Wenn es Sterne regnet: Der kleine Fürst 301 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Dein Entschluss steht fest?«, fragte Baronin Sofia von Kant ihren Sohn Konrad, als sich die Familie an diesem Abend im Schloss zum Essen in den blauen Salon begab. »Keine große Feier zu deinem achtzehnten Geburtstag? Immerhin wirst du volljährig, Konny.« »Keine große Feier«, bestätigte Konrad. »Ein schönes Essen mit euch, mit den Hohenbrunns, mit Charly und Tito, das fände ich toll. Auf ein großes Fest habe ich keine Lust.« Nach kurzer Pause setzte er hinzu: »Ich bin nicht in der Stimmung, mir ist eher nach Ruhe und guten Gesprächen zumute. Außerdem habe ich am Montag Geburtstag, da bietet sich eine Party sowieso nicht an, und nachfeiern will ich auf keinen Fall.« »Gut, dann geben wir diese Information so an die Küche weiter. Herr Hagedorn?« Eberhard Hagedorn, der in den vielen Jahren, die er nun schon im Sternberger Schloss tätig war, allmählich den Status einer Legende erreicht hatte, trat vor. »Ich spreche sofort mit Frau Falkner, Frau Baronin«, sagte er. »Sie wird ein Essen auf den Tisch bringen, das Sie nie vergessen werden, Baron Konrad.« Konrad grinste vergnügt. »Das macht sie doch eigentlich immer, Herr Hagedorn, oder? Ich freue mich jetzt schon darauf.« Marie-Luise Falkner, die junge Schlossköchin, war hochbegabt und sehr begehrt.
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Buchvorschau
Wenn es Sterne regnet - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 301 –
Wenn es Sterne regnet
Der Geburtstag fällt aus!
Viola Maybach
»Dein Entschluss steht fest?«, fragte Baronin Sofia von Kant ihren Sohn Konrad, als sich die Familie an diesem Abend im Schloss zum Essen in den blauen Salon begab. »Keine große Feier zu deinem achtzehnten Geburtstag? Immerhin wirst du volljährig, Konny.«
»Keine große Feier«, bestätigte Konrad. »Ein schönes Essen mit euch, mit den Hohenbrunns, mit Charly und Tito, das fände ich toll. Auf ein großes Fest habe ich keine Lust.« Nach kurzer Pause setzte er hinzu: »Ich bin nicht in der Stimmung, mir ist eher nach Ruhe und guten Gesprächen zumute. Außerdem habe ich am Montag Geburtstag, da bietet sich eine Party sowieso nicht an, und nachfeiern will ich auf keinen Fall.«
»Gut, dann geben wir diese Information so an die Küche weiter. Herr Hagedorn?«
Eberhard Hagedorn, der in den vielen Jahren, die er nun schon im Sternberger Schloss tätig war, allmählich den Status einer Legende erreicht hatte, trat vor. »Ich spreche sofort mit Frau Falkner, Frau Baronin«, sagte er. »Sie wird ein Essen auf den Tisch bringen, das Sie nie vergessen werden, Baron Konrad.«
Konrad grinste vergnügt. »Das macht sie doch eigentlich immer, Herr Hagedorn, oder? Ich freue mich jetzt schon darauf.«
Marie-Luise Falkner, die junge Schlossköchin, war hochbegabt und sehr begehrt. Schon viele hatten versucht, sie abzuwerben, alle hatten sich eine Absage eingehandelt. Bei Eberhard Hagedorn war es im Übrigen ähnlich. Eine Butler-Legende hätten auch andere gern in ihren Diensten gehabt, doch er fühlte sich auf Sternberg zu Hause und konnte sich nicht vorstellen, dieses Zuhause zu verlassen.
Nachdem er den Salon verlassen hatte, wandte sich die Baronin ihrer Tochter Anna zu, die drei Jahre jünger als Konrad war. »Und wie sieht es bei dir aus?«
»Mama, wie oft willst du mich denn noch fragen? Ich habe doch gesagt, dass ich mit meinen Freundinnen nach München fahren will. Die dürfen auch alle, und Papa und du, ihr habt gesagt, ich darf auch. Und weil der Geburtstag auf den Samstag fällt, ist das ja günstig.«
Zu guter Letzt blickte Sofia ihren Neffen Christian von Sternberg an. Es war nämlich so, dass die Geburtstage der drei Teenager dicht aufeinander folgten – deshalb hatten sie im Jahr zuvor die Idee gehabt, gemeinsam ein großes Fest im Schloss zu feiern. Und obwohl Christian bei dieser Gelegenheit Annas Freundin Stephanie von Hohenbrunn kennengelernt und sich in sie verliebt hatte, dachte er mit gemischten Gefühlen an den Abend zurück – und nicht nur er. Ein Drogendealer hatte Stephanie erpresst, so dass er sich mit ihrer Hilfe unter die jugendlichen Gäste hatte mischen können. Viel Aufregung und ein großer Polizeieinsatz waren die Folgen gewesen. Nichts also, was man gern wiederholen würde.
