bis die Baronin erneut das Wort ergriff. »Es war ein furchtbares Jahr, Fritz«, sagte sie bedrückt. »Ein Jahr, das wir alle sicherlich niemals vergessen werden. Ich versuche trotzdem, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen, aber ich muss gestehen, dass es mir schwerfällt.«
»Es fällt uns allen schwer«, erwiderte er.
Ohne dass sie es aussprechen mussten, ließen sie beide das vergangene Jahr noch einmal an sich vorüberziehen. Begonnen hatten die Schrecken mit einem Hubschrauberabsturz: Er hatte das Fürstenpaar von Sternberg das Leben gekostet, Fürstin Elisabeth und Fürst Leopold von Sternberg. Elisabeth war Sofias Schwester gewesen, zugleich ihre engste Vertraute und Freundin. Noch heute