Darüber wurde jetzt nicht gesprochen, aber es war klar, dass alle daran dachten, auch Baron Friedrich, der jetzt zum ersten Mal ins Gespräch eingriff. »Du hast dich bislang noch gar nicht dazu geäußert, wie du dir deinen Geburtstag vorstellst, Chris«, sagte er.
Christian von Sternberg, der mit fünfzehn Jahren seine beiden Eltern, das Fürstenpaar von Sternberg, bei einem Hubschrauberabsturz verloren hatte, blickte einmal langsam in die Runde. Sofia, eine Schwester seiner Mutter, und ihr Mann hatten ihn sofort nach dem Unfall als drittes Kind in ihre Familie aufgenommen. Mit seinen Eltern hatte Christian den Ostflügel des Schlosses bewohnt, nach ihrem Tod war er in den Westflügel zu den Kants übergesiedelt. Die beiden Familien hatten glückliche Jahre im Schloss verlebt, die Kinder waren wie Geschwister aufgewachsen – das erwies sich nach dem tragischen Unglücksfall als Segen. Zwar hatte Christian seine Eltern verloren, aber er hatte noch immer eine Familie, und seine Heimat, das Schloss, blieb ihm erhalten. Nicht zuletzt diese Umstände hatten wohl dazu beigetragen, dass er den schweren Verlust hatte überstehen können, ohne seinen Lebensmut zu verlieren.
»Mir geht es wie Konny«, antwortete Christian jetzt auf die Frage seines Onkels. »Auf ein großes Fest habe ich keine Lust. Nicht nur, weil das letztes Jahr so … na ja, so außer Kontrolle geraten ist. Mir ist einfach nicht danach. Ich werde ja siebzehn, ein Jahr noch, dann bin ich erwachsen, wie Konny. Das beschäftigt mich. Ein Jahr geht schnell vorbei, und dann …« Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich will auch nichts unternehmen, wie Anna. Ein Essen hier wäre schön. Aber sonst … nein, wirklich, sonst nichts.«
Sofia und Friedrich wechselten einen Blick, halb amüsiert, halb besorgt. »Ist das normal?«, fragte Sofia. »Es heißt doch immer, die heutige Jugend sei feiersüchtig.«
»Ach, alles nur Gerede«, erwiderte Konrad. »Freut euch doch, bei einem Essen ist die Gefahr viel geringer, dass so etwas passiert wie letztes Jahr.«
»Rede nicht davon!«, rief Anna schaudernd. »Es war einfach nur schrecklich.«
»Nein, nicht nur«, widersprach Christian. »Immerhin habe ich Steffi an dem Abend kennengelernt.«
»Das war aber auch das einzig Gute«, warf Konrad ein. Er bemerkte Annas Gesicht. »Schon gut, wir reden nicht mehr darüber. Es ist ja nicht so, dass ich mich wahnsinnig gern daran erinnere.«
Der Baron hielt es für angebracht, das Gespräch an diesem Punkt abzukürzen. »Gut, dann sind eure Pläne also klar, Frau Falkner wird an den Geburtstagen der Jungen sensationelle Menüs auf den Tisch bringen, und Anna macht wie geplant den Ausflug nach München. Aber Herr Wiedemann fährt euch und bleibt in der Nähe. Ohne Aufsicht lassen wir euch nicht weg, damit das klar ist.«
»Es ist klar, Papa, du hast es bestimmt schon tausend Mal erwähnt!« Annas hübsches rundes Gesicht mit den blauen Augen verzog sich unwillig. Sie sah aus wie eine jüngere Ausgabe ihrer Mutter – auch deren blonde Locken hatte sie geerbt.
»Entschuldige bitte, Anna.« Baron Friedrich blieb ganz ernst, nur seine Augen funkelten belustigt. »Aber ich denke, so etwas kann man nicht oft genug sagen.«
Er war groß, schlank und sah sehr gut aus mit seinem scharf geschnittenen Profil. In das Braun seiner Haare mischte sich erstes Grau, was ihn gelegentlich mit Wehmut erfüllte. Konrad sah ihm sehr ähnlich, nur waren seine Haare blond, wie die seiner Mutter und seiner Schwester.
Christian fiel, rein äußerlich gesehen, aus dem Rahmen, er ähnelte seiner verstorbenen Mutter, war dunkelhaarig wie sie, hatte ihre dunklen Augen und das gleiche schmale, gut geschnittene Gesicht. Oft, wenn Sofia ihren Neffen betrachtete, gab es ihr einen Stich ins Herz, weil er sie so sehr an ihre tote Schwester erinnerte, an die sie jeden Tag dachte. Noch immer schmerzten diese Erinnerungen sie so, dass sie es nur sehr selten über sich brachte, dem Familienfriedhof auf dem Hügel am Rande des Schlossparks einen Besuch abzustatten, auf dem Elisabeth und ihr Mann Leopold die letzte Ruhe gefunden hatten.
Christian dagegen machte sich jeden Tag einmal auf den Weg dorthin, um mit seinen Eltern stumme Zwiesprache zu halten. Als Zweijähriger hatten ihn die Leute ›der